EVENT: Hybrid-Messe der Kempener Whisky-Konferenz - ein Format für die Zukunft?

Am vergangenen Wochenende fand zum ersten Mal die Hybrid-Messe der Kempener Whisky-Konferenz statt. Da seit Monaten Whisky-Messen nicht mehr statt finden können, versuchten Katrin Baltruschat und ihre Mitstreiter, neue Wege zu gehen und den Geist der Whisky-Messen mit Live-Musik, Battle-Tastings, Fachgesprächen und Interviews in einem Live-Online-Event zu den Zuschauern in die heimischen Wohnzimmer zu bringen. Auch ich habe vor dem PC gesessen und mir das neue Format neugierig angeschaut. 

Die Hybrid-Messe der Kempener Whisky-Konferenz erstreckte sich - ähnlich einer Messe - über zwei Tage, von Samstag bis Sonntag, und das Programm war beachtlich - sowohl vom zeitlichen Rahmen her als auch von der Anzahl der Gäste und der Tastings. Veranstaltet wurde sie vom Kempener "Konferenz-Trio"  Katrin Baltruschat, Carlo Goertsches und Martin Kittner.

Das Programm:

Die Auftakt-Veranstaltung war American Whiskey gewidmet. Vor Ort im Studio anwesend oder live dazugeschaltet war  dazu eine illustre Gruppe von Whisky-Experten zusammengekommen, die abwechslungsreich über das weite Feld des American Whiskeys diskutierten und fachsimpelten: Hans Offringa (Buchautor), Thomas Domenig (Spirituosen-Experte), Maggie Miller (Whisky-Ikone), Rüdiger Hirst (Mitglied des American Distilling Institute), Karl Obergrußberger (Whisky-Kenner) und Mike Werner (American Whiskey Akademy). 

Wer im Vorfeld ein Tasting-Set gebucht hatte, wurde von Youtuber Konstantin Schimm (Enjoy Whiskey) in einem eigenen "Konferenz-Raum" fachkundig betreut und konnte über die Chatfunktion seine Meinung kommunizieren oder Fragen stellen. 

Alle anderen konnten problemlos im Livestream der Diskussion und den Gesprächsrunden folgen. Einige kleine technische Schwierigkeiten gab es zu Beginn noch zu meistern, so fiel für einige Minuten der Ton komplett aus, doch das Problem konnte rasch behoben werden.  

Da Maggie Millers Firmenjubiläum corona-bedingt ausfallen musste, nutzte Katrin die Gunst der Stunde zu einer kleinen Ehrenminute für Maggie.

Andy McNeill hielt eine bewegende Laudatio auf die Leistungen von Maggie und ihre Verdienste um den schottischen Whisky im allgemeinen und die deutsche Whisky-Szene im Besonderen, und er übertrieb wohl nicht, als er sagte: "Maggie, you are a shining light". Wollen wir hoffen, dass Maggies Licht noch viele Jahre lang scheinen möge. 



Im zweiten Teil des Abends präsentierten Jens Fahr und Gerd Schmerschneider alte und neue Blends, die in einem Battle-Tasting gegeneinander antraten. Die Moderation im virtuellen Tasting-Raum übernahm diesmal Marcel Fiederer, Admin der FP-Gruppe  "Alles rund um Whisky".


Gegen die modernen Kraftprotze von Compass Box, die Gerd Schmerschneider von Prineus in die Schlacht schickte, hatten die delikaten alten Blends von Jens keinen einfachen Stand. Doch auch der alte  Long John und Teachers fand an diesem Abend viele Fans. 


Der Abend und das Tasting-Battle gingen viel zu schnell vorbei, doch wie bei einer richtigen Messe hieß es dann irgendwann - Feierabend. Und es wäre nicht der schlechteste Gedanke, früh schlafen zu gehen, denn am nächsten Tag fing die  Messe ja schon um 12 Uhr wieder an. 


Am nächsten Tag ging es dann mit einem unglaublich vollen Programm weiter. Kernpunkt bildeten die Battle-Tastings: Japan vs. Irland, Deutschland vs. Wales, Schottland vs. Schweiz, USA vs. Taiwan, Indien vs. Israel. 

Vertreten wurden die einzelnen Länder fachkundig durch Sebastian Büssing (Japan und Israel), Mareike Spitzer (Irland), Kai Hoffmann (Deutschland), Bastian Denkler (Penderyn/Wales), Tom Skovronek und Christian Priess (Schottland), Detlef Sommer (Säntis Malt/Schweiz), Rüdiger Hirst (USA), Silvia Engelhardt (Kavalan/Taiwan), Shilton Almeida und Arnold Andre (Paul John/Indien) und Tal Chotiner (M&H/Israel). 



Über den Live-Stream war es möglich, den Gesprächen zu folgen. Wer die Tastings gebucht hatte, hatte darüber hinaus auch die Möglichkeit, in gesonderten Online-Räumen die Whiskys zu diskutieren. Moderiert wurden die Tasting-Räme von Frollein Scotch, Aron Engelmann, Andy&David (Whisky&Vinyl), Kai&Rolf (Bourbon Diaries) und Jason ten Klooster. 

Die größte Überraschung gab es bei den Battles für mich bei Schottland gegen Schweiz - wer hätte gedacht, dass Säntis Malt die Schotten das  Fürchten lehren könnte... ;-  doch auch die übrigen Länder konnten sich sehr gut präsentieren, und zum Abschluss gab es noch eine sehr unterhaltsame  Diskussionsrunde über Deutschen Whisky. 



Die Struktur:

Die Struktur der Messe hat mir grundsätzlich gut gefallen. Die Battle-Partner bzw. Aussteller hatten vor und während den Tastings in Gesprächen die Möglichkeit, über die Besonderheiten der Whisky-Produktion in dem Land, das sie repräsentierten, zu berichten, und auch die einzelnen Whiskys vorzustellen. Dazwischen wurde das Programm immer wieder durch Live-Musik aufgelockert (Wolfgang Schlippes-Thiede und Wolfgang Thier). Insgesamt war das Programm gut zusammengestellt, und es gab auch wahnsinnig viel Informationen. 

Trotzdem fiel es mir im Laufe des Nachmittags immer schwerer, bei der Sache und vor dem Bildschirm zu bleiben, und ich muss gestehen, dass ich die Ergebnisse der einzelnen Battles nicht komplett präsentieren könnte, weil einfach meine Aufmerksamkeit im Laufe des Nachmittags immer weiter absank. 

Fazit:


Nachteil:

Ich liebe Whisky-Messen, und ich kann problemlos ein ganzes Wochenende auf einer Whisky-Messe verbringen, ohne mich zu langweilen. Ich treffe liebe Freunde, besuche Tastings, schlendere von Stand zu Stand, führe viele interessante Gespräche, laufe hin und her, bin ständig in Bewegung, und die Zeit vergeht wie im Fluge.

Online sieht die Sache aber ganz anders aus. Denn da bewege ich mich nicht, sondern bin dazu verdammt, stundenlang vor eienm Bildschirm zu sitzen, egal,  ob ich nun PC, Laptop oder Tablet benutze. Es mag Leute geben, die das mögen. Ich gehöre nicht dazu. 

Die starre Kamerahaltung mit der immer wieder gleichen Einstellung hat es mir nicht leichter gemacht, meine Augen sind dann irgendwann nach zwei oder drei Stunden einfach müde geworden, trotz der tollen Gesprächspartner und vielen Informationen. Entsprechend habe ich die Tastings und Gespräche zwar verfolgt, aber ich bin zwischendrin immer wieder aufgestanden, weggegangen, habe was anderes gemacht und habe deshalb sehr viel verpasst. 

Vorteil:

Dennoch hat eine online-Messe auch Vorteile.  Es fallen beispielsweise für den Zuschauer keine Fahr- und Unterkunftskosten an wie bei einer realen Messe, wo ich folglich möglichst viel innerhalb kurzer Zeit erleben will. Dementsprechend hat man mehr Geld übrig, um es in Tastings zu investieren. 

Außerdem besteht die Möglichkeit, eine online-Messe aufzuzeichnen und dann anschließend über einen bestimmten Zeitraum die Aufzeichnung den interessierten Zuschauern auch zugänglich zu machen. 

Zukunftsvision:

Insgesamt stellt sich deshalb auch die Frage, ob online Whisky-Messen ein Format der Zukunft sind, das auch über die Corona-Einschränkungen hinaus sinnvoll ist, und ob man Messe-Formate online 1:1 aus der Real-Welt übernehmen kann, oder ob man hier andere Zuschnitte braucht, wie beispielsweise eine Aufsplittung der Tastings auf verschiedene Wochenenden.  

Oder sollte die Messe aufgezeichnet und dann noch mehrere Wochen online zur Verfügung stehen, so dass man sich die Tastings und Gesprächsrunden im Nachgang selbst nach Lust und Laune anschauen kann? 

Was würdet ihr anders wollen? Was hat euch gefallen? Wie sieht für euch eine optimale Whisky-Messe online aus? Sind für euch online-Messen ein Format der Zukunft? Ich bin gespannt auf eure Meinung! 

In den nächsten Wochen werden die Videos zu den Tastings noch abrufbar sein.
.....und hier gibt es noch ein paar Screenshots vom Wochenende für euch ...





































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