Adventskalender: Glenmorangie Signet


 

Seit 2008 gehört er fest zum Portfolio der berühmten Highland-Brennerei, und er hat das Zeug zu einem echten Klassiker. Doch er wird immer nur in "small batches", also in begrenztem Umfang, hergestellt, und auch seine Rezeptur ist alles andere als schlicht und einfach. Kein Wunder also, dass der Glenmorangie Signet oft in einem besonders edlen Ambiente präsentiert wird. Doch kann er auch bei Tageslicht halten, was er im Kerzenschein verspricht? Zuhause habe ich ihn  fernab von jedem Glamour verkostet. 


Zugegeben, Single-Cask-Abfüllungen und limited Editions haben ihren Reiz, denn sie bieten das Besondere. Aber sie können gute Standards immer nur ergänzen, nicht ersetzen. Um so schöner ist es, wenn man einen Standard findet, der gleichzeitig auch etwas Besonderes bietet. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Glenmorangie Signet.

Chocolate Malt


Bereits Ende der Neunziger Jahre wurde bei Glenmorangie das Aromaprofil für einen Whisky entworfen, der vor allem dunkle, schokoladige, kaffee-artige Röstnoten beinhalten sollte. Doch es sollte mehr als 10 Jahre dauern, bis die Rezeptur für einen solchen Whisky endlich gefunden war und die traditionsbewußte schottische Whisky-Assossiation auch ihre Zustimmung zu dieser neuartigen Gesamt-Komposition gab.

Grundlage bildet ein besonders dunkel geröstetes Malz, das sogenannte "Chocolate Malt", das zu einer dunkleren, würzigeren Bierwürze führt und bisher ausschließlich im Signet Verwendung findet. Verschiedene Fassarten kommen zum Einsatz, vor allem Oloroso-Sherry Fässer und neue, ausgebrannte Fässer aus Amerikanischer Weißeiche. Das genaue Rezept wird streng geheimgehalten, doch angeblich befinden sich im Signet auch kleine oder kleinste Mengen von 30-40 Jahre altem Glenmorangie.


Stilvoll


Die aufwändige Rezeptur, das besondere Malz und die lange Entwicklungszeit geben dem Signet eine gewisse Ausnahme-Stellung im Portfolio der Brennerei, und entsprechend glanzvoll wird er überall präsentiert. Auch Flasche und Verpackung sind edel gestaltet und sollen die Besonderheit des Signet unterstreichen. Doch gerade an diesen Äußerlichkeiten entzündet sich oft die Kritik: "tolles Outfit" sagen die einen, "zuviel Marketing" sagen die anderen. Mein Standpunkt liegt wohl irgendwo dazwischen. Auf eine schöne Flasche mit bescheidenem Inhalt kann ich gerne verzichten, aber zu einem guten Whisky gehört auch eine passende Umhüllung. Ich geh ja auch nicht in Gummi-Latschen zur Hochzeitsfeier.

Die äußere Gestaltung des Signet macht ihn zu einem idealen Whisky für den besonderen Anlass. Bei einem Tasting-Event in Frankfurt [siehe hier] hatte ich neulich Gelegenheit, ihn in angenehmer Gesellschaft und edlem Ambiente zu testen, und war sehr angetan. Aber wie schmeckt er zuhause, fernab von jedem Glamour, auf der heimischen Couch?


Hier meine Tasting-Notes:


Farbe: dunkles Bernstein

Aroma:
Anfänglich dominieren die  zarten Holz- und Vanille-Aromen der Weißeiche-Fässer, mit viel Süße, die so typisch sind für Glenmorangie. Helle Rosinen und Sultaninen kommen dazu. Doch allmählich werden die Noten dunkler, Röstaromen tauchen auf, Kaffee, Orange, das erdige Aroma von frischen Kakaobohnen, die am Ende übergehen in die fruchtig-würzigen Aromen von Sherry und Zimt.

Geschmack:
Vollmundig und dunkel kommt er auf der Zunge an, mit einer zarten Würze. Erdbeeren  kann ich im Gegensatz zu Serge nicht finden, aber es ist ja auch schon Dezember;-) Dunkle Schokolade, Kakao, Kaffee, Röstaromen und exotische Gewürze überwiegen. Der Signet ist ein wunderbarer Begleiter zu Kaffee oder Mocca.

Nachklang:
Elegant und lang.

Mit Wasser:
Glenmorangie Signet wird mit 46% vol. abgefüllt, so dass man durchaus noch etwas Wasser zugeben kann. Dadurch werden mehr Fruchtaromen freigesetzt, wie etwa Birne, rote Pflaumen, oder Feigen.

Mein Tip:
Zusammen mit dem Glenmorangie Quarter Century, den ich bereits an anderer Stelle vorgestellt habe [siehe hier], gehört der Signet zu den High-End-Produkten der Brennerei, er bewegt sich aber preislich noch im vertretbaren Rahmen. Auch ohne Glamour ist er ein toller Whisky, und sollte idealerweise als krönender Abschluss eines schönen Abends oder eines guten Essens serviert werden. Er verschönert auch jede Weihnachtstafel und  passt  wunderbar zu schokoladigen Desserts, wie Mousse au Chocolat oder auch Tiramisu. Der Glenmorangie Signet ist nicht sündhaft teuer, aber ganz billig ist er auch nicht, man sollte ihn also entsprechend würdigen.

Deshalb hier noch eine besondere Empfehlung:
Dunkle Schokoladenstückchen auf kleine Spießchen stecken, zuerst in den Signet tunken, dann in gemahlenen Zimt oder Ingwer dippen, auf der Zunge zergehen lassen und Signet dazu trinken. Wenn man ihn auf diese Art nach dem Essen serviert, wird der Signet selbst zum Überraschungs-Dessert, dem kaum jemand widerstehen kann. Und er wird auch garantiert zum Highlight bei jedem Tasting!


Ähnliche Artikel:

Flüssige Verführer: Whisky-Cocktails
Ein Abend für die Sinne: Glenmorangie Signet  
Eis im Glas: Neue Leichtigkeit oder schlechter Geschmack? 
Auf der Suche nach Perfektion: Glenmorangie und die British Open





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Großartiger Launch des 10years Barolo Cask aus der Bushmills Causeway Collection (Germany Exclusive)

Exklusiv für Deutschland: West Cork Small Batch mit Rum Finish

Douglas Laing bringt Scallywag Berlin Edition heraus

Neue Small Batch Abfüllung „Vibrant Stills“ von Wolfburn exklusiv für Deutschland

Glenallachie 35 ab Oktober erhältlich

TASTING NOTES: Ben Bracken 40 - gefärbt, gefiltert und bieder.