Vater, Tochter, Hund: Interview mit Cara Laing

Vor einem Jahr haben die Brüder Fred und Steward Laing die Whisky-Welt mit der Ankündigung überrascht, dass sie in Zukunft geschäftlich getrennte Wege gehen werden. 

Seither ist Cara Laing, die Tochter von Fred Laing, zuständig für Marketing und Marken-Entwicklung bei Douglas Laing. Bekannt ist der unabhängige Abfüller und Whiskyblender bei uns vor allem für die Marken "Big Peat" und "Old Particular".

Auf der Finest Spirit in München habe ich mit ihr über das erste gemeinsame Projekt von Vater und Tochter gesprochen und auch erfahren, welcher Whisky ihr Hochzeits-Dram wurde...
 
Cara Laing, Scallywag.    Bild: MargareteMarie

MM: Ich bin hier auf der Finest Spirits in München, und neben mir steht Cara Laing. Willkommen in meinem Blog, Cara. 

Cara: Danke. 

MM: Cara, Sie sind hier, um Ihre neuesten Whiskys vorzustellen ... 

Cara : Ja, das ist hier Scallywag, den wir jetzt trinken, er kam im November  2013 auf den Markt. Es ist wahrscheinlich die erste Douglas Laing Marke, bei der  ich wirklich eng mit meinem Vater Fred Laing zusammengearbeitet habe. Das Schlusswort bei der Rezeptentwicklung für diesen Whisky hat Fred gesprochen, aber ich hatte auf jeden Fall ein Mitspracherecht bei der Frage, welche Art von Whisky wir kreieren wollten. Er sollte  weicher  und leichter  zu trinken sein als  "Big Peat , der auf jeden Fall mehr von diesem typischen Islay Torf  hat.

Scallywag ist ein erstaunlicher Vatted Malt, der Mortlach, Macallan und Glenrothes enthält. Über 60% stammt aus Sherry-Fässern , die anderen 40%  sind in Bourbon-Fässern gereift, so dass das Endergebnis ein erstaunlicher Dram ist, den ich oft einen Weihnachtskuchen zum Trinken nenne, weil er diese Aromen von karamelisiertem  Zucker und die fruchtigen, würzigen, schokoladigen Noten aus den Sherry-Fässsern hat, und von den Bourbon-Fässern hat er dieses wunderbare Vanillepudding-Aroma. 

Es ist es ein wirklich sehr fröhlicher  und einfach zu trinkender Whisky, aber mit einer großen Tiefe und Charakter. Ich war sehr stark inspiriert von den vielen Foxterriern unserer Familie. Diese Hunderasse hat einen temperamentvollen, unverwechselbaren, süßen Charakter, so wie der "Scallywag",  und es scheint, dass er den deutschen Kunden gefällt. Sie mögen die Geschichte , und sie lieben den Hund auf der Vorderseite der Flasche. Und vor allem scheinen sie wirklich den Whisky selbst zu mögen, was am wichtigsten ist.

MM: Haben Sie einen Hund? 

Cara : Nicht mehr. Sie ist leider nicht mehr bei uns. Ihr Name war Binks und wir hatten sie  8 Jahre lang, was  nicht lang genug war. Sie war unser sehr  geliebtes Haustier und war regelmäßig im Douglas Laing Büro, was zu allen möglichen Verwüstungen  und Chaos geführt hat, aber sie hatte eine fantastische Persönlichkeit, und da sie nicht mehr bei uns ist,  ist das  unsere Hommage an sie und ihr drolliges Wesen.

MM: Wie stark waren Sie an der Entwicklung dieses Whisky beteiligt? 

Cara: Fred gebührt die Ehre, dass es seine Idee war. Aber es ist der erste Whisky, an dem Fred und ich zusammen gearbeitet haben. Fred entwickelte das anfängliche Konzept der Vermählung von hauptsächlich  Glenrothes, Mortlach und Macallan von der Speyside,  aber dann arbeiteten wir gemeinsam weiter, um zu bestimmen, wie viel Sherry-Einfluss und wieviel Bourbon-Einfluss es werden sollte.

Ich wollte keine Sherry-Bombe, ich wollte nicht zu viel Sherry, weil man den entweder liebt oder hasst. Ich persönlich bin kein großer Sherry-Whisky-Fan, deshalb war ich daran interessiert, eine interessante Balance zwischen beiden zu bekommen. Fred war einverstanden, und so haben wir eine wunderbare 60/40 Balance erhalten, mit einem Schwerpunkt auf dem Sherry, aber mit dieser idealen Balance, bei der der  Bourbon schön durchkommt  und ihm die Vanille- und  Karamell-Noten sowie die cremige Süße gibt.

Die Arbeit mit meinem Vater hat viel Spaß gemacht, es gab zwischendurch ein paar Vater-Tochter- Diskussionen, aber wir sind  wirklich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und die erste Abfüllung von Scallywag hat tatsächlich am Tag vor meiner Hochzeit stattgefunden. Am Abend vor meiner Hochzeit haben mein Vater und ich einen wunderschönen Vater-Tochter- Moment mit einem Scallywag genießen können und während der Hochzeit war er sehr schnell weggetrunken,  was ein gutes Zeichen war. 

MM: Es gab vor kurzem einige drastische Veränderungen im Familienunternehmen Douglas Laing. Gibt es schon ein paar neue Pläne für die Zukunft , die Sie mit Ihren Fans teilen können? 

Cara: Ja, es gab einige große Veränderungen , aber ich denke, es waren positive Veränderungen. Es waren notwändige Veränderungen. Wir sind sehr gespannt auf die Zukunft, es wird in Zukunft viel mehr Strategie und langfristige Planung bei  Douglas Laing geben.Dieses Jahr haben wir einige spannende neue Produkte entwickelt. 

Ich kann nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es wird ein paar neue Abfüllungen geben. Wir werden viel mehr Zeit in Europa verbringen, insbesondere Deutschland ist ein sehr wichtiger Markt für uns, deshalb investieren wir viel mehr hier,  es wird wahrscheinlich mehr  Events geben und auch einige allgemeine Aktivitäten und ich kann mir vorstellen, dass wir Ihnen im Laufe des Jahres auch die ein oder andere interessante Nachricht mitteilen können, aber ich werde wahrscheinlich Ärger bekommen, wenn ich Ihnen jetzt mehr  Details verrate. 

MM: Bevor Sie für Ihren Vater oder Ihre eigene Firma arbeiteten, ahatten Sie eine Stelle bei Bowmore. Gibt es einen großen Unterschied zwischen Ihrem früheren Job und Ihrer jetzigen  Arbeit mit Ihrem Vater? 

Cara: Sehr sogar. Ich begann in der Whisky-Industrie 2006 bei  White and Mackay, wo ich mich um den Single Malt von Jura kümmerte, und das hat mir wirklich sehr gefallen.  Aber ich beschloss 2010, den Umzug nach Bowmore zu wagen, wo ich mich um Bowmore und Glen Garioch kümmerte.  

Ich habe Whisky schon immer geliebt, und auch die Whisky-Industrie, und ich schätze diese Marken sehr. Ich habe immer sehr hart gearbeitet für diese Whiskys.Aber ich denke, man merkt erst, wie viel härter man arbeiten kann, wenn es das eigene Unternehmen ist. Man kümmert sich so viel mehr. Ich habe mich immer viel um meine Marken gekümmert, aber plötzlich ist es eine völlig neue Ebene der Fürsorge und Leidenschaft für die Arbeit. 

Es bedeutet so viel mehr Stunden, es bedeutet weniger  Wochenenden, ich verbringe nun an meinen Wochenenden viel Zeit entweder im Büro oder auf Whisky-Shows. Aber ich liebe, was ich tue. Es ist toll, ich kann eine Menge Zeit mit meinem Mann zusammen verbringen, mit dem ich zusammen arbeite, oder manchmal auch  mit meinem Vater. Wir gehen zusammen auf Whisky-Shows, es ist harte Arbeit, es ist eine Menge Arbeit, aber es ist auch eine Menge Spaß, und es ist ein fantastischer Arbeitsbereich. Ich liebe die Arbeit und ich liebe die Marken, die ich betreue. 

MM: Ist es manchmal schwierig, Ihren Vater zu überzeugen, oder hört er auf  sein "kleines  Mädchen "? 

Cara: Es kommt drauf an. (lacht). Um fair zu sein, er kann gut zuhören und Dinge annehmen. Wir haben eine Menge von Änderungen in der Firma eingeführt. Er war sehr offen, was erstaunlich ist, viele Kerle, die so  in der Branche arbeiten  wie mein Vater,  würden sagen "nein, das hat jetzt so lange funktioniert, lass  es".  

Aber er ist sehr offen für Veränderungen. Ich weiß, er denkt, dass ich ihn in vielen Dingen herausfordere, aber er ist offen dafür. Er ist sehr glücklich damit, und in 90 % der Fälle nimmt er auch meine Rückmeldungen an. Die restlichen  10% hat Fred recht. Er schätzt auf jeden Fall die Begeisterung und das Wissen, das Chris und ich von unseren vorherigen Jobs mitgebracht haben, und er nimmt es auch an.

 MM: Glauben Sie, ihre Arbeit ist schwieriger weil sie ein Frau sind? 

Cara: Ich glaube nicht, dass es immer hilft. Vor allem auf Whisky-Shows gibt es eine Menge Leute, die kommen und sagen, "was weißt du denn schon, du bist doch ein Mädchen." Und es ist ganz schön, sie zu überraschen und zu sagen: " Na ja, eigentlich weiß ich, dass dies eine Einzelfassabfüllung ist und in Fassstärke, sie ist nicht kühlgefiltert und stammt aus dieser Region ... " Sie können ihnen zeigen, ja, ich bin vielleicht ein Mädchen, und auch noch ziemlich jung, aber ich kenne mein Metier. 
 
In der Geschäftswelt gibt es immer mehr Frauen in der Whisky- Industrie, und das ist toll. Es ist weniger eine Herausforderung in der Branche, es ist mehr ein Verbraucherproblem. Dort besteht die Wahrnehmung, dass man ein Kerl sein muss und mindestens in seinen  Vierzigern, um von Whisky Ahnung zu haben.

MM: Cara, es war toll mit Ihnen zu reden. Ich bin sehr gespannt auf die neuen Abfüllungen, die Sie hoffentlich bald nach Deutschland bringen. Vielen Dank für dieses Gespräch.



PS: Wenige Wochen nach diesem Interview hat Scallywag bei den World Whisky Awards 2014 den ersten Platz für bestes Design in der Kategorie Blended Malt gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

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