Adventskalender: Snow Phoenix
Der meistgekaufte Single Malt der Welt ist bis heute Glenfiddich mit über 12 Millionen verkauften Flaschen jährlich. Dieser große Erfolg geht vor allem auf das Konto des 12jährigen Glenfiddich, der unaufgeregt gefällig daher kommt und vor allem in den vielen Hotelbars dieser Welt zuhause ist, wo man den Whisky nebenbei trinkt und beim Small Talken oder Flirten nicht durch zu viel Aufregung im Glas abgelenkt werden möchte. Bei vielen Whisky-Fans steht Glenfiddich deshalb im Ruf, langweilig und von durchschnittlicher Qualität zu sein. Sehr zu Unrecht, denn auch bei Glenfiddich gibt es viele wunderbare Abfüllungen, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.
Vor einigen Jahren sorgte der "Snow Phoenix" von Glenfiddich für Aufsehen, denn die Entstehungsgeschichte dieses Whiskys war bemerkenswert.
Im Januar 2010 fiel in der Speyside ungewöhnlich viel Schnee und stellte auch die Brennereien vor große Probleme. Unter dem Gewicht einer mehr als 90 cm dicken Schneedecke brachen schließlich bei vielen Lagerhallen die Dächer ein. Auch Glenfiddich war betroffen: ein Vielzahl von wertvollen Fässern unterschiedlichen Alters wurde unter den Schneemassen begraben und war plötzlich extremen Witterungsbedingungen und Minustemperaturen ausgesetzt. Die Auswirkungen auf den Geschmack des Whiskys müssen drastisch gewesen sein, und die Mehrzahl der betroffenen Fässer war für den ursprünglichen Verwendungszweck nicht mehr zu benutzen.
Doch Glenfiddich machte aus der Not eine Tugend, mischte alle Fässer, die noch zu retten waren, miteinander und brachte eine Sonderedition unter dem Namen "Snow Phoenix" heraus. Diese limitierte Edition in Fass-Stärke und schöner Geschenkverpackung war in kurzer Zeit ausverkauft.
Als ich jetzt im Dead End in Aschaffenburg einen Snow Phoenix entdeckte, habe ich die Gelegenheit genutzt und ihn verkostet. Die Flasche war schon recht gut geleert und war auch schon eine Weile offen, aber geschmeckt hat er immer noch gut.
Hier meine Tasting Notes:
Glenfiddich, Snow Phoenix, 47.6%vol
Farbe:
gold-gelb.
Aroma:
Sehr süß, Honig, Malz, Apfel, Birne, zarte Vanille mit einem floralen Unterton, etwas Sherry, aber viel weniger als ich erwartet hatte, da wurden mehr Ex-Bourbon- als Ex-Sherry-Fässer benutzt. Mit Wasser wird er weicher, saftiger, apfeliger. Nach einigen Minuten beginnt er, sich zu ändern, wird dunkler, die Sherry-Note tritt etwas deutlicher zutage, aber sie bleibt immer noch im Hintergrund. Apfel-Essig kommt hinzu.
Geschmack:
Sehr ölig, viel Wachs, malzig, grasig, nur leicht würzig.
Nachklang:
mittellang, überraschend mild.
Mein Tip:
Bei einem Einstiegspreis von ca. 60,- Euro war er vor 3 Jahren gewiß eine sehr gute Wahl. Mittlerweile kostet er locker das doppelte oder dreifache, was ihn eigentlich nur noch für Sammler interessant macht. Für 150,- Euro und mehr gibt es geschmacklich besseres.
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