Aureum, Single Malt, Chestnut Cask, 5 Jahre

In Schottland ist Kastanienholz für die Whisky-Reifung nicht zugelassen. In Deutschland schon. Bei Aureum gehört die Reifung in Kastanienholz-Fässern fest zum Programm.


Am deutschen Whisky scheiden sich derzeit noch die Geister. Die einen nörgeln, dass man nur die Schotten kopiert, die anderen bemängeln, dass er zu sehr nach deutschem Obstler schmeckt. Dass deutsche Whisky-Produzenten oft ganz eigene und auch eigenwillige Wege gehen, wird nur selten anerkannt. 

Auch bei Aureum ist man um ein eigenständiges Profil als deutscher Whisky-Produzent bemüht. Die Reifung in Kastanien-Fässern hat dort inzwischen einen wichtigen Stellenwert erlangt.

Genau wie in Schottland wird die geläuterte Würze, die man von der Brauerei Krautheimer bei Würzburg bezieht, im zweifachen Destillierverfahren gebrannt: man arbeitet bei Aureum nicht mit einer Kolonnen-Destillation, sondern mit kupfernen Raubrand- und Feinbrand-Brennblasen, was den schottischen Wash Stills und Spirits Stills entspricht. 

Doch während man in Schottland den New Make zumeist erst in Fässern aus amerikanischer Eiche reifen lässt, und dann anschließend noch mit einem Finish in einer anderen Fass-Art verfeinert, geht man bei Aureum den umgekehrten Weg. Zunächst wird der der Feinbrand in ungewöhnliche Fässer, wie etwa Spessart-Eiche oder Kastanienholz-Fässer, gelagert. Hat der Whisky das angestrebte Aromenprofil erreicht, wird umgefüllt in Fässer aus amerikanischer Eiche. 

Bei der vorliegenden Abfüllung hat man jedoch auf das Umfüllen verzichtet: der Aureum Chestnut durfte die kompletten fünf Jahre in einem Fass aus Kastanienholz lagern. Das Ergebnis ist ein sehr eigenständiger Whisky - und so ganz und gar anders als das, was man aus Schottland kennt.

Und genau darin liegt gleichzeitig seine Stärke und seine Schwäche. Einerseits ist der Aureum 5 Chestnut Cask ein sehr eigenständiger, markanter Whisky mit einem hohen Wiedererkennungswert. Andererseits schmeckt er so ganz und gar anders und fremd. Frei nach dem Motto "watt de Baua net kennt, datt frisst e net", tue ich mich noch etwas schwer mit dieser Abfüllung. Es fehlen die bekannten Aromen von Vanille, Sherry oder anderen süßen Weinen. Und andererseits übt dieser ungewöhnliche, exotische Geschmack einen sehr großen Reiz auf mich aus.

Noch sind Whiskys aus Kastanienholz-Fässern eher selten. Ich bin sehr gespannt, ob Kastanienfass-Reifungen sich in Zukunft durchsetzen können. Spannend ist es allemal.

Hier meine Tasting Notes:

Aureum Chestnut Cask, 5 Jahre, 43%.

Farbe: bernstein-gold

Nase: süße Karamellnoten umschmeicheln die Nase, und bringen vertraute Gerüche ins Glas. Doch schon beim ersten Riechen ist da noch  mehr - dieses fremde, unbekannte, irritierende, das unmißverständlich "Kastanie" schreit und für das mir noch die Vokabeln fehlen. Frisch, markant, würzig, und auch ein bißchen hölzern präsentiert sich das Aroma, und wird umspielt vom Duft nach Orangenzesten und den floralen Noten getrockneter Blüten. 

Geschmack: würzig-mild, mit einer deutlichen Tanin-Note, aber sehr schön ausbalanciert. Kräftiges, rundes Mundgefühl.

Nachklang: würzig und lang

Fazit: Trotz seiner harmlosen 43% ist dieser Whisky alles andere als handzahm. Die Kastanie macht ihn schlagkräftig und "punchy". Diesen eigenwilligen Tropfen sollte man unbedingt einmal probiert haben.


Feinbrand-Brennblase bei Aureum (Brennerei Ziegler) 


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