Neue deutsche Whisky-Szene (Teil 2): Marco Lehmitz, Spirituosum Hamburg, im Interview

Rund um den deutschen Whisky entwickelt sich derzeit eine ganz neue Szene - es gibt inzwischen eine kleine, aber feine Gruppe von Personen, die als unabhängige Abfüller, Finisher, Blender oder Bonder von deutschem Whisky Neuland betreten. Ich habe mich umgeschaut: Wer sind die Pioniere der deutschen unabhängigen Whisky-Szene? In Folge Zwei stelle ich euch Marco Lehmitz vor, der in der Hamburger Speicherstadt neben dem "Spirituosum" auch ein kleines Fasslager mit deutschem und schottischem Whisky aufgebaut hat.





MM: Whisky ist eine äußerst komplexe Spirituose, die immer mehr Menschen fasziniert. Seit wann interessierst du dich für Whisky? 

Marco: Seit dem Jahre 2000, unter anderem da ich noch eine Einkaufsgemeinschaft leite, die über 50 Betriebe in Deutschland beliefert. Für deutschen Whisky interessiere ich mich seit Gründung von St. Killian Distillers. Ich habe mit Andy Thümmler schon Kontakt gehabt, bevor die Brennerei gebaut wurde. 





MM: Seit wann beschäftigst du dich beruflich mit Whisky? Kannst du kurz beschreiben, welchen Arbeitsbezug du zu Whisky hast? 

Marco: Ich bin selbständig im Bereich Wein & Spirituosen tätig. Ich selbst beschäftige mich seit dem Jahre 2000 mit Whisky,  unser Familienbetrieb besteht aber schon seit 1927. 

MM: Du hast zwar keine eigene Brennerei, aber du hast dich trotzdem dem deutschen Whisky verschrieben. Welche Fass-Experimente, Finishes oder Blends hast du mit deutschem Whisky schon gemacht? 



Marco: Durch die Citylage mit der Speicherstadt, wo unser Reifekeller liegt, stehen wir zur Nähe der Reeperbahn und haben schon extravagante Finishes mit der "Domina" gemacht. In der Regel beschäftigen wir uns dort mit Sherryfässer, neuen Eichenholzfässern, Rum, Sauternes, Deutsche-Whiskyfässer und Amaronefässern. 

MM: Würdest du dich eher als einen Abfüller, Bonder, Finisher oder Blender bezeichnen? 

Marco: Das Hamburger Abendblatt schrieb mal einen Artikel über mich, dass ich aktives Fass-Management betreibe. Ich sehe mich mehr als Finisher -  gute Rohware wird eingekauft (in 1- bis 3jähriger Qualität) und lagert dann bei uns mindestens 4 bis 10 Jahre. 

MM: Gibt es spezielle deutsche Brennereien, mit denen du zusammenarbeitest, oder nimmst du, was der Markt gerade bietet? 

Marco: Ich pflege einen guten Kontakt zu St. Kilian. 

MM: Welche Strategie bzw. welche Ausrichtung verfolgst du bei deinen Abfüllungen? Hast du ein bestimmtes Konzept? 

Marco: Wir haben Einzelfassabfüllungen, die wir teilweise in Originalfassstärke abfüllen oder auch unsere neuen „Standardfüllungen“.

MM: Besitzt du ein eigenes Fasslager? 

Marco: Das Fasslager befindet sich in der Historischen Hamburger Speicherstadt und kann über unser Museum „Das Spirituosum“ in einer Reifekeller-Tour (mit Probe am Fass) besichtigt werden. Hier lagern derzeit über 4.500 Liter Whisky! 




MM: Deutscher Whisky hat in den letzten Jahren einen großen Sprung nach vorne gemacht und kann immer mehr Whisky-Genießer überzeugen. Welche Zukunftsaussichten siehst du für den deutschen Whisky? 

Marco: Der Deutsche Whisky wird sicherlich nie an den Erfolg von schottischem Whisky anknüpfen, dennoch ist es schön Europas größte Malt-Whiskybrennerei in Rüdenau stehen zu haben.

MM: Im Gegensatz zum irischen Whisky, der ja derzeit auch viele Neuentwicklungen sieht, tut sich deutscher Whisky deutlich schwerer mit Marketing-Kampagnen und Verbraucher-Akzeptanz. Warum hat es deiner Meinung nach deutscher Whisky so viel schwerer als irischer Whisky, um die Leute zu begeistern? 

Marco: Es gibt wenige deutsche Whiskybrennereien, die an das „Geschmacksbild“ irisher Whisky anknüpfen können. Der Verbraucher ist sehr abhängig vom Marketing der Produkte. 

MM: Der Whisky-Markt ist derzeit unglaublich turbulent und vielfältig, und man weiß eigentlich noch gar nicht so recht, wo die Reise hingehen wird. Welche Entwicklungsmöglichkeiten siehst du für dich als unabhängiger Abfüller oder Finisher von deutschem Whisky für die kommenden Jahre? 

Marco: Derzeit gibt es eine Idee von uns, zu expandieren, das liegt allerdings noch weit in der Ferne. Unsere Planung ist eine Erlebnisbrennerei mit angeschlossener Gastronomie und dem Spirituosum, dann trifft unser Motto: "Am Anfang war die Destillation" perfekt zu. Wir werden weiterhin unsere guten Stoffe vermarkten und auch demnächst die eigene Fasslagerung in 10- und 30-Liter-Fässern anbieten.


MM: Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg. Danke für dieses Interview.


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