Adventskalender: Threeland Whisky aus dem Dreiländereck
Grenzlandregionen haben oft einen ganz besonderen Charme, denn das Zusammentreffen von verschiedenen Sprachen und Mentalitäten führt meist zu einer spannenden Kultur-Melange. Auch das Dreiländer-Eck zwischen Saarland, Frankreich und Luxemburg hat durch die Grenzlage seinen eigenen Charakter entwickelt. Neuerdings besitzt die Region auch ein schottisches Element: hier ist in einer kleinen Grenzlandortschaft der Three-Land-Whisky zuhause.
Die Obst- und Kornbrennerei hat in dieser Gegend eine lange Tradition, und auch die Familie von Andreas Vallendar besitzt seit Generationen das Recht zu brennen. 1824 wurde der Gutshof in Wincheringen-Bilzingen gegründet, und seither destilliert die Familie Vallendar hier ihre eigenen landwirtschaftlichen Produkte zu feinsten Obst- und Kornbränden.
Da lag es nahe, dass Andreas Vallendar nach einer kaufmännischen Ausbildung noch ein Studium der Getränketechnologie absolvierte. Die Analyse der Aroma-Stoffe wurde seine Leidenschaft, zunächst für Bier, und später auch für Whisky. Vielleicht war der Weg vom Gerstensaft zum Gerstenbrand ja unvermeidlich. 2004 wagt er dann den Sprung nach vorne und gründet die moderne Verschlussbrennerei Avadis.
Regionale Verbundenheit
Seine Heimatverbundenheit beeinflusst auch das Konzept: er will keine Allerweltsdestillate, seine Produkte, vor allem Gin und Whisky, sollen von der Region geprägt sein, sie sollen zeigen, wo sie herkommen.
So entwickelte er einen fantastischen Gin, der sein ganz besonderes Aroma durch eine Infusion mit einem Riesling-Wein aus den besten Lagen der Region erhält und dadurch ein ganz unverwechselbares Produkt wird: der Ferdinand's Saar Dry Gin, über den ich ja schon [hier] berichtet hatte.
Auch der Whisky soll diesen regionalen Charakter zeigen: das Gerstenmalz kommt aus Deutschland und aus Luxemburg, die Weißweinfässer stammen aus Frankreich, produziert wird im Dreiländereck - der Threeland Whisky ist ein echtes Grenzlandkind.
"Vorsprung durch Technik"
Mein Besuch in der Brennerei ist unangekündigt, doch Andreas Vallendar nimmt sich Zeit für uns und gibt bereitwillig Auskunft über alles, was ich wissen will.
Andreas Vallendar. |
Der berühmte Slogan aus der Audi-Werbung könnte auch auf Avadis zutreffen. Gebrannt wird in Doppelbrenntechnik mit SPS-gesteuerter Speicherprogrammatik, was Andreas Vallendar ermöglicht, auch nach drei Jahren Lagerzeit die Brenneinstellungen noch ganz genau nachvollziehen zu können - eine wichtige Voraussetzung, um seinen Whisky auch weiter entwickeln zu können. Als er sich 2004 zur Anschaffung dieser aufwändigen Technologie entschloss, war er in Deutschland der erste, und ist immer noch ein bisschen stolz darauf. Auch Whisky-Experte Jim Murray zeigte sich von der technischen Finesse beeindruckt und vergab 2010 in seiner sogenannten Whisky-Bibel 93 von 100 Punkten für den Threeland.
Drei Varianten sind bisher erschienen: Single Malt, Single Malt Sherry Wood Finish und Single Malt Port Wood Finish. Sie sind jeweils 3 Jahre alt, gereift wird überwiegend in Weißweinfässern von der Mosel, Port Wood und Sherry Wood verbringen das dritte Jahr in Port- und Sherry-Fässern.
Französische Eiche
Natürlich würde ich zu gerne einen Blick in sein Fass-Lager werfen, doch ich habe nicht mit dem deutschen Versicherungswesen gerechnet. Denn das Fasslager befindet sich nicht auf dem Gelände der Brennerei, die Versicherungskosten wären wohl viel zu hoch. Ich finde es total schade, denn vor zwei Jahren hat Andreas Vallendar durch einen glücklichen Umstand einige Barrique-Fässer des berühmten französischen Weinguts Chateau d'Yquem erwerben können, die ich furchtbar gerne gesehen hätte. Vier Jahre wird der Threeland-Whisky in diesen Edel-Fässern noch reifen, ehe er abgefüllt wird. Im nächsten Jahr soll jedoch bereits der erste 6jährige der Brennerei auf den Markt kommen, ich bin schon sehr gespannt.
Besucher sind während der Öffnungszeiten jederzeit willkommen, und es gibt auch die Möglichkeit, ein ausgiebiges Tasting am großen Tisch zu buchen.
Hier meine Tasting-Notes:
Threeland Whisky, Single Malt, 46%, nicht kühlgefiltert, ohne Farbzusatz
Farbe:
blasses gold
Aroma:
sehr floral, frisch, leicht, zart wie ein Sommerwein oder ein grünes Parfum, es dauert eine Weile, bis sich die Malznoten vorsichtig öffnen, aber dann knuspriges Weißbrot, zarte Karamell- und Vanille-Töne kommen noch hinzu, und ganz dezent auch Pfirsicharomen, es lohnt sich, ein paar Minuten zu warten
Geschmack:
sehr viel intensiver und süßer auf der Zunge als erwartet, auch malziger, aber immer noch floral, intensiv, cremig, aber für meinen Geschmack noch eine Spur zu jugendlich, zu schlaksig.
Nachklang:
mild, mittellang, trocken
Mein Tip:
Das Aroma hat mich total überrascht, ich hatte einen malzigen, robusten Whisky erwartet, doch stattdessen habe ich ein graziles, elegantes Blumenkind im Glas und frisches Baguette!
Dieser Whisky ist anders, er hat tatsächlich Terroir, er schmeckt nach französischem Weißbrot und Moselwein, nach unbeschwerten Sommertagen, nach Weinbergpfirsich und zarter Jugendliebe.
Passt gut als Apperitif zu Baguette und hellem Käse oder als Auftakt zum Feierabend.
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