EVENT: Online-Präsentation zur Markteinführung des neuen Starward Single Malt "Left Field" - und warum er so radikal anders ist. Mit Dave Vitale von der Starward Distillery, Australien

Am vergangenen Wochenende wurde der neue Single Malt von Starward namens "Left Field" mit einem fröhlich-kulinarischen Online-Event präsentiert, das der deutsche Importeur Kirsch Import anlässlich der Markteinführung organisiert hatte. Als besonderes Highlight war Brennereibesitzer Dave Vitale aus Australien live dazu geschaltet und auch ansonsten gab es ein paar ganz besondere Köstlichkeiten bei diesem Online-Event. 


Habt ihr schon mal was vom "left field", vom "linken Feld" gehört? Den Baseball-Fans unter euch ist der Begriff sicherlich geläufig, allen anderen war es bisher wahrscheinlich ziemlich schnurzegal, ob das Feld beim Spazierengehen nun rechts oder links vom Weg lag oder ob die Gerste im rechten oder linken Feld wächst. 

So mag der Name des neuen Starward Whiskys, "left field", in deutschsprachigen Ländern schon ein bißchen seltsam und nichtssagend anmuten. Wer Englisch kann, ist hier ganz klar im Vorteil. Denn das "left field" bezeichnet nicht nur einen bestimmten Teil des Spielfeldes beim Baseball, sondern wird auch im künstlerischen Kontext gerne benutzt, um einen radikalen oder experimentellen Ansatz zu beschreiben. 

Und damit wäre die neue Abfüllung eigentlich auch schon sehr treffend charakterisiert. Denn Dave Vitale verfolgt mit seinen Whiskys nach eigenen Angaben beides, ein radikales Neu-Denken beim Whisky-Machen, und das Wagen von Experimenten.


Beim Online-Event zur Präsentation des neuen Left-Field war Dave online zugeschaltet, und ich war schon sehr neugierig, was er uns denn nun erzählen würde. Denn Rotweinfässer zur Whisky-Reifung sind zwar nicht unbedingt alltäglich, aber etwas radikal neues sind sie gewiß nicht. Und  das ausschließliche Verwenden von einheimischer Gerste und  Fässern von einheimischen Weingütern ist zwar ein löblicher Umstand, aber auch nicht unbedingt ein bahnbrechend neuer Gedanke. 



Die Starward Distillery aus Down Under ist eine der vielsprechenden neuen Brennereien der letzten Jahre. Gegründet 2004, gehört Starward zweifelsfrei zu den Shooting Stars der noch recht jungen Australischen Whisky-Szene.

Doch Whisky aus Australien ist nicht das gleiche wie Whisky aus Schottland, und so hat uns Dave zunächst einmal die Unterschiede erklärt. 

 Ein wesentliches Element ist vor allem das Klima, das in Melbourne, wo sich die Brennerei befindet, durch heiße Sommer und enorme tageszeitliche Temperaturschwankungen geprägt ist. Entsprechend schnell reift der Whisky auch und hat bereits nach zwei oder drei Jahren ein "trinkreifes" Alter erreicht. 

Fruchtige Noten erhält der Whisky durch die Hybrid-Hefe, die Dave gerne verwendet, eine Mischung aus Distillers Yeast (Apfel- und Birnen-Aroma)  und Ale Yeast (Gewürznelken, Pfeffer und tropische Früchte). 

Besonderes Merkmal der Starward Distillery sind jedoch die Reifungen in australischen Rotweinfässern. Für den Left Field kamen ausschließlich Fässer aus französischer Eiche zum Einsatz, die zuvor mit Shiraz, Cabernet und Pinot-Rotweinen aus den australischen Weinregionen Barossa Valley und Yarra Valley gefüllt waren. Manche Fässer waren ausgebrannt, andere wiederum nicht. 

Radikal anders und innovativ

Bis hierher hörte sich das alles zwar ganz interessant an, aber noch immer vermisste ich den radikal neuen Ansatz. Doch dann hat Dave etwas verraten, was mich aufhorchen ließ: es ging um die Einfüllstärke des frischen Destillates ins Fass. 


Immer wieder habe ich in den vergangenen Jahren das Argument gehört, dass Rotweinfässer bestenfalls für ein Finish, aber auf gar keinen Fall für eine Vollreifung taugen, da die Tannine nach kurzer Zeit viel zu mächtig werden, und der Whisky dadurch viel zu rauh und holzig wird. 

Und natürlich hat auch Dave dieses Problem erkannt. Doch da ihm wichtig war, für einen australischen Whisky auch australische Weinfässer zu verwenden, hat er sich ein paar Gedanken gemacht und mit verschiedenen Parametern gespielt. Einer davon ist die Einfüllstärke. 

Während in Schottland der Whisky normalerweise mit einer Alkoholstärke von ca. 63,5% ins Fass kommt, hat Dave den Alkoholgehalt deutlich abgesenkt und füllt mit ca. 55% ein.  Das bietet auf den ersten Blick zunächst einmal einen Nachteil, denn es bedeutet mehr Wasserzugabe, und deshalb auch mehr Flüssigkeit, die ins Fass kommt und somit braucht er auch mehr Fässer und mehr Lagerraum.

Doch das Ergebnis ist den Mehraufwand wert: der Whisky reagiert weniger agressiv mit der Fasswand, es werden weniger Tannine aus dem Holz ausgewaschen, der Whisky wird deutlich milder und gefälliger, und weniger harsch. 


Exclusively for Europe

Speziell für den europäischen Markt wurde die Abfüllung Left Field entwickelt, und als Homage an Europa hat Dave hier ausschließlich Fässer aus französischer Eiche verwand. Während der Erklärungen von Dave hatten wir die Möglichkeit, diesen Malt Whisky zu verkosten, und im Laufe der Verkostung begann ich allmählich zu verstehen, warum Dave dieser Abfüllung den Namen "Left Field" gegeben hat. 

Obwohl die Aromen von Fässern aus französischer Eiche sehr viel würziger, tanninbetonter und holziger sind als solche von amerikanischer Eiche, präsentiert sich der Left Field unglaublich harmonisch, ausbalanciert, und süffig; die leichte Trockenheit am Ende ist keinesfalls zuviel und ergibt einen angenehmen Kontrapunkt zu den süßen Fruchtaromen der Rotweinfässer. 


Ungewöhnlich ist auch die Idee, den Left Field Single Malt als einen Nachfolger des Blended Whiskys "Two Fold" zu lancieren - und das im gleichen Preissegment! Vielleicht war einer der Gründe für diese Entscheidung die derzeitige Flaute im Bar-Bereich. Blended Whiskys machen sich nun mal besser im Cocktailglas oder im Tumbler als im Nosing Glas, aber da die Bars derzeit - leider, leider - geschlossen sind, müssen wir unseren Whisky notgedrungen zu Hause trinken, und da greifen wir Europäer dann wohl doch eher zu einem Single Malt. 


Food-Pairing

Dass der Left Field extrem vielseitig ist und sowohl im Nosing Glas, als Begleiter beim leckeren Essen und  auch im Cocktail eine gute Wahl ist und glänzen kann, wollte uns Dave an diesem Abend dann auch demonstrieren. 


Nach der Whisky-Verkostung ging es deshalb weiter mit dem Food-Pairing-Teil des Abends.  Whisky-Koch Chris Pepper aus Darmstadt hatte speziell für dieses Event drei Gerichte komponiert, die ausgezeichnet mit dem Left Field Single Malt harmonierten, und im Vorfeld waren allen Teilnehmern  die Samples in einer Kühlbox zugesandt worden. 


Der erste Partner im Food-Pairing war ein Mandel-Apfel-Kohlrabi-Süppchen mit einem Minze-Honig-Pesto, und jetzt war ein bißchen Aktion angesagt, denn das Süppchen musste erst mal in der Mikrowelle aufgewärmt werden. 


Fast hätte ich in der Eile vergessen, das Pesto unterzurühren. Die Mandel-Apfel-Kohlrabi-Suppe hat  auch schon pur ganz ordentlich geschmeckt, aber das Minz-Honig-Pesto hat dann erst den entscheidenden Kick gebracht. 


Für das zweite Pairing folgte ein Apfel-Honig-Hummus-Päckchen, eingewickelt in einen Mandel-Filo-Teig. Und auch diese Kombination hat super gut zusammen gepasst. 


Sicherlich ahnt ihr jetzt schon, welche Aromen Chris als Inspirations-Grundlage dienten: wichtige Bestandteile in seinen Rezepten waren Apfel, Mandel, Minze und Honig.


Mir haben alle drei Rezepte in der Kombination mit dem Left Field Single Malt fabelhaft gefallen, und ich bin großer Fan von den ungewöhnlichen Rezeptkreationen, mit denen Chris immer wieder seine Gäste überraschen kann. 


Zum Abschluss gab es dann für das dritte Pairing ein Praliné mit Apfel, Minze und Honig-Mandel-Crunch. Vom ersten und vom dritten Pairing hätte ich zu gerne noch einen kleinen Nachschlag gehabt, aber es ging ja nicht darum, sich satt zu essen, sondern einen kleinen Eindruck zu erhalten, was alles machbar ist. Und vielleicht fallen euch ja noch andere, tolle Kreationen mit Apfel, Mandel, Minze und Honig ein. 


Left-Field and Cocktails 

Anschließend musste ich erst mal meinen Tisch etwas aufräumen, denn jetzt kam der zweite Teil der Aroma-Demonstration: das Cocktail-Mixen. Nachdem mein Schreibtisch kurzfristig zum Esstisch mutiert war, musste er jetzt als Bartheke herhalten. Cocktail Mixen ist ja nicht so ganz mein Ding, aber mit Anleitung würde ich das schon schaffen - dachte ich zumindest. 


Christoph Henkel hat uns dann genau erklärt was zu tun ist. Der erste Cocktail war ein Classic Crusta, und natürlich sollte da ein breiter Zuckerrand ans Cocktail-Glas kommen.  Da ich aber keine Lust hatte auf das Zuckergekrümel habe ich den Rand einfach weggelassen - und es dann bitter bereut, weil dadurch am Ende die Zitrone zu viel Oberwasser bekam. 


Beim zweiten Cocktail wollte ich es besser machen, und mich genau an die Anweisungen halten. Aber irgendwie lief es dann doch wieder wie in der Schule, wenn der Lehrer etwas sagt, und die eine Hälfte der Schüler ihn falsch versteht, und die andere Hälfte nicht richtig zuhört... und dann jeder was anderes macht. 

Christoph hatte uns ein kleines Fläschchen mit Rotwein-Sirup mitgeschickt, und voller Eifer habe ich dann den Inhalt des Fläschchens in meinen Cocktail geträufelt - um dann hinterher zu hören, dass ich nur die Hälfte hätte benutzen sollen. 


Natürlich war der Cocktail jetzt zu süß und rotweinig geworden, und als Ausgleich habe ich dann einfach etwas zusätzlichen Left Field Single Malt Whisky und Weiße-Schokolade-Sirup hinzugegeben. Danach hat mir der Cocktail super gut geschmeckt, auch wenn die Mischung nicht so ganz im Sinne des Erfinders gewesen ist. Ich hoffe, Christoph wird es mir nachsehen. 

Kirsch Import hatte noch drei exklusive, handgemachte Schokoladen-Pralinen mitgeschickt, die das süße Glück zur fortgeschrittenen Stunde perfekt machten. 
 

Nach soviel Gaumenschmaus und zwei Cocktails war die Stimmung bestens, und ich habe mich nur schweren Herzens verabschiedet, aber ich musste am nächsten Morgen arbeiten, und eine Cocktail-Party bis tief in die Nacht hinein habe ich dann lieber nicht gewagt. Man wird im Lauf der Jahre halt doch etwas vernünftiger....


Herzlich bedanken möchte ich mich bei unseren Gastgebern an diesem Abend, Maik, Julia und Alex von Kirsch Import, und Dave Vitale sowie Chris und Christoph, die mit ihren Food-Pairings und Cocktails den Abend zu einem ganz besonderen Event rund um Aroma und sensorische Genüsse werden ließen. 


Vielleicht habt ihr ja jetzt Lust bekommen, selbst etwas kreativ zu werden. Bei einem UVP von ca. 35 Euro ist der Left Field Single Malt durchaus erschwinglich und hat tatsächlich viel für kleines Geld zu bieten. Und ein bißchen Abwechslung zuhause in diesen Corona-getrübten Zeiten tut uns allen doch gut. Meine Tasting Notes für den Single Malt Left Field werden die nächsten Tage im Blog folgen. Jetzt sage ich erst mal tschüß, und Cheers!


Und hier zum Abschluss noch die Rezepte für die beiden Cocktails und den Rotweinsirup:

Starward Left Field Classic Crusta 

Zutaten
6 cl Starward Single Malt Left-Field
1 cl Zuckersirup (Sirop J.M)
0,5 cl Orangenlikör (Shrubb J.M – Liqueur d’Orange)
1 cl Zitronensaft (frisch gepresst)
2 Dash Angostura Bitter
Garnitur: etwas Kristallzucker und Orangenschale

Zubereitung
Ein Wein- oder Ballon-Glas leicht in Wasser und anschließend den Rand des Glases in Zucker tauchen.
Extra Tipp: wer nicht soviel extra Zucker möchte kann das Glas seitlich rollen statt es einzutauchen
Alle Zutaten auf Würfeleis in einem Shaker kalt schütteln und in das vorbereitete Weinglas abseihen.
Mit der Orangenschale garnieren.



Starward Left Field Wine Fashioned

Zutaten
6 cl Starward Left-Field
1,5 cl Rotwein-Sirup
2 Dash Walnuss-Bitter

Zubereitung
Alle Zutaten auf Würfeleis in einem Rührglas oder Shaker verrühren.
In ein Tumbler-Glas über einen großen Eisblock abseihen.
Tipp: karamellisierte Walnüsse dazu

Rotwein Sirup

Verhältnis: 1,5 zu 1
150 g Zucker in 100 ml Rotwein im Topf leicht sieden und zergehen lassen. Nicht kochen! Dunklen Schaum abschöpfen. Wenn der Zucker geschmolzen ist, nach Geschmack den Abrieb von Limette und Orange dazugeben und ca. 5 Minuten zusammen simmern lassen. Mit etwas Salz würzen und den Sirup fein absieben. Den Sirup kann man im Kühlschrank einige Wochen aufbewahren.



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