World Whisky: Interview mit Jasmin Haider-Stadler, Vorsitzende der Austrian Whisky Association

In Österreich wird bereits seit 1995 Whisky gebrannt. Damals waren Monika und Johann Haider noch Vorreiter auf diesem Gebiet. Heute, nach zwei Jahrzehnten unermüdlicher Arbeit, ist die Brennerei weit über ihre regionale Grenzen hinaus bekannt. Über 78.000 Besucher kommen pro Jahr in die Destillerie in Roggenreith, die mittlerweile auch zur Whisky-Erlebniswelt ausgebaut wurde. 

Tochter Jasmin ist mit dem Whisky aufgewachsen - und ist heute eine der profiliertesten Personen in der Österreichischen Whisky-Szene und Vorsitzende der Austrian Whisky Association. Beim hochkarätig besetzten WorldWhiskyForum 2017, das vor kurzem in Schweden tagte, war sie als Referentin geladen, zusammen mit solch illustren Figuren wie Ichiro Akuto aus Japan oder Dave Broom aus Schottland. 

Auf der Nürnberger Whiskymesse "The Village" hatte ich Gelegenheit, mich mit ihr über den Stellenwert und die Besonderheit von Whisky aus Österreich zu unterhalten. Und habe wieder viel dazu gelernt. Denn nicht jede Maische muss geläutert werden.

Jasmin Haider, Junior-Chefin der Whisky-Erlebniswelt und Vorsitzende derAustrian Whisky Association (AWA). Foto: MM


MM: Jasmin, wie sinnvoll ist es eigentlich, außerhalb der klassischen Länder Schottland, Irland und Nordamerika Whisky zu produzieren? 

Jasmin: Whisky ist kein regional beschränktes Produkt. Es ist klar definiert WIE ich produzieren muss (Europäische Spirituosenverordnung: Getreidebrand mit Malzanteil, mind. 40% Vol., mind. 3 Jahre im Fass gelagert), aber nicht WO ich produzieren muss bzw. kann. 

Die Vielfalt bei Whisky ist nicht nur geschmacklich groß, sondern auch bei der Herstellung: 
- Welches Getreide verwende ich (Roggen, Gerste etc.)? 
- Welches Brenngerät wird verwendet (Pot Still, Brennblase mit aufgesetzten Feinbrenner etc.)?
-  Welches Holz/Fässer verwende ich für die Lagerung (österreichische Eiche, amerikanische Eiche, Gebrauchte Fässer)? usw.

All diese Dinge haben sich bei uns an der Tradition orientiert, wie in Österreich destilliert wird. Wir leben in ROGGENreith - also verwenden wir hauptsächlich Roggen für unseren Whisky. In Österreich hat es Tradition, aus einer Ganzkornmaische Kornbrand herzustellen - also machen wir unseren Whisky aus einer Ganzkornmaische. Das heißt, wir läutern unsere Maische nicht. Wir haben große Eichenvorkommnisse - also verwenden wir auch heimische Eiche.
Fasslager bei J.Haider. Foto: Whisky-Erlebniswelt

Es macht also großen Sinn, auch bei der Whiskyproduktion über den Tellerrand zu blicken. Vor allem weil erst das die Vielfalt zulässt. Wichtig ist dabei aber immer sich selbst und auch seiner Region treu zu bleiben. Ich darf nur keine Kopie von z.B. schottischem Whisky machen. Man muss seinen eigenen Weg finden - aber man darf auch nicht seine Wurzeln vergessen.

Als Gegenfrage könnte ich auch erwidern: Macht es Sinn mal was neues zu probieren, oder soll ich tagaus, tagein immer den selben Whisky trinken? Vielfalt ist nur so möglich.

MM:  Traditionelle Methoden und Rohstoffe sind für dich also sehr wichtig. Braucht Whisky eine regionale Identität? 

Jasmin: Jeder Whisky braucht seine eigene Identität - definitiv. Gerade bei „neuen“ Whiskyländern ist die Geschichte rundherum ausschlaggebend. Das ist das Spannende und verführt zum Probieren. Der Geschmack muss dann überzeugen. Wenn ich meinen eigenen Weg suche bzw. finden will, sollte ich Regionalität immer groß schreiben. Das ist es, was den Whisky ausmacht und definiert WAS ich produziere.

MM: Sollte es also  "typische Merkmale" für den österreichischen Whisky geben?  Oder reicht es, dass das Destillat in Österreich produziert wurde, und  ansonsten kann jeder Hersteller machen, was er will?

Jasmin: Wir haben 2012 die Austrian Whisky Association (AWA) gegründet, von der ich auch die Vorsitzende bin. Der Verein der österreichischen Whiskyproduzenten hat es sich zum Ziel gesetzt, die Qualität und Vielfalt der heimischen Produkte bekannter zu machen. Daher haben wir uns auch selbst Standards definiert und uns einen Ehrenkodex gesetzt. Es reicht also nicht nur in Österreich Whisky zu produzieren.

Brennblasen bei J.Haider. Foto: Whisky-Erlebniswelt

Wir haben dafür aber das Rad nicht neu erfunden, sondern uns an bestehenden Regelwerken orientiert. Auf unserer Website www.austrian-whisky.at kannst du mehr darüber erfahren, es gibt dort auch einen Downloadbereich mit Presseunterlagen.

MM: Wie würdest du den Hausstil deines eigenen Whiskys beschreiben? Ist der Waldviertler Whisky ein typisch österreichischer Whisky?

Da die Vielfalt in Österreich sehr groß ist, ist es schwierig einen typisch österreichischen Stil zu definieren. Wie gesagt, ist die Herangehensweise an die Whiskyproduktion nicht überall die gleiche. Es hängt von so vielen verschiedenen Komponenten ab, dem Holz, dem Brenngerät, der Maische undsoweiter. Wichtig ist die Qualität.

Whisky-Aromen.  Foto: Whisky-Erlebniswelt

Ich hatte vor kurzem beim WorldWhiskyForum das Vergnügen, zusammen mit einem Kollegen aus Holland, der auch Whisky aus Roggen macht, und Dave Broom meine Roggenwhiskys zu verkosten. Fazit: Im positiven Sinn - komplett anders! Obwohl gleiches Grundprodukt und teilweise auch Ähnlichkeiten in der Produktion, einfach unterschiedlich im Geschmack, denn auch hier lässt sich die Vielfalt nur schwer fassen.

Das ist aber bei Verkostungen und Wettbewerben oft eine „Stolperstufe“ - Geschmack ist keine Kategorie. Es gibt mittlerweile eine breite Palette an Whisky - es ist schwierig, die alle in Kategorien zu verpacken und das sollte ich auch nicht tun. Soll auf keinen Fall heißen, das ich den Vergleich scheue! Ich lade jeden ein, sich selbst von der Qualität meines Whiskys zu überzeugen! 

MM: Welche Zukunftsperspektiven siehst du für Whisky in Österreich? 


Österreich hat hervorragende Bedingungen um Whisky zu produzieren - und der Boom es zu tun wird auch noch länger anhalten. Auch die Konsumenten und Whiskyliebhaber werden immer offener. Ich werde nicht mehr schief angesehen, wenn ich sage ich produziere Whisky in Österreich, vielmehr ernte ich reges Interesse. Wir haben es hierzuland noch in der Hand unsere eigene Geschichte zu schreiben was Whisky betrifft und diese Chance werden wir auch nutzen.

Jasmin Haider. Foto: Regina Hügli für Whisky-Erlebniswelt

MM: Jasmin, du und deine Familie seid jetzt schon ein wichtiger Bestandteil der Whisky-Geschichte in Österreich. Ich wünsche euch auch für die Zukunft viel Erfolg und dass du noch ganz viel an der österreichischen Whisky-Geschichte "mitschreiben" wirst. Vielen Dank für dieses Gespräch. 

Mehr zum Thema: Tasting Notes J.H. Rare Selection Original Rye Chardonnay

worldwhiskyforum.org

austrian-whisky.at

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