Exklusiv: die neuen Sonderabfüllungen der Bushmills Causeway Collection

Bushmills Whiskey kennt fast jeder. Seit Jahr und Tag stehen die Blended Whiskeys der irischen Brennerei gelangweilt in sämtlichen Supermarkt-Regalen unseres Landes herum und erfreuen uns vor allem durch ihren niedrigen Preis bei guter Qualität. Doch Bushmills hat nach einem Dornröschen-Schlaf in der Vergangenheit deutlich mehr zu bieten und gehört derzeit zu den wohl am meisten unterschätzten Whisky-Brennereien der Welt. In einem Online-Tasting konnte ich zwei exklusive Abfüllungen für den irischen Markt probieren, die mich sehr beeindruckt haben. 


Ein bißchen traurig ist diese Herbst-Winter-Saison ja schon, so ganz ohne Whisky-Messen. Da tut es gut, dass es derzeit vermehrt Anstrengungen von professioneller Seite gibt, online Tastings zu organisieren. 

Sehr schöne online-Tastings via Zoom-Meeting hat in den vergangenen Wochen L Mulligan Whiskeyshop in Dublin angeboten. Ein besonderes Highlight war das Bushmills Tasting, das Shop-Betreiber Michael Fogarty gemeinsam mit Brand-Ambassador und Whisky Educator Seamus Lowry durchgeführt hat. Michael ist ein sehr engagierter Whisky-Fan, und man spürt seine Begeisterung auch in seinen online Tastings.

Ein besonderes Highlight war, dass zwei Sonderabfüllungen aus der Bushmills Causeway Collection mit im Tasting waren, die speziell für den Irischen Markt abgefüllt worden waren. Normalerweise wäre ich wahrscheinlich nicht in den Genuß dieser beiden Raritäten gekommen, und ich habe mich sehr gefreut, dass Mulligans auch nach Deutschland versendet, und mir so dieses besondere Erlebnis ermöglicht hat.

1. Bushmills Black Bush, Blended Irish Whiskey, 40%

Angefangen hat unser Tasting mit dem Black Bush. Black Bush ist einer der besten Blended Whiskys, die es derzeit standardmäßig auf dem Markt gibt, und einer meiner Lieblings-Blended Whiskys. Der Qualitäts-Blend von Bushmills enthält mehr Malt-Whisky als Grain-Whisky. Damit fällt er deutlich aus dem Rahmen, denn bei den meisten Blended Whiskys ist das Mischungsverhältnis genau umgekehrt. 

Ein Grund für diese Umkehr der traditionellen Verhältnisse ist wahrscheinlich die besondere historisch bedingte Lage der Brennereien auf der Irischen Insel. Bushmills Distillery produziert nur Malt Whisky, der Grain Whisky wird traditionell dazu gekauft. Früher bezog man den Grain Spirit von der nahe gelegenen Coleraine Distillery, die ab 1954 Grain Whisky auf einer Coffey Still produzierte. Ab 1978 wurde die Produktion von Grain Whisky jedoch in die damals neu errichtete Midleton Distillery verlagert, die Coleraine Distillery wurde in der Folgezeit geschlossen. Bushmills bezieht seinen Grain Whisky seither aus dem Ausland - denn die Bushmills Distillery befindet sich im britischen Nord-Irland, während die Midleton Distillery in der Irischen Republik liegt. 

Besonderheit: 

Die Rezeptur für den Black Bush besteht aus dreifach destilliertem B3D-Malt der Bushmills Distillery sowie einer Kombination von GO1- und GPL-Grain der Midleton Distillery, die als New Make eingekauft werden und dann in den Lagerhäusern der Bushmills Distillery zu Whisky heran reifen. Der relative hohe Anteil an Mais im GPL-Grain verleiht dem Black Bush eine besondere Süße. 

Gereift wird der Grain New Make überwiegend in First- und Second-Fill-Fässern aus der  amerikanischen Bluegrass Distillery bzw. der  Kelvin Cooperage. 

Eine weitere Besonderheit ist der hohe Anteil an Sherry-Fässern, in dem überwiegend der Malt Whisky gelagert wird: mehr als 50% des Black Bush wurde in Sherry-Fässern gereift - was für Blended Whiskys untypisch ist.

Aroma/Geschmack: Ein unglaublich fruchtbetonter und ausdrucksstarker Blended Whisky, der mich immer wieder begeistern kann. Reichhaltig, mit viel Früchtekuchen, Sultaninen, Kirschen, Mandarinen, Äpfeln, Nüssen und Mandeln. Leichte Kleber-Noten durch den Grain. Im Geschmack leicht grasig, mild-würzig, malzig und ausgewogen. Relativ jung.

Fazit: Etwas jung und eher kurz im Nachklang, aber ein superschöner irischer Whiskey für den leichten Genuß mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Den kann man eigentlich immer im Schrank stehen haben. 



2.  Bushmills 10, Single Malt Irish Whiskey, 40%

Nach dem Blended Whiskey als Auftakt ging es dann mit den Single Malts der Standard-Range weiter. Nummer zwei im Tasting war ein Klassiker: Bushmills Ten. Für mich ist der Bushmills 10 die absolute Verkörperung eines tollen, irischen Whiskeys. Er ist geprägt von einer überbordenden Fruchtigkeit, und die etwas spärlichen 40% lassen ihn noch milder erscheinen, als er durch die dreifache Destillation ohnehin schon ist. Er hat große Ähnlichkeit mit dem Black Bush, aber ohne die typischen Klebstoff-Noten des Grain. 

Besonderheit: Der Single Malt von Bushmills wird traditionell dreifach destilliert (B3D-Malt). Mit dem ersten Brennvorgang werden ca. 25% erreicht, mit dem zweiten ca. 70% und mit dem dritten Destillationsdurchgang ca. 85%. Dadurch wird der Whisky besonders "sauber". Vor dem Einfüllen ins Fass wird dann auf ca. 68% herunterverdünnt. Überwiegend in First-und Second-Fill-American-Barrels gereift. 20-30% Ex-Sherry-Fässer ergänzen die Rezeptur. Derzeit lagern etwa 350.000 Fässer in über 40 Lagerhäusern. 

Aroma/Geschmack: Fantastischer Fruchtcocktail. Ananas, Kiwi, tropische Früchte, Bananen. Malziger Grundcharakter. Mild-würzig im Geschmack, mit einer leichten Wachsigkeit. 

Fazit: Die Verkörperung eines typischen, fruchtbetonten, irischen Whiskys.



3. Bushmills 16, Single Malt Irish Whiskey, Tawny-Port-Finish, 40%

Vor fünf Jahren war Bushmills 16 so gut wie nicht erhältlich. Inzwischen hat sich die Verfügbarkeit deutlich gebessert. 

Besonderheit: In drei verschiedenen Fass-Arten gereift. Der Whisky reift 16 Jahre in American Barrels und Sherry Casks etwa in gleichem Verhältnis, dann werden die entsprechenden Fässer ausgewählt, gemischt (vermählt) und erhalten danach noch 9-11 Monate ein Finish in Tawny-Port-Casks aus dem Douro-Tal. Wenn die Fässer aus Portugal ankommen, enthalten sie noch einige Liter Portwein, damit sie nicht austrocknen. Bei Bushmills werden die Fässer dann komplett geleert, denn, wie Seamus Lowry sagt, man wolle bei Bushmills "keinen Portwein, sondern Whiskey".

Aroma/Geschmack: Trockenobst, Beeren, Orangen, Mandeln, Leder und Milchschokolade. Immer noch typisch Bushmills, aber trockener, öliger und reifer als der Bushmills 10. Seamus Lowry nennt den 10 einen "Day-Time-Whiskey", und den 16er einen "Evening-Time-Whisky". Damit trifft er es ziemlich genau. Das Finish im Portwein-Fass und der höhere Anteil an Sherry-Fässern verleiht dem 16er mehr Tiefe, die vier zusätzlichen Reifejahre tun ein übriges.

Fazit: Viel Geschmacks fürs Geld.


4. Bushmills 21, Single Malt Irish Whiskey, Madeira-Finish, 40% (29956/2014)

Nicht unbedingt preiswert. Aber viel Tiefgang.

Besonderheit: Dreifache Reifung, zunächst 19 Jahre jeweils in annähernd gleichen Teilen in Oloroso-Fässern und American Barrels, danach mindestens zwei, evt. auch drei oder vier weitere Jahre in 200-Liter-Madeira-Fässern gereift. Jährlich werden nur 27 Madeira-Fässer für den 21 befüllt. 

Aroma/Geschmack: Haselnüsse, Grapefruit, Honig, Leder, dunkle Schokolade. Komplex, würzig und leicht wachsig. 

Fazit: Wird nur in kleiner Auflage hergestellt. Mein Favorit aus der Standard-Range.


Exklusiv: Die Causeway Collection

Anfang Oktober hat Bushmills eine neue, limitierte Serie herausgebracht: die Causeway Collection. Das Besondere ist nicht nur die geringe Flaschenzahl, sondern vor allem die Tatsache, dass erstmals  seit 15 Jahren Bushmills in Faß-Stärke abgefüllt wurde. Das Vergnügen hat man als Fan der Brennerei sonst eher selten, und zumeist nur bei unabhängigen Abfüllern, wie etwa Tipperary Boutique Selection, die derzeit einige Einzelfass-Abfüllungen mit dreifach destilliertem Whisky in Fassstärke anbietet - allerdings ohne den Namen der Brennerei zu nennen. 

Insgesamt umfasst die Causeway Collection, die nach dem Giant's Causeway benannt wurde, 9 verschiedene Abfüllungen für verschiedene Märkte, von den zwei exklusiv in Irland erschienen sind. 


5. Exklusiv: Bushmills Causeway Collection, Single Malt Irish Whiskey, 2008-2020 Muscatel, 56,4%

Besonderheit: Lediglich vier Fässer wurden abgefüllt. 8 Jahre in Oloroso-Butts und American Oak-Fässern gereift, dann weitere vier Jahre lang in Muskatel-Fässern gelagert. Am Ende reichte es gerade einmal für 1.454 Flaschen. Eine davon wurde für die Teilnehmer dieses Tastings geöffnet. War innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

Aroma/Geschmack: süßer Weingummi und Puderzucker. Trockene Beeren, Rosinen, Mandarinen und Kumquats. Süß, satt, und weich wie Samt. Die Moskatel-Fässer haben einen deutlichen Eindruck hinterlassen. 

Fazit: Ein 12 Jahre alter Bushmills in Faßstärke und mit Muskatel-Finish. Fantastisch. Leider komplett ausverkauft.



6. Exklusiv: Bushmills Causeway Collection, Single Malt Irish Whiskey, 11/1995-9/2020 Malaga, 56,4%

Besonderheit: knapp 25 Jahre alt, 10 Jahre in Oloroso-Sherry-Fässern und American Oak Barrels gereift, dann 14 Jahre und 10 Monate weitere Reifung in Malaga-Fässern. Nur 5 Fässer wurden abgefüllt. 

Aroma/Geschmack: Oh-Mein-Gott. Süße Karamell-Bonbons, Pflaumen, Milchkaffee, Haselnüsse, Leder, und eine erdige Trockenheit. Auf der Zunge mildwürzig, die typische Bushmills-Wachsnote. Süß, tief, komplex. Mit langem und warmem Nachklang. Braucht kein Wasser. Großartig. 

Fazit: Tiefe Komplexität, und trotzdem die unmißverständlich ein Bushmills. Ein Traum und mein Favorit in diesem Tasting. Michael sagt, er halte ihn für den besten irischen Whiskey in diesem Jahr. Und ich denke, er hat bestimmt recht. 


Fazit: Ich liebe Vertical Tastings, weil durch den direkten Vergleich die jeweiligen Besonderheiten der Abfüllungen sehr klar zum Vorschein kommen. 

Bushmills hat - vermutlich durch mehrere Besitzerwechsel in der Vergangenheit - für einige Jahre in einem Dornröschenschlaf verharrt. Aber jetzt ist Bushmills wieder da. Für mich gehört die Brennerei zu den am meisten unterschätzten Brennereien derzeit. Wer kann, sollte unbedingt versuchen, einen Bushmills in Faßstärke zu ergattern.

Die Master Blenderin von Bushmills, Helen Mulholland, gehört zu den besten ihrer Zunft, die es seit vielen Jahren schafft, immer wieder die gleiche Qualität mit einer unglaublichen Kontinuität zu liefern. 

Die Abfüllungen in diesem Tasting haben mir wieder vor Augen geführt, warum sie einen solch überragend guten Ruf hat. Jeder der Whiskys hat ein eindeutiges Aromaprofil, ist absolut auf den Punkt gebracht und ist immer noch unverkennbar ein Bushmills. 

Alle Whiskys haben mir alle sechs sehr gut gefallen, da war kein Ausreißer dabei. Meine persönlichen Faforiten waren Bushmills 10, Bushmills 21 und Bushmills Causeway Collection 1995 Malaga. Die Causeway Collection ist leider nicht ganz billig, aber der Bushmills Ten ist ein toller Whisky, den man eigentlich immer zuhause haben sollte. 

Wer irischen Whiskey mag, kommt an Bushmills nicht mehr vorbei. 

In Deutschland werden noch in diesem Monat die Sonderabfüllungen Causeway Collection Cognac Finish und Causeway Collection 1998 Malaga erscheinen, die ich euch demnächst auch vorstellen werde. Ich bin schon wahnsinnig darauf gespannt. 

Besonderen Dank auch an das Team des L Mulligan Whiskey-Shops, die mit ihren online-Tastings einen super Service liefern. Im Dezember wird es ein besonderes Penderyn-Tasting geben, mit Stephen Davies, dem Besitzer der Welsh Whisky Distillery. Wenn es euch interessiert, hier ist der link:

online-Tastings



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