On the Road: Whisky Dinner mit Whisky-Koch Chris Pepper und Thomas Ide (Teil II)

 


Fortune! if thou'll but gie me still 
Hale breeks, a scone, an' whisky gill…

Schon Robert Burns hat gutes Essen und Trinken zu schätzen gewusst. Doch allein mit Scones und einem „gill“ wird man beim Whisky-Koch Chris Pepper nicht abgespeist, wenn man ein Whisky-Menü bucht. 


Ein komplettes 5-Gang-Menü konnte ich am vergangenen Wochenende genießen, und dazu gab es traumhafte Whiskys von The Whisky Chamber. Fürwahr ein echter Augenblick des Glücks...





Whisky Nr. 1:
Strathmill, Speyside, 22 Jahre, 1990, Ex-Bourbon Fass, 53,2 %vol., Einzelfass-Abfüllung, 149 Fl.

Dieser Whisky schmeckt ganz anders als er riecht. In der Nase ist er leicht, blumig, fast grasig, auch fruchtig, Quitte oder Apfel, mild. Auf der Zunge hingegen ist er eher scharf, ölig und malzig. Chris Pepper findet auch käsige, ausgebrannte Noten und einen Hauch von Garnelen. Deshalb kombiniert er diesen Whisky mit einem Vorspeisensalat aus Pasta und Meeresfrüchten mit Parmesan. Eine interessante Kombination, die gut schmeckt, aber noch Luft für eine Steigerung lässt.


Whisky Nr. 2:
Springbank, 14 Jahre, 1998, Ex-Sherry Hogshead, 53,6 %vol., Einzelfass-Abfüllung, 182 Fl.

An diesem Whisky scheiden sich die Geister. Er hat eine sehr schöne Sherry-Note, auch eine zarte Rauchigkeit (6-8ppm), Rosinen. Doch neben dieser Fruchtigkeit findet man auch noch ein anderes Aroma, eine herbe Würzigkeit, die dem Whisky eine aparte Note verleiht und  einen Vorgeschmack gibt auf die öligen, schweren, malzigen, maritimen, teerigen Noten, die  man dann auf der Zunge schmeckt. Chris Pepper findet auch noch Kräuter- und Oliven-Aromen und nennt ihn einen „dreckigen“ Whisky - und jeder, der ihn im Glas hat, versteht, was gemeint ist. Vielleicht liegt es am Schwefel-Teufelchen, das sich in diesem Whisky zunächst gut versteckt hält und erst nach über 20 Minuten deutlich zutage tritt, warum sich der ein oder andere Gast mit diesem Whisky etwas schwer tut. Dieser  anspruchsvolle Whisky verlangt nach einem ungewöhnlichen Begleiter: Chris Pepper kombiniert ihn mit einer rauchig-käsigen Cheddar-und-Lapsang-Suppe, die als Einlage ein Trauben-Oliven-Relish enthält und plötzlich findet der Springbank das nötige Gegengewicht. Im Zusammenspiel mit der „dreckigen“ Suppe wird das Geschmackserlebnis perfekt und am Ende wird nicht nur die Lapsang-Suppe, sondern auch die Whisky-Suppe-Kombination mit großer Mehrheit zum Gewinner des Abends gekürt!

Whisky Nr. 3:
Buair an Diabhail (Temp the Devil), Islay, Vol. III, First Fill Bourbon, 57,9 %vol., Einzelfass-Abfüllung, 148 Fl.

Der Versuchung des Teufels kann an diesem Abend kaum jemand widerstehen, der zart-rauchige Islay-Whisky wird der Sieger des Abends. Ist aber auch kein Wunder, denn er schmeckt wunderbar rund, voll und torfig, wie man es von einem Whisky von der Südküste der Whisky-Insel auch erwartet. 


Chris Pepper schmeckt auch Schinken, Kippers und Pilze, und kombiniert mit einem geräucherten Makrelenfilet auf Bacon-Pilz-Ragout, das in der Publikumsgunst am Ende verdient den zweiten Platz belegt.


Whisky Nr. 4:
Aultmore, Speyside, 20 Jahre, 1992, Ex-Bourbon Fass, 53,6 %vol., Einzelfass-Abfüllung, 161 Fl.

Dieser Whisky besticht durch seine wunderbare Karamel-Note, zu der sich der schwere Duft eines Sommergartens gesellt. Im Nachklang ist er sehr lange anhaltend und rund, und trotz seines Alters stört kein Holz das Vergnügen. Kein Wunder, dass er es am Ende auf den zweiten Platz schafft. 

 

Chris Pepper serviert dazu Putenrouladen mit Estragon an Spargel-Orangen-Risotto.




Whisky Nr. 5:
Glen Grant, Speyside, 20 Jahre, 1992, Ex-Bourbon Fass, 53,5 %vol., Einzelfass-Abfüllung, 161 Fl.

Dieser Whisky eignet sich wunderbar als Dessert-Whisky, würde aber auch einen guten Aperitif  abgeben. In der Nase ist er herrlich frisch, mit Fruchtaromen, die an Apfel und Birne erinnern. Im Geschmack bleibt die Fruchtigkeit erhalten, der Nachklang ist lang anhaltend und trocken. Chris Pepper serviert dazu einen englischen Summer-Pudding mit einer Soße aus Apfelmus und grünem Pfeffer und Vanille Creme. Wer „Black Pudding“ und „Chrismas Pudding“  kennt, weiß, dass auf der Insel ein Pudding alles mögliche sein kann, aber mit einem deutschen Pudding nun gar nichts gemeinsam hat. Ich fand ihn köstlich und unglaublich saftig, für die meisten Gäste war dieser Pudding aber very british indeed, er wurde leider der Verlierer des Abends.


Whisky Nr. 6:
Bunnahabhain, Islay, 21 Jahre, 1990, Ex-Sherry Fass, 56,1%vol., Einzelfass-Abfüllung, 241 Fl.

Auch dieser Bunnahabhain hat eine leichte Note von keller-gelagerten Winteräpfeln, allerdings nicht so stark, wie ich sie schon bei anderen Abfüllungen aus dieser Brennerei erlebt habe. Durch seine Sherry- und Schokolade-Aromen passt er ausgezeichnet zu einem Espresso.




Whisky N. 7

Eigentlich ist das Menü an dieser Stelle vorbei, aber zum Abschluss verwöhnt mich Thomas Ide noch mit einem  20 Jahre alten Longmorn von 1992 (59,9%vol.) aus einem Fist-Fill-Bourbon-Fass. Ein absolut geniales Finale, denn ich habe noch nie so viel intensive Mandarinen- und Clementinen-Aromen in einem Whisky gefunden. Nach einer Weile kommen dann noch ein Hauch Vanille, Nüsse, und gaaanz viel weicher Karamell und eine zarte Holznote im Hintergrund dazu . Der Nachklang ist lang und weich, ein echtes Sahnestückchen!!!


MargarteMarie meint: Ich bin schon viel herumgekommen und habe auch ein sehr verwöhntes Schnäbelchen. Aber hier gab es nix zu meckern. Auch bei mir am Tisch habe ich nur glücklich-zufriedene Gesichter gesehen. Fortune! if thou'll but gie me….
Unbedingt empfehlenswert!





Kommentare

  1. Whisky und Essen - das wäre ja genau mein Ding :) In München gibt es so etwas auch, vielleicht sollte ich das mal näher in Betracht ziehen!
    Danke für den tollen Bericht und ich bin ja schwer beeindruckt, dass du auch beim 7. Whisky noch so viel schmecken konntest.
    Viele Grüße
    Steffen

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    1. Hallo Steffen,
      ist alles nur eine Frage der Übung:-))) Es macht auch Spaß, selbst was zum Whisky zu kochen. Allein die Vorbereitung ist schon herrlich, denn man muss ja den Whisky vorher ausgiebigst verkosten:-)) Liebe Grüße
      MargareteMarie

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