Tasting Notes: Glenglassaugh 50 Years, 1971-2021, PX Cask, Fass-Nr. 128, 40.1%
Vor kurzem hat die Glenglassaugh Distillery einen 50 Jahre alten Whisky auf den Markt gebracht. Gereift wurde er in einem Pedro-Ximenez-Fass, das am Ende nur noch 264 Flaschen ergab. Für dieses Schätzchen aus dem Jahre 1971 muss man einiges auf den Tisch legen. Eine Flasche kostet derzeit ca. sechseinhalb tausend Euro. Vom Importeur habe ich anlässlich der Markteinführung ein Sample erhalten. Lohnt sich der hohe Preis?
Die Glenglassaugh Distillery liegt bis heute weitgehend unterhalb des Radars der Whisky-Community. Die Ursache dafür hat einen fast schon tragischen Hintergrund. Von 1986 bis 2009 war die Brennerei geschlossen, und die Folgen dieses Produktionslochs spürt man heute überdeutlich. Der Whisky von Glenglassaugh ist entweder sehr jung oder alt und teuer. Es fehlen die Abfüllungen in der goldenen Mitte.
Doch mit jedem Jahr werden die Whiskys, die bei Glenglassaugh seit 2009 gebrannt werden, älter. Vor einigen Monaten erschien die "Glenglassaugh Coastal Collection", mit der Master Blenderin Rachel Barrie den maritimen Charakter dieser Brennerei in Küstennähe demonstrieren will.
Zudem hat man vor wenigen Wochen noch einen 50 Jahre alten Glenglassaugh von 1971 aus einem Pedro-Ximenez-Fass herausgebracht. Während die jungen Glenglassaugh Whiskys von Jahr zu Jahr älter werden, und die Verfügbarkeit langsam, aber sicher besser werden wird, ist es bei den alten Glenglassaughts genau umgekehrt. Sie werden mit zunehmendem Alter immer knapper, und immer teurer.
Der deutsche Importeur hat mir jeweils ein Sample dieser beiden Abfüllungen zur Verfügung gestellt.
Verpackt waren die beiden Proben in einer wunderschönen, grünen Schatulle, die inspiriert wurde von dem Motto: "A whisky shaped by land and by sea." Bei dieser aufwändigen Verpackung ist es mir richtig schwer gefallen, die Flaschen zu öffnen. Aber hey - Whisky ist zum Trinken da, und zum Genießen. Und nicht zum Aufheben und Angucken.
Und hier sind jetzt endlich meine Tasting Notes:
Aroma: Hoppla, da kommen mir aber ungewöhnliche Aromen entgegen - neben der klassischen Vanille entfaltet sich auch der Duft von Schinkenspeck und Leberwurst im Glas. Da bin ich erst mal sprachlos, das hab ich so noch nicht erlebt. Außerdem kräftige Malzaromen, Salzbretzeln, Litschi, und eine kräutrige Würze.
Geschmack: mittleres Mundgefühl, kaum Süße, etwas Tabak, mit einer maritimen Note und leicht bitter.
Nachklang: mittellang
Gesamteindruck: ein schönes Einzelfass ohne Einfluss von Sherry oder anderen Süßweinen, das die Küstenlage der Brennerei betonen soll. Glenglassaugh wird in den kommenden Jahren vermehrt Whiskys auf den Markt bringen können, die älter als 10 Jahre alt sind. Man sollte diese Küstenbrennerei unbedingt auf dem Schirm behalten.
2. Glenglassaugh 50 Years, 1971-2021, PX Cask, Fass-Nr. 128, 40,1%
Aroma: Stark. Der intensive Duft einer alten Bibliothek, kellergelagerte Winteräpfel, süße Honigbonbons, getrocknete Rosinen, frische und saftige Feigen, Zucker und Zimt, Orangenschale, Mandarinen, Makadamia-Nüsse, Mandeln und Leder.
Geschmack: üppig und vollmundig, mit saftigen Kirschen und ranzigem Bienenwachs. Grandios.
Nachklang: lang und anhaltend
Gesamteindruck: Unglaublich frisch, satt und lebendig. Ein starker Whisky für einen besonderen Moment. Ich bin begeistert. Leider sind alte Glenglassaughts kaum noch zu bezahlen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen