Die Wucht im Glas: Kilchoman European Road Tour
Etwa 5.500 Fässer lagern derzeit bei Kilchoman, der kleinsten Brennerei auf der schottischen Insel Islay. Sechs davon wurden anlässlich der Kilchoman European Road Tour für eine streng limitierte Sonder-Edition ausgewählt und in Fassstärke abgefüllt: nur 1.518 Flaschen gibt es von der Machir Bay Caskstrength Road Edition mit 59.2%. |
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Bei ihrem Tour-Aufenthalt in Gießen hatte ich Gelegenheit, mit den Söhnen des Eigentümers, James und Peter Wills, über Kilchoman zu plaudern und diese besondere Tour-Abfüllung zu probieren. Doch der eigentliche Star des Abends war eine andere Abfüllung: der neue Kilchoman Port Cask Matured, der in den nächsten Tagen auch in Deutschland erhältlich sein wird.
Kilchoman Port Cask Matured. Foto: Rainer Battefeld |
Eingeladen hatte zu diesem besonderen Event Jan Eric Steinberg von VINisky in Gießen-Linden. Nur 5 Tastings, ein Barbecue und 4 Promotion-Events waren für Deutschland vorgesehen - nicht gerade viel, wenn man bedenkt, wie viele Freunde Kilchoman in ganzen Land hat. Um so mehr hat mich natürlich gefreut, dass ich durch das Engagement von Jan in Gießen einen Veranstaltungsort ganz in meiner Nähe hatte. Und mit über 90 Teilnehmern war das Tasting auch bis auf den letzten Platz ausverkauft.
James, Jan (VINisky), Corinna (Alba Import), Peter. Foto: Rainer Battefeld |
Die Erwartungen der Gäste wurden nicht enttäuscht. Peter und James verstehen sich als Markenbotschafter von Kilchoman, und mit großer Begeisterung haben sie an diesem Abend ihre Brennerei und ihren Whisky vorgestellt und einen ganz persönlichen Blickwinkel auf Islays kleinste und jüngste Brennerei gewährt.
Die Entscheidung ihres Vaters zu Beginn des neuen Jahrtausends, eine neue Brennerei auf Islay zu gründen, hat das Leben der Familie nachhaltig verändert. Vor allem die Anfangsjahre waren alles andere als einfach. 2005 wurde der erste New Make gebrannt, doch schon 2006 gab es einen herben Rückschlag: als Vater Anthony einem Rugby-Spiel zu viel Aufmerksamkeit schenkte, brach in der Malzdarre ein Feuer aus, und für den Rest des Jahres konnte kein eigenes Malz mehr produziert werden.
Heute können die Söhne diese Geschichte mit einem Zwinkern in den Augenwinkeln erzählen. Längst sind die wirklich harten Jahre vorbei, die Brennerei ist bereits im fünften Jahr in Folge in den schwarzen Zahlen, und die Produktion wird ständig erweitert. Die Nachfrage nach Whisky von Kilchoman ist groß, bereits im vergangenen Jahr wurde eine neue Lagerhalle mit einem Fassungsvermögen von 9.000 Fässern errichtet.
Foto: Rainer Battefeld |
Und obwohl der Whisky von Kilchoman noch relativ jung ist, überrascht er
immer wieder durch die Wucht und Fülle der Aromen, die er in nur wenigen
Jahren aufbaut. Grundvoraussetzung dafür sind, wie mir Peter erklärt, einerseits die spezielle Art des New Make, und andererseits hochwertige First- und Second-fill-Fässer, die zum großen Teil aus der amerikanischen Buffalo Trace Brennerei stammen.
Es war gewiss keine schlechte Entscheidung von Vater Anthony, sich in der Anfangsphase von Dr. Jim Swan bei der Planung seiner Brennerei beraten zu lassen. Denn Dr. Swan gilt als einer der besten Whisky-Experten des Landes. Lange Fermentationszeiten von 90-100 Stunden, kleine Brennblasen sowie ein hoher Kupferkontakt führen dazu, dass der New Make von Kilchoman sehr mild, süß, leicht, citrusfrisch und fruchtig ist und vor allem sehr schnell reift.
Als besondere Überraschung und zum Einstieg hatten James und Peter Wills dann auch für die Gäste in Gießen eine Probe des New Make mitgebracht, der mit einem Rauchgehalt von 50 ppm und 63.5% Alkohol die richtige Islay-Stimmung verbreitete. Mich hat überrascht, wie mild und süffig bereits der New Make von Kilchoman ist, er lässt sich super trinken, fast wie ein rauchiger Gersten-Schnaps.
foto: Rainer Battefeld |
Zur Standard-Range von Kilchoman gehören mittlerweile drei verschiedene Abfüllungen, und für die Gäste gab es an diesem Abend zunächst auch je ein Sample davon. Nur für "100% Islay" wird das Malz in den Mälzanlagen von Kilchoman produziert (20-25 ppm), für alle anderen Abfüllungen wird das Malz mit einen Phenolgehalt von etwa 50ppm aus Port Ellen bezogen. "Machir Bay" reift überwiegend in Ex-Bourbon-Fässern der amerikanischen Buffalo Trace Brennerei, während für "Loch Gorm" ehemalige Sherry-Fässer verwendet werden. Die Unterschiede waren dann auch im Geschmack deutlich zu erkennen.
"Celtic Tree". Foto: Rainer Battefeld |
Doch die Jungs hatten noch ein paar Überraschungen im Reisegepäck: nach der Pause, in der die Musikgruppe "Celtic Tree" für die richtige Stimmung sorgte, kamen dann die "Knaller" des Abends: Machir Bay in Fassstärke, zwei Einzelfass-Proben und als glänzender Abschluss dann der neue Kilchoman Port Cask Matured. Schwer zu sagen, welcher mir von den letzten vier am besten geschmeckt hat, sie waren alle eine Wucht. Hier meine Tasting -Notes vom Abend:
Schneeweißchen und Rosenrot Foto: Rainer Battefeld |
Machir Bay, Fassstärke, 59.2%, 1.518 Flaschen.
Typisch Machir Bay. Nur viel stärker. Viel Torf, viel Rauch, Zitrusfrüchte. Für viele der Beste des Abends. Sehr limitierte Auflage. Nur 6 Fässer wurden abgefüllt.
Foto: Rainer Battefeld |
Cask Sample, first-fill Sherry-Fass, Fassstärke, 5 Jahre, nur in der Brennerei erhältlich.
Farbe: dunkles gold
Aroma: kalter Zigarren-Rauch, leicht und etwas süßlich, starke Sherry-Noten, frisch, süß, würzig, dicke Rosinen, Anis, Karamell, Meeresbrise,
Geschmack: angenehm rauchig, leicht trocken, nur wenig Tannine, Milchschokolade, Tabak.
Nachklang: mittellang, rutscht warm die Kehle hinunter.
Fazit: Traumhaft. Allein dafür lohnt es sich, nach Islay zu reisen.
Foto: Rainer Battefeld |
Port Cask Matured. 3 Jahre, 56%, limitierte Abfüllung, 20 Fässer
Die Auflage ist gering, wer ihn haben will, sollte sich beeilen. Der nächste Port Cask Matured wird erst in drei Jahren erscheinen.
Farbe: kupferrot
Aroma: sehr fruchtig, rote Beerenfrüchte, Pflaume, Marzipan,
Geschmack: überraschend süß, sehr sehr fruchtig, malzig, mit viel Rauch. Eine ungewöhnliche Kombination von liköriger Süße und starkem Rauch. Unglaublich vollmundig. Für mich hätte es allerdings etwas weniger Rauch sein können.
Fazit:
eine exzentrische Kombination von Süße, Frucht und Rauch. Ein fantastischer Dessert-Whisky, der aufgrund seiner Fülle und Süße wunderbar geeignet ist als letzter Gang beim Weihnachs-Dinner.
Pressefoto |
Single Cask for German Roadshow. PX Sherry Finish, 56.6%.5 Jahre.
Aroma: satt, voll, fruchtig, sherry-lastig, Pecan-Nüsse
Geschmack: ölig, nussig, cremig
Nachklang: lang, weich, tief die Kehle hinab
Fazit: Weit entfernt von Machir Bay. Aber dennoch ein Traum. Kaum zu glauben, dass ein 5 Jahre alter Whisky so wuchtig, ölig und voll schmecken kann.
Foto: Rainer Battefeld |
Ein toller Abend! Ich hoffe, die Jungs kommen nächstes Jahr wieder:-))
Foto: Rainer Battefeld |
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