THEMA: Tips für ein gelungenes Whisky-Tasting - die 10 besten Formate und was ihr dabei beachten solltet

Whisky-Tastings sind seit Jahren unglaublich geliebt, und leider derzeit nur noch online möglich. Doch ebenso wie der Whisky selbst sind auch die Tastings einem Wandel unterworfen. Welche Arten der Tasting-Möglichkeiten gibt es überhaupt - und welche Formate sind derzeit gerade besonders angesagt?


Whisky-Tastings sind einfach eine Klasse Sache. Man kann sie von einfach und günstig bis selten und teuer gestalten, nach Fass-Art, Alter, Brennerei oder allen möglichen anderen Kriterien organisieren, man hat immer wieder Abwechslung und spätestens ab dem dritten Whisky beginnt unweigerlich der Moment, wo sich die Teilnehmer entspannen und die gute Stimmung steigt. 

Natürlich kann man für ein Whisky-Tasting die Flaschen ganz x-beliebig und nach persönlichen Vorlieben zusammen stellen.  Doch mehr Spaß macht es, wenn man beim Tasting einen "Roten Faden" hat und das Tasting unter einem bestimmten Thema steht.

Die Vorbereitungen:

Optimalerweise sollte ein abendfüllendes Tasting aus 6 bis 8 Whiskys bestehen. Wenn genug Zeit ist, sollte man eine kleine Pause einplanen, in der man kleine Häppchen oder auch eine kleine Zwischenmahlzeit servieren kann. Beliebt sind beispielsweise Schmalzbrote, Wurstzipfel, Brot und Schinken, Käsehäppchen,  Lachsbrötchen oder auch eine warme Suppe.

Achtet unbedingt darauf, dass die Speisen keine allzu scharfen Gewürze enthalten und meidet Knoblauch, Chilli und andere Gewürze, die sich hartnäckig auf eurer Zunge niederlassen.

Vorbereitung: ausreichend Wasser und etwas Brot auf dem Tisch gehören zu einem guten Tasting immer dazu.

Ausreichend Wasser (ohne Kohlensäure), Brot, Salzstangen oder Brezeln sollten zudem jederzeit auf dem Tisch stehen. Werden fass-starke Whiskys präsentiert, dann sollte man auch Pipetten, ein kleines Krügelchen oder kleine Löffel bereit halten, um dem Whisky nötigenfalls ein paar Tropfen Wasser zufügen zu können.

Das Line-Up

Wichtig für ein gelungenes Tasting ist, eine gute Reihenfolge, das sogenannte "Line-Up" zu erstellen. Grundsätzlich gilt:

 - niedriger Alkoholgehalt kommt vor hohem Alkoholgehalt, 

- Bourbon-Cask kommt vor Sherry- oder Wein-Cask, 

- Refill kommt vor First-Fill oder Virgin Oak, 

- junger Whisky kommt vor altem Whisky

- nichtrauchige Whiskys kommen vor rauchigen Whiskys

Dementsprechend wird an den Anfang eines Tastings oft ein 40-43% starker Whisky aus einem Refill oder Bourbon-Fass gesetzt, der gegen eine fass-starke Sherry-First-Fill Bombe nur wenig Chancen hat. Die "Einsteiger" haben deshalb meist den Ruf, eine "schlechtere" oder zumindest "schwächere" Abfüllung zu sein. Doch damit tut man ihnen oft bitteres Unrecht. Ich habe schon häufig erlebt, dass der erste Whisky eines Abends traumhafte Frucht-Aromen hatte. 

Nicht nur die Auswahl, sondern auch die grundsätzliche Auswahl ist wichtig und kann entscheidend sein für den erfolgreichen Verlauf des Abends. 

Warum überhaupt ein Tasting - was ist das Ziel?

Das Ziel eines Tastings liegt zunächst einmal darin, Spaß zu haben und einen Whisky zu finden, der einem gefällt. 

Doch darüber hinaus sollte man auch immer versuchen, jeden Whisky zu "verstehen", und seine Aromen, seinen Geschmack, sein Mundgefühl und seine Gesamtwirkung beschreiben zu können. Da braucht man viel Übung, am Anfang ist das Beschreiben gar nicht so einfach. 

Je nach Thema meines Tastings habe ich natürlich auch untergeordnete Ziele: zum Beispiel die Whiskys aus Japan kennenzulernen, Fassreifungen besser zu verstehen oder gute Food-Pairing Partner zu finden. 


Hier sind die 10 besten Formate für ein Whisky-Tasting, und was ihr dabei beachten solltet.


1. Regional Tasting

Der Klassiker unter den Tasting-Formaten, das vor allem bei schottischem Single Malt angewandt wird. Man unterscheidet hier nach der Region, aus der der Single Malt stammt: Lowlands, Speyside, Highlands and Islands, Campbeltown und Islay.  Das Konzept wurde urspünglich für die Classic Malts Serie von Diageo entwickelt. Bis heute erfreut es sich großer Beliebtheit, weil es einen guten Einstieg in die Vielfalt der schottischen Regionen bietet und auch für einen Anfänger ohne größere Probleme erfolgreich durchführbar ist.


2. International Tasting

Eine Abwandlung des regionalen Themas ist das internationale Tasting. Whisky wird inzwischen weltweit produziert, und es ist sehr spannend, die Unterschiede herauszuarbeiten. Hierbei solltet ihr darauf achten, dass die Whiskys auch halbwegs vergleichbar sind. Einen japanischen Karuizawa Noh von 1980 sollte man nicht unbedingt mit einem australischen Blended Whisky wie dem Starward Two Fold vergleichen, das macht wenig Sinn.

Ebenfalls ist es wenig sinnvoll, in den Kategorien wild zu  springen und fünf Single Malts, zwei Bourbon und einen Rye zu nehmen. 

Eine gute Kombination  hingegen sind beispielsweise junge Single Malts rund um den Globus - Deutschland, Australien, Taiwan, Indien, Frankreich, Schweden, Israel, Island, Irland und Japan fallen  mir da beispielsweise ein.

Eine Abwandlung davon wäre es, einen Abend ganz einem einzigen Land zu widmen, also beispielsweise nur Whiskys aus Irland oder aus Japan zu nehmen. Und natürlich kann ein reines Bourbon & Rye  Tasting auch großen Spaß machen. 


3. Vertical Tasting

Eine Tasting-Variante, die mir persönlich immer gut gefällt, ist das Vertical Tasting. Hierbei werden Whiskys von einem einzigen Produzenten, aber mit unterschiedlichem Alter oder aus unterschiedlichen Fassbelegungen miteinander verglichen. Dadurch erhält man einen sehr guten Überblick, wie sich die verschiedenen Whiskys aus einer bestimmten Brennerei unterscheiden. Auch das Vertical Tasting lässt sich für einen Einsteiger mit relativ geringen Grundkenntnissen gut durchführen. 


4. Fass-Reifungen

Eine interessante Themenvariante stellen die unterschiedlichen Fass-Reifungen dar. Spannend ist es beispielsweise, Whiskys mit Portweinfass-Finish aus verschiedenen Brennereien zu vergleichen, oder andere ausgefallenere Fassreifungen zu nehmen. Sehr schön ist auch die Kombination in Paarungen, bei der man ein Finish einer Vollreifung gegenüber stellt. Der Vorteil ist, dass man hierbei verschiedene Fassreifungen auswählen kann. Beispielsweise also 1. Paar: Sauternes-Fass Vollreifung / Finish, 2. Paar Oloros Vollreifung / Finish, 3. Paar Madeira Vollreifung / Finish 4. Paar PX Vollreifung /Finish usw.  


5. Neuheiten-Tasting

Wer immer auf dem neuesten Stand bleiben will, wird Spaß an einem Neuheiten-Tasting haben. Die Anzahl der Neuheiten ist in den letzten Jahren so sprunghaft gestiegen, dass einem hier bestimmt nicht langweilig wird. Damit die Auswahl halbwegs sinnvoll wird, sollte man aber schon einige Grundkenntnisse mitbringen. 


6. Spezialitäten-Tasting

Spezialitäten-Tastings gehören zur Königsklasse der Tastings, und man wird sich noch Jahre später erinnern. Ich bekomme noch immer leuchtende Augen, wenn ich beispielsweise an die Spezialitäten-Tastings von "Finest Whisky" im alten Gutshof von Siedenbüssow denke. 

Bei einem Spezialitäten-Tasting sollte man sich deshalb auch ein paar Gedanken über den Veranstaltungsort machen. Das Ambiente darf ruhig etwas ausgefallen sein, denn das Spezialtitäten-Tasting fängt nicht erst im Glas an.

Auch für die Durchführung eines Spezialitäten-Tastings empfiehlt es sich, wenn man bereits gute Kenntnisse über die verschiedenen Abfüllungen hat. Alte Whiskys aus den 70er, 80er und 90er Jahren können grandios sein, aber leider sind sie inzwischen auch sehr teuer. 

Weitere Themen-Varianten sind alte Whiskys, die mehr als zwanzig Jahre im Fass lagen, Einzelfassabfüllungen in Fassstärke, alte Blended Whisyks aus dem letzten Jahrhundert, besondere limiterte Abfüllungen von unabhängigen Abfüllern usw.

Eine besondere Variante des Spezialtitäten-Tastings ist das Whisky-und-Wein-Tasting. Hierbei werden Whiskys mit Weinfass-Reifung ausgewählt, und dann mit dem entsprechenden Wein kombiniert. Da die Teilnehmer hierbei sensorisch besonders gefordert sind, empfiehlt es sich, mehr Zeit einzuplanen und die Anzahl der Paarungen auf drei oder vier zu beschränken. 


7. Food Pairing Tastings

Eine sehr schöne Tasting-Variante sind Food-Pairing-Tastings. Auch hier sollte man bereits Grundkenntnisse in Aroma-Kunde und Sensorik haben, damit die Pairings auch gut zusammen passen. Wer sich erstmals mit dem Thema befasst, sollte zunächst auf sicherem Boden bleiben und mit Schokolode oder Käse-Pairings beginnen, und sich dann allmählich weiter entwickeln. 


8. Grain Tasting

Grain-Tastings können durchaus reizvoll sein, doch sollten sich nur Kenner an diesem Thema versuchen, da es nicht so ganz einfach ist, ein reines Grain-Tasting auch interessant und abwechslungsreich zu gestalten.

Noch vor wenigen Jahren hat sich kaum jemand für Grain Whiskys interessiert, doch da die Preise beim Single Malt schneller gestiegen sind als bei den Grains, werden sie inzwischen gerne als Alternative in Erwägung gezogen. 


9. Blind Tasting

Blind Tastings sind ein überaus beliebtes Format, weil es immer wieder sehr lustig ist, wenn man beim Erraten der Brennerei so vollkommen und gänzlich daneben liegt. Über den Lerneffekt man man diskutieren, aber der Unterhaltungswert ist enorm. Dennoch kann es sehr nützlich sein, in einem Blind Tasting mal zu versuchen, einen Blended Whisky von einem Grain oder einem Single Malt zu unterscheiden, oder das Virgin Oak Fass zu erkennen. Grundsätzlich gilt auch hier: ab dem dritten Whisky schmecken die Abfüllungen immer besser...


10. Battle Tasting

Ein Format, das sich derzeit großer Beliebtheit erfreut, ist das Battle Tasting. Dabei werden immer zwei vergleichbare Whiskys gegeneinander gestellt, und dann wird geschaut, welcher besser ist. Es macht beispielsweise keinen allzu großen Sinn, eine japanische Single Malt Einzelfass-Abfüllung aus einer neuen Brennerei mit einem japanischen Standard-Blended Whisky zu vergleichen - es sei denn, beide Abfüllungen stammen aus der gleichen Brennerei. 

Dankbare Paarungen sind beispielsweise alte Abfüllung/neue Abfüllung, japanischer Whisky gegen Whisky aus Israel, Taiwan gegen Australien, junge Brennerei gegen alteingesessene Brennerei usw. Besonders reizvoll sind die Battle-Tastings, wenn man zwar die teilnehmenden Whiskys kennt, aber vorher nicht weiß, welcher Kandidat sich hinter welchem Sample verbirgt. 


Mut zum Entdecken!

Und damit wären wir am Ende meiner Liste angekommen.

Vielleicht habt ihr ja jetzt selbst Lust bekommen, mit euren Freunden einen Tasting-Abend zu organisieren, das kann man derzeit auch super gut online machen. Oder ihr schaut euch einmal bei professionellen Anbietern um, es gibt eine Vielzahl von schönen Tasting-Zusammenstellungen, die derzeit online angeboten werden. 

Viel Spaß beim Entdecken und Ausprobieren!

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