Exklusiver Hintergrund-Bericht: das neue Universum der Mossburn Distillers und Torabhaig Distillery.
Eines der spannendsten Projekte, die derzeit in
Schottland stattfinden, sind für mich die Aktivitäten der Mossburn Distillers.
Denn was auf den ersten Blick wie ein kleiner Fisch im großen Teich der
unabhängigen Abfüller aussieht, ist in Wirklichkeit ein beeindruckender
Whisky-Kosmos und der Shooting-Star von morgen. Ein strahlender Stern in diesem
Kosmos wird die neue Torabhaig Distillery auf Sky sein. Auf der Interwhisky
in Frankfurt hatte ich Gelegenheit, mich mit Bruce Perry, dem Sales Manager von Torabhaig zu
unterhalten.
Ich muss zugeben, als ich das erste Mal von Mossburn Distillers gehört hatte, war ich nicht sonderlich beeindruckt. Eine neue Firma, die eine Brennerei bauen will und zur finanziellen Überbrückung der dreijährigen Wartezeit auf den Whisky auch ein paar Fässer als unabhängiger Abfüller herausbringt, ist derzeit ja nicht unbedingt die Neuerfindung des Rades. Doch ich bin von Natur aus neugierig, und je länger ich mich mit dem Thema befasste, um so größer sind meine Augen geworden.
Denn Mossburn Distillers sind alles andere als ein kleiner Fisch.
Ich hatte mich deshalb sehr gefreut, als ich Bruce Perry, den Sales Manager von Mossburn Distillers, in Frankfurt auf der Interwhisky treffen konnte. Fangen wir also da an, wo auch Bruce derzeit am liebsten beginnt: mit einem Blick vor die Kulissen.
Vor den Kulissen:
Mossburn:
Zwei Blended Malt Abfüllungen sind im Frühjahr diesen Jahres auf den Markt gekommen, die in speziellen "Hybrid-Fässern" reifen. Die Abfüllung "Islands" nutzt erstbefüllte Ex-Bourbon-Fässer und Fassdeckel aus getoasteter, frischer, europäischer Eiche zur weiteren Reifung, die Serie "Speyside" erhält ihre zweite Reifung in Oloroso Sherry Butts mit Fassdeckeln aus frischer, amerikanischer Eiche, die stark ausgebrannt wurden. Zudem gibt es verschiedene Single-Cask-Abfüllungen in der Vintage-Cask Reihe.
Torabhaig Distillery:
2013 erwarben Mossburn Distillers eine kleine, historische Farmanlage Torabhaig auf der Isle of Skye, für die es bereits seit 1973 eine Planungsgenehmigung zur Errichtung einer Brennerei gab. Seit Januar 2017 wird auf Torabhaig Whisky gebrannt, für Weihnachten 2020 ist eine erste, kleine Special-Release-Abfüllung geplant. Das verwendete Malz hat vor der Destillation einen Phenol-Gehalt von 80-85 ppm.
Gebrannt wird auf zwei Brennblasen, deren Größe durch die Höhe des alten Farmhauses vorgegeben war. Die jährliche Kapazität liegt bei etwa 650.000 Litern Alkohol.
Gelagert werden wird der Whisky aus Gründen der Logistik auf dem Festland in Jedburgh. Bruce erklärte mir dazu: "Einen Tanklastwagen mit Whisky von unserer Brennerei auf Skye auf das Festland zu bringen ist schon schwierig genug. Einen LKW voller Fässer oder Flaschen bis in die Lowlands zu schicken, ist eine ganz andere Kiste und wäre eine enorme Herausforderung. Das würde nur wenig Sinn machen."
Dankenswerter Weise hat Bruce mir nach unserem Gespräch noch etwas von dem New Make von Torabhaig mitgegeben, die Verkostungsnotizen dazu werde ich für euch morgen im Blog hochladen.
Jedhart Distillery:
Gleich zwei neue Brennereien werden Mossburn Distillers in den nächsten Jahren in Jedburgh nahe der Grenze zu England bauen. Die geplante Jahreskapazität liegt bei vier Millionen Litern. Hier werden auch die Lagerhallen für Torabhaig entstehen.
Kaikyo Distillery, Japan
In der japanischen Stadt Akashi haben Mossburn Distillers auch eine alte Sake-Brennerei erworben, und brennen dort seit 2016 Whisky. Die ersten Abfüllungen sollen laut Bruce bereits im kommenden Frühjahr auf den Markt kommen. Unter dem Namen Akashi Sake Brewery wird dort bereits seit langem Sake hergestellt. Um Verwechslungen mit dem Akashi-Whisky der White Oak / Eigashima Distillery zu vermeiden, wird der Whisky der Kaikyo-Brennerei "Hatozaki" heißen.
Eigentlich wäre die Geschichte bis hierhin schon spannend genug. Doch richtig aufregend wird es, wenn wir einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Hinter den Kulissen:
Denn Bruce Perry ist nicht nur der Sales Director der Torabhaig Distillery, sondern auch Managing Director von Marussia Beverages, die in den USA über ein ausgedehntes Vertriebsnetz verfügt. Diese Firma wiederum gehört dem schwedischen Pharma-Multimilliardär Frederik Paulsen. Paulsen gehört angeblich zu den 200 reichsten Männern der Welt und ist der eigentliche "Kopf" hinter den Firmen Marussia Beverages, Torabhaig, Mossburn und Jedhart Distillers. Weitere Direktoren in diesem Firmen-Konglomerat von Frederik Paulsen sind John Mathieson und Alan Rutherford. Im Gegensatz zu Paulsen ist Mathieson seit vielen Jahren in der Spirituosenindustrie tätig und ein Kenner der Szene.
Noch viel interessanter ist jedoch ist die Geschäftsbiographie von Dr. Alan Rutherford. Er war viele Jahre Leiter der Abteilung für Forschung und Entwicklung bei der Distillers Company Ltd., Mitbegründer der Islay Development Company, Präsident der Malt Distillers Association of Scotland und Ratsmitglied der Schottischen Whisky Association. 1996 erhielt er die Auszeichnung OBE für seine Verdienste um die Schottische Whisky-Industrie, seit Oktober 2017 ist er auch ein Master Keeper of the Quaich. Begonnen hat er übrigens seine Karriere 1975 in den Brennereien Glenallachie und Jura. Heute ist er einer der Direktoren bei den Lakes Distilleries und Wemyss Development Company Ltd. und sitzt im Vorstand bei Compass Box.
Und hier schließt sich der Kreis. Denn das Konzept der "Hybrid-Fässer", die bei Mossburn Distillers derzeit für ihre Blended Malts zum Einsatz kommen, wurde vor einigen Jahren von John Glaser bei Compass Box entwickelt, als er seinen Whisky "Spice Tree" entwickelte - damals ein Zankapfel, heute ein Klassiker.
Frederik Paulsen hat nichts dem Zufall überlassen. Er hat es geschafft, hochkarätige Fachleute aus der Whisky-Industrie mit ins Boot zu holen, und ich bin sicher, wir werden in den nächsten Jahren noch viel von Mossburn Distillers sehen und hören.
Eine kleine Überraschung habe ich zum Abschluss noch für euch: Paulsen hat auch die Vertriebswege in Mitteleuropa gesichert. Seit 2017 ist der Multi-Milliardär mit deutschen Wurzeln alleiniger Besitzer von Schlumberger.
Ich bin sehr gespannt, wie es bei Mossburn Distillers weiter gehen wird. Für mich gehören sie zu den heißesten "Neu-Entdeckungen" in diesem Jahr!
Ich muss zugeben, als ich das erste Mal von Mossburn Distillers gehört hatte, war ich nicht sonderlich beeindruckt. Eine neue Firma, die eine Brennerei bauen will und zur finanziellen Überbrückung der dreijährigen Wartezeit auf den Whisky auch ein paar Fässer als unabhängiger Abfüller herausbringt, ist derzeit ja nicht unbedingt die Neuerfindung des Rades. Doch ich bin von Natur aus neugierig, und je länger ich mich mit dem Thema befasste, um so größer sind meine Augen geworden.
Denn Mossburn Distillers sind alles andere als ein kleiner Fisch.
Ich hatte mich deshalb sehr gefreut, als ich Bruce Perry, den Sales Manager von Mossburn Distillers, in Frankfurt auf der Interwhisky treffen konnte. Fangen wir also da an, wo auch Bruce derzeit am liebsten beginnt: mit einem Blick vor die Kulissen.
Vor den Kulissen:
Mossburn:
Zwei Blended Malt Abfüllungen sind im Frühjahr diesen Jahres auf den Markt gekommen, die in speziellen "Hybrid-Fässern" reifen. Die Abfüllung "Islands" nutzt erstbefüllte Ex-Bourbon-Fässer und Fassdeckel aus getoasteter, frischer, europäischer Eiche zur weiteren Reifung, die Serie "Speyside" erhält ihre zweite Reifung in Oloroso Sherry Butts mit Fassdeckeln aus frischer, amerikanischer Eiche, die stark ausgebrannt wurden. Zudem gibt es verschiedene Single-Cask-Abfüllungen in der Vintage-Cask Reihe.
Torabhaig Distillery:
2013 erwarben Mossburn Distillers eine kleine, historische Farmanlage Torabhaig auf der Isle of Skye, für die es bereits seit 1973 eine Planungsgenehmigung zur Errichtung einer Brennerei gab. Seit Januar 2017 wird auf Torabhaig Whisky gebrannt, für Weihnachten 2020 ist eine erste, kleine Special-Release-Abfüllung geplant. Das verwendete Malz hat vor der Destillation einen Phenol-Gehalt von 80-85 ppm.
Gebrannt wird auf zwei Brennblasen, deren Größe durch die Höhe des alten Farmhauses vorgegeben war. Die jährliche Kapazität liegt bei etwa 650.000 Litern Alkohol.
Gelagert werden wird der Whisky aus Gründen der Logistik auf dem Festland in Jedburgh. Bruce erklärte mir dazu: "Einen Tanklastwagen mit Whisky von unserer Brennerei auf Skye auf das Festland zu bringen ist schon schwierig genug. Einen LKW voller Fässer oder Flaschen bis in die Lowlands zu schicken, ist eine ganz andere Kiste und wäre eine enorme Herausforderung. Das würde nur wenig Sinn machen."
Dankenswerter Weise hat Bruce mir nach unserem Gespräch noch etwas von dem New Make von Torabhaig mitgegeben, die Verkostungsnotizen dazu werde ich für euch morgen im Blog hochladen.
Jedhart Distillery:
Gleich zwei neue Brennereien werden Mossburn Distillers in den nächsten Jahren in Jedburgh nahe der Grenze zu England bauen. Die geplante Jahreskapazität liegt bei vier Millionen Litern. Hier werden auch die Lagerhallen für Torabhaig entstehen.
Kaikyo Distillery, Japan
In der japanischen Stadt Akashi haben Mossburn Distillers auch eine alte Sake-Brennerei erworben, und brennen dort seit 2016 Whisky. Die ersten Abfüllungen sollen laut Bruce bereits im kommenden Frühjahr auf den Markt kommen. Unter dem Namen Akashi Sake Brewery wird dort bereits seit langem Sake hergestellt. Um Verwechslungen mit dem Akashi-Whisky der White Oak / Eigashima Distillery zu vermeiden, wird der Whisky der Kaikyo-Brennerei "Hatozaki" heißen.
Eigentlich wäre die Geschichte bis hierhin schon spannend genug. Doch richtig aufregend wird es, wenn wir einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Hinter den Kulissen:
Denn Bruce Perry ist nicht nur der Sales Director der Torabhaig Distillery, sondern auch Managing Director von Marussia Beverages, die in den USA über ein ausgedehntes Vertriebsnetz verfügt. Diese Firma wiederum gehört dem schwedischen Pharma-Multimilliardär Frederik Paulsen. Paulsen gehört angeblich zu den 200 reichsten Männern der Welt und ist der eigentliche "Kopf" hinter den Firmen Marussia Beverages, Torabhaig, Mossburn und Jedhart Distillers. Weitere Direktoren in diesem Firmen-Konglomerat von Frederik Paulsen sind John Mathieson und Alan Rutherford. Im Gegensatz zu Paulsen ist Mathieson seit vielen Jahren in der Spirituosenindustrie tätig und ein Kenner der Szene.
Noch viel interessanter ist jedoch ist die Geschäftsbiographie von Dr. Alan Rutherford. Er war viele Jahre Leiter der Abteilung für Forschung und Entwicklung bei der Distillers Company Ltd., Mitbegründer der Islay Development Company, Präsident der Malt Distillers Association of Scotland und Ratsmitglied der Schottischen Whisky Association. 1996 erhielt er die Auszeichnung OBE für seine Verdienste um die Schottische Whisky-Industrie, seit Oktober 2017 ist er auch ein Master Keeper of the Quaich. Begonnen hat er übrigens seine Karriere 1975 in den Brennereien Glenallachie und Jura. Heute ist er einer der Direktoren bei den Lakes Distilleries und Wemyss Development Company Ltd. und sitzt im Vorstand bei Compass Box.
Und hier schließt sich der Kreis. Denn das Konzept der "Hybrid-Fässer", die bei Mossburn Distillers derzeit für ihre Blended Malts zum Einsatz kommen, wurde vor einigen Jahren von John Glaser bei Compass Box entwickelt, als er seinen Whisky "Spice Tree" entwickelte - damals ein Zankapfel, heute ein Klassiker.
Frederik Paulsen hat nichts dem Zufall überlassen. Er hat es geschafft, hochkarätige Fachleute aus der Whisky-Industrie mit ins Boot zu holen, und ich bin sicher, wir werden in den nächsten Jahren noch viel von Mossburn Distillers sehen und hören.
Eine kleine Überraschung habe ich zum Abschluss noch für euch: Paulsen hat auch die Vertriebswege in Mitteleuropa gesichert. Seit 2017 ist der Multi-Milliardär mit deutschen Wurzeln alleiniger Besitzer von Schlumberger.
Ich bin sehr gespannt, wie es bei Mossburn Distillers weiter gehen wird. Für mich gehören sie zu den heißesten "Neu-Entdeckungen" in diesem Jahr!
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