Kilchoman 10th Anniversary Tour - Interview mit James Wills
Im September und Oktober führen die Jungs aus der schottischen Brennerei Kilchoman auch in diesem Jahr wieder die Kilchoman Road Tour durch, um die neuen Herbst-Abfüllungen zu präsentieren. Auf ihrer 10th Anniversary Tour durchqueren sie dabei sechs europäische Länder mit ihrem Landrover: Belgien, Holland, Frankreich, Deutschland, Dänemark und Schweden, wo am 11.10. 2015 die Tour in Stockholm-Sodertelje enden wird. Mit im Reisegepäck diesmal: das Tour Bottling 2015, eine neue Vintage-Abfüllung von 2008 und ein Kilchoman aus Madeira-Fässern. Im Royal Spirits in Aschaffenburg habe ich James und Peter Wills getroffen und mit ihnen über ihre neuen Abfüllungen und die Pläne für die Zukunft gesprochen. |
James: Ja, in Belgien hatte ich es fertig gebracht, das
Licht am Auto anzulassen, und als wir nach zwei Tagen wieder kamen, saßen wir
erst mal fest. Und in Paris wurde uns vor zwei Tagen die Scheibe eingeschlagen.
Aber es wurde nichts gestohlen, wir vermuten also, dass es wohl Fans von Ardbeg
waren ;-)
MM: Welche neuen Abfüllungen präsentiert ihr während der
diesjährigen Tour?
James: Da wäre zunächst mal das Tour Bottling. Es gibt nur
1500 Flaschen. Es ist eine Sonderabfüllung, die es nur in den Läden gibt, die
wir auf der Tour besuchen. Wir benutzen das gleiche Rezept wie bei Machir Bay,
also 6 bis 7 Jahre alter Whisky, 90%Bourbon-Fässer und 10% Sherry-Fässer, aber
das Tour Bottling wird in Fassstärke abgefüllt, und wir wählen immer besonders
gute Fässer dafür aus. Das Tour Bottling
unterscheidet sich deutlich von der normalen Machir Bay Abfüllung, die
nur 46% hat, während das Tour Bottling 59% hat. Das macht einen großen
Unterschied im Geschmack und im Charakter eines Whiskys.
Dann haben wir den 2008 Vintage, es ist unser erster 7 Jahre
alter Whisky, ausschließlich in Bourbon Fässern gereift. Er ist vor kurzem
herausgekommen.
Und wir haben noch eine Abfüllung aus Madeira-Fässern dabei,
das wird die letzte Abfüllung für dieses Jahr sein und in etwa zwei Wochen
offiziell auf den Markt kommen. 2011 hatten wir probeweise auch 20
Madeira-Fässer gefüllt, 20 Portwein-Fässer und 20 Sauternes-Fässer. Letztes
Jahr hatten wir die Portweinfass-Abfüllung herausgebracht. Dieses Jahr waren
wir sehr zufrieden damit, wie sich der Whisky in den Madeira-Fässer entwickelt
hat, also haben wir ihn abgefüllt. Vielleicht werden wir nächstes Jahr die
Sauternes-Fässer abfüllen können, vielleicht aber auch erst zu einem späteren
Zeitpunkt. Viele Brennereien benutzten diese Weinfässer für ein zusätzliches
Finish von 5 oder 6 Monaten, während wir bei Kilchoman den Whisky bereits ab
dem ersten Tag in Weinfässern gereift haben. Das Ergebnis ist vollkommen anders
als ein Whisky, der erst in Bourbon-Fässern reift und dann nur ein Finish
bekommt.
MM: Hast du eine Lieblingsabfüllung?
James: Wahrscheinlich sollte ich jetzt sagen, dass es die
Tour-Abfüllung ist. Aber mir gefällt der 2007 Vintage besonders gut, ich mag
Kilchoman am liebsten aus Bourbon Barrels. Er ist sehr leicht und delikat, aber
auch fruchtig und voll Aroma.
MM: Welche Fassart würdest du als die beste für Kilchoman
ansehen?
James: Langfristig gesehen, also 10 und mehr Jahre, glaube
ich, dass Kilchoman am besten in Bourbon-Fässern reift. Bis etwa 10 oder 15
Jahre kann ich mir auch die Sherry-Fässer sehr gut vorstellen. In Madeira- oder
Port-Fässern hat er seinen Höhepunkt schon viel früher erreicht, nach 3-4
Jahren, in Sautern-Fässern vielleicht in maximal 8 Jahren. Bei einer Reifezeit
darüber hinaus in Weinfässern wird der Whisky zu sehr vom Fass dominiert.
MM: Wir wird die zukünftige Entwicklung von Kilchoman
aussehen?
James: Wir werden natürlich vor allem ältere Whiskys sehen.
Kilchoman wird mit zunehmendem Alter weniger rauchig werden, aber auch
fruchiger, mit mehr Karamell-Aromen, also mit mehr Aromen aus dem Fass, aber er
wird auch weicher werden, komplexer, milder, charaktervoller. Ich hoffe
wirklich, dass Kilchoman letztendlich ein Islay-Whisky wird, der fruchtig,
saftig und floral ist. Wir produzieren ja keinen wirklich salzigen, schweren
Whisky. Wir werden einen wunderbaren, delikaten Whisky sehen. Und wir werden
auch weiterhin Kilchoman in Weinfässern reifen lassen.
MM: Was sind denn besondere Elemente in der Produktion
von Kilchoman?
James: Wir haben eine sehr lange Fermentationszeit, wir
haben sehr kleine Brennblasen, weshalb wir ein sehr sauberes, frisches,
florales Destillat produzieren, der nicht so viel Zeit braucht, um im Fass zu
reifen wie andere Whiskys. Und natürlich investieren wir in qualitativ gute
Fässer, - Bourbon, Sherry, Madeira, Sauternes, Port. Solange wir den
Reifeprozess gut im Blick behalten, werden wir auch Whisky produzieren, der den
Leuten schmeckt.
MM: Wodurch unterscheidet sich denn Kilchoman von anderen
Islay-Whiskys, beispielsweise Ardbeg oder Bowmore?
James: Der Unterschied zu anderen Islay-Whiskys liegt zum
einen darin, dass wir ein sehr stark getorftes Malz benutzen. Deshalb denken
viele Leute, dass wir auch einen Whisky haben wie Ardbeg, Lagavulin, oder
Laphroaig, die einen sehr torfigen, salzigen, maritimen Charakter haben. Aber
so, wie wir dieses Malz bezüglich der Distillation und der Reifung einsetzen, versuchen wir, die Leichtheit des Whiskys mehr herauszubringen. Ich denke, mit
Kilchoman bekommt man einen sehr einmaligen Whisky, der einerseits die
torfigen, rauchigen Islay-Elemente hat, und auch leicht und floral ist
Im Fass kommen dann auch die Karamell-Noten dazu, und
Frucht-Aromen. Das Besondere an Kilchoman ist die Ausgewogenheit zwischen all
diesen Elementen, der Torfrauch, die Leichtheit, die Süße. Es gibt Whiskys, die
durch den starken Islay-Torfrauch geprägt sind, und andere Whiskys zeichnen sich eher durch ihre Leichtigkeit
aus. Kilchoman vereint beides auf eine sehr schöne Art und Weise.
MM: Wodurch erhält Kilchoman seinen besonderen Character?
James: Das kommt vor allem von der besonders langen
Fermentationszeit. Wir fermentieren mehr als 100 Stunden, während andere
Brennereien meist nur 50-60 Stunden fermentieren. Diese längere
Fermentationszeit steigert die Azidität, und bedingt einen sehr floralen, fast
parfüm-artigen Character im New Make und später auch im Whisky.
Wir haben auch zwei verschiedene Versionen von Kilchoman.
100% Islay wird aus Malz hergestellt, das wir selbst anbauen, und das nur
leicht rauchig ist. Für die übrigen Whiskys benutzen wir stark getorftes Malz,
das wir zukaufen. Aber in beiden Fällen wird Torf benutzt, der von Islay
stammt.
MM: Vielen Dank für dieses Gespräch. Ich wünsche euch noch viel Spaß auf der restlichen Tour!
Natürlich habe ich die neuen Abfüllungen auch probiert. Meine Tasting Notes folgen noch.
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