Tasting Notes: Glenlossie, 10 Jahre, 43%, Fauna-und-Flora-Abfüllung

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Für Abfüllungen von Glenlossie kann ich mich oft begeistern - meist findet man sie nur bei unabhängigen Abfüllern. Als Original-Abfüllung gibt es seit Jahren nur den 10-Jährigen aus der Fauna-und-Flora-Serie von Diageo. Doch ist die Serie überhaupt noch zeitgemäß? Brachiale Gewalt im Glas, die derzeit bei vielen modernen Abfüllungen angesagt ist, sucht man hier vergebens. Glenlossie Ten besticht durch feine Nuancen und eine leise Komplexität, und wirkt damit ein bißchen so, als gehöre er in eine andere Zeit.



Vor ein paar Tagen hatte die wunderbare Gelegenheit, einen 20jährigen Glenlossie probieren zu können, der von Marco Mack (The Refiners) ein beeindruckendes Finish in einem fantastischen Tokaji-Aszu-Fass erhalten hat. 

Dabei ist mir wieder einmal bewußt geworden, dass Glenlossie einer jener Whiskys ist, die einen großartigen Character besitzen, und absolut unter dem Radar der Allgemeinheit bleiben. Verwendung findet Glenlossie (zusammen mit Glenkinchie und Linkwood) vor allem in den Haig Gold Blended Whiskys. 

Mit einer Kapazität von 3,7 Millionen Liter pro Jahr gehört die Brennerei eher zu den kleineren in der Speyside. Charakteristisch für Glenlossie ist der grasig-ölige Charakter, der durch einen Mix von kurzen und langen Fermentationszeiten erreicht wird. 

Zusammen mit Mannochmore Distillery, die 1971 auf dem Gelände von Glenlossie errichtet wurde, gehört Glenlossie zu jenen Whiskys, die ich nicht allzu oft im Glas habe, aber wenn, dann bin ich fast immer begeistert. Und auch die 10jährige Abfüllung aus der Flora-und-Fauna-Serie besticht durch einen fein strukturierten und eigenständigen Charakter.

Hier meine Tasting Notes:

Glenlossie, 10 Jahre, 43%, Fauna-und-Flora-Abfüllung

Nase: Üppige Honigsüße und saftige Fruchtnoten von gelben Birnen, Mandarinen und Pfirsichen aus First-Fill-Fässern wird unterwandert von grasigen, metallisch-benzolischen Noten, die in der Kombination einen seltsamen, anachronistischen Gegensatz darstellen. Sind grasige Whiskys überhaupt noch zeitgemäß?

Gaumen: Kräftiges, breites Mundgefühl, mit viel malziger Kernigkeit, leicht ölig, mineralisch und würzig. 

Nachklang: mittellang, warm, würzig

Fazit: ein überraschend komplexer Whisky mit feinen Nuancen und grasig-öligen Attitüden, der mit seinen 43% und ohne Sherry- oder Finish-Gedönse fast ein bißchen wie aus der Zeit gefallen wirkt. 

(Transparenzhinweis: ich habe das Sample selbst bezahlt).

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