Tasting Notes und Review: Ardnamurchan, AD/01.21:01, Single Malt Scotch Whisky, Batch 2, 46,8%

Habt ihr schon einmal den Namen Ardnamurchan gehört? Diese Brennerei gehört zu der großen Riege der neu gegründeten Destillerien im Vereinigten Königreich, und befindet sich derzeit noch unterhalb des Radars von vielen Whisky-Fans. Doch ich bin sicher, das wird sich bald ändern. Das neueste Batch von Ardnamurchan hat mich jedenfalls absolut überzeugt. 



Hintergrund:

Der Name Adelphi hat eine lange Geschichte. Einstmals befand sich die Adelphi Distillery am Südufer des Clyde, ganz in der Nähe der heutigen Victoria Bridge in Glasgow. 1880 übernahm ein gewisser Archibald Walker die Leitung der Brennerei, nachdem seine Familie bereits seit 1856 mit der Brennerei geschäftlich verbunden war. 

Als 113 Jahre später dessen Urenkel James eine Firma als unabhängiger Abfüller gründete, ließ er den Namen der einstigen Brennerei seiner Familie wieder aufleben und nannte seine Firma "Adelphi". 2003 verkaufte James seinen Betrieb an Keith Falconer. Der kehrte 2013 mit der Adelphi Distillery Ltd.  zu den Wurzeln der Whisky-Industrie zurück und gründete eine neue Brennerei - die Ardnamurchan Distillery. 

Erste Pläne zum Bau der Ardnamurchan Distillery gab es schon 2007, als Adelphi, wie so manch anderer schottischer unabhängiger Abfüller, erkennen musste, dass der Zugriff auf Whisky-Fässer in den kommenden Jahren immer schwieriger werden würde. 

2013 erfolgte der erste Spatenstich, ein Jahr später begann die Whisky-Produktion. Und eine ganze Weile hatte Ardnamurchan mit Mark Armin Giesler sogar einen deutschen Brennerei-Manager, ehe Mark wieder nach Deutschland zurückkehrte und dann zu Beam Suntory wechselte. 

Mark Armin Giesler bei Ardnamurchan, Bild von Jens Fahr


Bis die ersten Whisky-Abfüllungen auf den Markt kamen, mussten wir allerdings eine Weile warten. Seit Oktober 2020 ist endlich der Whisky von Ardnamurchan erhältlich. 

Die Abfüllung:

Das Nummerierungs-System ist etwas gewöhnungsbedürftig, und hat mich zunächst etwas verwirrt. 01.21:01 bedeutet, dass die Abfüllung im  Januar 2021 abgefüllt wurde, und es die erste Abfüllung für diesen Monat ist. Die Zahlen stehen folglich für Monat-Jahr-Nummer. 

Da es sich insgesamt um die zweite Abfüllung von Ardnamurchan handelt, wird die Abfüllung hausintern jedoch auch als Batch 2 bezeichnet. Batch 1 erschien bereits im Oktober letzten Jahres, wurde im September abgefüllt und trägt die Bezeichnung 09.20:01. Wenn man es erst mal begriffen hat, ist es eigentlich ganz einfach. 


Der QR-Code

Passend zu dieser numerischen Benennung der Abfüllungen, die auf den ersten Blick etwas unromantisch wirkt, ist der auf jeder Flasche aufgedruckte QR-Code. Und das hat mich besonders beeindruckt. Denn über den QR-Code kann ich tatsächlich zusätzliche Informationen zu dieser Abfüllung erhalten, die weit über das hinausgehen, was derzeit üblich ist.

Bezüglich meiner Abfüllung konnte ich also erfahren, 

- dass mein Sample aus Flasche Nummer 13221 von insgesamt 14676 Flaschen stammt 
- dass die Flasche am 19. Januar 2021 abgefüllt wurde,
- dass die verwendete Gerstensorte "Concerto" heißt, 
- dass die durchschnittliche Fermentationsdauer 76 Stunden betrug, 
- dass der Alkoholgehalt bei der Destillation zwischen 75.2 und 68.5% lag . 

Über den QR-Code abrufbare Informationen



Doch damit nicht genug - auch die genaue Fassauswahl ist angegeben: 

insgesamt wurden 62 Fässer für dieses Batch vermählt,  48 American Standard Barrels (ABS), 12 Hogsheads (HHD) und 2 Butts. Die Hälfte der Fässer enthielt Whisky aus ungetorftem Gerstenmalz, die andere Hälfte enthielt Whisky aus getorftem Gerstenmalz. Befüllt wurden die Fässer im Zeitraum 2014/2015. 

Überrascht hat mich die Angabe, dass die Abfüllung zu 50% aus gepeatetem Whisky besteht, das hätte ich nicht erwartet, denn die Rauchnote ist äußerst dezent. 

Das Einfüll-Jahr der Fässer hat mich hingegen nicht überrascht, man kann deutlich am Geschmack erkennen, dass dieser Whisky bereits ein ordentliches Maß an Reife mit sich bringt. Vermutlich wurde überwiegend mit Refill-Fässern gearbeitet, und auch einige Ex-Sherry-Fässer kamen mit in die Mischung. 

Über den QR-Code abrufbare Informationen



Doch wie sagen die Briten so schön: "The proof of the pudding is  in the eating...." Was letztendlich zählt, ist  wie der Whisky schmeckt.  


Hier meine Tasting Notes: 

Tasting Notes: Ardnamurchan AD/01.21:01, Single Malt Scotch Whisky,  Batch 2, nicht kühlgefiltert, natürliche Farbe, 46,8% abv

Nase: deutliche Malznote, Getreidekiste und Quittengelee, ein Hauch Vanille und Karamell, etwas Honig und Zitrusaromen, dezenter  Orangenduft im Hintergrund, leichte Kräuterwürze mit Ingwer, Muskatnuss und Kerbel, seeehr schwacher Rauch. Die Leinsamenkörner und das Salzwasser aus den offiziellen Tasting-Notes kann ich bestätigen.

Geschmack: leicht ölig, viel Süße auf der Zungenspitze und recht kräftig im Antritt, wenig Holz, mineralisch mit grüner Banane, Birnenschalen. Und jetzt merkt man auch den ganz leichten Aschegeschmack, wenn man sich konzentriert.  

Nachklang: mittellang, warm

Fazit: Ardnamurchan hat das große Glück, dass sie ein bißchen früher an waren als andere. Da sie länger mit ihrem First Release gewartet haben, sind sie derzeit noch sehr unbekannt. Doch ich bin sicher, sie werden in den nächsten Jahren das Feld gewaltig von hinten aufrollen. 

Das ist ein Whisky, der mir Freude bereitet. Absolut klassisch, ohne Fass-und-Finish-Schnickschack. Eine von diesen Flaschen, die man einfach auf den Tisch stellt, ohne groß Gedöns zu machen. Und den Rest des Abends trinkt man nichts anderes mehr, weil er mit jedem Glas besser wird. 


Vielen Dank an Sascha für das Sample. 

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