EVENT: Glenfiddich präsentiert mit Grande Couronne die Krönung der Grand Series

Wenn eine Krönungsfeier ansteht, darf es an Opulenz und Festlichkeit nicht mangeln. Entsprechend hoch hat Glenfiddich die Latte für die Markteinführung ihres jüngsten Zuwachses der "Grand Series" gelegt. Denn der Whisky heißt auf deutsch ganz unbescheiden "die große Krone". 


Schon das Paket, das einer ausgewählten Gruppe von Bloggern, Experten und Journalisten anlässlich der Markteinführung von "Grande Couronne" zugesandt wurde, ließ keinen Zweifel daran, dass wir hier etwas ganz besonderes erleben würden. Und es scheint, dass die goldene Schleife und die farbenprächtigen, mit Goldschimmer überzogenen Pralinen im Inneren des Pakets ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Überall in den whisky-relevanten Social-Media-Gruppen tauchten plötzlich wunderschöne Fotos auf, die das edle Paket elegant in Szene setzten. 


Und man ahnte schon im Vorfeld, dass dieses Event der Marketing-Höhepunkt des Jahres werden wird. Da in Deutschland derzeit noch immer keine gemeinsamen Feiern erlaubt sind, wurde das prestigeträchtige Event online durchgeführt, und ich war gespannt, was man uns bieten würde.


Im Paket waren drei Whisky-Proben aus der "Grand Series"-Reihe enthalten, dazu ein bereits vorgemixter Cocktail, für den nur noch das Eis benötigt wurde, und sechs wunderschöne Pralinen der Berliner Manufaktur Pars, die tatsächlich an edle Steine erinnerten. 


Das Hotel Atlantik in Hamburg bot den passenden Rahmen für das circa einstündige Event, bei dem  Markenbotschafter Markus Heinze und Mixologin Chloe Merz charmant durch das Programm führten und die Whiskys präsentierten. Dazwischen gab es zur Auflockerung Live-Musik, beeindruckend vorgetragen von der Gruppe Babel Collage. 


Zum Beginn des Programms gab es zunächst einen bereits vorgemixten Cocktail ("Dancing Deer"), entwickelt von Bar-Ikone Stephan Hinz. 

Während der anschließenden Verkostung der drei Whiskys gab es mehrere Live-Schaltungen in die Glenfiddich Distillery in Dufftown zu Struan Grant Ralph, dem globalen Brand Ambassador, sowie zu Brian Kinsman, dem Master Blender von Glenfiddich, der uns einige Details über die Kunst des Fassfinishes bei Glenfiddich erzählte. 


Vor allem mit Weinfässern hat man in den vergangenen Jahren viel experimentiert, man denke nur etwa an die "Age of Discovery"-Serie. Aber auch mit deutschen Weinfässern hat man bei Glenfiddich bereits gearbeitet -"which are still sitting in a corner", wie Brian lächeln ergänzte. 


Die Kunst der Nachreifung

Glenfiddich gehört  zusammen mit Glenmorangie zu den ersten Whisky-Firmen, die bereits in den 1980er Jahren begannen, sich intensiv mit der Erforschung von Fass-Finishes zu befassen, und es gibt wohl nur wenige Master Blender in der Branche, die über mehr Erfahrung verfügen als die Master Blender von Glenfiddich, David Stewart und Brian Kinsman. 

Fass-Finishes sind in der jüngeren Zeit ja etwas in Verruf geraten, da sie oft bei jungen oder nur schwach gereiften Whiskys eingesetzt werden, um das Ausgangsprodukt aufzuhübschen und mit einer zusätzlichen Aromenfracht über die schwache Ausgangslage hinwegzuhelfen. Entsprechend deutlich macht sich oft das Finish im Aroma und im Geschmack bemerkbar.

Alte Whiskys hingegen, die bereits seit über 20 Jahren in ihren Fässern reifen und sich ausgiebig und über einen langen Zeitraum mit Aromen anreichern konnten, lassen sich von einer kurzfristigen Umbettung nur mäßig beeindrucken.

Wie uns Brian Kinsman erklärte, hat das Finish bei der Grand Series auch weniger die Funktion, das Ausgangsprodukt mit zusätzlichen Aromen zu überlagern, sondern es sollen vielmehr die bestehenden Aromen ergänzt und "poliert" werden, damit sie besser glänzen können. 



Als Höhepunkt wurde dann endlich der Grande Caronne präsentiert, der mit 26 Jahren ein beachtliches Alter hat, und der ungefähr zwei Jahre  lang in französischen Cognac-Fässern gereift wurde. Hierzu hatte Markus eigens besonders elegante, mundgeblasene Nosing-Gläser besorgt, die von dem Thüringer Glasbläser Olaf Tappert angefertigt worden waren. Falls ihr die handgearbeiteten Whisky-Gläser von Olaf noch nicht kennen solltet, findet ihr [hier] den Link dazu.

Zum Abschluss hat uns Markus dann noch seinen persönlichen Favorit für ein Food Pairing mit dem Glenfiddich Grande Couronne verraten: Blinis mit Kaviar. 

Die einstündige Präsentation verging wie im Flug und war bestens organisiert und vorbereitet. Fragen der Zuschauer konnten im Live-Stream gestellt werden, und wurden teilweise direkt von der Marketing-Abteilung beantwortet oder am nächsten Tag von Markus per Email. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass man stärker die Möglichkeiten eines Live-Streams integriert hätte, um sofort auf die Fragen der Zuschauer reagieren zu können. 

Die Whiskys

Nachdem ich jetzt so viel über das Event geschwärmt habe, wird es jetzt aber Zeit, über die Whiskys zu schreiben. 


Farbe: Die erste Überraschung gab es für mich bei der Farbe - die ist nämlich bei allen drei Abfüllungen total identisch. An so viel Zufall glaube ich nicht, hier hat man wohl mit Zuckerkulör eine einheitliche Farbgebung erzielt. Damit hatte ich nicht gerechnet, und ich finde es schade - es nimmt dem Whisky ein Stück seiner Authentizität. Bei einer "Grand Series" ist das enttäuschend, da hätte ich mehr Wahrhaftigkeit erwartet.


Vorbereitung:

Ganz wichtig ist an dieser Stelle ein Wort zur Vorbereitung. Denn diese alten Glenfiddich sind keine flinken, jungen Hüpfer mehr, sie brauchen viel Zeit!!! Man sollte unbedingt  diese Whiskys eine halbe, noch besser eine ganze Stunde vor der Verkostung eingießen, denn sie brauchen sehr, sehr lange, bis sie sich öffnen. Und keine Angst- der Whisky wird sein Aroma nicht so schnell verlieren. Er bleibt stundenlang absolut präsent im Glas. Die Zugabe von Wasser sollte man hingegen vermeiden.

Die Whiskys der Grand Series wollen mit Verstand getrunken werden. 


1) Glenfiddich Gran Reserva (neue Verpackung), 21 Jahre, Reserva Rum Finish, 40%

Besonderheit: Ex-bourbon-Fässer, anschließend mehrmonatiges Finish in karibischen Rum-Fässern. Neue Umverpackung.

Aroma: im ersten Eindruck viel Honig, Malz, und mürber Apfel mit Puderzucker und Banane. Dann kommen Orangen, Feigen, und Jasminblüten, die mich überleiten zu den süßen Düften, die man von einem Jahrmarkt kennt - süßes Popcorn, Lebkuchenherz und Zuckerperlen!  Dieser Jahrmarkt der süßen Düfte gefällt mir.

Geschmack: üppig, cremig, dicht und mild. 

Nachklang: mittellang, mild

Gesamteindruck: die üppige Süße von Popcorn, Zuckerperlen und Lebkuchenherzen wecken Erinnerungen an Sonntag-Nachmittage, Zuckerwatte und Jahrmarktsbuden. Ein sehr lebendiger Malt, der mir gut gefällt.



2) Glenfiddich Grand Cru, 23 Jahre,  Finish in französischen Cuvée-Fässern aus der Champagne,  40% 

Besonderheit: Markteinführung 2019. Gelagert in Amerikanischen und Europäischen Eiche-Fässern, anschließend mehrmonatiges Finish in erst- und zweit-befüllten französischen Cuvée-Fässern aus der Champagne.

Aroma: Apfel, Malz, frisches Brot, Buttercroissant und Stachelbeermarmelade. Es folgen saure Johannisbeeren, Rosinen  und Sandelholz.

Geschmack: recht würzig, mit mittlerem Körper

Nachklang: mittellang, gefällig

Gesamteindruck: deutlich gedeckter als der Glenfiddich Gran Reserva, und auch beschaulicher. Er wirkt eher wie ein gemütlicher Sonntag-Vormittag und ein französisches Frühstück. 


3) Glenfiddich Grande Couronne, 26 Jahre, Cognac Finish, 43.8%

Besonderheit: 24jährige Reifung in ehemaligen spanischen Sherry-Fässern (30%) und amerikanischen Eichefässern (70%), danach Vermählung der Fässer und zweijährige Nachreifung in ehemaligen Cognac-Fässern.

Aroma: Auch hier wieder  das typische Apfel- und Zitrus-Aroma, aber dazu kommen Orangen, Feigen, und Bougainvilles. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit und viel Sauerstoff kommen dann endlich auch Aromen von französischem Mokka, Creme Brulée und frischem Leder. 

Geschmack: sehr würzig, mild, leicht ölig, mit mittlerem Körper

Nachklang: mittellang, gefällig

Gesamteindruck: elegant, komplex und gesetzt, mit einer gemächlichen, würdevollen Ruhe. Sein Duft weckt Assoziationen an romantische Urlaubstage und einen entspannten Besuch im mediterranen Garten-Cafe.


Fazit: Die drei Ausgaben der Grande Series sind sich alle recht ähnlich, was auch gut ist, schließlich ist es ja jedesmal unbestreitbar ein Glenfiddich. Dennoch unterschieden sie sich in ihren Ausprägungen. Man könnte sie mit drei Geschwistern vergleichen, die sich gleichen, aber unterschiedliche Charaktere haben. 

Der Gran Reserva mit seinem lebhaften Temperament und viel Süße hat mir in dieser Runde fantastisch gut gefallen und war mein persönlicher Liebling, dicht gefolgt vom Gran Couronne, der durch die höhere Anzahl von Sherry-Fässern mehr Tiefgang und Würde erhält. 

Das Finish ist vor allem beim Grand Cru und beim Grande Couronne sehr subtil, die Aromen aus der zusätzlichen Reifung stehen keinesfalls im Vordergrund, sie haben dem Whisky vielmehr einen letzten Feinschliff verliehen und ihn sozusagen ein bißchen aufpoliert. 

Doch nicht nur die Aromen sind üppig, die Preise sind es auch. Leider hat man bei den Prozentzahlen nicht den gleichen Mut gehabt wie bei den Zahlen auf dem Preisetikett. Sowohl der Gran Reserva als auch der Grand Cru sind mit bescheidenen 40% abgefüllt. Beim Grande Couronne war man nicht ganz so geizig, er hat mit 43,8% immerhin eine angenehme Trinkstärke erhalten. Aber bei einem Ausgabe-Preis von knapp 500 Euro kann man das eigentlich auch erwarten. 

Zum Abschluss habe ich hier noch ein paar Fotoimpressionen vom Event für euch:



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