Im Portrait: Dr. Bill Lumsden, Ardbeg und Ardbog (Teil I)
Schmeckt er? Ja, er schmeckt! Und wie! Ich sitze an diesem
Freitag Morgen in der Skylounge des Hotels Roomers in Frankfurt, und halte ein
Glas mit einem heftig umworbenen Inhalt in den Händen: der neue Ardbog.
Mitgebracht hat ihn Dr. Bill Lumsden, Director of Distillation and Whisky
Creation bei Ardbeg, mit dem ich für ein Interview verabredet bin.
Ardbog ist die neueste Limited Edition der schottischen Brennerei Ardbeg auf der Insel Islay, und Dr. Lumsden ist hier, um die Marketingmaschinerie in Gang zu setzen. Damit ich auch verstehe, wovon er redet, hat er eine Flasche Ardbog mitgebracht und führt mich und Tobias von Moët Hennessy durch das Tasting. Erst später erfahre ich, dass dies sein erstes öffentliches Tasting des Ardbog ist und freue mich noch mehr als sowieso schon.
Ardbog ist die neueste Limited Edition der schottischen Brennerei Ardbeg auf der Insel Islay, und Dr. Lumsden ist hier, um die Marketingmaschinerie in Gang zu setzen. Damit ich auch verstehe, wovon er redet, hat er eine Flasche Ardbog mitgebracht und führt mich und Tobias von Moët Hennessy durch das Tasting. Erst später erfahre ich, dass dies sein erstes öffentliches Tasting des Ardbog ist und freue mich noch mehr als sowieso schon.
Und dann tauchen wir
gemeinsam die Nasen in unsere Gläser, und ich lasse mich von dem Schöpfer
dieses Whiskys durch die Wellen und Kaskaden von Aromen geleiten, die plötzlich
über mich hereinbrechen. Süße wechselt sich ab mit salzigen Nüssen,
Pekan-Nüsse, wie Dr. Lumsden sagt, um dann Platz zu machen für den frischen
Duft von Ozon und Jacuzzi, ein Hauch Parfüm, für mich nicht unbedingt Lavendel, aber
Veilchen vielleicht, gemischt mit spanischem Schinken, Oliven und wieder Süße,
Karamell, Eichenholz und alles durchwoben von dem typischen, eleganten Rauch,
für den Ardbeg so berühmt ist.
Schließlich haben wir genug geschnuppert, jetzt wird auch getrunken. Hohe Erwartungen haben sich bei mir aufgebaut, und sie werden nicht enttäuscht: mit Wucht kommt der Ardbog auf der Zunge an, immerhin ist er mit 52,1 Volumenprozent abgefüllt. Und dann, tatsächlich, Süße und Salz zu gleichen Teilen, Karamellbonbons und salzige Nüsschen, Ahornsirup geträufelt auf Schinkenscheiben, Gewürze, Nelken und Fülle. Die Sardellen finde ich nicht, stattdessen werden Farbassoziationen geweckt: ein tiefes sattes Braun, samtig, Mahagoni.
Jetzt endlich verstehe ich, warum er diesen seltsamen Namen trägt: Ardbog. Reichlich Spott hat er schon ertragen müssen, noch ehe man ihn kaufen konnte. Ardbug. Ardbock. Ardböckchen. Doch Dr. Lumsden klärt mich auf und erzählt mir, dass „bog“ das alte, gälische Wort für Torfmoor ist. Schottisch, nicht englisch. An die Torfmoore der Insel Islay soll der Ardbog erinnern, und die erste Erwartung, die ich bei der Erwähnung von Torfmoor habe, ist die Erwartung von Rauch. Doch darum geht es hier nicht. Der Ardbog hat nicht mehr, sondern eher weniger Rauch als vorherige Abfüllungen. Es ist die unergründliche Tiefe der Torfmoore, die dieser Whisky widerspiegeln soll, das Abenteuer des Entdeckens, die Überraschung bei der Suche nach den Aromen, die im Glas verborgen sind. Und natürlich dieser typische Geruch von Seeluft und Salz, der auf Inseln wie Islay immer präsent ist.
Am Ende dann die obligatorische Frage: „Do you want another one?“ – „Yes, please.“ Und ob ich will. Der letztjährige Galileo hat mein Herz nicht erobert, der Ardbeg 10 hingegen ist mir lieb und der Uigeadail ist mir teuer. Aber gegen einen Ardbog würde ich sie hier und jetzt auf der Stelle stehen lassen. Der Tag hat für mich traumhaft angefangen, locker und entspannt führt Dr. Lumsden durch das Tasting, im Hintergrund ein fantastischer Blick auf die Frankfurter Skyline, ich bin begeistert.
Schließlich haben wir genug geschnuppert, jetzt wird auch getrunken. Hohe Erwartungen haben sich bei mir aufgebaut, und sie werden nicht enttäuscht: mit Wucht kommt der Ardbog auf der Zunge an, immerhin ist er mit 52,1 Volumenprozent abgefüllt. Und dann, tatsächlich, Süße und Salz zu gleichen Teilen, Karamellbonbons und salzige Nüsschen, Ahornsirup geträufelt auf Schinkenscheiben, Gewürze, Nelken und Fülle. Die Sardellen finde ich nicht, stattdessen werden Farbassoziationen geweckt: ein tiefes sattes Braun, samtig, Mahagoni.
Jetzt endlich verstehe ich, warum er diesen seltsamen Namen trägt: Ardbog. Reichlich Spott hat er schon ertragen müssen, noch ehe man ihn kaufen konnte. Ardbug. Ardbock. Ardböckchen. Doch Dr. Lumsden klärt mich auf und erzählt mir, dass „bog“ das alte, gälische Wort für Torfmoor ist. Schottisch, nicht englisch. An die Torfmoore der Insel Islay soll der Ardbog erinnern, und die erste Erwartung, die ich bei der Erwähnung von Torfmoor habe, ist die Erwartung von Rauch. Doch darum geht es hier nicht. Der Ardbog hat nicht mehr, sondern eher weniger Rauch als vorherige Abfüllungen. Es ist die unergründliche Tiefe der Torfmoore, die dieser Whisky widerspiegeln soll, das Abenteuer des Entdeckens, die Überraschung bei der Suche nach den Aromen, die im Glas verborgen sind. Und natürlich dieser typische Geruch von Seeluft und Salz, der auf Inseln wie Islay immer präsent ist.
Am Ende dann die obligatorische Frage: „Do you want another one?“ – „Yes, please.“ Und ob ich will. Der letztjährige Galileo hat mein Herz nicht erobert, der Ardbeg 10 hingegen ist mir lieb und der Uigeadail ist mir teuer. Aber gegen einen Ardbog würde ich sie hier und jetzt auf der Stelle stehen lassen. Der Tag hat für mich traumhaft angefangen, locker und entspannt führt Dr. Lumsden durch das Tasting, im Hintergrund ein fantastischer Blick auf die Frankfurter Skyline, ich bin begeistert.
Natürlich habe ich auch Fragen. Viele sogar. Über die
Manzanilla-Fässer, das Moor, Ardbog, Corryvreckan und die Frauen bei Ardbeg und
Glenmorangie. Und Dr. Lumsden beantwortet sie alle. Es wird noch ein paar Tage
dauern, bis ich das alles übersetzt habe, und hier im Blog hochladen kann. Abends
dann habe ich noch einmal die Gelegenheit, einen Ardbog zu verkosten, diesmal in
der Frankfurter Szenebar „The Parlour“, zusammen mit anderen geladenen Gästen.
Zur Begrüßung gibt es einen rauchig-fruchtigen Sommer-Cocktail, der es sofort
auf die interne Liste meiner Lieblings-Cocktails schafft (Rezept folgt bald).
Und wieder nimmt der Director of Whisky Distillation and Creation die Teilnehmer mit auf Entdeckungsreise. Eine Teilnehmerin hat sich verspätet. Aus welcher Region Schottlands der Whisky denn stamme, will sie schließlich wissen. Und Dr. Lumsden antwortet auch diesmal mit einer Frische, als hätte man ihm diese Frage zum allerersten Mal gestellt.
Doch immer wieder droht die Stimme zu versagen, mitten im Satz kann er plötzlich nur noch krächzen oder flüstern. Vor ein paar Tagen hat er sich eine Erkältung eingefangen, und die Stimmbänder leiden am meisten. Dann hilft nur Teetrinken, und nach kurzem Schweigen geht es meist wieder.
Irgendwann frage ich mich, warum er sich diese Strapazen überhaupt antut. Schließlich arbeitet er nicht für einen kleinen Familienbetrieb, sondern für einen internationalen Großkonzern mit Duzenden von Mitarbeitern und Markenbotschaftern. Es gibt doch sicher genügend andere, die diese Arbeit heute auch tun könnten. Könnten sie wirklich?
Als die Brennerei Ardbeg 1981 zum ersten Mal geschlossen wird, ist Bill Lumsden noch Student der Biochemie an der Glasgow University. Zwei Jahre später wechselt er an die Heriot Watt University in Edinburgh und schreibt 1986 seine Doktorarbeit über das Verhalten von Hefen unter hohem Druck in kohlendioxidhaltigen Milieus. Ardbeg ist zu diesem Zeitpunkt immer noch geschlossen. 1989 wird die Brennerei von Allied Domecq übernommen (heute Pernod Ricard/Fortune Brands), wieder eröffnet, und 7 Jahre lang mehr schlecht als recht betrieben. Bill Lumsden ist inzwischen bei der Konkurrenz und arbeitet fast 9 Jahre lang für United Distillers (heute Diageo), ehe er 1995 Distillery Manager von Glenmorangie wird. Es soll noch zwei weitere Jahre dauern, bis sich die Wege von Ardbeg und Bill Lumsden endlich kreuzen. 1996 wird Ardbeg erneut geschlossen, doch schon 1997 wird die Brennerei von Glenmorangie erworben und kommt somit unter die Obhut von Bill, der in den folgenden Jahren die Brennerei mit Whiskykreationen wie Uigeadail, Airigh nam Beist, Rollercoaster und Alligator auf einen Erfolgskurs bringt, der seinesgleichen sucht.
Toller Beitrag, macht genau so viel Spaß zu lesen, wie es Dir offensichtlich Spaß gemacht hat mit Bill diesen Dram zu verkosten. Freue mich schon auf mehr...
AntwortenLöschenCheers
Danke, dein Lob freut mich besonders. So ganz kann ich mein Glück immer noch nicht fassen, das war schon ein ganz besonderer Moment...
AntwortenLöschen