Adventskalender: Alt, älter, am teuersten. The Dalmore Constellation Collection
Die Brennerei Dalmore hat in den vergangenen Jahren einen enormen Aufschwung erlebt und viele ihrer Sonderabfüllungen mit alten Whiskys erzielten Rekordsummen. 2012 erschien eine ganz besondere Ausgabe: The Dalmore Constellation Collection. Unter diesem Namen wurden 21 Einzelfass-Abfüllungen zusammengefasst, die zwischen 1964 und 1992 destilliert wurden. 158.000 Pfund kostet die komplette Sammlung. In Frankfurt hatte ich die seltene Gelegenheit, vier der Abfüllungen verkosten zu können.
Angeblich hat der Gründer der Brennerei, Alexander Matheson, sein Vermögen durch illegale Opium-Geschäfte gemacht. 1891 gelangt die Brennerei in den Besitz der Mackenzie-Brüder. Bis heute ist The Dalmore eng mit dem schottischen Mackenzie-Clan verbunden, dessen Wappentier der Hirsch ist. Auch die Flaschen von The Dalmore schmücken sich mit einem Hirschgeweih.
Bereits 2002 wurde ein 62jähriger Dalmore bei einer Auktion für über 25.000 Pfund verkauft. Es war damals die teuerste Flasche der Welt. Es war nur der Auftakt für eine Reihe von exklusiven Abfüllungen zu exklusiven Preisen. Vor kurzem erzielte ein Dalmore 62 die neue Rekordsumme von 125.000 Pfund, der Dalmore Trinitas hatte zuvor für 100.000 Pfund den Besitzer gewechselt.
The Patterson-Collection, Harrods, London |
Natürlich kann man auch die Dalmore Constellation Collection komplett erwerben. Aber die Flaschen werden im ausgesuchten Fachhandel auch einzeln angeboten, die Preise variieren je nach Alter. Damit hat die Preispolitik bei The Dalmore derzeit einen neuen Höhepunkt erreicht.
Richard Patterson war in den vergangenen Jahren ein gern gesehener und stark nachgefragter Gast auf der Interwhisky in Frankfurt. In diesem Jahr kam er leider nicht, er musste geschäftliche Termine in Asien wahrnehmen. Der Schwerpunkt hat sich offensichtlich etwas verlagert.
Statt Patterson kam diesmal David Robertson, der Rare Whisky Director bei The Dalmore. Der ehemalige Distillery Manager der Brennerei Macallan kam 2006 zu Dalmore. Seit vier Jahren ist er vor allem für die alten Bestände der Brennerei zuständig. Vier Whiskys aus der Dalmore Constellation Collection hatte er zu Verkostung dabei: 1990, 1981, 1979 und 1969.
erst 19 Jahre im Fass aus amerikanischer Weißeiche gereift,
danach noch 2 Jahre Finish im Mathusalem Oloroso Sherry Butt
Farbe:
helles gold-gelb
Aroma:
viel Sherry, Vanille, Frucht, Bergamotte, frisch, würzig, malzig, Toffee, Honig, Birne, Orange. Wunderbar komplex.
Geschmack:
Wow. Birne, Kastanie, Parfum, Wachs. Vielschichtig. Überraschend mild trotz der hohen Prozentzahl.
2. 1981: dest. am 24.11.1981, Cask 4, 30 Jahre, 787 Flaschen, 54%
erst 26 Jahre im Fass aus amerikanischer Weißeiche gereift,
danach 4 Jahre Finish in einem Amoroso Oloroso Sherry Butt
Farbe:
helles gold
Aroma:
gelb-fruchtig, aber nicht übermäßig süß, kaum Holz, Sherry, Vanille, malzig, dunkel,
Geschmack:
Wachs, Schokolade, dunkel, harmonisch, rund. Nicht sehr ölig, aber intensiv.
3. 1979: dest. am 14.02.1979, Cask 1093, 33 Jahre, 295 Flaschen, 58.9%
33 Jahre im Sherry-Cask gereift
Farbe:
sattes gold
Aroma:
Sherry, Gewürze, Piment, Ingwer, dunkler Syrup, Karamell. Orange.
Geschmack:
toll! dunkel und edel. Espresso. Nuss. Marzipan.
4. 1969: dest. am 29.10.1969, Cask 14, 42 Jahre, 233 Flaschen, 45.5%
36 Jahre im Fass aus Amerikanischer Eiche gereift,
danach 4 Jahre Finish in einem Mathusalem Sherry Butt
anschließend noch 2 Jahre im Ex-Bourbon Barrel
Farbe:
sattes rot-gold
Aroma:
Gewürze, saftiges Obst, Bergamotte, Eiche, Vanille, Toffee, Malz, seidenweich, toll!
Geschmack:
Eine Riesenüberraschung! Im ersten Augenblick ist noch etwas Sherry da, aber dann wird er plötzlich flach, platt, sehr wächsern, grasig, tannengrün, und sehr ölig.
Aroma und Geschmack wollen hier so gar nicht zueinander passen. Die Frischzellenkur, die die Nachreifung bringen sollte, hat sich nur auf das Aroma ausgewirkt, der Whisky riecht unglaublich jung und dynamisch. Doch der Geschmack ist davon fast unberührt geblieben, man kann das Alter schmecken und unter der Schminke kommen die Falten heraus. Eine tolle Erfahrung und absolut eine Bereicherung in Punkto Whisky-Schule.
Mein Tipp:
Ob The Dalmore wirklich der neue Stern am Whisky-Himmel ist, sei dahingestellt. Und durch den unfreiwilligen Verkauf an Diageo und das damit verbundene Kartell-Gerangel steht das Geschick der Brennerei derzeit tatsächlich in den Sternen.
Doch die Dalmore Constellation Collection ist eine grandiose Zusammenstellung des Master Blenders Richard Patterson. Alte Whiskys sind nicht so vollmundig wie manche der neueren No-Age-Statement-Whiskys, die derzeit auf den Markt kommen. Sie sind fester, dichter, komprimierter. Auch eleganter und edler. Sie haben einfach mehr Substanz.
Zum Kaufen sind diese Flaschen für die Mehrzahl von uns viel zu teuer. Aber Richard Patterson ist ein brillianter Könner seines Fachs, und die Sammlung gibt einen interessanten und spannenden Einblick in die Altersentwicklung von Whisky. Wer die Gelegenheit hat, sollte unbedingt probieren.
PS: Viel ist von meinen Pröbchen nicht mehr übrig. Den Rest werd ich heute abend trinken:-) |
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