Sommerwhisky: Terrassen-Genuss-Festival mit Strathisla und Musik
Wahrscheinlich geht es vielen von euch derzeit genau wir mir. Nachdem das Frühjahr Tasting-mäßig eine ziemlich tote Hose war, lechze ich in diesem Sommer regelrecht danach, mich wieder mit Freunden zu treffen und trotz aller Social-Distancing-Vorsichtsmaßnahmen einen mega Abend zu haben. Natürlich gehört auch guter Whisky und gute Musik dazu. Warum also nicht einmal ein Whisky-and-Music-Tasting versuchen? Mit Strathisla funktioniert das so wunderbar, dass man problemlos ein Terrassen-Tasting in ein High-End-Event verwandeln kann.
Vor ein paar Tagen habe ich mich nach langer Zeit endlich wieder mit einigen guten Freunden getroffen, um ein paar Whiskys gemeinsam zu verkosten. Da unser Gastgeber ein Feinschmecker ist, gab es auch super leckere Sachen zu essen, der Grill wurde angeworfen und wir wurden kulinarisch total verwöhnt.
Als besonderes Highlight hatten wir für diesen Abend ein kleines Strathisla Tasting geplant. Der Markt wird mit Strathisla-Abfüllungen nicht unbedingt geflutet, doch gute Abfüllungen aus dieser sehr alten und malerischen Speyside Distillery kann man recht problemlos finden, wenn man ein bißchen herumstöbert.
Damit ein solches Tasting-Event auch ein Erfolg wird, gilt es jedoch, ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Denn Sommer-Tastings auf der Terrasse haben einen anderen Charakter als Winter-Tastings in der Kellerbar oder im eigens gestalteten Whisky-Zimmer.
Zunächst solltet ihr die Whiskys mit Bedacht auswählen. Fruchtige oder leichtere, grasige Whiskys wie beispielsweise Dalwhinnie oder Glenkinchie passen im Sommer besser als die schweren Öl- und Teermonster aus Islay. Sherry-Bomben setzt ihr am besten an das Ende des Tastings, damit sie erst ins Glas kommen, wenn der Abend schon weiter fortgeschritten ist und die Temperaturen absinken.
Schlaue Vorträge mit oder ohne Powerpoint solltet ihr auf der Terrasse tunlichst vermeiden, das wird schnell zum Stimmungskiller. Stattdessen ist Musik angesagt, damit die Sommer-gute-Laune-Feier-Stimmung erhalten bleibt.
Deshalb bietet es sich an, bei einem Terrassen-Tasting die Whiskys mit der passenden Musik zu kombinieren. Da ich an diesem Abend mit einigen Musik-Cracks am Tisch saß, haben wir dann ganz spontan ein Whisky-and-Music-Pairing vorgenommen, das ich euch gerne vorstellen würde.
Wir haben jedenfalls einen gigantisch schönen Whisky-Food-and-Music-Abend gehabt, der es locker mit jedem Jet-Set-Event aufnehmen kann. Und vielleicht kann ich euch ja mit unseren Musik-Empfehlungen inspirieren, es selbst auch einmal auszuprobieren. Und mit der richtigen Musik und guten Freunden lässt sich Whisky nicht nur bei nass-kaltem Regenwetter, sondern auch im Sommer super gut genießen.
Hier unsere Strathisla-Sommer-Tasting-Notes und Musik-Empfehlungen:
1. Strathisla 12, jüngere Abfüllung, runde Flasche, 40%, leider vor kurzem vom Markt genommen, aber noch erhältlich
Nase:
frische Obstaromen von Apfel, Birne und Aprikose dominieren überdeutlich im Glas, dazu kommt ein kräftiger Schuss Vanille. Angeblich in einer Mischung aus Bourbon- und Sherry-Fässer gereift, aber die Bourbon-Fässer beherrschen - zumindest in dem von uns hier verkosteten Batch - das Aromenspiel.
Gaumen:
mild und gefällig, mit 40% ein sanfter Einstieg in den Abend, gut ausbalanciert, mit einer leichten Holzwürze, nur leicht trocken.
Fazit:
Diese jüngere Abfüllung von Strathisla mit ihren vordergründigen Fruchtaromen ist gefällig, aber nicht profan. Sie sorgt mit ihren üppigen, frischen Fruchtaromen auf Anhieb für gute Stimmung, ist aber eher der Yuppie in diesem Tasting. Hier passt ein beschwingter, jüngerer Song, der eine Reminiszenz an alte Zeiten darstellt und trotzdem unmissverständlich seinen eigenen Stil hat.
Unser Musik-Pairing: Amy McDonald, Mr Rockn'Roll
2. Strathisla 12, ältere Abfüllung, Vorgängermodell, eckige Flasche (grün), 43%; mit etwas Glück noch zu sinnvollen Preisen erhältlich
Nase:
immer noch die gleiche, wunderbare Fruchtnote wie bei Nr. 1, doch konzentrierter, eher wie Marmelade und Kuchenteig. Dazu kommen betörende Vanille-Noten und der Duft von Seide, Samt und Sommerblüten.
Geschmack:
satt, vollmundig, leicht grasig, nur sehr dezent nussig, mild und gut ausbalanciert.
Fazit:
seit vielen Jahren einer meiner Lieblingswhiskys. Die Fruchtaromen sind weniger vordergründig als beim Nachfolgemodell, dafür besticht er mit mehr Tiefgang. Hier waren auch ältere Fässer mit im Spiel. Stimmungsvoller Main-Stream-Klassiker, der nach all den Jahren nichts von seinem Glanz verloren hat. Die Zeit kommt nie wieder. Dieser Whisky auch nicht.
Unsere Musik-Pairing: Thin Lizzi, Whisky in the Jar
3. Strathisla 14, A.D.Rattray, destilliert 3.9.2002, abgefüllt 8.3.2017, 216 Flaschen, 14 Jahre, Bourbon-Cask, 53,2%
Nase:
Schöner Frucht-Potpourrie aus Apfel, Birne, Orange, Qumquat und Mandarine. Weniger malzig als Nr. 2. Im Hintergrund auch Kiefernnadeln und Tannenzapfen.
Gaumen:
ausgewogen, und mit 53,2% auch ziemlich kräftig auf der Zunge, dennoch keine Spur von Bissigkeit. Mit angenehmer Kräuterwürze.
Fazit:
Kein Standard für jeden Tag, aber wenn die Stimmung passt, macht er Spaß.
Unser Musik-Pairing: Steven Wilson, Luminol.
4. Strathisla OA, 2003, 15 Jahre, First Fill Butt, Distillery Bottling, Single Cask Edition, destilliert Mai 2003, abgefüllt Juli 2018, nicht kühl-gefiltert, natürliche Fassstärke, 56,4%
Nase: Welch eine Offenbarung! Walnuss- und Feigensirup, trockene Datteln und Macadamia-Nuss, Kaffee mit Kakaoaroma, Zedernholz.
Gaumen: wunderbar weich und ausdrucksstark, vollmundig, mit dunklen, trockenen Sherry-Tönen auf der Zunge.
Fazit:
Ein ungewöhnlich dunkler Strathisla aus einem fantastischen Sherry-Fass! Schwer und würzig. Dieser Strathisla hat eine enorme Kraft, ohne seine typische Speyside-Eleganz zu verlieren. Kein Protzklotz, aber ein enormer Auftritt.
Beim Musik-Pairing waren wir uns diesmal nicht ganz einig, die Jungs waren für:
Black Sabbath, Heaven and Hell
während ich eher an
Garbage and Screaming Females, Because the Night
dachte.
Schlussbetrachtung:
Die Whiskys von Strathisla erfüllen alle Anforderungen, die man an ein sommerliches Whisky-Tasting stellen kann. Sie sind elegant, gefällig, und trotzdem ausdrucksstark. Vor allem die Standard-Abfüllungen passen mit ihren hervorragenden Fruchtnoten sehr schön zur wärmeren Jahreszeit. Da sie nicht im Überfluss vorhanden sind, bieten sie auch einen Hauch von Exklusivität.
Leider wurde vor kurzem die Standard-Abfüllung des Strathisla 12 vom Markt genommen. Dennoch sind Abfüllungen von Strathisla derzeit noch recht problemlos erhältlich und finanziell auch erschwinglich. Bei der Musikauswahl haben wir versucht, Songs zu finden, die den Charakter des Whiskys widerspiegelt.
Im Falle von Strathisla sollte die Musik also elegant, mainstream-fähig und trotzdem ausdrucksstark stein. Man muss auch nicht immer einer Meinung sein, denn Musik ist, genau wie Whisky, vor allem eine Frage des eigenen Geschmacks, und unterschiedliche Interpretationen bereichern die Diskussion. Ich hoffe, unser Musik-Pairing hat euch Spaß gemacht, und vielleicht habt ihr ja auch schöne Whisky-und-Musik-Pairing-Tipps.
Vor ein paar Tagen habe ich mich nach langer Zeit endlich wieder mit einigen guten Freunden getroffen, um ein paar Whiskys gemeinsam zu verkosten. Da unser Gastgeber ein Feinschmecker ist, gab es auch super leckere Sachen zu essen, der Grill wurde angeworfen und wir wurden kulinarisch total verwöhnt.
Als besonderes Highlight hatten wir für diesen Abend ein kleines Strathisla Tasting geplant. Der Markt wird mit Strathisla-Abfüllungen nicht unbedingt geflutet, doch gute Abfüllungen aus dieser sehr alten und malerischen Speyside Distillery kann man recht problemlos finden, wenn man ein bißchen herumstöbert.
Damit ein solches Tasting-Event auch ein Erfolg wird, gilt es jedoch, ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Denn Sommer-Tastings auf der Terrasse haben einen anderen Charakter als Winter-Tastings in der Kellerbar oder im eigens gestalteten Whisky-Zimmer.
Zunächst solltet ihr die Whiskys mit Bedacht auswählen. Fruchtige oder leichtere, grasige Whiskys wie beispielsweise Dalwhinnie oder Glenkinchie passen im Sommer besser als die schweren Öl- und Teermonster aus Islay. Sherry-Bomben setzt ihr am besten an das Ende des Tastings, damit sie erst ins Glas kommen, wenn der Abend schon weiter fortgeschritten ist und die Temperaturen absinken.
Schlaue Vorträge mit oder ohne Powerpoint solltet ihr auf der Terrasse tunlichst vermeiden, das wird schnell zum Stimmungskiller. Stattdessen ist Musik angesagt, damit die Sommer-gute-Laune-Feier-Stimmung erhalten bleibt.
Deshalb bietet es sich an, bei einem Terrassen-Tasting die Whiskys mit der passenden Musik zu kombinieren. Da ich an diesem Abend mit einigen Musik-Cracks am Tisch saß, haben wir dann ganz spontan ein Whisky-and-Music-Pairing vorgenommen, das ich euch gerne vorstellen würde.
Wir haben jedenfalls einen gigantisch schönen Whisky-Food-and-Music-Abend gehabt, der es locker mit jedem Jet-Set-Event aufnehmen kann. Und vielleicht kann ich euch ja mit unseren Musik-Empfehlungen inspirieren, es selbst auch einmal auszuprobieren. Und mit der richtigen Musik und guten Freunden lässt sich Whisky nicht nur bei nass-kaltem Regenwetter, sondern auch im Sommer super gut genießen.
Hier unsere Strathisla-Sommer-Tasting-Notes und Musik-Empfehlungen:
1. Strathisla 12, jüngere Abfüllung, runde Flasche, 40%, leider vor kurzem vom Markt genommen, aber noch erhältlich
Nase:
frische Obstaromen von Apfel, Birne und Aprikose dominieren überdeutlich im Glas, dazu kommt ein kräftiger Schuss Vanille. Angeblich in einer Mischung aus Bourbon- und Sherry-Fässer gereift, aber die Bourbon-Fässer beherrschen - zumindest in dem von uns hier verkosteten Batch - das Aromenspiel.
Gaumen:
mild und gefällig, mit 40% ein sanfter Einstieg in den Abend, gut ausbalanciert, mit einer leichten Holzwürze, nur leicht trocken.
Fazit:
Diese jüngere Abfüllung von Strathisla mit ihren vordergründigen Fruchtaromen ist gefällig, aber nicht profan. Sie sorgt mit ihren üppigen, frischen Fruchtaromen auf Anhieb für gute Stimmung, ist aber eher der Yuppie in diesem Tasting. Hier passt ein beschwingter, jüngerer Song, der eine Reminiszenz an alte Zeiten darstellt und trotzdem unmissverständlich seinen eigenen Stil hat.
Unser Musik-Pairing: Amy McDonald, Mr Rockn'Roll
2. Strathisla 12, ältere Abfüllung, Vorgängermodell, eckige Flasche (grün), 43%; mit etwas Glück noch zu sinnvollen Preisen erhältlich
Nase:
immer noch die gleiche, wunderbare Fruchtnote wie bei Nr. 1, doch konzentrierter, eher wie Marmelade und Kuchenteig. Dazu kommen betörende Vanille-Noten und der Duft von Seide, Samt und Sommerblüten.
Geschmack:
satt, vollmundig, leicht grasig, nur sehr dezent nussig, mild und gut ausbalanciert.
Fazit:
seit vielen Jahren einer meiner Lieblingswhiskys. Die Fruchtaromen sind weniger vordergründig als beim Nachfolgemodell, dafür besticht er mit mehr Tiefgang. Hier waren auch ältere Fässer mit im Spiel. Stimmungsvoller Main-Stream-Klassiker, der nach all den Jahren nichts von seinem Glanz verloren hat. Die Zeit kommt nie wieder. Dieser Whisky auch nicht.
Unsere Musik-Pairing: Thin Lizzi, Whisky in the Jar
3. Strathisla 14, A.D.Rattray, destilliert 3.9.2002, abgefüllt 8.3.2017, 216 Flaschen, 14 Jahre, Bourbon-Cask, 53,2%
Nase:
Schöner Frucht-Potpourrie aus Apfel, Birne, Orange, Qumquat und Mandarine. Weniger malzig als Nr. 2. Im Hintergrund auch Kiefernnadeln und Tannenzapfen.
Gaumen:
ausgewogen, und mit 53,2% auch ziemlich kräftig auf der Zunge, dennoch keine Spur von Bissigkeit. Mit angenehmer Kräuterwürze.
Fazit:
Kein Standard für jeden Tag, aber wenn die Stimmung passt, macht er Spaß.
Unser Musik-Pairing: Steven Wilson, Luminol.
4. Strathisla OA, 2003, 15 Jahre, First Fill Butt, Distillery Bottling, Single Cask Edition, destilliert Mai 2003, abgefüllt Juli 2018, nicht kühl-gefiltert, natürliche Fassstärke, 56,4%
Nase: Welch eine Offenbarung! Walnuss- und Feigensirup, trockene Datteln und Macadamia-Nuss, Kaffee mit Kakaoaroma, Zedernholz.
Gaumen: wunderbar weich und ausdrucksstark, vollmundig, mit dunklen, trockenen Sherry-Tönen auf der Zunge.
Fazit:
Ein ungewöhnlich dunkler Strathisla aus einem fantastischen Sherry-Fass! Schwer und würzig. Dieser Strathisla hat eine enorme Kraft, ohne seine typische Speyside-Eleganz zu verlieren. Kein Protzklotz, aber ein enormer Auftritt.
Beim Musik-Pairing waren wir uns diesmal nicht ganz einig, die Jungs waren für:
Black Sabbath, Heaven and Hell
während ich eher an
Garbage and Screaming Females, Because the Night
dachte.
Schlussbetrachtung:
Die Whiskys von Strathisla erfüllen alle Anforderungen, die man an ein sommerliches Whisky-Tasting stellen kann. Sie sind elegant, gefällig, und trotzdem ausdrucksstark. Vor allem die Standard-Abfüllungen passen mit ihren hervorragenden Fruchtnoten sehr schön zur wärmeren Jahreszeit. Da sie nicht im Überfluss vorhanden sind, bieten sie auch einen Hauch von Exklusivität.
Leider wurde vor kurzem die Standard-Abfüllung des Strathisla 12 vom Markt genommen. Dennoch sind Abfüllungen von Strathisla derzeit noch recht problemlos erhältlich und finanziell auch erschwinglich. Bei der Musikauswahl haben wir versucht, Songs zu finden, die den Charakter des Whiskys widerspiegelt.
Im Falle von Strathisla sollte die Musik also elegant, mainstream-fähig und trotzdem ausdrucksstark stein. Man muss auch nicht immer einer Meinung sein, denn Musik ist, genau wie Whisky, vor allem eine Frage des eigenen Geschmacks, und unterschiedliche Interpretationen bereichern die Diskussion. Ich hoffe, unser Musik-Pairing hat euch Spaß gemacht, und vielleicht habt ihr ja auch schöne Whisky-und-Musik-Pairing-Tipps.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen