Whisky-Wissen: Wo stand Schottlands älteste Brennerei? Teil III

Glenturret und Strathisla Distillery streiten sich derzeit um die Ehre, die älteste Brennerei in Schottland zu sein, die noch immer in Produktion ist. Und auch Bowmore und Lagavulin haben gute Chancen auf einen Platz an der Spitze der Ältesten. Doch seit wann gibt es eigentlich Brennereien in Schottland? Und welche Brennerei war tatsächlich die erste? Teil III.

Leith 1777. Rechts die beiden Glashütten von Leith.

1596 ist die Aquavitae-Brennerei in Schottland weit verbreitet. John Leslie schreibt in seiner 'History of Scotland': "In this cuntrie thay lykwyse sell aqua vitae quhilk heir in place of wine thay commonlie vse." (In diesem Land verkaufen sie Aquavitae, das man hier gewöhnlich an Stelle von Wein nutzt). 

Doch wo standen die Brennereien, die dort Aquavitae in Mengen produzierten wie andernorts Wein?  

Ein großer Teil des Aquavitae wurde gar nicht im eigenen Land produziert, sondern aus dem Ausland bezogen, vor allem aus England und Holland. Trotzdem muss es eine beachtliche Zahl an Brennblasen in Schottland gegeben haben. Hinweise auf Aquavitae sind vielfältig vorhanden in Dokumenten aus dieser Zeit, doch Namen und Ort der Produktion werden nur selten genannt. 

Ein Teil des Aquavitae stammte aus den privaten Brennhäusern der Adligen, die zunehmend nach 1580 auf ihren Landgütern kleine Brennhäuser etablierten oder bestehende Brauhäuser zusätzlich mit Brennblasen ausstatteten. 

Doch auch in den Städten fanden Aquavitae-Brenner ihr Auskommen. Es waren einfache Bürger der Stadt, die in kleinen Ein-Mann- oder auch Eine-Frau-Betrieben im Hinterhof, im Nebenraum, in der Küche ihrer Wohnung eine kleine Brennblase betrieben und vom Erlös ihre Familie ernähren konnten. 

Einige dieser frühen Brennblasen-Besitzer sind George Almous, aquavitae maker (1582, Edinburgh), Alexander Burnat, aquavitie-Maker, indweller  (1608, Leith), Thomas Luifuit, aquavitie maker (1612, Brechin und Dundee), Catherine Robertsone, aquavitae wife (1646, Leith),  und Stephen Turner, distiller, indweller of Leith (1654) und Patrick Smith, Maltman and Aquavitae Brewer (1659 Dundee).

Vor allem für verwitwete Frauen bot die Anschaffung einer Brennblase die Möglichkeit,  ein bescheidenes Einkommen für sich und ihre Familie zu generieren. 1659 spendete die Universität von Glasgow 12 schottische Pfund an die Witwe Janet Brysoune, eine "arme Frau", damit sie  "ane new aquavitie box and fleikwands", eine Brennblase mit Kühlspirale erwerben konnte und dadurch für sich und ihre Kinder eine Lebensgrundlage hatte.

Die Phase der Aquavitae-Destillation im Heimbetrieb, als sogenannte Cottage Industry, sollte schon bald danach zu Ende gehen. Das Zeitalter der Manufakturen brach an, und veränderte auch die Whisky-Produktion.


III: Entstehung der ersten kommerziellen Whisky-Manufakturen


Im 16. Jahrhundert war die schottische Wirtschaft im Vergleich zu anderen Ländern Europas  rückständig und landwirtschaftlich geprägt. Vor allem Luxus-Artikel, Manufaktur-Waren sowie Wein und Brandy mussten eingeführt werden, da man in Schottland über keine eigene Produktion verfügte. Exportiert wurden vor allem Rohstoffe, wie Kohle, Kupfer, Leder und Wolle. Doch das sollte sich zunehmend ändern.

Das Fehlen von Manufakturbetrieben wurde als großer Nachteil empfunden, und die Krone unternahm viele Anstrengungen, um Industrie-Betriebe in Schottland anzusiedeln. Zu den frühen Versuchen gehörten die Ansiedlung einer Glasfabrik in Weems (1610) und einer Seifenmanufaktur in Leith (1619). Bereits 1590 hatte man Facharbeiter aus Deutschland angeworben, um die Herstellung von Papier zu etablieren. 

Diese neuen wirtschaftlichen Unternehmungen wurden  meist als Kapital-Gesellschaften betrieben, deren Anteilsscheine von mehreren Personen erworben werden konnten. Von staatlicher Seite wurden die Unternehmungen durch steuerliche Anreize und Sonderprivilegien gefördert. Zudem waren die Manufakturen nicht den Zwängen und Vorschriften der mittelalterlichen Zünfte unterworfen. 

Die Anfänge waren schleppend, doch nach 1650 wurden weitere Industrie-Manufakturen gegründet, wie die Glashütten in Leith (1664), eine Eisengießerei in Edinburgh (1686),  ein Sägewerk in Leith (1703) und vier Zuckerraffinerien in Glasgow (1667, 1669, 1696 und 1700). Insgesamt wurden zwischen 1681 und 1707 mehr als 60 Manufaktur-Betriebe in Schottland angesiedelt.

Die Mehrzahl der neuen Manufakturen waren wollverarbeitende Betriebe, die sich in der Nähe von Fluss-Läufen ansiedelten. Die allmähliche Industrialisierung des Landes hatte auch Auswirkungen auf die Whisky-Produktion. Vor allem im Umfeld von textilverarbeitenden Betrieben entstanden ab ca. 1650 immer häufiger auch Whisky-produzierende Manufakturen. 

1 Leith, Bonnington Mills und Edinburgh

Um 1600 gab es in Schottland einige Walkmühlen, die Wollwaren von minderer Qualität produzierten, doch der größte Teil der schottischen Wolle wurde nach Holland exportiert, wo die Wolle weiter verarbeitet wurde. Um die heimische Wollverarbeitung zu fördern und hochwertige Wollwaren herzustellen, ordnete der schottische König die Neuansiedlung von 100 französischen Familien in Edinburgh an, die mit Wollverarbeitung Erfahrung hatten. Untergebracht  wurden sie zwischen Edinburgh und Leith, und der Name "Picardy" erinnert noch heute an den Herkunftsort der Immigranten.

1601 folgten sieben weitere Spezialisten aus Flandern zur Herstellung von Wollstoffen und Tuchen. Die schottischen Stadträte wurden sich jedoch nicht einig, wo diese flämischen Textilhersteller arbeiten sollten, und es dauerte bis 1609, ehe sie in Bonnington bei Leith die Produktion von Tuchen und Wollstoffen aufnehmen konnten.

Ein sehr früher Standort für eine neue Manufaktur war auch Paul's Work in der Leith Wyn in Edinburgh. Bereits im Jahre 1619 erwarb die Stadt Edinburgh das "Hospital of our Lady", und baute das ehemalige Krankenhaus zu einem Waisenheim um. Ein Jahr später wurden dort vier Flamen angesiedelt, die den Waisenkindern im benachbarten "Paul's Work" die Herstellung von Wollstoffen nach holländischer Art beibrachten. Zeitweilig arbeiteten über 70 Kinder in Paul's Work. 

College Church und Paul's Work (rechts im Bild), 1845

Hier befand sich auch der "Physick-Garden" des Trinitry-Krankenhauses, der "Ärzte-Garten", in dem Kräuter angebaut wurden, die man zur Herstellung von  Arzneimitteln und als Zusatz in medizinischen Likören benötigte. Belege, dass hier im Krankenhaus Aquavitae destilliert wurde, gibt es leider keine, wenngleich die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist. Der Kräutergarten und Paul's Work sind spurlos verschwunden. An dieser Stelle steht heute der Waverley-Bahnhof. 



Ein weiterer früher Standort der Textil-Industrie war die Zitadelle von Leith. Ursprünglich von Oliver Cromwell um 1650 errichtet, siedelten sich hier einige englische Familien an. Die Zitadelle wurde 1655 wieder aufgegeben, die Engländer blieben. In die Zitadelle zog eine Woll-Manufaktur ein. 

Um die Textilmanufakturen zu fördern, erließ das schottische Parlament 1645 ein weiteres Gesetz, und verlieh den Manufakturen als Anreiz besondere Privilegien: sie mussten weder Militärdienst leisten, noch mussten sie Soldaten bei sich einquartieren. 

1693 wurden die Privilegien erweitert: ihnen wurde für den Zeitraum von 21 Jahren komplette Zoll- und Steuerfreiheit auf alle Waren und benötigten Gegenstände gewährt. 

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Manufakturen der Leith Zitadelle und Paul's Work in Besitz der Scotch Linen Manufacture, einer Kapitalgesellschaft, die von dem Rechtsanwalt John Johnston und den Kaufleuten John Trotter und David MacCall gegründet worden war. Sie betrieben auch ein Bleichwerk in Bonnington, und ab 1695 ein Bleichwerk in Corstorphine.

Als besonderes Privileg durfte die  Scotch Linen Manufactury - ebenfalls 21 Jahre lang - auf ihrem Gelände in der Leith Zitadelle für den eigenen Konsum Whisky und Bier steuerfrei herstellen. (Parlamentary Register, 1693/4/109)

Vor allem die steuerfreie Whisky-Produktion scheint großen Anklang gefunden zu haben. In den folgenden Jahrzehnten gingen Textil-Betriebe und Whisky-Produktion eine glänzende und dauerhafte Verbindung ein. Wo das eine entstand, war das andere nicht weit entfernt. 

Schon bald wurden in Leith und in Bonnington Whisky-Brennereien nach dem Vorbild der neuen Manufakturen gegründet. 1747 bestand bei den Bonnington Mills bereits ein Brau- und Brennhaus, das zur Pacht angeboten wurde. 

Auch im Unkreis der Zitadelle entstanden in den folgenden Jahrzehnten mehrere große Whisky-Manufakturen und Brauereien:  Sheriff Brae (1740, Robert Cairns), Yardheads (Janet Lawson, 1735) und Ankerfield (Rektifizierung, 1784). 

In der Innenstadt von Edinburgh sind zu dieser Zeit noch kleine, handwerklich strukturierte Brennereien aktiv, wie etwa William Blaiki (1727, Hollyrood Abbey) und James Yorston (1744, Canongate). Doch die kleinen Brennereien in der Innenstadt haben bald ausgedient. Das Brennverbot für Getreide von 1756 macht ihnen allen den Garaus. Als nach 1760 wieder Getreide gebrannt werden durfte, begann die Zeit der großen Destillerien.



2. Fachkräfte aus dem Ausland: Rochead, Bouillon & Van Wyngarden

Nicht nur  im Bereich der Textil-Industrie fanden ausländische Facharbeiter den Weg nach Schottland, auch in anderen Industrie-Bereichen sidelten sich Fachkräfte aus Frankreich, Holland und Deutschland an.  Selbst ausländische Brennmeister fanden den Weg nach Edinburgh.

1725 eröffnete die Londoner Brennereibesitzerin Mrs Elisabeth Rochead in Edinburgh ein Verkaufslager unterhalt der rückwärtigen Main Guard (City Guard?), in dem sie Barbedos Zitronenwasser, Irischen Usquebaugh, Zimtwasser, Kirsch-, Orangen-, Himbeer- und Zitronenbrandy sowie Pestwasser anbot. Zudem besaß sie eine Lagerhalle mit Verkostungsmöglichkeit in Edinburghs Rottenrow. 

Zwei Jahre später betrieb ihr Sohn John Rochead ein großes Verkaufslager in der Nähe der Tron Kirche in Edinburgh und eine Brennerei in Robertson's Close. Zu seinem Angebot gehörten auch Highland Usquebaugh und Aquavitae sowie einfache Brandies, Irish Usquebaugh sowie Zimt- und Aniswasser.  Rochead konnte sich in der Edinburgher Gesellschaft gut etablieren, 1752 war er einer der vier Bailies der Stadt, und wurde in den städtischen Unterlagen als Distiller bezeichnet. 

1734 gründete Heinrich van Wyngarden aus Rotterdam eine Brennerei an der Süd-Seite des Grass-Market in Edinburgh, wo er Ratafea, Zimtwasser, Orangen-, Sellerie-, Anis- und Orangenwasser auf Getreidebasis brannte Auch einen Schnaps gegen Koliken hatte er im Angebot. Er war befreundet mit dem Holländer James Liebrigts, der im gleichen Jahr eine Textilfabrik in Bonnington Mills eröffnete. Liebrigts hatte zuvor in Gorgie (bei Edinburgh) als Manager der Textilwerke von Mr. Lind gearbeitet, wo er jungen Bürgerssöhnen die Kunst der holländischen Wollmanufaktur beibracht. Van Wyngarten betrieb seine Brennerei bis mindestens 1752. Er verkaufte auch Gin und Brandy, den sein Bruder in Rotterdam herstellte. 

1743 betrieb der Franzose Francis Bouillon eine Brennerei in der Canongate von Edinburgh. Im Gegensatz zur Brennerei von Van Wyngarden kennen wir die Lage von Bouillons Brennerei ganz genau: sie befand sich oberhalb von St. Johns Cross, auf der Südseite, im ersten Stock auf Thomson's Land. Der Eingang zu Brennerei und Geschäftsräumen befand sich in Thomson's Close, zweite Tür zu den Treppen. Bouillon destillierte allerlei Liköre und Schnäpse nach Art der Brenner von Montpelier, und bot auch Schönheitswässerchen gegen Pickel für die Damen an. 

Nur wenige Meter entfernt entstand später die Abbey Brewery. Bouillons Brennerei ist genauso spurlos verschwunden wie die Abbey Brewery: heute steht dort das Gebäude des schottischen Parlaments.



3.  Ayr - Montogomerieston

Während der Regierungszeit von Oliver Cromwell wurden in Schottland 5 Zitadellen errichtet: in Leith, Perth, Inverlochy, Inverness und in Ayr. Doch schon 1655 wurden die Zitadellen aufgegeben, und die Zitadelle von Ayr kam in den Besitz von Hugh Montgomerie, 7th Earl of Eglinton.

ehemalige Zitadelle in Ayr, Montgomerieston, 1693

Eglinton errichtete auf dem Gelände der Zitatelle den Marktflecken Burgh of Montgomerieston, und errichtete eine Textilfabrik. 1664 lebten bereits zahlreiche Weber, Spinner und Färber in Montgomerieson, die in der Textilfabrik ihr Auskommen fanden. In der Folgezeit scheint es jedoch zu einem Arbeitskräftemangel gekommen zu sein. Ob Eglinton dazu holländische Fachrkräfte anheuerte , ist nicht überliefert. Bekannt ist lediglich, dass Flamen 1654 Bauholz nach Ayr lieferten, und vermutlich die Dutch Mills am Doon River errichteten. 1681 wurde ein Statut erlassen, das es Egington ermöglichte,  Landstreicher als preiswerte Zwangsarbeiter zu beschäftigen. Sie erhielten freie Kost und Logie sowie Kleidung, aber keinen Lohn. Die ungelernten Arbeitskräfte waren einer der Gründe, warum die Textil-Manufaktur in den folgenden Jahren minderwertige Textilien produzierte, und schon bald aufgegeben wurde. An ihre Stelle kam nun eine Brauerei. 1687 wurde Montgomerieston an den Provost von Ayr verkauft.

1727 wurde die Siedlung von Susanna Montgomery, verwitwete Countess of Eglinton, zurückerworben. Susanna baute die Brauerei in Montgomerieston zur Brennerei aus, wo sie viele Jahre lang erfolgreich Whisky und diverse Spirituosen auf Kräuterbasis und Zimtschnaps herstellen ließ. (siehe: History of the Counties of Ayr and Wigton, 1863)

Sie ist eine der ersten Frauen, die eine Whisky-Manufaktur besaßen und leiteten. 

Lady Susanna Montgomery, Countess of Eglinton, 1690 - 1780


4. Haddington New Mills Distillery

Karte 1747

In Haddington wurde die Textilindustrie vor allem von dem Engländer Sir James Stanfield angetrieben. Er erwarb 1681 das Gelände von Newmills bei Haddington, das ursprünglich zur dortigen Franziskaner-Abtei gehört hatte, und erichtete Mühlen und die notwendigen Arbeitsbauten. Viele Farmen der Umgebung hielten Schafe, die die neue Manufaktur mit Wolle versorgte, und die Märkte von Edinburgh waren leicht zu erreichen. 

Das Startkapital der Textilfabrik von Newmills betrug 5.000 Pfund englische Sterling, oder umgerechnet 60.000 schottische Pfund. Zur Ausstattung gehörten 20 Webstühle, kupferne Kessel zum Wollfärben in der Größe von 60 und 30 Gallonen, mehrere Holzbottiche und eine Pumpe, um Wasser in die Kupferkessel und Holzbottiche zu pumpen. Somit unterschied sich die Ausstattung einer Wollfärberei kaum von der Ausstattung einer Whisky-Brennerei, und in den folgenden Jahrzehnten wechselten sich Brennereien und Textilbetriebe oft am gleichen Standort ab. 

Ebenso wie die Textil-Manufaktur in der Zidadelle von Leith erhielt auch Newmills das Privileg, Aquavitae steuerfrei herstellen zu dürfen. Die steuerfreie Produktion förderte  das Brennerei-Wesen in Haddington enorm. In der Folgezeit entstanden Brennereien in Haddington Nungate, Mr Swinton’s Distilling House in North Berwick (1740), Thorntonloch (1752), St. Clemens' Wells, Linton (1783), West Barns (1796), Boggs (1795),  Distillery Park (1816), Glenkinchie (1837) uvm.

Nach dem gewaltsamen Tod 1687 von Stanfield verfiel der Betrieb und wurde schließlich verkauft, die Whisky-Destillation wurde eingestellt. 

5.  Sugar House Distillery, Glasgow

Bereits 1667 und 1669 wurden in Glasgow zwei Zuckerraffinerien gegründet. Der nötige Rohstoff, Melasse und Rohzucker, stammte von den Sklavenplantagen der britischen Kolonien. Ähnlich wie die Textil- und Glasmanufakturen erhielten auch die "Zuckerhäuser" besondere Privilegien. Dazu gehörte  das Privileg, Rum destillieren zu dürfen. 1696 und 1700 entstanden zwei weitere Zuckerraffinerien. Letztere wurde von Matthew und Daniel Campbell errichtet. 

Neben dem eigentlichen Zuckerhaus errichteten die beiden auch eine Brennerei. Zusammen mit dem Bauantrag reichten die Campbells  eine Petition ein, um Brandy (Rum) und Malt-Whisky steuerfrei destillieren zu dürfen. Die Zuckerhäuser von Glasgow betrieben bis mindestens 1750 sowohl Rum- als auch Malt-Whisky-Destillation, und verfügten auch über Malt-Kilns. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Getreide-Brennereien konnten sie die diversen Brennverbote der kommenden Jahrzehnte gut überstehen. 

6. Ormiston Distillery und Kinchie Burn

Ochsenpflug Schottland 1661

In East Lothian sorgte John Cockborn von Ormiston für gewaltige Veränderungen. Angespornt durch das Beispiel von Newmills wurde Cockburn ein früher Verfechter der Agrarrevolution, und unternahm viele Maßnahmen, um die Erträge seiner Farmen zu verbessern. 

Zu diesem Zweck gestaltete er das Dorf Ormiston nach modernen Gesichtspunkten, und gründete eine Textilmanufaktur, ein Bleichwerk sowie eine Brauerei und eine Brennerei. 

Betrieben wurden Brauerei und Brennerei von seinem Manager Robert Wight, der  1698 die Farm House of Muir bei Ormiston übernommen hatte. Dessen Sohn Robert führte die Farm 1716 weiter. Unter Alexanders Aufsicht wurden 1726 die Brennerei und Brauerei von Ormiston errichtet. Zusätzlich entstand am Ortsrand von Ormiston auch ein Bleichwerk. Zu diesem Zweck hatte Standford eigens einen Spezialisten aus Irland geholt. Es war das erste Bleichwerk in East-Lothian, und auch eines der ersten in ganz Schottland. Vor 1730 musste Tuchware aus Leinen nach Haarlem in Holland zum Bleichen geschickt werden.

Alexander Christie hatte bereits 15 Jahre Bleich-Erfahrung in Irland erworben, ehe er nach Ormiston kam, wo er 1730 zusammen mit John Drummond das Bleichwerk nach den neuesten Erkenntnissen einrichtete und betrieb. 



Vier Jahre später, im Jahre 1734, ging Alexander Christie nach Perth, wo er  in Tulloch mit unterschiedlichen Geschäftspartnern ein weiteres Bleichwerk und eine Brennerei gründete. Sein Bruder John betrieb nun die Bleiche in Ormiston. 

Das Bleichwerk in Tulloch war sehr erfogreich, die angeschlossene Brennerei hingegen wurde 1751 aufgegeben. Die genauen Standorte der Brennereien von Tulloch und Ormiston sind heute nicht bekannt, doch vermutlich befanden sich die Brennereien in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Bleichwerken. 

Mögliche Standorte der Ormiston Distillery 1726 - Ormiston Bleachfield oder House of Muir


Auch Ormiston Bleachfield konnte sich jahrzehntelang behaupten. Neben Ormiston Bleachfield befand sich Ormiston Lodge, die später von den Wights bewohnt wurde. Hier stand vermutlich die Brauerei von Ormiston, der kein allzu langes Leben beschert war, und hier stand auch die Brennerei von Ormiston. 

Tulloch Bleichwerke 1927

Die Ormiston-Geschichte endet hier jedoch noch nicht. 1743 verließ Christie Ormiston. Das Bleichwerk in Ormiston wurde zusammen mit der Brauerei nun von Andrew Wight betrieben. 

Christie hingegen  errichtete wenige Kilometer entfernt ein neues Bleichwerk am Kinchie Burn. Ebenso wie das Bleichwerk in Tulloch war auch das Bleichwerk am Kinchie Burn sehr erfolgreich, und überdauerte die Jahrzehnte. 

Hat Christe das Geschäftsmodell von Tulloch und Ormiston wiederholt und auch am Kinchie Burn 1743 eine Brennerei neben seinem Bleichwerk betrieben? Unterlagen darüber gibt es keine, und vermutlich war der Brennerei, wenn es sie denn gegeben hat, nur ein kurzes Leben beschert. Denn schon wenige Jahre später wurde wegen schlechter Ernten in Schottland das Destillieren von Getreide auf lange Zeit verboten. 

Doch der Gedanke, dass Christie nicht nur in Tulloch, sondern auch in Kinchie eine Brennerei zusammen mit seinem Bleichwerk betrieben hat, ist verlockend:  1837 entstand auf dem Gelände des Kinchie Bleichwerkes tatsächlich eine Brennerei - die Glenkinchie Distillery. Wurde auf dem heutigen Gelände der Glenkinchie Brennerei schon 1743 Whisky gebrannt? 


Hier geht's weiter: Teil IV


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