On the Road: Schlemmer-Menü mit Whisky-Koch und Thomas Ide (Teil I)
Ich koche ja gerne. Aber noch viel lieber esse ich. Und da ich die letzten beiden Wochen sehr viel Arbeit hatte, habe ich mich letztes Wochenende selbst belohnt und mir ein Schlemmermenü beim Whisky-Koch Chris Pepper in Darmstadt-Bessungen gegönnt.
Fünf Gänge und 6 Whiskys waren angekündigt, oder vielleicht sollte ich besser sagen, 6 edle Tröpfchen von Thomas Ide – auf die Whiskys habe ich mich genauso gefreut wie auf das Essen!
Klar, dass ich danach nicht mehr nach Hause fahren kann. Ein Hotel in der Nähe ist schnell gefunden, und die Dame an der Rezeption ist so hilfsbereit, mir noch eine Wegbeschreibung zum Whisky-Koch auszudrucken, damit ich auch den kürzesten Weg finde.
Als ich endlich beim Whisky-Koch ankomme, bin ich tatsächlich die letzte und muss den Stuhl nehmen, der noch übrig ist. Aber ich habe Glück, meine Tischnachbarn sind sehr nett und ab dem zweiten Whisky ist die Stimmung bei Tisch bestens.
Chris hat kochen von der Pike auf gelernt, er absolvierte an einer renommierten englischen Privatschule eine Ausbildung zum Koch. 1988 kam Chris dann nach Deutschland und wurde schließlich Küchenchef im Hotel-Restaurant Waldesruh in Mühltal-Trautheim bei Darmstadt.
Thomas Ide arbeitete zunächst als Groß- und Außenhandelskaufmann in einem Hamburger Großkontor, ehe es ihn nach Berlin zog, wo er Lebensmitteltechnologie studierte, um danach viele Jahre als Sales und Marketing Manager für BASF auf der internationalen Bühne zu agieren. Und die erstaunlichen Geschichten, die er nach ein paar Whiskys aus jener Zeit zum besten gibt, lassen ahnen, dass mir hier ein Mann mit viel Erfahrung gegenüber sitzt. Whisky ist jedoch in all den Jahren sein liebstes Hobby, und als die eigene Wohnung zu klein wird für die umfangreiche Flaschensammlung, steigt er einfach um und kauft nur noch ganze Fässer. Denn die bleiben bis zur Abfüllung in Schottland und brauchen keinen Platz in seiner Wohnung, wie er schmunzelnd erzählt.
Doch dann, fast zeitgleich, kommt für beide der entscheidende Wendepunkt im Leben. Sie machen sich selbständig: Thomas macht sein Hobby zum Beruf und gründet 2006 als unabhängiger Abfüller „The Whisky Chamber“, Chris eröffnet ein Jahr später in Darmstadt sein Geschäft „Der Whisky-Koch“. Und seither haben sie immer wieder kooperiert und veranstalten regelmäßig traumhafte Whisky-and-Food Schlemmermenüs.
Auch diesmal hat Thomas Ide seine neuen Whiskys mitgebracht, zu denen Chris das passende Menü entwickelte, das geschmacklich optimal auf den Whisky abgestimmt ist. Und genau das ist das einmalige, das besondere an Chris Pepper: er kocht nicht MIT Whisky, sondern ZUM Whisky, wie er sagt. Und da die Whiskys immer wieder variieren, ist auch jedes Gericht einmalig, einzigartig, ein kleines Kunstwerk der Haute Cuisine.
Während in der Küche der Chef de Cuisine, seine Frau Marion und seine Helfer Doris und Peter wirbeln und schuften, werden wir Gäste an diesem Abend mit einem kulinarischen Highlight nach dem anderen verwöhnt, wir schlemmen, genießen, scherzen, plaudern, und sind alle sehr beeindruckt von den Kochkünsten des Whisky-Kochs. Und natürlich geht es auch um Whisky, den wir verkosten, und wir lassen uns von Chris und Thomas durch das Tasting leiten. Am Ende bin ich wieder einmal sehr beeindruckt, wie wunderbar Whisky und Essen zueinander passen, wenn der Koch das richtige Händchen hat. Kein Zweifel, Chris Pepper hat es.
Über die Whiskys und die Menüfolge werde ich [hier] noch detailliert berichten, aber an dieser Stelle verrate ich schon mal die Sieger des Abends: als bestes Gericht wurde eine sehr ungewöhnliche Cheddar und Lapsang Suppe mit Trauben und Oliven Relish gekürt, bester Whisky wurde „Buair an Diabhail“ (tempt the devil), ein Islay-Whisky aus einem first-fill-Bourbon Fass, mit einem wunderbar vollen und runden Aroma von zartem Rauch, Torf, Schinken und Kippers – dieser Whisky kann gewiss auch ein Teufelchen in Versuchung führen.
Ich finde ihn jedenfalls teuflisch gut , und meine Tischnachbarin Dunja konnte ihm auch nicht widerstehen, und hat sich eine der 148 abgefüllten Flaschen gesichert. Womit wieder einmal die These widerlegt wäre, dass Frauen nur „leichte“ Whiskys mögen! Als am Ende des Abends dann der Espresso serviert wird, hat Chris endlich Zeit, sich noch ein Weilchen zu uns zu setzen und mit uns zu fachsimpeln.
Wer eine Allergie gegen Tierhaare hat, sollte unbedingt nach einem anderen Hotel Ausschau halten, allen anderen kann ich das Hotel Donnersberg nach einem Abend beim Whisky-Koch absolut empfehlen.
Zum Abschluss schlendere ich noch ein Weilchen durch Bessungen, schaue mir die Orangerie und das Kavaliershaus an und genieße die entspannte Stimmung in diesem malerischen Stadtteil von Darmstadt. Ich war bestimmt nicht zum letzten Mal hier.
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