"Wash your mouth" - Jim Murray auf Tasting Tour in Deutschland

Werbung wegen Markennennung.
 
Gibt es eine perfekte Methode, wie man Whisky verkosten sollte? Jim Murray ist davon überzeugt. Auf seiner kleinen Tasting Tour in Deutschland hat der charismatische "Whisky-Papst" die Wirkung der "Murray Method" mit Hilfe der Whiskys von Penderyn demonstriert.
Und vielleicht führt diese Methode ja tatsächlich zu den perfekten Tasting-Notes.


©MargareteMarie

Ich war schon ganz schön aufgeregt, als ich vor kurzem nach Mömbris fuhr. Denn im Feingeist REWE Getränkemarkt von Kornelius Golbik sollte ein Penderyn-Tasting mit Jim Murray stattfinden. Andrea Caminneci vom deutschen Importeur Schlumberger hatte mich dazu eingeladen und ich hatte die Möglichkeit, mit dem berühmtesten Whisky-Kritiker der Welt auch ein Interview zu führen.

Für die meisten von euch ist Jim Murray sicherlich kein Unbekannter. Alljährlich hält er die Whisky-Welt mit seiner "Whisky-Bibel" in Atem, wenn er den "weltbesten Whisky" bekannt gibt und hunderte von Abfüllungen mit Punkten benotet.

Ich war also schon etwas nervös. Leider haben ein paar kleinere Sommer-Staus meine Ankunft verzögert, so dass ich mit etwas Verspätung im Getränkemarkt ankam. Jim Murray war schon dort, und in meiner Eile habe ich dann vergessen, den Kaugummi aus dem Mund zu nehmen. Böser Fehler!!! Denn ich habe mir dann sogleich einen Kurzvortrag über die Auswirkung von Kaugummi auf die sensorische Wahrnehmung unserer Mundschleimhäute eingehandelt.

Wer irgendwann einmal vor hat, an einem Tasting mit Jim Murray teilzunehmen, sei an dieser Stelle gewarnt: Jim Murray ist nicht irgendwer. Und seine Tastings sind nicht irgendwas. Ein Tasting mit Jim Murray ist etwas ganz besonderes. Und  ganz gewiß keine vergeudete Zeit. Aber man sollte sich auf einige unbequeme Regeln einstellen.

Doch dazu später mehr. Das Interview hat großen Spaß gemacht, denn Jim ist ein wunderbarer Gesprächspartner, der mit großem Interesse an die Dinge herangeht. Aber wenn es um Whisky geht, gibt es kein Vertun: er ist der "Papst". Und es gibt wohl kaum jemanden, der die letzen 45 Jahre mehr Whiskys verkostet hat als Jim Murray.

Natürlich sind die Leute nicht immer einer Meinung mit ihm. Aber vielleicht macht genau das den Reiz eines Jim Murray aus. Man kann so wunderbar anderer Meinung sein - und doch kommt die Whisky-Industrie an seiner Meinung nicht vorbei.



©MargareteMarie

Jim Murray hat eine besondere Methode entwickelt, wenn er seine Whiskys verkostet - oder vielleicht sollte ich lieber sagen, ein besonderes Ritual, die er - ganz bescheiden - die "Murray-Methode" nennt.

Und die Murray-Methode haben wir dann im Tasting auch kennengelernt. Gleich zu Beginn gab es vier  eiserne Regeln, die unumstößlich waren: während des Tastings gibt es erstens kein Essen, zweitens kein Wasser und drittens kein Gequatsche. Und viertens: es wird nicht getrunken. Denn darunter leidet die Sensorik ganz besonders. Wie es bei Spirituosen-Wettbewerben üblich ist, wird auch in einem Jim-Murray-Tasting der verkostete Whisky wieder brav ausgespuckt.

Vor allem der zweite Punkt fiel einigen Gästen doch etwas schwer, denn draußen herrschten an diesem Abend noch immer hochsommerliche Temperaturen. Zum Glück hatte ich vorgesorgt und schon vorher ausreichend Wasser getrunken. Auch mit Punkt vier kam ich gut zurecht. Mir bereitete der dritte Punkt dann schon eher Probleme...

Ein bißchen war es dann tatsächlich so wie in der Schule: wenn man erst mal bereit ist, sich auf die Gruppenregeln einzulassen, dann kann es ganz schön lustig werden. Jim Murray entpuppte sich als ein sehr humorvoller Präsentator, der es verstand, mit viel Witz und scharfsinnigem Humor seine Gäste zu unterhalten. Und ganz so schweigsam wie befürchtet ist es dann doch nicht geworden, denn Jim bot seinen Zuhörern auch reichlich Gelegenheit, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Vielleicht war das aber auch der Gruppe der anwesenden Gäste geschuldet, die sich alle als sehr aufgeschlossene und aufmerksame Zuhörer erwiesen. Und zum Glück war tatsächlich niemand dabei, der meinte, er müsse alles besser wissen.


©MargareteMarie


Sechs Whiskys gab es an diesem Abend, die wir dann alle gemeinsam mit der Murray-Methode analysieren konnten:


Penderyn Madeira Finish 46%
Penderyn Rich Oak 46%
Penderyn Peated Edition 46%
Icons of Wales Bryn Terfel, 41%
Icons of Wales Royal Welsh Whisky 43%
Single Cask Tawny Port 59,9%

Da ich großer Fan von Portwein-Reifungen bin, war der Single Cask Tawny Port an diesem Abend mein absoluter Liebling, aber auch der Klassiker Penderyn Madeira Finish hat mir super gut gefallen. Giancarlo Bianchi, der technische Direktor von Penderyn, hatte ergänzend noch viele Detail-Informationen zu den Whiskys von Penderyn gegeben, die eigentlich alle einen eigenen Blog-Beitrag wert wären. Denn Penderyn ist eine tolle Brennerei, und allein über ihre besonderen Brennblasen könnte man einen kompletten Vortrag halten.

Doch das würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Kommen wir jetzt endlich zur Murray-Methode: in acht Schritten hat uns Jim demonstriert, wie man den Aromen in einem Whisky am besten auf die Schliche kommt.

Tasting a whisky the Murray Method:
1. First view: mit aufrechtem Kopf das Glas zur Nase bringen und sich einen ersten Eindruck verschaffen

2. Make love to your whisky: Temperatur verändert die Wahrnehmung. Kälte lässt Aromen verschwinden, Wärme hingegen setzt Aromen frei. Deshalb sollte man einen Whisky leicht anwärmen, indem man die eine Hand über die Glasöffnung legt und mit der anderen Hand das Glas umschließt und an die Brust drückt.

3. Smell again: Arm ausstrecken, Augen schließen und das Glas gerade an die Nase führen, so dass der Glasrand die Oberlippe berührt. Riechen. Das ganze bitte drei mal wiederholen. Atmen nicht vergessen.

4. Wash your mouth: Nimm den ersten Schluck und nutze ihn, um den ganzen Aroma-Belag, der sich in deinem Mund im Laufe der vergangenen Stunden angesetzt hat, wegzuspülen. Am Ende dann das Putzwasser ausspucken.

5. Repeat: Wiederhole Schritt drei und bewerte den Whisky noch einmal.

6. Like a Fish: Nimm einen zweiten Schluck, schließe die Augen und stell dir vor, du bist ein Fisch. Ein Heilbutt zum Beispiel. Öffne und schließe den Mund, während du den Whisky auf deiner Zunge hin- und herrollen lässt. Dadurch kann Sauerstoff eindringen und der Alkohol entweichen. Und dabei den Kopf leicht in den Nacken legen. Ansonsten läuft alles aus dem Mund heraus.

7. Turn around: Ausspucken und nachschmecken. Welche Aromen bleiben auf der Zunge liegen?

8.  Listen to your whisky. It's there to tell you a story: Schritt drei bis sieben mehrmals wiederholen, bis man die Aromen alle erfasst hat.

Jetzt kannst du eine endgültige Bewertung deines Whiskys vornehmen.

Den größten Spaß hat Schritt Nummer sechs gemacht - wir waren alle sehr lustig anzusehen, wie wir unsere Lippen wie Fischmäuler auf und zu gemacht haben. Den wenigsten Spaß hatten wir bei Schritt Nummer vier - wer putzt schon gerne?


©MargareteMarie

Bei Penderyn wird der Whisky übrigens nicht gefärbt, was Jim Murray besonders wichtig ist. Er ließ an diesem Abend keinen Zweifel daran, warum er nichts von Farbstoff hält: "Caramel in a Whisky is an illusion. It's a lie.... It tastes like Toffee. If you want Toffee, go to a Candy Store". ("Karamellfarbstoff im Whisky ist eine Illusion. Es ist eine Lüge.... Es schmeckt nach Karamellbonbon.. Wenn ihr Karamellbonbons wollt, dann geht in einen Süßwarenladen").

Auch an Whisky-and-Food-Pairings hat der Meister der Whisky-Bewertung kein gutes Haar gelassen: "Essen verändert die Sensorik. Wenn ihr mich jemals bei einem Whisky-and-Food-Pairing seht, dürft ihr mich auf der Stelle erschießen". 

Am Ende des Tastings gab es dann aber doch noch ein paar belegte Happen zu essen, während Jim Murray sich die Zeit nahm, Fragen zu beantworten und Flaschen und Bücher mit einer persönlichen Widmung zu signieren.

Der Abend hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich bin mit vielen neuen Erkenntnissen nach Hause gefahren. Mehr über das Tasting und die Whiskys könnt ihr übrigens im nächsten Whisky-Botschafter lesen.

Und hier ist der Link zu meinem Interview mit Jim:


Vielen Dank an das Team von Schlumberger und Feingeist REWE Mömbris für dieses Event.


©MargareteMarie




Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Großartiger Launch des 10years Barolo Cask aus der Bushmills Causeway Collection (Germany Exclusive)

Exklusiv für Deutschland: West Cork Small Batch mit Rum Finish

Douglas Laing bringt Scallywag Berlin Edition heraus

Glenallachie 35 ab Oktober erhältlich

Neue Small Batch Abfüllung „Vibrant Stills“ von Wolfburn exklusiv für Deutschland

Neu in der Core Range: Old Perth Double Sherry Wood