Tasting Notes: Blended Malt, Sherry Cask Matured, Berry Bros and Rudd, The Classic Range

Werbung wegen Markennennung.

Berry Brothers and Rudd ist ein altehrwürdiger Wein- und Whisky-Händler aus London, dessen Hauptgeschäft sich direkt gegenüber dem alten James Palace befindet.  Seit vergangenem Jahr steht mit Lizzi Rudd eine Frau an der Spitze des familiengeführten Unternehmens. Seither gab es einige bemerkenswerte Veränderungen im Spirituosenbereich der Firma. Anfang diesen Jahres wurde die Serie "The Classic Range" auf den Markt gebracht. 




Hintergrund:

Berry Brothers and Rudd (BBR) ist nicht nur ein Wein- und Spirituosenhändler, sondern eine Institution. Sie waren Hoflieferant von King George III und  King Edward VII und beliefern heute noch immer  Queen Elizabeth II und Prince Charles. Und auch His Highness The Aga Khan gehörte einst zu den Stammkunden der Firma.

Ab 1920 verkaufte man nicht nur Single Malt Whisky, sondern brachte auch verschiedene Blended Whiskys auf den Markt. 1923 erschuf BBR den Blended Whisky "Cutty Sark", der jahrzehntelang extrem erfolgreich war.

2010 verkaufte man die Markenrechte an Edrington, und erhielt im Gegenzug die Markenrechte für den Whisky von Glenrothes. Zudem betätigte sich BBR auch als Unabhängiger Abfüller für Single Malt Whisky. Fast schon Kultstatus hatten ihre Blue Hangar Abfüllungen.

2014 und 2015 waren jedoch  finanziell schwierige Jahre für die Firma, und man verzeichnete Verluste in Höhe von £5.9m bzw. £8,9 Millionen. Möglicherweise haben diese Verluste die Entscheidung beeinflußt, die Markenrechte von Glenrothes 2017 wieder an Edrington abzugeben. Im Sommer 2018 kam dann überraschend die Nachricht, dass Edrington die Marke Cutty Sark zum Verkauf anbietet.


Was kann ich erwarten?

Die jahrelange Verbindung zwischen BBR und Edrington muss Spuren hinterlassen haben. Für den Blended Whisky Cutty Sark wurden vor allem Whiskys der Brennereien Macallan, Highland Park, Glenrothes, Tamdhu, Bunnahabhain und Glengoyne verwandt. Mit Glenrothes war BBR stark verbunden; die Lead-Malts für Cutty Sark waren Glenrothes, Tamdhu und Bunnahabhain.

Ein Blick in die Geschichte der Brennereien und ihrer Besitzverhältnisse zeigt uns auch warum:

Glenrothes: seit 1887 im Besitz von Highland Distillers, dem Vorläufer von Edrington
Highland Park: seit 1937 im Besitz von Highland Distillers, dem Vorläufer von Edrington
Tamdhu:1898-2011 im Besitz von Highland Distillers bzw. Edrington
Bunnahabhain: 1881-2003 im Besitz von Robertson&Baxter bzw. Edrington
Glengoyne: 1965-2003 im Besitz von Robertson&Baxter bzw. Edrington
Macallan: seit 1996 im Besitz von Highland Distillers bzw. Edrington

Cutty Sark war ein Blended Whisky, der von Robertson&Baxter creiert und von BBR vermarktet wurde. Aus Robertson&Baxter wurde später Edrington, und bis heute hat BBR einen guten Zugriff auf Fässer aus dem Edrington-Imperium.

Daher vermute ich, dass der  Blended Malt Sherry Cask, den BBR zu Beginn des Jahres  herausgebracht hat, aus der Geschäftsmasse des Cutty Sark Blends stammt. Denn für Cutty Sark wurden die Single Malts lange vor der eigentlichen Abfüllung gemischt (vatted), damit sie gemeinam reifen konnten. Durch die enge Verbindung von BBR zu Glenrothes dürfte im "Blended Malt Sherry Cask"  ein hoher Anteil Glenrothes enthalten sein.  Da Edrington solche Blended-Malt-Fässer nicht selbst vermarkten kann, wäre es denkbar, dass die Vermarktung über BBR erfolgt.

Was also kann ich erwarten? Ein gutes Produkt aus besten Single Malt Whiskys, die in erstklassigen Sherry-Fässern gereift sind, mit Glenrothes als Hauptbestandteil..... Wie ihr seht, habe ich hier hohe Erwartungen. Schauen wir nun, ob der Blended Malt Sherry Cask meinen Erwartungen gerecht werden kann.

Meine Tasting Notes: 
Berry Bros & Rudd, Blended Malt, Sherry Cask Matured, The Classic Range, 44.2%,


Farbe: Mahagony

Aroma: im ersten Anflug viel Nuss, mit einer leichten Schärfe, und einem Hauch Schwefel; dann viele Haselnüsse, Krokant, Waldhonig,  und dunkle Schokolade. Viele getrocknete Früchte, Rosinen, Feigen, Pflaumen und Mandelbrot. Auch Orangen. Nach einer Weile  traumhafte Karamellnoten und etwas Vanille.

Geschmack: Ölig, volles Mundgefühl, Orangenschalen, satte Röstaromen, Fenchel, Koriander, Pfeffer.

Nachklang: mittellang, wärmend, schwer.

Am Ende, als das Glas schon ein paar Stunden leer herum steht, finde ich tatsächlich noch eine ganz schwache Rauchnote nach kalter Asche.


Was bekomme ich für mein Geld?

Dieser Whisky macht Freude. Über die Zusammensetzung kann man natürlich viel spekulieren, aber für mich schmeckt er tatsächlich nach viel Glenrothes, etwas  Tamdhu und Bunnahabhain, und ein bißchen Highland Park und Glengoyne. Vielleicht sogar ein bißchen Macallan. Altersmäßig möchte ich mich nicht festlegen (da habe ich schon zu viele Überraschungen erlebt), aber für so ganz jung halte ich ihn nicht.

Ich habe schon lange keinen so guten sherry-fass-gereiften Whisky für 35 Euro die Flasche im Glas gehabt. Rund, ausgewogen, komplex, vollmundig, sherrylastig und sehr schön zu trinken.  Für 35 Euro fast schon ein "Muss-ich-haben"-Whisky.


Vielen Dank an Will für das Sample.



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