Tasting Notes: Waterford Distillery, Single Farm Sample Bottlings

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Seit ein paar Tagen sind die ersten Abfüllungen der irischen Waterford Distillery erhältlich und schlagen mit ihrem neuartigen Terroir-Konzept ziemliche Wellen. Anders als die großen Konzerne setzt die Waterford Distillery ausschließlich irische Gerste ein, und destilliert streng nach Farm getrennt. Denn irischer Whisky soll auch nach Irland schmecken.


Über das Terroir-Konzept der Waterford Distillery hatte ich ja schon in meinem Blogpost gestern berichtet (siehe hier). Die Idee, dass sich das Terroir geschmacksbildend auf den Whisky auswirkt, finde ich unglaublich spannend. Denn wenn man den Gedanken konsequent zu Ende denkt, bedeutet es, dass jede Farm aufgrund ihrer Boden- und Klimaverhältnisse ein ganz individuelles Geschmacksprofil in ihrer Gerste ausbildet, das man am Ende auch im Destillat schmecken kann.

Der deutsche Importeur der Waterford Distillery hat deshalb an verschiedene Blogger Geschmacksproben geschickt, damit wir uns davon überzeugen können, ob das Terroir tatsächlich einen Einfluss auf den Geschmack des Destillats hat.

Machen wir also den Geschmackstest: Kann man Unterschiede im Terroir tatsächlich schmecken?


Meine Tasting-Notes:

Meadow Lodge, Irish Single Malt New Make, Waterford Distillery,

Landwirt: Brian Kenny, Galway
Gerste: Olympus 2017,
Sample Date: 20/01/2019
Lage der Farm: 53.215296, -8.0438897
Spirit Batch: V29092
Boden-Typ: grobe Lehmablagerungen mit Kalkstein (v.a. Böden der Mullabane Serie)
71,64 % ABV

Nase: 
Wow! Was für eine Fruchtbombe! Ganz viele dicke, reife Himbeeren, aber auch Nashi-Birne und Mirabellen.

Gaumen:
Trotz der 71,64% kein bisschen scharf. Malzbetont, mit einer leicht kräutrigen Würze. Mit etwas Wasser wird er cremiger und unglaublich ölig. Fantastisch.

Mullabane Series. Foto: Irish Soil Association

Groveside, Irish Single Malt New Make, Waterford Distillery,

Landwirt: John N. Cousins, Wexford
Gerste: Olympus 2017
Sample Date: 02/11/2018
Lage der Farm: 52.209404, -6.572869
Spirit Batch:  V28487
Boden-Typ: vorwiegend Muschelkalk-Ablagerungen, Balwinston Serie, glaziale, durchmischte Sande, Broadway Serie und Kilmore Slob Serie, hügelig
71,52% ABV

Nase:
Leicht verschlossen, mit exquisiten Aromen von reifen Bananen, Bananenschale, Anis und Straßenstaub.

Geschmack:
Unglaublich ölig, schwer und verschlossen. Malzbrot mit Kampfercreme.


Bannow Island, Edition 1.1, Irish Single Malt, Waterford Distillery

Landwirt: Ed Harpur, Wexford
Gerste: Overture 2015,
Sample Date: 05/02/2020
Lage der Farm: 52.213357, -6.801600
Spirit Batch:  V23449
Abfüll-Datum: 23.06.2020
Alter: 1322 Tage
Fass-Zusammensetzung:
Amerikanisch: 35%
Amerikanisch, neu: 20%
Französisch: 25%
VDN (Vin Doux Naturel / diverse Süßweine): 20%
72,01%  ABV Fassstärke
50% ABV Proben-Stärke

Farbe:
blasses Rotgold

Nase:
pudrige Süße, Vanille-Noten und dezentes Holzstaub-Aroma, mit verhaltenen Fruchtnoten. Ein bißchen Rosine, ein bißchen Kirsche, ein bißchen Mandarine. Die VDN- und Virgin-Oak-Fässer schieben sich in den Vordergrund.

Geschmack: 
Sehr ölig, kräftig und würzig, mit Mandelaroma und einer leichten Tannin-Note, insgesamt erstaunlich vollmundig und süffig.


Ballykilcavan, Edition 1.1, Irish Single Malt, Waterford Distillery

Landwirt: David Walsh-Kemmis, Laois
Gerste: Taberna 2015,
Sample Date: 05/02/2020
Lage der Farm: 53.017545, -7.115660
Spirit Batch:  V22746
Abfüll-Datum: 19.04.2016 (?)
Alter: 1387 Tage
Fass-Zusammensetzung:
Amerikanisch: 45%
Französisch: 37%
VDN (Vin Doux Naturel / diverse Süßweine): 18%
72,33%  ABV Fassstärke
50% ABV Proben-Stärke

Farbe: 
blasses Gelbgold

Nase:
trocken, schwer und ölig. Banane, Birne, trockene Blüten mischen sich mit Benzol und Metallschweißstäben. Eine kantige Mischung.

Gaumen:
sehr ölig, malzig, würzig, kernig und vollmundig,  leicht schwefelig, und am Ende dunkle Schokolade.


Fazit New Make:

Da es sich beim New Make jeweils um ein Destillat handelt, das aus der Gerstensorte "Olympus 2017" gewonnen wurde, lassen sich die beiden Proben direkt miteinander vergleichen. Ich bin überrascht, wie unterschiedlich die beiden Destillate ausfallen.

Meadow Lodge ist extrem fruchtig, nach vorne gerichtet, offen, hell und klar. Den könnte man fast wie einen guten Obstschnaps trinken. Den sollte man unbedingt fruchtbetont im Fass ausbauen, gerne auch mit süßen, pudrigen Noten.

Groveside hingegen ist deutlich schwerer, verschlossener, die Fruchtnoten sind mehliger. Er wirkt abgedämpft, verhalten. Das macht ihn schwieriger als den Meadow Lodge, aber auch spannender. Den würde ich länger im Fass liegen lassen, und auch langsamer reifen lassen als Meadow Lodge.

Die beiden Proben unterscheiden sich tatsächlich markant, und ich beginne so langsam, das Konzept des Terroirs zu verstehen. Ähnlich wie ein Kellermeister beim Wein, hat man hier die Möglichkeit, aufgrund der Lage unterschiedliche Ausprägungen zu entwickeln, und trotzdem sind beide Varianten eindeutig ein Waterford, da sie auf den gleichen Brennblasen und auf der gleichen Hefe basieren.

Ich bin sehr gespannt, wie der jeweilige Whisky in drei Jahren schmecken wird.


Fazit Whisky:

Leider wurden hier zwei verschiedene Gerstensorten verwendet, was den direkten Vergleich etwas einschränkt. Angeblich spielt die Gerstensorte keine große Rolle, das muss ich an dieser Stelle jetzt einfach mal glauben. Dennoch wäre es besser gewesen, wenn beide Proben die gleiche Gerstensorte benutzt hätten.

Bei der Fass-Rezeptur gibt es leichte Abweichungen, die aber den Vergleich nicht unmittelbar beeinträchtigen.

Derzeit werden fünf verschiedene Fass-Arten bei Waterford eingesetzt: Virgin American Oak (15%), Virgin French Oak (15%), First-Fill American Oak (30%), First Fill French Oak (30%), VDN (Vin Doux Naturell, Süßweine, 10%).

Bannow Island zeigt durch die neuen Eiche-Fässer einen stärkeren Einfluss von Vanille- und Holzaromen. Das VDN-Fass tritt mit pudriger Süße in Erscheinung, ich würde hier eher Port- oder Madeira-Einfluss erwarten.

Lässt man den Fasseinfluss beiseite, dann präsentiert sich Bannow Island als offen, vollmundig, süffig und sehr gefällig. Ein echter Gaumenschmeichler.

Bei Ballykilcavan wurde auf Neue Eiche verzichtet, und ich denke, das war eine kluge Entscheidung. Der Whisky zeichnet sich durch schwere, weniger gefällige, markante Aromen aus, und ist auch ohne starke Tannine wuchtig genug. Noch mehr Tannine wäre hier wahrscheinlich zu viel des Guten. Die VDN-Fässer sind überraschend schwach ausgeprägt, ich würde eher auf ein schwächeres Sherry-Fass tippen.

Lässt man die Fassaromen beiseite, präsentiert sich Ballykilcavan deutlich kerniger, verschlossener, tiefgründiger als Bannow Island. Kein Main Stream und kein Gaumenschmeichler, sondern eher ein Vertreter, der die Nerds begeistern kann.

Ähnlich wie auch beim New Make haben wir hier ein Bruderpaar (oder Schwesternpaar), das sehr verschieden ist. Adonis gegen Odysseus. Aphrodite gegen Demeter. Trotz ihres geringen Alters lassen sich beide Whiskys schon sehr gut trinken, sie wirken deutlich älter als drei Jahre.

Das Konzept beginnt, mir großen Spaß zu machen. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Aufgrund der großen Nachfrage wird es im August/September zwei weitere Single Farm First Releases geben. Im Oktober soll dann noch ein Cuvee kommen, also eine Assamblage aus verschiedenen Farmen.

PS: Jede Flasche ist mit einem Code versehen, den ihr auf der Website von Waterford eingeben könnt und der euch dann zu Informationen zur jeweiligen Farm führt. Besonders cool finde ich die Audio-Datei, mit der man sich das Feld anhören kann, auf dem die Gerste für den Whisky gewachsen ist. Und so klingt Ballikilkavan: F002E01-01

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