The Bain's Experience. Ein Single Grain von der Südspitze Afrikas

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Ihr kennt Bain's noch nicht? Dann wird es aber höchste Zeit, das zu ändern. Andy Watts von der Südafrikanischen Sedgwick Distillery ist derzeit wieder in Deutschland unterwegs, um den Whisky von Afrikas Südspitze auch bei uns populär zu machen. In der IN-LIVE Cocktailschule Frankfurt hatte ich Gelegenheit, dieses Urgestein des südafrikanischen Whiskys zu treffen.

 ©MargareteMarie


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Wenn ich an die Südspitze von Afrika denke, fallen mir viele Dinge ein. Wale. Der Tafelberg. Antilopen-Steak. Weinberge. Shiraz. Pinotage. An Whisky denke ich beim Thema Südafrika eher selten. Doch auch auf dem schwarzen Kontinent wird bereits seit langem Whisky produziert, was eigentlich gar nicht so verwunderlich ist. Schließlich haben die Holländer und die Briten diesem Land bereits vor langer Zeit ihren Stempel aufgedrückt.

Dennoch ist Whisky aus Südafrika bei uns derzeit kaum zu haben, und der Grund ist ebenso einfach wie banal, wie uns Andy Watts in Frankfurt erklärt. Es liegt an der Flaschengröße. In Südafrika wird Whisky in 0,75 Liter-Flaschen abgefüllt. Die sind aber für den Import nach Europa nicht zulässig.

Dabei würde es durchaus so manche interessante Abfüllung aus der James-Sedgwick-Distillery geben. Denn während der kühlen Wintermonate Juli und August wird in der Brennerei in Wellington auch Single Malt hergestellt, im klassischen Pot-Still-Verfahren. In der Brennerei wird seit längerem auch mit landeseigenen Fass-Nachreifungen experimentiert, wie etwa einem Finish im Shiraz- oder im Pinotage-Fass.

Andy Watts, James-Sedgwick Distillery, South Africa ©MargareteMarie

Nach Deutschland gelangen alle diese spannenden Abfüllungen aber nicht. Deshalb hat Andy an diesem Nachmittag in Frankfurt auch nicht über seinen Single Malt gesprochen. Sondern über Bain's. 

Andy, das ist Andy Watts, seit nahezu 30 Jahren der Manager der James-Sedgwick-Brennerei und seit 2016 als "Head of Whisky Intrinsic Excellence" (wow, was für ein Titel) zuständig für die "intrinsische Vortrefflichkeit und Innovation des globalen Whisky-Portfolios" der südafrikanischen Distell Group, die seit 2013 auch die schottischen Brennereien Deanston, Tobermory und Bunnahabhain besitzt.

Bain's, das ist das Aushänge-Schild seiner Brennerei: ein goldmedaillen-dekorierter Single Grain, der derzeit die angesagten Bars dieser Welt im Sturm erobert. Damit wir besser verstehen, wie aufwändig Bain's produziert wird, hat Andy zusammen mit Brand Ambassadorin Chantalle Seidler eine Art Deconstruction-Tasting für uns vorbereitet, und unterschiedliche Fassproben aus den verschiedenen Entwicklungsstadien des Bain's mitgebracht.

Bain's ©MargareteMarie

Sample 1:

Als erstes durften wir alle den New Make probieren, der zu unser aller größtem Bedauern bereits auf 40% herunter verdünnt war. Gebrannt wird der Single Grain aus 100%  gelbem Mais mit 94,3% Alkohol auf einer Brennblase mit zwei Kolonnen, das wäre pur dann vielleicht doch etwas zu heftig gewesen.

Sample 2:

Dann folgte eine Probe, die drei Jahre lang in einem Ex-Bourbon-Fass reifen durfte, das wahrscheinlich zuvor bereits drei oder viermal befüllt worden war.

Sample 3:

Die dritte Probe war ebenfalls ein drei Jahre alter Whisky, stammte aber aus einem First-Fill-Ex-Bourbon-Fass.



Sample 4:

Bain's (5 Jahre alt). Eigentlich könnte man die Fässer von Sample zwei und drei ja bereits als Single Grain Whisky abfüllen. Doch dann hat Andy uns das eigentliche Geheimnis von Bain's verraten. Nach drei Jahren in einem First-Fill Ex-Bourbon-Fass ist der Whisky schon ganz nett. Aber mehr eben nicht. Deshalb wird der Single Grain nach drei Jahren in neue First-Fill-Fässer umgefüllt, und erhält für weitere zwei Jahre eine zweite Reifung.

Der Unterschied zwischen Sample drei und Sample vier war gravierend. Farbe und Aroma sind deutlich satter bei Sample Nr. 4. Es ist diese zweite Reifung, die aus einem durchschnittlichen Single Grain Whisky einen Single Grain der Extra-Klasse macht. Wenn der Bain's endlich in die Flasche kommt, ist er etwa 5 Jahre alt.

In der Nase prägen delikate Aromen von Bananen, Haselnüssen und Toffee den Duft, ergänzt von zarten Vanille- und Kakaobutter-Tönen. Auf der Zunge ist er weich, mild, und vollmundig, mit einem warmen und langen Nachklang.


 ©MargareteMarie


Sample 5:

Bain's 15 Jahre. Für diese Sonderausgabe wurde 5 Jahre alter Bain's in dritt-, viert- und fünftbefüllte Ex-Bourbon-Fässer umgefüllt und weitere 10 Jahre gereift. 2018 kam diese Sonderabfüllung für den Duty-Free-Bereich und als Distillery Exclusive auf den Markt. Abgefüllt wurde mit 52,5%, nicht gefärbt, nicht kühlfiltriert. Insgesamt gab es 3.600 Flaschen. Er gleicht stark der Standard-Abfüllung, ist aber insgesamt viel konzentrierter und dichter. Was soll ich sagen - der Bain's 15 ist ein Traum.

 IN-LIVE Cocktailschule, Markus Kern, deutscher Cocktailmeister©MargareteMarie

Da sich der Standard-Bain's durch seine milde Aromatik für Cocktails besonders gut eignet, fand die Veranstaltung auch in Frankfurt in der IN-LIVE Cocktail-Schule statt, und nach dem Tasting mit Andy Watts hatten wir alle die Gelegenheit, uns im Cocktail-Mixen zu versuchen.

Markus Kern, deutscher Cocktail-Meister von 2012, hatte dann alle Hände voll zu tun, uns Damen hinter der Theke im Zaum zu halten. Denn welche Frau läßt sich schon gerne von einem Mann sagen, wo es langs geht? Doch die Tips von Markus und seine Hilfestellung waren fantastisch, und mein Whisky Sour - mit echtem Eiweiß natürlich - war dann auch tatsächlich ein göttlicher Genuß.

Speziell für den Bain's wurden auch einige besondere Cocktail-Rezepte entwickelt, von denen ich euch zwei weiter unten verraten werde.

 ©MargareteMarie

Nach fünf Whiskys und drei Cocktails war ich dann doch etwas tüdelig, und habe zusammen mit Blogger-Kollegin, Buch-Autorin und lieber Freundin Petra Milde zusammen am Main-Ufer gesessen und lecker gespeist, damit ich wieder zu Kräften komme. Whisky-Blogger haben manchmal ein echt hartes Dasein :-) 

Die versprochenen Rezepte findet ihr weiter unten. Viel Spaß beim Mixen!


 Three Sharing Angels©MargareteMarie

Cocktail: Bushman Colllins (von Rene Förster, Twist Bar, Dresden)

6 cl Bains - mit Vanille-Rooibostee infundiert (dazu 35 g Vanille-Rooibostee aus 0,7 Liter Bain's geben und ca. 10 Minuten bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Anschließend abseihen.

3 cl Frischer Zitronensaft

2 cl Gommesirup

Soda

Alle Zutaten außer Soda in ein Longdrinkglas geben und gut verrühren. Eiswürfel dazugeben, mit Soda auffüllen und nochmals kurz verrühren. Im Highball servieren. Mit Orangenzeste oder getrockneter Orangenscheibe garnieren.



Cocktail: Cape Punch (von Tobi Lindner, The Old Jacob, Bonn)

5 cl Bain's
5 cl kräftiger Booibostee
3 cl frischer Zitronensaft
2 cl Birnensaft
2 cl Ahornsirup

Alle Zutaten kräftig auf Eis shaken und in das vorgekühlte Longdrinkglas abseihen. Im Highball oder Mason Jar servieren. Mit getrockneter Birnenscheibe oder Orangenscheibe garnieren.

Negroni and Bain's. ©MargareteMarie

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