Adventskalender: Alles Sherry. Der neue Tamdhu 10
Auf den neuen Tamdhu war ich sehr gespannt. Viele Jahrzehnte lang war Tamdhu eine wichtige und angesehene Brennerei in der Speyside, deren Whisky vor allem von Whisky-Blendern sehr geschätzt wurde. Doch als Tamdhu 1999 in den Besitz der Edrington Goup gelangte, geriet die Brennerei ins Abseits. Zu mächtig war die Konkurrenz von The Macallan und Glenrothes, die zum gleichen Konzern gehörten. 2009 wurde Tamdhu schließlich stillgelegt, und eine Weile war ihr Schicksal recht ungewiß. Erst 2011 kam mit dem Kauf durch die Ian MacLeod Distillers die ersehnte Wende. Auf der Interwhisky 2013 präsentierte Rare-Malt-Manager Anthony McCallum-Caron den neuen Tamdhu 10.
Design
Der neue Tamdhu fällt auf. Das nostalgische Design der Flasche im Art-Nouveau- Stil, für das die Agentur "wearegood.com" verantwortlich ist, soll an die frühen Jahre der Brennerei erinnern, die 1897 gegründet worden war, und an die Aufbruchstimmung in jener Zeit. Die Idee gefällt mir, denn schon damals war Glasgow ein blühendes Zentrum für Wirtschaft, Kunst und Kultur, und bis heute sind beispielsweise die Werke des Art Nouveau Künstlers Charles Rennie Mackintosh weit über die Grenzen von Schottland hinaus berühmt und geschätzt. Weniger bekannt ist, dass auch Mackintoshs Frau Margaret MacDonald und ihre Schwester Francis angesehene Glasgower Künstlerinnen waren, deren Werke heute Rekordsummen erzielen. Zusammen mit Margaret, Frances und deren Ehemann James Herbert McNair bildete Mackinthosh die Künstlergruppe The Four, die um die Jahrhundertwende für den schottischen Jugendstil prägend wurde und auch die Künstler der Wiener Secession beeinflusste. Besonders schön finde ich diese Menükarte von Margaret aus dem Jahre 1911, die wunderbar zu dem neuen Tamdhu 10 gepasst hätte.
http://en.wikipedia.org/wiki/File:Cranston%27s_exhibition_cafe.jpg |
Fass-Management
Die neue Abfüllung von Tamdhu unter ihrem neuen Besitzer hat in den vergangenen Wochen große Beachtung gefunden, was nicht nur an der ungewöhnlichen Flaschenform liegt. Bereits 2003 hatte Ian MacLeod Distillers die Brennerei Glengoyne von der Edrington Group übernommen und innerhalb weniger Jahre zu großem Erfolg geführt. Mit Tamdhu möchte man diese Erfolgsgeschichte wiederholen. Die Voraussetzungen dafür sind gut, denn der Vorbesitzer war auch in diesem Fall die Edrington Group, die für ihr gutes Fass-Management und ihre Vorliebe für Ex-Sherry-Fässer berühmt ist. Und so kann Ian MacLeod in den derzeitigen Lagerbeständen auf eine große Anzahl von besten Sherry-Fässern zurückgreifen. Gut möglich, dass auch das ein oder andere ältere Fass dabei ist.
Hier meine Tasting Notes für den neuen Tamdhu 10:
Farbe:
glänzendes gold
Aroma:
volles Aroma, sofort Malz- und Sherry-Noten, eine leichte Blumigkeit, dann auch Karamell, insgesamt samtig, rund, weich, cremig. Ingwer und Kaffeenoten gesellen sich dazu, schließlich auch Cidre, Kirschen, Vanille und Zimt, und ganz dezent auch etwas Rauch und Eiche.
Geschmack:
vollmundig, kräftig, würzig, fast pfeffrig, leichte Öligkeit.
Mit Wasser wird er floraler, das Aroma wird heller.
Nachklang:
mild, mittellang, mit zartem Rauch, sehr trocken,
Mein Tip:
Der neue Tamdhu 10 ist trotz seiner nostalgischen Flasche ein moderner, sherry-betonter Whisky, der sehr vollmundig und aromatisch ist. Sowohl Flaschendesign als auch Inhalt des aktuellen Tamdhu 10 gefallen mir gut und sind konzeptionell passend aufeinander abgestimmt. Bis 2009 war bei Tamdhu noch eine eigene Mälzerei in Betrieb, eine sogenannte Saladin-Box. Tamdhu 10 ist daher bis mindestens 2019 einer der wenigen Whiskys, für die das leicht rauchige Malz noch auf diese traditionelle Art hergestellt wurde. Die Fassauswahl ist hervorragend, und als reine Sherry-Fass-Abfüllung ist der neue Tamdhu 10 bei Preisen um die 40,- Euro eine gute Empfehlung.
Für Sherry-Liebhaber, Traditionalisten und Freunde der gehobenen Barkultur ein Muss. 43%vol.
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