Blended Whiskys - Teil 2: Irland

Sind Blends wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Und was genau ist eigendlich ein Blend? Teil 2 unserer Rundreise durch die internationale Welt der Blends.



2. Irland

Irischer Whiskey - mit einem 'e' vor dem 'y' - wurde viele Jahre lang vor allem von Jameson dominiert. Er ist in fast allen Bars dieser Welt zu finden. Kaum ein anderer Whiskey wird so sehr mit preiswertem Trinkvergnügen und Blends verbunden wie Jameson. Sängerin Rihanna hat ihm mit ihrem Lied "Cheers - drink to that" sogar ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Einstmals befand sich die Jameson Distillery in Dublin, doch heute wird der Jameson Whiskey in der Midleton Brennerei in Cork hergestellt und ist weltweit eine der bekanntesten Whiskey-Marken. Anders als in Schottland, wo sich die meisten Brennereien entweder auf Grain oder auf Malt Whisky spezialisiert haben, wird in der Midleton Distillery sowohl Grain als auch Malt Whiskey hergestellt. 
 
Zudem gibt es in Irland neben Grain und Malt Whiskey auch den sogenannten Irish Pot Still Whiskey, der aus gemälzter und ungemälzter Gerste entsteht. Was viele nicht wissen: die Mischung darf auch bis zu 5% weitere Getreidesorten enthalten. Ein bekanntes Beispiel für diese Kategorie ist der "Kilbeggan Single Pot Still", der auf eine alte Rezeptur zurückgeht und neben gemälzter und ungemälzter Gerste auch 2,5% Hafer enthält.

In Irland kann ein Blended Whiskey folglich auch aus drei Komponenten bestehen. Gemischt werden zwei oder drei der verschiedenen irischen Whiskeyarten: Malt Whiskey, Grain Whiskey und Single Pot Still Whiskey. Der weitaus größte Anteil der irischen Whisky-Marken sind Blended Whiskeys.

Die Blends von  Jameson werden normalerweise aus einer Mischung von Grain Whiskey und Single Pot Still Whiskey hergestellt. Neben Jameson gehören auch Tullamore Dew und Bushmills zu den Markt-Giganten. Andere Beispiels für Blended-Whisky-Marken sind Power's Gold, Teeling Pinot Noir, The Pogues Triple Distilled von West Cork, Quiet Man Irish Superior etc. 

Irischer Grain Whiskey wird normalerweise sehr hoch destilliert, bei ca. 94%, wodurch er sehr rein und aromenschwach wird. Gebrannt wird zwei- oder dreifach auf sogenannten Column Stills. Grain Whiskey darf bis zu 30% gemälzte Gerste enthalten. 

Mit etwas Glück kann man auch irischen Grain Whiskey finden, der auf Pot Stills gebrannt wurde. Er ist selten, aber es gibt ihn, und er ist unglaublich aromatisch. Tipperary Boutique Selection hat vor kurzem einen solchen abgefüllt. Bushmills bezieht seinen Grain Whiskey traditionell weitestgehend von Midleton, man hat jedoch auch damit experimentiert, Grain Whiskey auf den eigenen Pot Stills herzustellen.

Alle Whiskey-Arten müssen – ebenso wie in Schottland  - mindestens drei Jahre in Holzfässern reifen.

Wie bereits erwähnt, ist es in Irland durchaus geläufig, dass ein und die selbe Brennerei sowohl Grain als auch Malt Whiskey produziert. Für die Herstellung der Blends muss folglich kein Whiskey von anderen Brennereien eingekauft werden, ein massiver Austausch der Fässer zwischen den einzelnen Herstellern für die Blended Whiskeys, wie es in Schottland lange Zeit üblich war, gibt es in Irland eher nicht. Lange Zeit waren Cooley, Bushmills und Midleton ohnehin die einzigen Brennereien Irlands. 

Dem stehen jedoch eine unglaubliche Vielzahl an unterschiedlichen Labeln und Marken gegenüber, die alle ihren Whiskey aus einer sehr kleinen Anzahl von Brennereien beziehen und bezogen. Teilweise werden diese Marken von den beiden Brennereien Midleton und Cooley (bzw. von den Konzernen, denen diese Brennereien gehören) direkt vertrieben, teilweise gehören sie Dritt-Anbietern, die Fässer aus den bestehenden Brennereien kaufen und dann ihre eigenen Blends mischen, wie etwa J.J. Corey oder Quiet Man. In den kommenden Jahren wird sich die Whiskey-Landschaft in Irland durch die Neugründungen von weiteren Brennereien jedoch verändern. Vor allem die Waterford Distillery hat mit ihrem Streben nach mehr Transparenz in jüngster Zeit für hohe Wellen gesorgt.

Da in Irland keine strenge Trennung zwischen Marke und Brennerei vorgenommen wird, ist die Möglickeit, die Herkunft  eines Whiskéys zu verschleiern, noch größer als in Schottland. Brennereien, die eine Vielzahl von verschiedenen Marken herstellen, und Marken, die sich als Brennerei ausgeben, ohne tatsächlich eine solche zu sein, sind in Irland durchaus möglich. Hier heißt es also, ganz besonders genau hinzuschauen.

Bekannte Grain Distilleries in Irland, die auch Single Malt Whiskeys produzieren, sind Midleton und die 2015 neu gegründete Great Northern Distillery. Entsprechend beziehen die meisten irischen Whiskey-Blends ihren Grain von diesen beiden Brennereien.

Während in der Vergangenheit irische Blends vor allem in der preiswerten Kategorie zu finden waren, kommen in jüngerer Zeit verstärkt auch hochwertige Blended Whiskys auf den Markt.

Column Stills der Great Northern Distillery

Fassart:
Insgesamt gelten in Irland ähnliche Vorschriften wie in Schottland, man hat jedoch etwas mehr Freiheit bei der Fasswahl. Außer Eiche sind auch andere Holzarten erlaubt, z.B. Kastanie, mit denen die Teeling Distillery öfter arbeitet.

Ein  Beispiel ist der 10 Jahre alte Blended Whiskey der Killowen Distillery. Der Killowen Txakolina  Acacia Cask“  besteht aus einer Mischung von Irish Single Grain und Irish Single Malt Whiskey, die zunächst in Ex-Bourbon-Fässern gereift waren und anschließend eine weitere Reifung in einem Sherry-Butt erhielten. Zum Abschluss erhielt der Blend dann ein Finish in einem baskischen Txakolina-Fass (Weißweinfass), das einen  neuen Fass-Deckel aus frischem Akazienholz bekam. Bezüglich der Zusammensetzung ist man bei Killowen recht transparent, die Mischung besteht aus 75% Grain Whiskey (Ursprung nicht bekannt), 5 % Malt Whiskey aus Nord-Irland (Bushmills), und 20% Malt Whiskey aus der Republik Irland (vermutlich Midleton).

Weitere Beispiele für einen hochwertigen Blend sind neben dem oben erwähnten Killowen auch der Irishman Cask Strenght und Writer's Tears Cask Strength  (jeweils ein Blend aus Single Malt und Single Pot Still Whiskey); Pearse Lion's Distillery Edition (Blended Malt) und J.J. Corry The Gael (Single Malt und Grain), dessen Altersspektrum von 7 bis 26 Jahre reicht.

Durch die derzeitige präkere Lage im Single-Malt-Bereich und den dahin schmelzenden Single-Malt-Beständen findet man in Irland zur Zeit neben den preiswerten, schlichten Blends auch äußerst hochwertige Produkte, die entweder mit alten Bestandteilen oder besonderen Fassreifungen zu einer höheren Komplexität führen - oder auch beides, wie das obige Beispiel zeigt. Dadurch gehen aber auch die Produktionskosten für solche hochwertigen Blends in die Höhe, und die Abfüllungen sind meist deutlich teurer als ein vergleichbares Produkt aus Schottland - sofern man hier bei den teilweise recht exotischen Fass-Finishes überhaupt noch von Vergleichbarkeit reden kann.

Cuvée: 
Der Begriff des Cuvée stammt eigentlich aus der Weinwelt. Im Whisky-Bereich wird er in jüngster Zeit öfter eingesetzt, um eine Mischung von verschiedenen Fassreifungen oder von unterschiedlichen Terroir-Bedingungen auszuweisen. Vor allem die irische Waterford-Distillery arbeitet derzeit stark mit dem Begriff des Terroirs. Da man dort die unterschiedlichen Gerstenlagen getrennt destilliert, und sie erst NACH der Fassreifung vermählt, benutzt man den Begriff des Cuvées, damit man diese speziellen Single-Malt-Abfüllungen nicht mit einem Blended Whiskey verwechselt.

Trend: 

Der Löwenanteil an irischem Whiskey wird auch in den kommenden Jahren zur Kategorie der preiswerten Blended Whiskeys gehören, mit Jameson an der Spitze. Auch die zunehmende Anzahl von hochwertigen Blended Whiskeys wird uns in Irland noch eine Weile erhalten bleiben. 

Während in Schottland die besonders hochwertigen Blended Whiskys eher eine Frage des Prestige sind, wie etwa Johnnie Walker Blue Label, werden sie in Irland immer mehr zu einer dringenden Notwendigkeit für die vielen neuen Brennereien und Abfüller, die dort seit geraumer Zeit für viel Wind sorgen. Viele der Neugründungen verfügen (noch) nicht über selbst produzierten Whisky und sind folglich darauf angewiesen, Fässer bei den traditionellen Brennereien zu erwerben und unter eigenem Label herauszubringen. Da es in der Vergangenheit in Irland lediglich drei Brennereien gab, sind die Lagerbestände entsprechend eingeschränkt. Die frei verfügbaren Fässer, die derzeit überwiegend aus dem alten Lagerhaus der Cooley Distillery bzw. der  Teeling-Familie stammen, werden von Jahr zu Jahr weniger.

Die alten Bestände schwinden dahin, der Nachschub lässt noch auf sich warten. Da bleibt vielen Abfüllern, die in den letzten Jahren neu auf den Markt getreten sind,  nur wenig Wahl - sie müssen ihre knappen Bestände an irischem Malt Whiskey mit irischem Grain mischen, um die nächsten Jahre noch ausreichend Material zu haben, ehe die derzeitige Lücke durch neue Produktionen geschlossen werden kann. Daran wird sich in nächster Zukunft nur wenig ändern.



Morgen geht es weiter mit Teil Drei, der uns nach Deutschland, USA und Kanada führt.

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