Neuerscheinung: The Lost Distillery Company, Gerston
Das Projekt
Auch für Gerston wurde, wie für alle Brennereien, deren Markenrechte die LDC erworben hat, zunächst eine wissenschaftliche Analyse durchgeführt. In einem sechsmonatigen Projekt hat dazu ein Forschungsteam von drei Archivaren unter der Leitung von Brand Ambassador Andrew Hogan die heutigen örtlichen Gegebenheiten und alte Dokumente untersucht, um verlorenes Wissen wieder ans Tageslicht zu befördern. Alle Ergebnisse wurden dann an Professor Michael Moss gesandt, dem Leiter der Archiv-Abteilung der Glasgower Universität und Spezialist für schottische Brennerei-Geschichte.
Die Brennerei
Nachweisbar ist Gerston bereits seit 1796, als der Whisky noch illegal gebrannt und auf versteckten Pfaden zu den Kunden geschmuggelt wurde. 1826 taucht sie dann auch offiziell in den Listen der Steuer-Verwaltung auf. Gerston war eine kleine Farm-Brennerei in Halkirk, Caithness, in den nördlichen Highlands, mit einem eher geringen Ausstoß und einer guten Whisky-Qualität. 1872 versiegte jedoch wahrscheinlich die Wasserquelle, drei Jahre später wurde die Brennerei für immer geschlossen und 1882 dann abgerissen.
Nur wenige Jahre später entstand in unmittelbarer Nachbarschaft erneut eine Brennerei mit Namen Gerston, die einem Londoner Konsortium gehörte und mit modernen Produktionsmethoden arbeitete. Doch an die alten Erfolge der ursprünglichen Farm-Brennerei konnte die neue Anlage nie anknüpfen, und sie wurde bereits 1911 geschlossen.
Der Whisky
Doch warum blieb Gerston II der Erfolg versagt, den Gerston I offensichtlich hatte? Und wie hat denn nun der Whisky aus Gerston I geschmeckt? Um diese Frage beantworten zu können, hat das Forschungsteam unter der Leitung von Andrew Hogan auch die Produktionsfaktoren der beiden Brennereien analysiert.
Während Gerston I regional operierte und lokal angebaute Gerste der Sorten Concerto und Bere Barley sowie Torf aus dem nahegelegenen Loch Calder nutzte, wurde für Gerston II das Rohprodukt aus den schottischen Lowlands bezogen und gelegentlich sogar mit Gerste aus Osteuropa ergänzt. Aber auch in Bezug auf Torfgehalt, Hefe, Faßreifung und Quellwasser unterschieden sich die beiden Brennereien beachtlich.
Die Website der LDC bietet eine Fülle von detaillierte Angaben zu den Forschungergebnissen über beide Brennereien, und liefert einen spannenden Einblick in die wechselhafte Geschichte des schottischen Whiskys im 19. Jahrhundert.
Kopieren lässt sich der Whisky von Gerston natürlich nicht mehr. Doch das Blending Team der LDC hat versucht, einen Blended Malt zu kreieren, der auf jenen Komponenten beruht, für die Gerston I berühmt war: kleine Brennblasen, kurze Worm Tubs, kräftiges und ertragreiches Malz, salziges Wasser, Honigsüße, starker Torfrauch, Sherry- und Rum-Note. Aus 16 verschiedenen Brennereien wurden Fässer bezogen, die dann mehrere Monate vermählt wurden, ehe sie als "LDC Gerston" in die Flasche kamen.
Auch für die anderen beiden Abfüllungen ist das Verfahren ähnlich, Auchnagie setzt sich aus 19 verschiedenen Single Malts zusammen, Stratheden ist ein Blend aus 15 verschiedenen Single Malts. Das durchschnittliche Alter liegt laut Andrew Hogan bei ungefähr 15 Jahren.
Ertragszahlen auf der Grundlage von Steuerangaben 1826 |
Die Macher
Gegründet wurde die LDC 2013 von zwei Männern, die seit Jahren erfolgreich im Spirituosengeschäft tätig sind. Scott Watson war unter anderem bei LVMH für den Vertrieb in MIttel- und Osteuropa zuständig, für Brown-Forman lancierte er die Marke Finlandia Vodka in über 100 Märkten in Europa und Asien. Auch Brian Woods ist Spezialist für Distribution, einer seiner größten Erfolge war die Etablierung von Angostura Rum im Premium-Segment der globalen Spirituosenmarken.
Ebenfalls zumTeam gehören Jeffrey Karlovitch, einer der führenden Whisky-Experten in den USA und Keeper of the Quaich, sowie Andrew Hogan, der zuvor für Bruichladdich und Arran Distillers tätig war.
MargareteMarie meint:
Ein Whisky muss vor allem schmecken. Doch wenn er darüber hinaus auch eine gute Geschichte erzählt - um so besser. Das Konzept ist gut durchdacht und hat einen hohen historischen, kulturellen und emotionalen Wert. Hier hat sich ein Team von Fachleuten gefunden, die durchaus ihr Handwerk verstehen. Der Geschmack überzeugt, das Preis-Leistungs-Verhältnis geht in Ordnung, und jede Menge Gesprächsstoff und Fachsimpelei sind sozusagen inklusive. Wenn der Whisky auch in Zukunft das hält, was die ersten Abfüllungen versprechen, dann ist der Erfolg garantiert. Daumen hoch!
The Lost Distillery Project: Hätte, Könnte, Wäre - Whisky im Konjunktiv.
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