Online-Event: Wilderness Trail Distillery Bourbon and Rye mit Tasting Notes

In den USA macht die neue Wilderness Trail Distillery aus Kentucky seit geraumer Zeit positive Schlagzeilen, ihre Whiskeys werden durchgängig sehr gelobt. Seit kurzem sind die Whiskeys der Wilderness Trail Distillery auch in Deutschland erhältlich. WhiskyJason hat in einem online-Event zusammen mit den Brand Managern Haley Perros und Jerod Smith drei Abfüllungen der noch jungen Brennerei vorgestellt.


die Gastgeber


Die Wilderness Trail Distillery in Danville, Kentucky, wurde erst 2013 errichtet. 2018 kam der erste Whiskey auf den Markt, und hat seither viel Lob erhalten. Wirklich verwunderlich ist das nicht, die Gründer Shane Baker und Pat Heist sind alte Hasen im Bourbon-Geschäft, Sie betreiben seit vielen Jahren die Firma "Ferm Solutions" in Kentucky und haben sich auf die Herstellung von Hefe und Fermentierung spezialisiert. Da war der Schritt zur eigenen Brennerei nicht allzu groß.

Haley und Jerod haben uns einiges über die Brennerei erzählt und ihre Besonderheiten erklärt, und ich gebe die wichtigsten Infos hier gerne an euch weiter:

1. Die Brennblasen

Die Brennerei verfügt über drei verschiedene Arten von Brennblasen:
a) eine sogenannte Hybrid-Pot Still
b) eine 16-plate -column Still zur Rektifizierung
c) eine große Anlage mit 18-inch und 36-inch Brenn-Säulen

Anfänglich verfügte die Brennerei nur über eine Copper Pot Still, mit der man pro Tag ein Fass destilleren konnte. Seit 2016 werden die Whiskeys auf der Säulen-Anlage destilliert, die Kapazität liegt jetzt bei 200 Fässern pro Tag. Die Pot Still wird inzwischen vor allem für Rum benutzt. Zwei der drei Whiskeys im Tasting wurden noch auf der Pot Still destilliert. 

2. Sweet Mash
Die meisten Brennereien in Kentucky arbeiten bei der Maische mit der Sour-Mash-Methode, da sie leichter zu kontrollieren ist als die Sweet-Mash-Methode. Da die Jungs von Wilderness Trail Distillery Spezialisten für Hefe und Fermentierung sind, haben sie sich für die Sweet-Mash-Methode entschieden.

3. Einfüllstärke
Das Destillat wird mit ca. 55 % ABV (110 Proof) in die Fässer gefüllt. Das hat Auswirkungen auf das Aroma-Profil, denn die Interaktion zwischen Destillat und Fasswand verändert sich mit der Höhe der Alkohol-Konzentration. Derzeit besitzt die Brennerei 9 Lagerhäuser. 

4. Bottled in Bond
Die Abfüllungen von Wilderness Trail Distillery sind "Bottled in Bond" (BiB). Das bedeutet, dass der Whiskey mindestens vier Jahre gereift und mit genau 100 Proof (50% ABV) abgefüllt werden muss. Er muss in einer einzigen Brennerei innerhalb der gleichen Saison hergestellt und anschließend in einem Zolllager gereift werden. Bei einer Bottled-In-Bond-Abfüllung ist der Ursprung der Spirituose immer sehr transparent.

5. Der Name
Ähnlich wie der Name "Buffalo Trace" bezeichnet auch der Name "Wilderness Trail" einen jener legendären  historischen Trampel-Pfade, auf denen die frühen Siedler von der Ostküste über das Appalachen-Gebirge den Weg nach Kentucky fanden. Mehr will ich zu dem Thema hier nicht schreiben, aber wenn ihr euch für die Geschichte des amerikanischen Whiskeys interessiert, dann solltet ihr einen Blick in den nächsten Whisky-Botschafter werden, da wird es von mir einen Artikel zu diesem Thema geben.

Aber kommen wir jetzt endlich zu den Whiskeys, die es im Tasting gab:

Tasting Notes: 


1. Wilderness Trail Kentucky Straight Bourbon, BiB, Single Barrel, 50%

Mash Bill: 64% Mais, 24% Weizen, 12% gemälzte Gerste 
Brennblase: Column Still

Aroma: Ahornsirup, Pecan-Nüsse, Zimt, Zitrusfrüchte, Johannisbeeren, eingeweichtes Brot, Terpentin, nasse Pappe und Holzstaub

Geschmack: süß und mild, weiches Mundgefühl, mit viel Holz am Ende

Nachklang: mittellang

Gesamteindruck: Süß und gefällig - dieser "Wheated Bourbon" (Weizenbourbon) ist ein schöner Vertreter eines milden Bourbons, und ist sehr gut ausbalanciert und sanft. Der hat das Zeug zu einem echten Klassiker. Ein sehr  schöner Einstieg in den Abend.

die Neuen

2. Wilderness Trail Kentucky Straight Bourbon, BiB, Small Batch, 50%


Mash Bill: 64% Mais, 24% Roggen, 12% gemälzte Gerste. 
Brennblase: noch auf der Copper Pot Still gebrannt; bei gleicher Ladung aus dem Fermentierungs-Tank pro Batch, (Copper Pot distilled from a single frmented batch ), abgefüllt ca. 10-13 Fässer pro Batch

Aroma: Puh! Da ist direkt nach dem Eingießen jede Menge Sauerampfer in meinem Glas, was mir nicht wirklich gefällt. Zum Glück verschwindet die saure Note nach ein paar Minuten, vielleicht braucht diese Abfüllung etwas Luft zum Atmen. Dann kommen Zitrusaromen, Nelken, Sauerkirsche, Kaffee, Schokolade und Holzstaub.

Geschmack: recht würzig und kräftig

Nachklang: mittellang, bitter

Gesamteindruck: die Abfüllung ist nicht schlecht, aber haut mich auch nicht so richtig vom Hocker. 



3. Wilderness Trail Kentucky Straight Rye, 52%, Cask Strength, Single Barrel, 52%


Mash Bill: 56% Roggen, 33% Mais, 11% gemälzte Gerste
Brennblase: Copper Pot Still

Aroma: Zitronenschale, Essiggurke und süßes Vanilleeis, Brotkruste, Terpentin, Kiefernharz, Nelken, Orangen und kräutrige Gewürze. 

Geschmack: kräftige Würznote, mittleres Mundgefühl, anfangs cremig, aber zum Ende hin trocken und holzig.

Nachklang: mittellang, trocken, leich ölig.

Gesamteindruck: Für einen Rye Whiskey ist der Roggenanteil eher niedrig, aber der Roggen gibt ihm eine schöne Portion Würze mit, die mit den übrgien Aromen eine harmonische Verbindung eingeht. Mit nur 52% ABV ist diese Fass-Stärke auch für zarte Gemüter gut verträglich. 

Fazit: Die Leute von Wilderness Trail Distillery verstehen ihr Handwerk. Der Weizenbourbon ist sehr gut ausbalanciert und rund, der Rye ist würzig mit einem kleinen Schuß Ruppigkeit. Die Small-Batch-Abfüllung war nicht ganz mein Geschmack und wirkt auf mich im Vergleich mit den beiden anderen Abfüllungen eher banal. Insgesamt haben mir die Abfüllungen aber gut gefallen, die vielen Lobeshymnen, die allenthalben auf die Brennerei gesungen werden, sind durchaus berechtigt. 

Die Whiskeys liegen altersmäßig vermutlich zwischen 5 und 6 Jahren. Da sie alle einen deutlichen Holzeinschlag aufweisen, sollte man sie am besten nach einem deftigen Essen trinken. Mit einem schönen Fett-Film auf der Zunge rutscht der Whiskey besser und das Holz wirkt nicht so trocken. 

Danke an WhiskyJason  für die Orga, die Moderation und die Samples, das Tasting hat großen Spaß gemacht.

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