Glenlossie 20, Tokaji-Finish, The Refiners

Whiskys mit Tokaji-Finish sind eher selten. In Mömbris hat sich Marco Mack vor einiger Zeit an ein solches Unternehmen gewagt - seit Ende August reift bei ihm ein 20 Jahre alter Glenlossie in einem alten Tokaji-Fass heran. 


Die aufmerksamen Leser unter euch können sich vielleicht erinnern - im Oktober hatte mir Marco bereits eine Fassprobe seines Glenlossie mit Finish in einem Tokaji-Aszu-Fass geschickt. Damals war das Finish noch sehr  überbordend und weinig gewesen. Jetzt habe ich erneut eine Fass-Probe erhalten. Wie hat sich der Whisky seither verändert?

Hier meine Tasting-Notes:

Glenlossie, 20 Jahre, Tokaji-Finish, ca. 52%, Fassprobe Anfang Dezember 2020,

Aroma: Apfelsaft und Honigsirup! Welch eine Kombination! Die Honigsüße dominiert sofort, und bei einem Süßmäulchen wie ich es bin schalten da sofort alle Ampeln auf "Go!". Die Weinsäure mischt sich mit den fruchtigen, apfeligen Komponenten des Whiskys. Es ist dann auch diese Kombination aus frischem Apfelsaft, Weinsäure und Honigsirup, die den Whisky deutlich charakterisiert. Dazu kommen im Untergrund zarte Eichenwürze, Ingwer, Anis, Nougatcreme und Suppenkräuter. Ein malziger Einschlag rundet das Aroma ab.

Geschmack: Auch hier dominiert das süß-saure Aromenspiel. Rund, weich, vollmundig, und überaus süffig-saftig. Der geht ganz von selbst die Kehle runter. 

Nachklang: Weich, micttellang und warm rutscht er nach runter. Jetzt zeigt sich auf der Zunge die leichte Eichennote aus dem Tokaji-Fass. Am Ende bleibt das Echo eines Anis-Bonbons. 

Fazit: Ein sehr ungewöhnlicher Whisky, der so gar nichts mit den herkömmlichen Sherry-oder Bourbon-Abfüllungen gemein hat. Und auch mit den eher säuerlichen Sauternes-Finishes kann man ihn nicht wirklich vergleichen. 

Veränderung:

Die überbordende, fast likör-artige Tokaji-Note, die der Whisky noch vor einigen Wochen hatte und die das Destillat förmlich mit Weinaromen überschüttete, ist inzwischen einem reiferen, gesetzteren Auftritt gewichen. Die Aromen wirken nicht mehr aufgesetzt, sondern sind inzwischen sehr gut eingebunden. Auch war mein Sample diesmal weniger ölig als beim letzten Mal, was möglicherweise daran liegen könnte, dass es aus dem unteren Teil des Fasses stammte. 

Die eigentliche Aromatik ist im wesentlichen die gleiche geblieben - noch immer finde ich Honigsüße, Fruchtsäure, Äpfel, Nougatcreme und Lakritzt, wenngleich die Aromen nicht mehr so laut schreien wie noch vor wenigen Wochen, sondern wesentlich besser miteinander verwoben sind. Dennoch ist er alles andere als bescheiden - dieser Glenlossie hat an Format gewonnen und tritt jetzt mit der Grandeur eines ungarischen Großfürsten auf. 

Erscheinungsdatum wird wahrscheinlich Anfang Januar sein. 






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