Whisky-Herbst 2020: Live your life

Während anderswo alle Whisky-Messen abgesagt wurden, fanden in  Berlin in diesem Monat gleich zwei Whisky-Messen statt. Ein Besuch des Whisky-Herbst Berlin zeigt eindrucksvoll die Normalität abseits der Normalität. Es war fast wie immer. Und doch ganz anders. 

Tanja Bempreiksz, Brand Ambassador Beam Suntory

Ist es tatsächlich erst ein Jahr her, dass ich über die unglaubliche Anzahl an Whisky-Messen in unserem Land zu stöhnen begann? Kaum ein Wochenende gab es, an dem nicht irgendwo eine Whisky-Messe stattfand, und für die Brand Ambassadore und Stand-Betreiber waren die endlosen  Termine zum Whisky-Marathon geworden, der Woche um Woche mehr Kraft kostete. Und auch ich hatte meine liebe Mühe mit dem Terminplan. So manche Messe musste ich auslassen, weil ich zeitlich einfach nicht hinterherkam.

In diesem Jahr wurde mir die Entscheidung, welche Messe ich denn besuchen möchte, abgenommen. Fast alle Messen wurden seit April abgesagt. Nur zwei kleine Inseln der Glückseligkeit in Berlin leisteten dem übermächtigen Virus hartnäckig Widerstand....

Berliner Bande: Frollein Scotch, Andy von Whisky&Vinyl, MargareteMarie, Robert von der  Berliner Whiskydepesche, Markus und Simone Rosanowski vom Berliner Whisky-Kabinett.

Das Köpenicker Whiskyfest Anfang des Monats habe ich wegen eines Termin-Clashs leider nicht besuchen können, aber am Whisky-Herbst Berlin konnte ich dann glücklicherweise teilnehmen.

Und wie viele andere habe auch ich mir über die notwendigen Corona-Maßnahmen Gedanken gemacht. Schließlich will niemand in eine Viren-Schleuder geraten. Das schöne Wetter hat den Berliner Veranstaltern in die Hände gespielt, der Himmel hat es eindeutig super gut mit der Messe gemeint. Strahlender Sonnenschein und ungewöhnlich warme Temperaturen sorgten dafür, dass die Besucher sich überwiegend im Außenbereich an der frischen Luft aufhalten konnten, wo eine Vielzahl von kleinen Zelten die Stände beherbergten.

Sowohl für den Außenbereich als auch für die Halle gab es strenge Teilnehmerbeschränkungen, die genau eingehalten wurden. Ähnlich wie bei einem Parkhaus  musste man am Eingang der Halle einen Chips ergattern. Beim Verlassen der Halle hat man den Chips dann wieder abgegeben. Wenn am Eingang keine Chips mehr zur Verfügung standen, musste man warten. Auf diese einfache, aber wirkungsvolle Art wurde verhindert, dass sich zu viele Menschen  gleichzeitig in der Halle befanden.

Sharing Angels Anette und Frollein Scotch

Auf dem Gelände galt grundsätzlich Mundschutz-Pflicht, doch zum Whisky-Trinken durfte man den sogenannten Schnuten-Pulli abziehen - ansonsten wäre es doch etwas kompliziert geworden. Viele Stände hatten als Viren-Schutz Plexiglasscheiben angebracht, und am Stand von Beam Suntory wurde sogar mit Handschuhen gearbeitet.

Irgendwie war es fast wie immer, und doch war alles ein bißchen anders. Als ich gewohnheitsmäßig eine Flasche mit zwei Fingern anfasste, um sie für das Foto etwas zurechtzurücken, musste ich prompt einen heftigen Rüffel einstecken: ich hatte die Flasche kontaminiert, und das Standpersonal musste die komplette Flasche erst mal wieder desinfizieren. 


Der guten Stimmung haben diese kleine Einschränkungen aber nicht geschadet. Und so wie mir ging es wohl den meisten: wir alle waren unglaublich froh, endlich wieder einmal von Stand zu Stand schlendern zu können, nach interessanten Flaschen Ausschau zu halten, neue oder unbekannte Abfüllungen zu entdecken und natürlich auch liebe Freunde, Bekannte und Gleichgesinnte zu treffen und mal wieder nach Herzenslust über Whisky zu schwadronieren.


Bei Borco habe ich einen sehr schönen Jura aus dem Sparkling Wine Cask probiert, bei Jens Fahr konnte ich einen uralten Blended Whisky probieren, bei Finest Whisky gab es einen feinen Clynlish und bei Whisky-Evening gab es einen sehr schönen AnCnoc mit 40 ppm und eine anregende Diskussion über das Thema, ob nun Billy Walker oder Rachel Barrie den besseren Whisky macht. Leider konnten wir das Thema nicht vertiefen, vielleich bietet sich an anderer Stelle einmal die Gelegenheit, diese Diskussion fortzuführen.


Dank der Einlassbeschränkung wurde es auf der Messe zu keinem Zeitpunkt richtig voll, aber ehrlich gesagt, habe ich das Gedränge und Geschubse der letzten Jahre nicht wirklich vermisst. Vermutlich sind ohnehin nur die Nerds und Hard-Core-Whisky-Fans zur Messe gekommen.

Als die Messe um 22 Uhr zu Ende war, war es eigentlich zu früh, um schon nach Hause zu gehen. Wir haben dann noch einen Abstecher in die Bar Franzotti gemacht, wo Frollein Scotch zu unserer Erbauung gleich einmal das neu gestimmte Klavier getestet hat. Dass wir uns für das Franzotti entschieden haben, hat übrigens einen trifftigen Grund:  neuen Besitzer ist nämlich seit kurzem Uwe Wagmüller, der mit dem Union Jack und Finest Whisky die Titel "Germany's Best Whisky Shop" und "Germany's Best Whisky Bar" erringen konnte.

Ich bin schon gespannt, wann Uwe der Hattrick gelingt und er mit dem Franzotti den nächsten Titel gewinnt. Die Bar Franzotti hat eine unglaublich lange Geschichte, doch darüber erzähle ich euch ein andermal mehr. Nur so viel sei schon verraten: die Bar ist in ihren Anfangszeiten ein illegales Speakeasy gewesen.

Zum Ausklang des Abends habe ich mir dann noch zwei sehr leckere und klassische Whisky-Cocktails gegönnt: einen Seelbach (Bourbon und Champagner) und einen Blood and Sand (Talisker), während der Rest unserer Gruppe einige Abfüllungen der Scotch Malt Whisky Society probiert hat.

Die Zeit in Berlin war wieder einmal viel zu kurz, und die Messe hat mir richtig gut getan. Vielen Dank an die Veranstalter, dass ihr trotz der schwierigen Auflagen die Mehrarbeit auf euch genommen habt. Auch wenn der Corona-Virus uns im Augenblick das Leben etwas unbequem macht: verkriecht euch nicht zuhause, sondern  #liveyourlife!

Zum Abschluss noch ein paar Fotoimpressionen:

André von Whisky Evening





Whisky-Herbst, Malzfabrik Berlin
Frollein Scotch, Stefan Auchroisk (Union Jack), Margarete







Finest Whisky

Markus "Whiskycuse" am Stand von Finest Whisky

Jens Fahr und Karsten Zabel

Whisky-Herbst, Malzfabrik Berlin

Frollein Scotch testet das frisch gestimmte Klavier in der Bar Franzotti

Bar Franzotti, Berlin

Uwe, Margarete und Frollein Scotch. #liveyourlife

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