Whisky und Rum

So unterschiedlich Whisky und Rum auch sein können, sie liegen oft sehr dicht beisammen. Und mitunter gibt es auch überraschende Verbindungen, wie etwa in Dumfries, wo die Geschichte einer Brennerei in einem großen Bogen bis nach Tobago führt.

Bild: Tobago, Englishman's Bay. Wikipedia

Kein anderes Getränk ist so sehr mit Schottland verbunden wie Whisky. Und natürlich hat man in Schottland schon immer Whisky gebrannt, und nichts anderes als Whisky...... zumindest, wenn man den Marketing-Geschichten glauben will.

Dass in Schottland jahrhundertelang auch Zucker destilliert wurde, verschweigt man auf der Insel ganz gerne. Schon ab 1669 entstanden in Glasgow die sogenannten "Zuckerhäuser", die aus Melasse nicht nur Raffinade herstellten, sondern auch Schnaps brannten. 130 Jahre später war es Zucker, der die schottische Brennerei-Industrie vor dem Ruin rettete. 

1799 gab es noch 87 lizenzierte Brennereien in Schottland, die der britischen Staatskasse insgesamt über 1,6 Millionen Pfund Steuern einbrachten. Wenige Jahre zuvor waren es noch deutlich mehr gewesen, doch die Whisky-Industrie befand sich auf einem absteigenden Ast. Schlechte Ernten, Hungerskatastrophen und staatliche Brennverbote für Getreide zwangen in den folgenden Jahren viele Brennereien in die Knie. Wer konnte, stieg auf Zucker um. Vielen Lowland-Brennereien  bescherte der Zuckerschnaps traumhafte Gewinne,  und 1803 spülten 88 schottische Brennereien mehr als 2,2 Millionen Pfund Steuergelder in den Staats-Säckel. 

Das Nachsehen hatten jene Brennereien, die  abseits der großen Hafenstädte lagen. Die meisten von ihnen wurden durch einen Wechsel von Brennverboten für Getreide einerseits und mehrfache Steuer-Erhöhungen andererseits in den Konkurs getrieben, während die Großen der Branche Melasse destillierten und immer größer wurden.  Bis 1813 waren lediglich noch 24 Brennereien in Schottland übrig geblieben. Erst ab 1814 besserte sich die Lage allmählich, und die Zahl der Brennereien stieg wieder an.


Eine der frühen Brennereien, die 1799 aufgeben mussten, war die Stakeford Distillery bei Dumfries. Gehört hat sie William Hyslop, einem Bäcker aus Dumfries, der in der Buccleuch-Street und in Maxwelltown weitere Brennereien betrieb. 1814 sorgte Mr. Hyslop für Aufregung in der Stadt, als er einen Steuerbeamten öffentlich zum Duell herausforderte, ihn als Lügner und Feigling beschimpfte, mit einem Stock bedrohte und dafür vor Gericht zu einer saftigen Geldstrafe verurteilt wurde. 



Die Stakeford Distillery ist schnell in Vergessenheit geraten, an ihre Stelle kam wenige Jahre später die Stakeford Eisengießerei, der mehr Erfolg beschieden war. Zu den vielen Produkten, die hier in der Hochphase der industriellen Revolution entstanden sind, gehörten auch Zuckerrohrpressen für Zuckerrohrplantagen. Eine dieser Pressen wurde 1856 an die Nutmeg Grove Plantation in Tobago geliefert, die wenige Jahre zuvor nur knapp einer Hurrikane-Katastrophe entgangen war. 1829 lebten noch 101 Sklaven auf der Plantage. Erst 1836 wurde die Sklaverei auf Tobago abgeschafft.


Bild: alte Zuckerrohr-Presse, Wikipedia.


Weder die Eisengießerei noch die Nutmeg Grove Plantation haben die Zeit überdauert. Whisky und Rum hingegen gibt es noch immer. Und irgendwie ist es heute noch genau so wie früher: wenn's beim Whisky klemmt, darf auch gerne ein guter Rum ins Glas. 

Mehr Info und weitere tolle Bilder zur Nutmeg Grove Plantation findet ihr hier:

Nutmeg Grove Sugar Factory, Tobago - Graces Guide












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