Fettercairn war lange Zeit eine Brennerei, für die sich nur wenige begeistern konnten. Doch seit geraumer Zeit findet eine wundersame Metamorphose bei Fettercairn statt. Bei einem Online-Tasting im Frühjahr hatte ich Gelegenheit, die neue Range zu testen - und wurde gewaltig überrascht.
Schon vor geraumer Zeit hatte ich Gelegenheit, bei einem online-Tasting die neue Range von Fettercairn probieren zu können. Allzu viel hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht von Fettercairn erwartet, doch ich wurde in dem Tasting sehr positiv überrascht. Fettercairn hat sich in den letzten beiden Jahren tatsächlich zu einem kleinen Geheimtip entwickelt. Da mir die derzeitige Entwicklung von Fettercairn sehr gut gefällt, will ich meine Tasting Notes an dieser Stelle noch nachholen.
Es war einmal
Vielleicht könnt ihr euch noch an ältere Original-Abfüllungen von Fettercairn erinnern, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihr nicht übermäßig beeindruckt ward. Obwohl die Fettercairn Distillery mit einer fast zweihundertjährigen Geschichte zu den ältesten Brennereien in Schottland gehört, konnten sich in der jüngeren Vergangenheit nur wenige Whisky-Fans für die Brennerei in den östlichen Highlands begeistern. Die Originalabfüllungen waren dürftig, und die NAS-Abfüllung "Fior", die 2010 auf den Markt kam, hat nicht unbedingt dazu beigetragen, den Ruf der Brennerei zu mehren und zu ehren.
Alles neu
Doch das soll jetzt alles anders werden. Seit 2018 wurde die Range komplett neu überarbeitet, und mit der Serie "Warehouse No. 2" bringt man seit kurzem auch spannende, limitierte Sonderabfüllungen auf den Markt.
Seit 2011 wird bei Fettercairn auch kein getorftes Malz mehr benutzt, was kein allzu großer Verlust ist, ich denke immer noch mit Schaudern an den getorften "Fior" zurück.
Der Kühlring
Eine Besonderheit der Brennerei ist der Kühlring an der Spirit Still, der 1952 installiert wurde und es ermöglicht, während des Brennvorgangs Wasser über die Außenhülle der Brennblase fließen zu lassen. Durch diese Wasserkühlung wird der Reflux verstärkt, das Destillat wird fruchtiger. Wird die zusätzliche Kühlung über den Kühlring abgeschaltet, dann wird das Destillat weniger fruchtig, und enthält mehr fleischige Noten.
Wie die Kühlung über den Kühlring aussieht, könnt ihr hier in diesem Video sehen:
Aber schauen wir uns nun die Hauptsache des Tastings an, die neuen Abfüllungen von Fettercairn:
Fettercairn 12 Jahre, 46,4%
Aroma: Karamellbonbons, gefolgt von Apfel und Birne, Banane und Mango, auch ein bißchen Zitrone und saure Johannisbeeren, gepaart mit Honigsüße und Minzschokolade. Darunter verborgen auch Heublumen und angebrannte Toastscheiben.
Geschmack: volles Mundgefühl, kräftig und malzig, leicht fleischig, mit Ingwerschärfe und Gewürznelken.
Nachklang: mittellang bis kurz
Gesamteindruck: ein guter Allrounder und schöner Einstieg in die Range, der als Every-Day-Dram durchaus in Ordnung geht. Insgesamt eher robust und grob gestrickt, mit einem Schwerpunkt auf starken Fruchtnoten.
Andrew Lennie, UK Brand Specialist der Fettercairn Distillery (White & Mackay Ltd.)
Fettercairn 16 Jahre, 46,4%
Hergestellt aus Chocolate Malt, zwei Jahre Finish in Sherry und Portwein-Fässern. Insgesamt gab es etwa 3.100 Flaschen, davon 600 Flaschen für Deutschland, die inzwischen weitgehend ausverkauft sind.
Aroma: Wunderschöne Nussaromen und Schokoladentöne dominieren. Dazu Waldhonig, Rübensirup, Kirschen, Pflaumen, Leder und Tabak. Sehr komplex.
Geschmack: Volles Mundgefühl, mit Zimt und Zartbitterschokolade.
Nachklang: Lang
Gesamteindruck: Hier wurden gute Sherry-Fässer verwendet. Nüsse und Schokolade beherrschen das Glas, doch sie sind nicht die einzigen Spieler auf dem Feld. Sehr gelungen!
Das Nachfolge-Batch wird sich unterscheiden. Es wird keine Fässer mit Chocolate-Malt-Whisky enthalten, stattdessen werden mehr PX-Fässer zum Einsatz kommen.
Stewart Walker, Distillery Manager Fettercairn
Fettercairn 22 Jahre, 47%
Zunächst 13 Jahre in First Fill American Bourbon Barrels gereift, danach in Refill Bourbon Casks umgefüllt.
Aroma: Intensive Fruchtnoten von Bananen, Birnen, Ananas, karamellisierte Orangen und Dosen-Pfirsichen. Dazu süßer Blütenduft.
Geschmack: vollmundig, wachsig und mit einem leichten Hang zur Ranzigkeit
Nachklang: sehr lang
Gesamteindruck: Eine dieser Fruchtbomben, wie wir sie aus den 90er Jahren kennen. Dazu die leichte Wachsigkeit - einfach toll!
Basti, WhiskyGermany, Moderation
Fettercairn Warehouse No 2, Batch 1, nicht kühlgefiltert, natürliche Farbe
destilliert 2010, 3.600 Flaschen
Komplizierte Rezeptur: gereift in Ex-Bourbon Barrels (35%), Ex-Bourbon Barrels mit 3 Jahre Finish in Sherry-Fässern (amerikanische und europäische Eiche) der Tevasa Tonelería (10%), Ex-Bourbon Barrels mit 2 Jahre Finish in Amoros Sherry Fässern (amerikanische und europäische Eiche) der Vazyma Tonelería (10%), Spanish Virgin Oak Fässer (5%) und Ex-Bourbon Barrels mit zwei Jahre Nachreifung in Tawny Port Pipes (40%)
Aroma: Wow! Das hätte ich nicht gedacht. Feiner Puderzuckerstaub, Bananen, Pfirsiche, Rosinen, Mandarinen, Nüsse und zarte Haferflocken.
Geschmack: vollmundig, würzig, mit Rosinen- und Ledernoten. Lecker!
Nachklang: lang
Gesamteindruck: Batch 1 ist überraschend feingliedrig und pudrig süß. Soviel Eleganz hätte ich Fettercairn gar nicht zugetraut. Trotz seiner 10 Jahre sehr komplex. Ein kleiner Traum.
Meine Erkenntnis aus diesem online-Tasting:
Fettercairn ist eine Brennerei, die man unbedingt auf dem Schirm haben sollte. Die neue Range hat mich überrascht und auch überzeugt, und die Warehouse No2 Collection ist sehr vielversprechend.
Batch 1 ist vermutlich inzwischen weitgehend ausverkauft, aber Batch 2 ist bereits nachgerückt. Detaillierte Tasting-Notes von Batch 2 gibt es morgen, aber ich kann euch schon mal verraten, dass ich auch Batch 2 richtig gelungen finde.
Vielen Dank an Basti für die Orga und Moderation dieses Tastings, das hat super viel Spaß gemacht, und ich habe Fettercairn von einer ganz neuen Seite kennen gelernt.
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Have you ever wondered about starting your own whisky collection? Then you might want to talk to Italian Singer and Song Writer Diego Sandrin. Besides being gifted with a beautiful voice, Diego has been collecting whisky bottles for more than three decades, and is well-known among whisky-connoisseurs around the globe. Together with his friends Max Righi and Jens Drewitz he also launched a very special line of independent bottlings, bringing the old "Moon" Labels back to life again. At the recent Whisky Fair in Limburg, I had a chance to catch up with Diego and have a chat about his whisky collection, what whisky bloggers have to do with it and his new bottlings by ALOS. Diego at the Whisky Fair Limburg 2017 MM: Diego, let's begin with your new bottlings. You are one of the three people behind ALOS, and you were responsible for these beautiful, stunning labels. These labels have an extraordinary history. Can you tell us about their origins? Diego: We all lo
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