Wolfburn German Tasting Tour: wo die Reise hingeht

Am 25. Januar 2013 lief bei Wolfburn der erste New Make aus den Brennblasen. Seither hat sich viel getan in Schottlands nördlichster Brennerei. Brand Ambassador Mark Westmorland hat im Rahmen der German Tasting Tour von Wolfburn die derzeitigen Abfüllungen der Brennerei vorgestellt. In Darmstadt war ich dabei.


Wer "Didi" Dietmar Schulz von Alba Import kennt, der weiß auch, dass seine "Tasting-Tours"  immer ein absolutes Highlight sind. In den vergangenen Jahren hat er schon mehrmals in Zusammenarbeit mit den Brennereien Armorik,  Kilchoman und Kingsbarns "Tasting Tours" durch Deutschland organisiert, und dabei einem interessierten Publikum einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise und das Portfolio der jeweiligen Brennereien ermöglicht.

Da liegt die Latte natürlich inzwischen ziemlich hoch: wenn Didi mit einer "Tasting Tour" unterwegs ist, dann erwarten die Fans auch ein paar besondere Tropfen, und mehr Informationen als nur das übliche Marketing-Blabla. Und auch diesmal hat Didi nicht enttäuscht.

Eine der Stationen  seiner "Wolfburn Tasting Tour" war  bei Whiskykoch Chris Pepper in Darmstadt, dessen neu gestaltete Räumlichkeiten ein ausgedehntes Tasting-Event in einem ansprechenden Ambiente ermöglicht haben.

Brand Ambassador Mark Westmorland hat mit seinem Dia-Vortrag den anwesenden Gästen einen sehr schönen und persönlichen Einblick in die Arbeitsweise der Brennerei gegeben, und auch die Menschen vorgestellt, die hinter dieser Arbeit stehen. Das Team bei Wolfburn ist ja nicht groß, und jeder kennt jeden.



Die Philosophie

Wolfburn ist eine der neuen Brennereien, die ich mit besonders großem Interesse verfolge, weil mir die Philosphie und die Arbeitsweise der Brennerei gut gefällt. Wenn man ein bißchen im "Eingemachten" stochert, stellt man schnell fest, dass in sämtlichen Produktionsbereichen das Streben nach bester  Qualität eine sehr hohe Priorität hat. Viele verbinden die Brennerei mit dem einprägsamen Namen  mit Abenteuer und Pioniergeist. Mir kommt bei Wolfburn immer ein ganz anderes Wort in den Sinn: Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit klingt nicht spannend, läßt sich nicht gut verkaufen und deshalb wird der Begriff im Zusammenhang mit Whisky selten benutzt. Dabei gibt es nur wenige Bereiche, wo Nachhaltigkeit so elementar wichtig ist, wenn ich über viele Jahre hin gute Abfüllungen herausbringen will.

Bei dem Vortrag von Mark Westmorland habe ich wieder einmal den Eindruck gewonnen, wie sehr man sich bei Wolfburn der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Vor kurzem wurde bereits das vierte Dunnage-Warehouse errichtet, wo die Fässer nach traditioneller Methode nur dreilagig gestapelt werden, und auch bei der Fass-Auswahl hat man bisher ein gutes Händchen bewiesen.

Doch "The proof of the pudding is in the eating", wie die Briten so schön sagen, und Mark hat deshalb auch ein fantastisches Line-Up zusammengestellt, damit wir alle diese "Pudding-Probe" machen können. Schauen wir uns also an, was die derzeitige Range zu bieten hat, und wo die Reise hingehen soll.


Wolfburn on the road

New Make (69,7%)

Als Besonderes Highlight hatte Mark diesmal den New Make der Brennerei mitgebracht, also das frische Destillat, wie es aus der Brennblase kommt. Trotz der 69,7% war der New Make unglaublich mild, und hat mit einer beeindruckenden Aromenvielfalt überrascht. Ich hätte problemlos zwei oder drei Gläschen davon trinken können. Leider war ich mit dem Auto da - wie gut, dass es Sample-Flaschen gibt.

Nase: viel Malz, und der erdige Duft von gedämpften Kartoffeln, gemischt mit den Aromen von frischem Heu, leichter Süße, Kräutern und Gewürzen.

Geschmack: auf der Zunge dann deutliche Süße, eine leichte Öligkeit, und immer noch erdige, fast mineralische Töne. Spannend!

Das Line-Up der Wolfburn Tasting Tour 2018 in Darmstadt


Northland, 46%, nicht kühlgefiltert, ungefärbt: 

Die erste Abfüllung von Wolfburn erschien vor zwei Jahren unter dem Namen "first Release". Inzwischen hat man einen eigenständigen Namen entwickelt, und der Whisky ist etwas älter geworden (drei bis fünf Jahre), doch die Fass-Auswahl ist noch immer die gleiche: Northland reift in second-fill Quarter-Cask-Fässern, die aus der Brennerei Laphroig stammen. Für Northland wird ungetorftes Gerstenmalz verwendet, doch die Laphroig-Fässer geben eine leichte Rauchnote an den Whisky ab. Auf der IWSC 2016 hat der Northland eine Goldmedaille geholt.

Nase: frisch, fruchtig, Birnen und süße Bonbons, Honignoten, eine leichte Salzigkeit

Geschmack: leicht rauchig,  nussig, mit Anklängen von süßen Trauben.


ein mystisches Wesen: der Seewolf

Aurora, 46%, nicht kühlgefiltert, ungefärbt:

Aurora erschien erstmals im Herbst 2016 und reifte zu 25% in first-fill Sherry Hogsheads und zu 75% in first-fill American Standard Barrels (ASB). Ebenso wie für Northland gilt auch hier, dass in den kommenden Jahren die Rezeptur beibehalten wird, aber zunehmend ältere Fässer Verwendung finden werden.

Nase: die Oloroso-Fässer machen sich deutlich bemerkbar,  das Aroma ist geprägt von Sherry-Tönen, dem Duft von frisch geschnittenem Gras sowie Kaffee- und Schokoladennoten.

Geschmack: fruchtig, nussig, mit einem Anflug von Kaffee-Noten

 Die vier hatten uns wieder einmal einen wunderschänen Abend bereitet: Whiskykoch Chris Pepper, Wolfburn Brand Ambassador Mark Westmorland, Marion Pepper, Didi Schulz von Alba-Import (v.l.)

Morven  46%, nicht kühlgefiltert, ungefärbt:

Erschien 2017. Hergestellt aus leicht getorftem Malz (10ppm), das von der Mälzerei in Montrose bezogen wird. Gereift zu 50% in Quarter Casks von Laphroaig und zu 50% in Ex-Bourbon-Fässern (ABS).

Nase: leicht rauchig, fruchtig, etwas Vanille, frische Meeresbrise

Geschmack: malzig, leicht floral, würzig

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Nach dem Morven gab es erst mal eine kleine Pause, und Chris servierte eine grandiose Potatoe-Dal-Suppe (eine indische Kartoffel-Linsen-Suppe), ehe es dann mit dem zweiten Teil des Abends weiter ging.

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Wolfburn Brand Ambassador Mark Westmorland auf Tasting Tour in Deutschland


No 270, 46%, Small Batch Release, nicht kühlgefiltert, ungefärbt:


No 270 erschien im März 2018 und reifte ebenso wie sein Vorläufer,  No 128, in First-Fill-ex-Bourbon-Fässern. Dabei handelt es sich  um besondere Fässer, denn sie stammen aus der Experimental Series der Brennerei von Woodford Reserve und sind mit einem Fassungsvermögen von 100 Liter nur halb so groß wie ein American Standard Barrel.

Insgesamt 90 dieser experimentellen Fässer von Woodford Reserve hat man für Wolfburn erwerben können. 30 Fässer wurden mit New Make aus leicht getorftem Malz befüllt und im Mai 2017 unter dem Namen No 128 abgefüllt. 30 weitere Fässer wurden mit  New Make aus ungetorftem Malz befüllt und kamen unter dem Namen No 270 auf den Markt.

Die letzten 30 Fässer aus dieser Reihe werden voraussichtlich im kommenden Jahr abgefüllt. Leider hat Mark noch nichts über deren Inhalt verraten. Wer weiß, vielleicht hat man sich bei Wolfburn ja dazu entschlossen, mal mit stark getorftem Malz zu experimentieren und es wird eine Rauchbombe werden - lassen wir uns überraschen.

Die Namen No 128 bzw. No 270 beziehen sich übrigens auf den Lagerort: Lagerhalle No 1, Reihe 28 bzw. Lagerhalle No 2, Reihe 70.


Nase: Viel Malz, viel Vanille, Birnen, Äpfel und zarte Eiche

Geschmack: vollmundig und süß. Genau mein Ding.


Da die Bourbon-Fässer nur halb so groß wie normalerweise waren und auch nicht allzu lange Bourbon darin lagerte, sind die Vanille- und Fruchtnoten sehr ausgeprägt, das Aroma ist insgesamt sehr vollmundig. An diesem Abend mein Liebling.


So jung, und schon Historie: wo im Bild noch eine Treppe zu sehen ist, stehen inzwischen weitere Wash-Backs

Langskip, 58%, nicht kühlgefiltert, ungefärbt:

Langskip ist die jüngste Neuerscheinung von Wolfburn. Gereift ist er viereinhalb bis fünf Jahre in first-fill ex-Bourbon Barrels (ASB), die alle in der ersten Hälfte des Jahres 2013 befüllt wurden. Langskip wird zukünftig zur Core Range gehören, und von Batch zu Batch etwas älter werden. Mit 58% wird in Fast-Fass-Stärke abgefüllt.

Tasting Notes gibt es morgen als eigenständigen Post.... oder hier unter diesem link:



PX Sherry Cask Sample, nicht kühlgefiltert, ungefärbt:

Zum Schluss gab es dann noch ein besonderes Highlight, einen Wolfburn aus einem Single PX Sherry Hogshead von 2015, den Mark direkt aus der Brennerei mitgebracht hatte.

 Die Sherry-Noten waren stark präsent, auch Nuss und Schokolade war da. Leider war aber auch ein kleines Schwefelhölzchen zu schmecken. Da sich echte Fans von Sherry-Fässern von so was aber nicht abschrecken lassen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es im kommenden Jahr eine Einzelfassabfüllung aus einem Sherry-Hogshead von Wolfburn bei Alba geben wird. Lassen wir uns überraschen.




Ausblick:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Range von Wolfburn schon jetzt sehr gut durchdacht ist und auch Spaß macht. Die Core Range soll in den nächsten Jahren in dieser Form beibehalten werden, wobei sich die Abfüllungen in der Fass-Auswahl nicht ändern werden. Die altersmäßige Zusammensetzung wird sich jedoch ändern, da  zunehmend ältere Whiskys zum Einsatz kommen werden.

Ergänzend werden in den nächsten Jahren auch Abfüllungen aus anderen Fassarten herausgebracht werden, z.B. aus  ex-Rumfässern  (vermutlich 2020) oder Port-Pipes.

Ein Verkauf von Fässern an Blender oder an unabhängige Abfüller ist für die Zukunft nicht geplant, allerdings besteht die Möglichkeit, Private Bottlings über die Brennerei durchzuführen.

Mehr zum Thema:

Inteview mit Harry Tayler, Brennereibesitzer

Tasting Notes Wolfburn Langskip

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