INFO: Änderung bei der Kennzeichnungspflicht für japanischen Whisky - was steckt dahinter?

Die meisten von euch dürften es inzwischen vernommen haben:  ab 1. April ändern sich die Vorschriften für die Angaben auf den Flaschenetiketten für japanischen Whisky. Aber was ändert sich tatsächlich?


Die Japaner sind traditionell immer sehr großzügig gewesen, wenn es darum ging, was denn nun eigentlich alles als Japanischer Whisky bezeichnet werden darf, und was nicht. Das wird sich ab 1. April 2021 ändern. Wie die japanische Spirits and Liquor Makers Association am 16. Februar diesen Jahres bekannt gab, wird in Zukunft sehr streng definiert, was als "Japanischer Whisky" auf einem Etikett ausgewiesen werden darf.


Die obige Graphik fasst die wichtigsten neuen Standards kurz zusammen. Wie ihr der Tabelle entnehmen könnt, muss Whisky zukünftig in Japan fermentiert, destilliert, gereift und abgefüllt werden, damit er sich Japanischer Whisky nennen darf. 

In den diversen Facebook-Gruppen wurde nach Bekanngabe dieser Meldung dann auch gleich gejubelt, dass man jetzt wohl endlich wieder mehr Whisky der Ben Nevis Brennerei in Europa sehen werde. Denn ein Großteil der Produktion von Ben Nevis, die der japanischen Nikka Ltd. gehört, wurde in der jüngeren Vergangenheit für die Abfüllung "Nikka from the Barrel" benötigt.

Auch andere japanische Hersteller, wie beispielsweise die Hombo Shuzo / Mars Distilleries produzieren Blended Malt Whisky, bei dem japanischer und schottischer Whisky gemischt werden. 

Doch der Jubel in den  Facebook-Gruppen kommt zu früh und basiert auf einem groben Missverständnis. 

Sowohl bei Mars als auch bei Nikka sieht man der neuen Regelung gelassen entgegen. Denn die neue Verordnung wurde von den Mitgliedern der japanischen Spirits and Liquor Makers Association auf den Weg gebracht - und somit auch von Nikka und Mars selbst initiiert, die Mitglieder der Association sind. Bei meinem Mars Online-Tasting neulich blieb die Brandambassadorin von Mars jedenfalls ziemlich gelassen, als wir auf die neue Verordung zu sprechen kamen.  

Schauen wir uns also einmal genauer an, was die neue Verordnung bedeutet.

1. Zunächst wird sich für bereits bestehende Produkte erst mal gar nichts ändern. Denn die neue Verordnung sieht eine Übergangsphase von drei Jahren vor. Die Hersteller haben bis zum 31.März 2024 Zeit, entweder den Inhalt ihrer Abfüllung zu ändern oder das Label anders zu gestalten.

2. Und das bringt uns zu Punkt zwei. Denn die Verordnung verbietet es keinesfalls, dass man schottischen Whisky mit japanischem Whisky zu einem Blended Malt oder Blended Whisky mischt und abfüllt. Die Verordnung verbietet lediglich, in einem solchen Fall von "japanischem Whisky" zu sprechen.

3. Wie Nikka ausführlich auf ihrer Website erkärt, soll die neue Vorschrift für mehr Klarheit sorgen. Wenn "Japanischer Whisky" auf dem Label drauf steht, muss auch japanischer Whisky drin sein. Oder anders herum formuliert: wenn schottischer Whisky drin ist, muss man den Zusatz "Japanischer Whisky" weglassen.

4. Nikka hat auf der firmeneigenen Website sehr ausführlich über die kommenden Änderungen informiert. Ihr findet den Link weiter unten.

Fazit: 

Wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit noch bis 2024 Nikka from the Barrel genießen können - mit altbewährter Rezeptur. Da die Abfüllung sehr populär ist, scheint es fraglich, ob Nikka die Abfüllung tatsächlich in drei Jahren vom Markt nehmen wird. Vielleicht wird man einfach nur das Wort "Japanischer Whisky" weglassen und auf Abbildungen von Kimonos, Mount Fuji und Kirschblütenzweigen verzichten. Auch der Blended Whisky "Cosmo" von Mars bleibt uns gewiss noch eine Weile erhalten. 

Treffen wird die Verordnung solche Abfüllungen wie jene von "Eiko", die vor kurzem die Discounter-Regale füllte. Hier wurde mit großer Wahrscheinlichkeit viel preiswerter, schottischer Grain benutzt, und dabei mit einer bunten Farbe, japanischen Motiven und dem Zusatz "Blended Japanese Whisky" dem Verbraucher suggeriert, dass er ein hochwertiges Produkt aus Japan erwirbt. Solche Abfüllungen wird es in Zukunft nicht mehr geben. 

Aber das ist auch kein Verlust.

Und hier der Link zu den Informationen von NIKKA:

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