Interview der Woche: Fassteilungen bei Tom und Thomas

Thomas Klink und Tom Skovronek sind beide in der Whisky-Szene sehr bekannt, und genießen als unabhängige Abfüller seit Jahren einen sehr guten Ruf. Jetzt haben die beiden sich zusammen getan, und bieten Fassteilungs-Anteile an Privatpersonen an. Ein spannendes Projekt, wie ich finde. Thomas Klink hat mir jetzt mehr über die neue Firma "TnT" verraten. 

MM:  Thomas, ihr seid jahrelang auf allen deutschen Whisky-Messen mit euren Abfüllungen vertreten gewesen. Wie stark haben euch die Lockdown-Einschränkungen getroffen?

Thomas: Die wohl notwendigen Lockdown-Einschränkungen haben uns alle, die wir uns auf den Whisky-Messen präsentieren, sehr getroffen. Die letzte Messe vor Corona war The Village in Nürnberg seither ist mit Ausnahme der Berliner Openair Messen alles abgesagt. Es ist aber nicht nur das fehlende Messegeschäft, welches zu Umsatzeinbußen führt. So hat der Fachhandel während des Lockdowns auch keine Ware mehr bei uns geordert, so dass auch hier beträchtliche Einbußen zu verzeichnen sind.

MM: Im Bereich der deutschen UA’s hat sich in den letzten ein bis zwei Jahren viel verändert. Woran liegt es, dass es immer mehr kleine, neue Abfüller gibt? 

Thomas: Nun, jede Generation hat ihre Zeit. Ich denke, da machen sich junge ambitionierte Leute auf Ihr Glück zu suchen. Der Zugang in den „freien Fassmarkt“ ist heute vielleicht etwas einfacher, als zu Zeiten, wo wir dieses Wagnis eingingen. Firmen wie Whiskybroker Ltd. verkaufen auch an Privatleute und so lassen sich sicherlich leichter Verbindungen knüpfen. Darüber hinaus hilft heute sicherlich auch das Internet und die derzeit nicht stattfindenden Whiskymessen.

Tom und Melanie Skowronek. Foto: MM

Aber mit dem Fasskauf ist es letztlich nicht getan. Es gehört schon etwas mehr dazu, um nachhaltig im Markt zu bestehen. Der Aufbau und die Etablierung einer Range ist da noch einmal eine ganz andere Herausforderung und das verlangt einen langen Atem. Diesem wünsche ich allen „Youngstern“ von Herzen, denn wir (älteren) können nicht ewig hinter den Messeständen stehen.

MM: Ihr habt in den vergangenen Jahren euer Geschäft ausgebaut, mit der Warehouse Collection, der Dram Collection, der Rum Collection. Seit Oktober bietet ihr in Zusammenarbeit mit Tom Skowronek unter dem Namen „TnT“ auch Fassanteile an. Sind Fassteilungen der neue Trend, der immer mehr Liebhaber finden wird?

Thomas: Tom und ich sind seit Jahren befreundete Kollegen und haben in der Vergangenheit immer wieder zusammengearbeitet. So kam es schnell dazu, eine nebulöse Idee zu konkretisieren. Daraus wurde das TNT (Thomas und Thomas) Label. Ob Fassteilungen ein neuer Trend sind, wird die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall sind Fassteilungen Investments und erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit. Jedenfalls haben wir in der Gruppe Fassteilungen bei Facebook einen ständigen Zulauf. Das hängt sicherlich auch mit den Kosten zusammen. Wir verzeichnen seit Jahren eine ungebremste Verteuerung von Single Malt Whiskys im Markt. 

Thomas Klink, Michael Brzozowski. Foto: MM

MM: Ihr bietet auch zunehmend Abfüllungen, die in kleineren Fässern gefinished werden. Kannst du ein bißchen mehr darüber verraten?

Thomas: 2019 konnten wir sowohl in Spanien als auch in Italien Geschäftskontakte zu Küfereien knüpfen, die uns mit Fässern beliefern. In diesen Familienbetrieben werden für aus alten Fassdauben Octave, Quarter Casks und Barriques gefertigt, die wir mittlerweile als Belegfässer auch an Kolleginnen und Kollegen verkaufen. 

Die Qualität ist klasse und so können wir diverse Sherryfasssorten (Amontillado, Fino, Moscatel, Oloroso, Palo Cortado und Pedro Ximenez) aber auch Amarone, Marsala und Port anbieten. Die Fässer werden nach Schottland verbracht. Mit wem wir da zusammenarbeiten möchten wir aber für uns behalten. Ich glaube, dass nennt man Betriebsgeheimnis.

MM: Der Whisky-Markt ist in den letzten fünf Jahren immer individueller geworden, mit einer fast unerschöpflichen und unübersichtlichen Anzahl von Small-Batches, Einzelfassabfüllungen, kleinen Labeln und hohen Preisen. Wird sich dieser Trend weiter fortsetzen? 

Thomas: Diese Frage lässt sich seriös wahrscheinlich erst ab 2021 beantworten, wenn der Brexit endlich greift und wir wissen, wie wir mit den neuen Gegebenheiten arbeiten können. Ich denke, dass sich der Trend zu Einzelfassabfüllungen weiter fortsetzen wird, da in unserer globalen Welt die Suche nach Individualität groß ist. Das kann man denn auch an den vielen Distillery-Neugründungen der letzten Jahre feststellen. Allesamt kleine Betriebe mit vergleichsweise kleinen Produktionsvolumen. Hinsichtlich der Preisentwicklung sehe ich leider keinen Trend nach unten.

Speicher am Kaufhauskanal, Hamburg. Pressefoto


MM: Welche spannenden Projekte hat The Whisky Warehouse No 8 derzeit in der Pipeline?

Thomas: Das zentrale spannende Projekt für 2021 ist die Durchführung und Etablierung der Just Whisky Hamburg. Diese Messe soll eine reine Whiskymesse im Gegensatz zur Hanse Spirit sein. Dabei ist der Name Programm: das Wasser des Lebens in all seinen schönen Facetten zu probieren und zu genießen, sei es als Single Malt Scotch Whisky, Irish Pot Still Whiskey, Whisky aus Skandinavien, Indien, Japan oder Tawain.

Für dieses Vorhaben haben wir eine wirklich tolle Location im Hamburger Süden gefunden. Den Speicher am Kaufhauskanal im historischen Binnenhafen Hamburg-Harburg aus dem Jahre 1827. Älter als die Speicher der Hamburger Speicherstadt wurde er vor 5 Jahren aus seinem Dornröschenschlaf geholt und mit viel Kapital ein denkmalgeschütztes Eventzentrum geschaffen.

Wir planen mit 20 Ausstellern. Namhafte Kollegen haben Ihr Kommen schon zugesagt: Andrea Caminneci (Schlumberger), Andy McNeill (Coopers Choice), Corry und Didi (Alba Import), Tom Skowronek (Anam nah Alba) und der „Whiskykanzler“ Werner Hertwig, um nur einige zu nennen.

Die 1. Just Whisky Hamburg öffnet am Freitag 27.08.2021, 15.00 – 21.00 Uhr und am Samstag 28.08.2021, 14.00 – 22.00 Uhr. 

Speicher am Kaufhauskanal, Hamburg. Pressefoto

MM: Das hört sich gut an, wollen wir hoffen, dass es bald wieder möglich sein wird, Whisky-Messen zu besuchen. Lieber Thomas, vielen Dank für dieses Interview.

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