Tasting Notes: Dreimal Cooper's Choice (The Vintage Malt Whisky Company) - Macduff 16, Port Wine Finish / Campbeltown Pineaux de Charante Finish / Laggan Mill Rioja Finish
1992 gründete Whisky-Veteran Brian Cook die "Vintage Malt Whisky Company", die seither weltweit Whisky-Abfüllungen vertreibt. Zur Produktpalette der Firma gehören die Marken "The Ileach" und "Finlaggan", ebenso wie "The Cooper's Choice". Drei Abfüllungen aus der Cooper's-Choice-Reihe habe ich mir heute zum Testen vorgenommen.
Meine Tasting Notes:
1) Macduff, The Cooper's Choice, Port Wood Finish, 2003-2020, Fass 1139, 51% (Whisky-Base 149153)
Farbe: 1.6 - mahagony
Struktur: mittlere Viscosität, leicht ölig
Nase: der erste Eindruck ist irritierend. Schwefelnoten verbinden sich mit süßem Puderzucker, Anis und sauren Johannisbeeren. Diese Mischung ist nicht wirklich ausgewogen. Doch nach einigen Minuten wird die Schwefelnote geringer, der Whisky beginnt, sich allmählich zu finden. Die Süße aus dem Portwein-Finish läßt nach, die Erdigkeit und die Malzigkeit des Macduff schimmern allmählich durch. Nach einer halben Stunde kommen dann endlich auch Nuss-, Orangen- und Schokoladentöne.
Geschmack: deutlich besser als der Geruch. Kräftig und malzig, mit viel Süße auf der Zungenspitze und einer angenehmen Cremigkeit. Mit ein paar Tropfen Wasser wird er milder, verliert aber auch im Aroma.
Nachklang: elend kurz. Das kann Macduff besser.
Gesamteindruck: Die ersten fünf Minuten hat dieser Whisky mich heftig gequält. Doch man sollte diesem Macduff unbedingt Zeit lassen, er gewinnt mit jeder Minute, die er im Glas verweilen darf. Das Port Wood Finish ist in der ersten Viertelstunde sehr dominant, erst danach beginnt der Whisky eine ganzheitliche Wirkung zu entfalten, er wird deutlich runder und tiefer, die säuerlichen Noten bekommen Oberhand. Dennoch kann er mich nicht so ganz überzeugen, er bleibt trotz seiner dunklen Optik auf der Zunge etwas blass.
2) Campbeltown, The Cooper's Choice, Blended Malt, Fruit Basket, Pineau des Charantes Finish, abgefüllt 2019, Fass 9556, keine Altersangabe, 53,3% (Whiskybase 131931)
Farbe: 1.0 - deep copper
Struktur: mittlere Viscosität, recht ölig
Aroma: Ich muss gestehen, ich liebe Pineau des Charantes Fässer und ihr betörendes Frucharoma. Birnen, Trauben, Apfelsinen, Papaya, Quitten, Guave, Marzipan und Rosinen im Überfluß! Dazu Traubenzucker, starke Karamellnoten und Pfingstrosenduft.
Geschmack: Süßsauerer Antritt auf der Zunge, recht vollmundig, mit mittlerem Körper. Jetzt kommt auch die Malzigkeit zu Tage. Unbedingt Zeit lassen!
Nachklang: mittellang, warm
Gesamteindruck: Ist das noch Whisky? Oder ist das schon Likör? die fruchtige, fast likörartige Süße von Pineau des Charantes Fässern muss man mögen; alle anderen schlagen entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. Doch auch hier gilt: unbedingt dem Whisky Zeit lassen. Das Finish ist in den ersten Minuten sehr dominant, doch das Ursprungsdestillat aus dem Refill Cask kommt nach und nach aus seinem Versteck gekrochen. Dunklere, erdige und salzige Aromen entwickeln sich und steigen langsam an die Oberfläche. Campbeltown und Pineau des Charantes vertragen sich sehr viel besser, als ich erwartet hätte, ich mag diesen Exoten.
Farbe: 0.9 - amontillado
Struktur: mittlere Viscosität, recht ölig
Aroma: viel Torfrauch und Zitrusnoten, warme Asche, Limetten, Birnen, Salzmandeln. Eine leichte Specknote.
Geschmack: süßer Antritt, gepaart mit Zigarettenasche. Dann kommt auch etwas Eiche. Eine angenehme Mischung, mittlerer Körper. Nett.
Nachklang: mittellang, leicht trocken
Gesamteindruck: bei Lagganmill denkt man natürlich sofort an Lagavulin. Doch beim Probieren stellt sich mir trotz einer sehr leichten Specknote der Gedanke an die alte Mühle an Islays Südküste nicht wirklich ein, ich denke eher an einen jungen Caol Ila. Keine allzu große Komplexität, aber gefällig, mit leichter Süße, Zitrusnoten und viel Rauch. Das Rioja Fass zeigt sich eher verhalten.
Fazit: Zu den ganz großen Gewächsen mit tiefer Komplexität zählen die vorliegenden Abfüllungen von The Cooper's Choice wohl eher nicht. Doch es sind schöne Trinkwhiskys, die durch die unterschiedliche Fass-Belegung eine interessante Aromen-Bandbreite aufzeigen und für viel Abwechslung sorgen.
Die fehlende Altersangabe bei Einzelfässern ist für mich jedoch nicht nachvollziehbar, erst recht nicht bei einer Firma, die das Wort "Vintage" im Titel führt. Will man da ein geringes Alter verbergen? Ich finde das schade, und würde mir etwas mehr Transparenz wünschen.
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