My very own NAS

Seit geraumer Zeit wird in der Whisky-Community über Sinn und Unsinn von NAS-Whisky, also Whisky ohne Altersangabe, heiß diskutiert. Dabei kann das Mischen verschiedener Altersstufen durchaus reizvoll sein. Wer zuhause verschiedene Samples aus einer Brennerei hat, sollte ruhig einmal den Versuch wagen, und seinen eigenen NAS-Whisky mischen. Ein Experiment mit unterschiedlich alten Bunnahabhains hat mir erhellende Erkenntnisse gebracht.



Vor einiger Zeit hatte ich beim Raritätentasting in Siedenbüssow die wunderbare Gelegenheit gehabt, einen traumhaften Bunnahabhain zu verkosten:  

Bunnahabhain, 1969, 25 Jahre, Signatory Dumpy, Sherry Cask No 2015, 140 Flaschen, 53.3%

Ich war damals hin und weg von diesem alten Teil, und habe mir auch ein Samplefläschlein mit nach Hause genommen. Die Hälfte davon habe ich gleich am nächsten Tag genossen, den Rest weggestellt für einen späteren Zeitpunkt. Leider hatte ich dann zu lange gewartet.

Als ich ihn nach einigen Monaten wieder herauskramte, war der Inhalt stark oxydiert, hatte einen scheußlichen Geschmack entwickelt. Doch ich bin in meinem Innersten ein Sammler und Jäger, und ich wollte mich nicht von diesem Beutestück trennen. Stattdessen beschloss ich, ihn mit einem jüngeren Bunnahabhain zu mischen.

Die Frage war, ob dieser ungenießbar gewordene alte Bunnahabhain den sehr leckeren jüngeren Bunnahabhain verderben würde, oder ob man ihn "verstecken" kann. Oder - und das war meine Hoffnung - ob es noch eine dritte Möglichkeit gibt, gemäß der Weisheit eines Aristoteles: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile".

Meine Wahl fiel dazu auf den

Bunnahabhain Single Cask Seasons Spring 2004-2016 von Signatory/Kirsch-Whisky,

den ich vor kurzem verkostet habe. Ich habe zwei Varianten getestet: viel alt/wenig jung, und viel jung/wenig alt.

Ihr dürft jetzt einen Augenblick innehalten, und raten, was das Ergebnis war, ehe ihr weiterlest.....


Richtig. Aristoteles hat Recht. Beide Varianten waren traumhaft gut und sehr komplex, das "verdorbene" Sample hat sich verwandelt wie ein häßliches Entlein in einen leuchtenden Schwan. Warum das so ist, können die Chemiker wahrscheinlich sogar erklären. Ich kann es nicht. Aber für mich ist dies ein Teil der Magie, die Whisky immer noch hat.

Ein vergleichbares Ergebnis lässt sich übrigens auch feststellen, wenn man first-fill und second-fill Fässer der gleichen Brennerei mischt. Wer Sherry-Cask und Boubon-Cask mischt, sollte allerdings vorsichtig sein, das Ergebnis kann beim falschen Mischungsverhältnis unharmonisch werden. Also nur Mut. Ich wünsche euch viel Spaß beim Experimentieren.


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