Tasting Notes: Glen Slirefa, deutscher Single Wheat Whisky, gereift drei Jahre und ein Tag, 43 %

Reden wir heute mal zur Abwechslung über Qualität. Es gibt fantastische Whiskys. Es gibt gute Whiskys. Und es gibt Whiskys, die niemand braucht. Wie beispielsweise den Glen Slirefa. Da hilft auch keine tolle Marketing-Story.


Kein Zweifel, ein guter Whisky braucht auch eine gute Geschichte. In den letzten Jahren haben wir einen regelrechten Boom an "unabhängigen Abfüllern" erlebt, die alle irgendwo irgendwie Whisky-Destillat einkaufen, selbst abfüllen und vielleicht auch selbst lagern, und mit irgendwelchen mehr oder weniger guten Geschichten versuchen, die Aufmerksamkeit der Kunden zu erhaschen. Grundsätzlich finde ich diese Entwicklung gut, denn Vielfalt belebt das Geschäft.

Doch bei aller Euphorie sollte man nicht vergessen, dass man am Ende auch ein gutes Produkt haben will. Nun kann man natürlich trefflich darüber diskutieren, was eigentlich ein guter Whisky ist. Die Bandbreite beim Whisky ist groß, und die Geschmäcker sind verschieden. 

Dennoch gibt es beim Whisky gewisse Qualitätsstandards, die man beachten sollte. Dazu gehört auch die Reifezeit, und damit wären wir beim eigentlichen Thema. Wie lange muss ein Whisky denn  reifen, bis er gut ist? Die Schotten haben eine simple Antwort: "It's ready, when it's ready". 

Was auf den ersten Blick wie ein alberner Marketing-Spruch klingt, ist in Wirklichkeit eine profunde Wahrheit. Es gibt keine verbindliche Jahreszahl. Die Reifung eines Whiskys hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit und Fassauswahl. An Schottlands nördlichen Küsten reift er gemächlich, in Taiwan und Kentucky oder auf einem nicht isolierten Dachboden in Hessen reift er deutlich schneller. In einer Saline hingegen reift er extrem langsam.

Genau dort wurde der Glen Slirefa gelagert. Am 28. August 2015 wurde ein Fass mit frischem Whisky-Destillat, das in der Schlitzer Brennerei gebrannt wurde,  mit viel Tamtam und Dudelsackmusik in die Saline gebracht. Drei Jahre später waren die gesetzlichen Vorschriften der Spirituosenverordnung erfüllt, der Whisky wurde abgefüllt und verkauft. 

Doch gereicht hat diese Reifezeit beileibe nicht, um einen guten Whisky zu produzieren. Das kühle Salinenklima hat die Reifung extrem verlangsamt, der Whisky wirkt, als wäre er gerade mal 6 Monate alt. Die Tasting-Notes enthüllen das Problem:

Tasting Notes Glen Slirefa, gereift 2015-2018, 43%

Aroma: ein bißchen Vanille, ein bißchen Zucker, salzig angehaucht, und unangenehme Benzolaromen. Das war's dann auch schon.

Geschmack: schwaches Mundgefühl, wenig komplex, unspektakulär

Nachklang: recht kurz

Gesamteindruck: zu jung, zu unreif, mit einer unterentwickelten Aromatik. 

Die Geschichte geht weiter. Im März 2019 wurde erneut ein Fass im Gradierwerk Bad Salzschlirf eingelagert, und im Oktober letzten Jahres wurde im Gradierwerk Bad Sassendorf ein Fass mit Whisky-Destillat der Sauerländer Edelbrennerei deponiert. 

Vielleicht haben die Verantwortlichen ja dazu gelernt. Für einen guten Whisky braucht man mehr als nur die  Einhaltung der Mindestanforderung einer Verordnung.






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