Benromach: im Gespräch mit Nicole Cook, Export Regional Executive

Seit der Geburt ihrer Tochter vor zweieinhalb Jahren ist Nicole Cook nicht mehr ganz so viel in der Welt unterwegs. Auf der Whisky Village in Nürnberg hatte ich Gelegenheit, mich mit der Export Regional Executive von Gordon & MacPhail über den Whisky von Benromach zu unterhalten. Die kleine, privat geführte Brennerei in der schottischen Speyside gehört in Deutschland noch immer zu den Geheimtips der Branche.


Nicole Cook arbeitet bereits seit über neun Jahren für den unabhängigen Abfüller und Brennereibesitzer Gordon & MacPhail, und in jüngerer Zeit sind ihre Messeauftritte seltener geworden. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass sie in diesem Frühjahr nach Deutschland gekommen ist, um Michael Gradl vom Nürnberger Whiskyfässla auf der Whisky Village zu unterstützen und die Whiskys von Benromach zu präsentieren. Am Stand hat sie sich dann auch Zeit genommen, und mir ausführlich die Besonderheiten von Benromach erklärt und die Range vorgestellt.

Benromach ist eine der kleinsten Brennereien in der Speyside, und betreibt bis heute nur wenig Marketing. Zwischen all den großen Betrieben mit ihren ausgedehnten, lautschreierischen Verkaufsstrategien kann man dieses Kleinod in Forres schnell übersehen. Denn bis heute wird in Benromach der Whisky noch in traditioneller Handarbeit hergestellt.

Seit 1993 befindet sich die Brennerei in Besitz der Firma Gordon & MacPhail. 10 Jahre lang war Benromach zum damaligen Zeitpunkt geschlossen gewesen, und die Vorbesitzer hatten die gesamte technische Ausstattung ausgebaut und abtransportiert. Es sollten weitere fünf lange Jahre vergehen, bis die desolate Brennerei wieder arbeitsfähig war und die Produktion im August 1998 endlich aufgenommen werden konnte. Auch die beiden derzeitigen Brennblasen wurden damals neu angeschafft.

In den Anfangsjahren war der "neue" Benromach naturgemäß noch jung, und der inzwischen verstorbene "Whisky-Papst" Michael Jackson hat den frühen Abfüllungen auch nur mäßige Punktzahlen verliehen. Vielleicht hat auch das dazu beigetragen, dass Benromach oft vom Mainstream ignoriert wird. Inzwischen ist jedoch auch eine fünfzehn Jahre alte Abfüllung auf dem Markt, die mir sehr gut gefällt.

Nur zwei Angestellte gab es in der Anfangsphase im Produktionsbereich, Bob Murray und Keith Cruickshank. Die Produktionsmenge betrug zuz Beginn nur 135.000 Liter Alkohol pro Jahr. Auch wenn sich diese Menge inzwischen mehr als verdoppelt hat, und die Belegschaft auf drei Mann erhöht wurde, ist Benromach immer noch der Zwerg in der Speyside.

Sechs neue Lagerhäuser gibt es inzwischen, in denen etwa 18.000 Fässer lagern. Und noch immer wird in der Brennerei alles von Hand gemacht, wie mir Nicole versichert hat. Computer oder vollautomatisch gesteuerte Anlagen haben bis heute hier keinen Einzug gehalten, und jedes Fass wird noch immer von Hand abgefüllt.

Diese Arbeitsweise passt zur Firmenphilosophie von Benromach, denn die Besitzer der Brennerei wollten einen Whisky schaffen, wie er früher in der Speyside typisch war, als die meisten Brennereien ihr Malz noch selber produzierten. Bei Gordon & MacPhail verfügt man über ein Archiv, das unzählige Whisky-Samples aus vergangenen Jahrzehnten enthält.

In den 1950er und 1960er Jahren waren die meisten Speyside-Whiskys leicht rauchig, wie mir Nicole erklärt, und deshalb verwendet man für die Standard-Range bei Benromach heute ein Malz mit 12ppm. Zudem gehört Benromach zu den wenigen Brennereien, die mit einer Mischung aus Destillateurs-Hefe und Brauerei-Hefe arbeiten.

Zum Einsatz kommen vor allem first-fill Sherry- und first-fill Bourbon-Fässer, die nach ihrer Entleerung dann anderweitig bei Gordon & MacPhail Verwendung finden.

Und dann hat Nicole mir noch die folgenden Abfüllungen aus ihrem Portfolio vorgestellt:

Die Standards:

Benromach 10:  leichte Rauchnoten, ein paar Tropfen Wasser bringen besonders die nussigen Aromen stärker zur Geltung

Benroma 10 / 100 Proof (57%): fast in Fass-Stärke

Benromach 15: cremig und elegant, das höhere Alter schwächt die Rauchnoten im Vergleich zum 10jährigen etwas ab

Organic: 6 Jahre alt: streng nach Bio-Vorschrift hergestellt, regionale Gerste, in amerikanischen Virgin-Oak-Fässern gereift, fruchtig und leicht würzig

Peatsmoke: unterschiedliche Batches, in first-fill Bourbon-Fässern gereift, dunkle Zuckernoten mischen sich mit starkem Raucharoma

Die Wood-Finishes:

Benromach Sassicaia: 2009, First-Fill Bourbon-Fässer, dann 27monatige Nachreifung in italienischen Weinfässern, mit angenehmer Süße aus den Weinfässern

Benromach Hermitage: 18monatige Nachreifung im Weinfass aus dem französischen Rhônetal, mit schönen Aromen von Milchschokolade



Am Schluss gab es natürlich noch den Benromach "Franconian Edition" aus Fass Nr. 351, den Michael Gradl persönlich in den Lagerhäusern der Brennerei ausgewählt hatte. Wie mir diese Sonderabfüllung für die Nürnberger Messe geschmeckt hat, verrate ich euch in meinem nächsten Post.

Vielen Dank an Nicole, dass sie sich die Zeit für meine Fragen genommen  und mir bereitwillig Auskunft gegeben hat, obwohl ihre Stimme wegen der Dauerbelastung im Messe-Einsatz kurz davor war, den Dienst aufzugeben. Ich sollte in Zukunft vielleicht für alle Fälle Salbei-Bonbons einpacken.


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