Special Releases 2018: Inchgower 27 Tasting Notes

Werbung wegen Markennennung.

Die Inchgower Destillerie ist eine alte, aber wenig bekannte Brennerei, die 1871 von Alexander Wilson und Co. als "The Great Distillery of Inchgower" gegründet wurde. Dazu verwendete Wilson die Ausrüstung der alten Tochieneal Distillery, die ihm zuvor gehört hatte. Nach dem Bankrott von Alexander Wilson und Co.  wurde die Brennerei 1936 vom Buckie Town Council gekauft. Zwei Jahre später erwarb Arthur Bell und Söhne die Brennerei für £ 3.000.



Hintergrund:

Inchgower ist zum ersten Mal Teil der Special Releases. Außer der offiziellen "Fauna-und-Flora"-Abfüllung gab es auch einige besondere Abfüllungen im Rahmen der Rare Malts Serie, z.B. Inchgower 22 (1974/1997) und Inchgower 27 (1976-2004). 

Bei Inchgower wird mit einer kurzen Fermentierungszeit (ca. 50 Stunden) und einer schnellen Destillation mit möglichst wenig Kupferkontakt gearbeitet. Das Ergebnis ist ein schwerer Single Malt, bei dem die nussigen Aromen im Vordergrund stehen.


Die Faßrezeptur ist denkbar einfach: mehrfach befüllte Hogshead-Fässer aus amerikanischer Eiche. Mehr nicht.


Was kann ich erwarten?

Während der Whisky-Krise der 80er und frühen 90er Jahre wurde kaum in neue Fässer investiert. Die Fässer, die man hatte, befüllte man immer wieder. Kaputte Dauben wurden ersetzt, beschädigte Deckel erneuert und dann blieben die Fässer einfach liegen. Manchmal entwickelte sich das Destillat darin zu großartigen Tropfen. Manchmal aber auch zu flachen Schuhsohlen. Alte refill Bourbon Hogsheads sind ein bißchen wie Bertie Bott's Every Flavour Beans aus Harry Potter: Man weiß vorher nie, welches Aroma man am Ende bekommt. Man kann nur hoffen.





Meine Tasting Notes: 

Inchgower 27, destilliert 1990, limitiert, 8.544 Flaschen, refill American Hogsheads, 55.3% ABV, 

Farbe: gold-gelb

Aroma: viel saftig-reifer Apfel, Birne und Vanille, sattes Malz, Zitrusnoten, Walnuss, Honig und - Sellerie! Die süßen Fruchtnoten sind im ersten Anflug sehr dominant, doch wer ein bißchen wartet, entdeckt darunter auch die schwere,  grasige Seite, für die Inchgower berüchtigt ist: Heu, alte Kartoffelsäcke, Estragon, Liebstöckl und gedämpftes Gemüse. Ein paar Tropfen Wasser bringen Holzstaub und Bleistiftgraphit an die Oberfläche. Eine interessante Melange, die in ihrer Gesamtheit sehr reizvoll und harmonisch ist. 

Geschmack: wachsig, fast ranzig, sehr ölig, mineralisch und vollmundig. Leicht trocken, mit einem angenehmen Bitzeln auf der Zunge. Der geht prima ohne Wasser. 

Nachklang: Lang und würzig

Was bekomme ich für mein Geld?

Die Fassauswahl war exzellent. Dennoch ist dieser Inchgower kein Fasswunder. Hier hat die Zeit gewirkt, um aus einem markanten Destillat einen markanten Single Malt zu machen. Diese schwere, ölige Konsistenz mit ihrem Anflug von Ranzigkeit ist nicht jedermanns Sache. Ich mag es. Der würde mir richtig gut gefallen. Doch Preise ab 320 € sind eine Hausnummer. Da muss ich leider passen.

Der Pittyvaich 28 ist leider noch teurer.  Aber ist er auch besser? In meinem nächsten Post werde ich die Antwort darauf finden...

Mehr zum Thema: Special Releases Tasting 2018 Frankfurt

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