Adventskalender: Kilchoman, 100% Islay
Kilchoman ist eine noch sehr junge Brennerei auf der schottischen Insel Islay. Bereits im Jahr 2000 entwickelte der Engländer Anthony Wills die Idee für eine kleine, traditionelle Farmbrennerei auf Islay, der Heimatinsel seiner Frau. Doch es sollte fast fünf Jahre dauern, bis im Juni 2005 endlich der erste Alkohol auf der Rockside-Farm floss. Viel Überzeugnungskraft und Durchhaltevermögen waren nötig, um das ehrgeizige Projekt zum Erfolg zu führen - aber auch das fundierte Wissen eines Dr. Jim Swan, dem Berater der Brennerei. Malt Ambassador und Sohn vom Chef Peter Wills hat die neuen Whiskys von Kilchoman auf der Aquavitae 2013 vorgestellt.
Malt Ambassador Peter Wills, hier mit Andrew Hart (Maltman) |
Der Single Malt, den Anthony Wills in Kilchoman produziert, ist leicht, fruchtig, floral, rauchig und reift schnell. Ein kluger Schachzug war gewiss, dass er sich dabei die fachmännische Unterstützung von Dr. Jim Swan sichern konnte, der als Berater auch den jungen Brennereien Penderyn (Wales) und Kavalan (Taiwan) zu beachtlichen Anfangserfolgen verholfen hat. Seit 2010 gehört der ehemalige Distillery Manager von Bunnahabhain, John MacLellan, ebenfalls zum Team.
100% Regionales Produkt
Neben "Machir Bay" gibt es derzeit noch eine Vintage-Abfülllung von 2007 und "100% Islay". Letztere ist 2011 zum ersten Mal erschienen und erlebt in diesem Jahr bereits die dritte Auflage. Sie trägt keine Altersangabe und ist ein Vatting von vier- bis fünfjährigen Whiskys. Genau wie "Machir Bay" schmeckt "100% Islay" trotz des geringen Alters überraschend süffig und rund, man merkt diesem Single Malt seine Jugend nicht wirklich an. Mit "100% Islay" verfolgt die Brennerei ein besonderes Konzept: sämtliche Produktionsschritte und Produktionszutaten müssen von der Insel Islay stammen, wo auch die Brennerei steht. Es soll ein echter, regionaler Whisky sein mit "Terroir", wie man es auch aus dem Weinbau kennt. Kilchoman ist derzeit die einzige Brennerei Schottlands, die alle Produktionsschritte vor Ort ausführt.
Für "100% Islay" wird nur Gerste benutzt, die auch in der Umgebung der Brennerei angebaut wird. Seit 2 Jahren wird die Sorte Publican eingesetzt, und man kann etwa 30% der Gesamtbedarfsmenge damit abdecken. Diese Gerste wird dann auch in den Floor Maltings der Brennerei zu Malz verarbeitet. Das eigentliche "Räuchern" des Malzes dauert etwa 8 Stunden, der Phenolgehalt liegt danach bei etwa 20-25 ppm, was dem Single Malt einen zart rauchigen Charakter verleiht. Der nötige Torf stammt natürlich auch von Islay.
Auch abgefüllt wird direkt vor Ort, nur 10.000 Flaschen ergab die Charge für "100% Islay" in diesem Jahr. Lediglich die Fässer stammen von woanders: gereift wird in Ex-Boubon-Fässern der amerikanischen Buffalo-Trace-Brennerei. Die Lagerung jedoch findet auf jeden Fall auf Islay statt, größtenteils in den Lagerhallen auf dem Gelände der Brennerei. Erst vor wenigen Wochen ließ die Brennerei für 450.000 Pfund eine neue Lagerhalle errichten. Die Kapazität beträgt ca. 10.000 Fässer, in denen überwiegend "Machir Bay" reifen soll.
Die übrige Gerste wird in der Mälzerei von Port Ellen gemälzt und ist mit ca. 50 ppm deutlich rauchiger. Sie findet in den Abfüllungen für "Machir Bay" ihre Verwendung. Da es sich bei Kilchomen um eine kleine, sogenannte "Farm-Distillery" handelt, ist die Produktionsmenge auch recht gering. Im vergangenen Jahr wurden ca. 125.000 l Alkohol hergestellt, doch es gibt noch Steigerungsmöglichkeiten, das Produktionsmaximum von 170.000 l ist derzeit noch nicht ganz erreicht.
Meine Tasting-Notes:
100% Islay, 2013, 50% - nicht kühlgefiltert, ohne Farbzusatz, 20 ppm, 3rd Edition
blasses gold,
Aroma:
rauchig, kalte Zigarette, malzig, floral, Frühsommer-Blüten, fruchtig, Birne, Grapefruit, leichte Süße,
Geschmack:
ölig, Zigarette, Tabak, pfeffrige Schärfe.
Nachklang:
mittellang, der Rauch bleibt
Ich mag Torfmonster, weshalb Machir Bay mein Favorit ist, aber auch 100% Islay gefällt mir gut, die Kombination von frischem Obst, Blumenduft und Aschenbecher ist apart.
Mein Tip:
Wer die rauchigen Whiskys der Insel Islay mag und Wert auf regionale Produkte, Handarbeit, Tradition und familiäre Strukturen abseits der großen Konzerne legt, dem möchte ich die Single Malts von Kilchoman dringend empfehlen. Noch sind sie relativ jung, aber sie schmecken jetzt schon sehr gut und süffig und sie werden von Jahr zu Jahr besser werden!
Islay-Peat |
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