Schlumberger haut zur Vertriebsübernahme von Kavalan kräftig auf den Putz
Kaum eine Brennerei hat in den vergangenen drei Jahren so viele Lorbeeren bei internationalen Wettbewerben abgestaubt wie die taiwanische Brennerei Kavalan. Selbst bei den als unbestechlich geltenden Malt Maniac Awards erhielt Kavalan kürzlich 5 von insgesamt 13 Goldmedaillen. Der deutsche Importeur Schlumberger kann sich bei so viel Erfolg nur freuen: seit kurzem befindet sich das Goldkind der Whisky-Welt in seinem Portfolio. In Heppenheim hat man den Einstand mit einem Paukenschlag gefeiert, und Master Blender Ian Chang persönlich zu einem exklusiven Tasting nach Deutschland geholt.
Ah, Kavalan, der Shooting Star am Whisky-Himmel! 2015 hatte ich schon einmal Gelegenheit, Master Blender Ian Chang live zu erleben und mit ihm über das Erfolgsgeheimnis von Kavalan zu reden. Damals war der "Kavalan Solist Vinho Barrique" zum besten Whisky der Welt gewählt worden, und die Brennerei hatte diesen riesigen Überraschungs-Sieg mit einer gigantischen Party im Frankfurter Zenzakan gefeiert. Wer sich für die Hintergründe und Details über die Brennerei-Gründung interessiert, kann das [hier] noch mal nachlesen.
Kavalan bei Schlumberger
Inzwischen sind die Zeiten längst vorbei, als Silvia und Jana auf Messen mühsam dem Publikum erklären mussten, wo Kavalan liegt, die Brennerei ist in der Weltspitze angekommen. In Deutschland befindet sich Kavalan seit kurzem im Vertrieb von Schlumberger, und die haben es sich nicht nehmen lassen, Ian Chang zu einem Tasting zur Wein- und Getränkewelt Weiser nach Heppenheim und anschließend zur Messe nach Nürnberg zu holen.
Souverän und mit asiatischer Zurückhaltung hat uns Ian dann durch einen wunderbaren Abend geführt. Insgesamt 8 verschiedene Abfüllungen gab es zu probieren, und in der Pause sorgten üppig gefüllte Wurst- und Schinkenteller dafür, dass bei niemandem der Magen knurrte.
Seit 2015 hat sich das Angebot von Kavalan kontinuierlich erweitert, 18 verschiedene Variationen gibt es inzwischen, wie uns Ian Chang erklärt, und es ist noch immer nicht genug: zwei weitere Variationen sollen noch in diesem Jahr dazu kommen, und nächstes Jahr dann noch einmal zwei. Das Portfolio würde dann auf stolze 22 verschiedene Abfüllungen anwachsen.
Angst, dass es vielleicht irgendwann zuviel Kavalan geben könnte, hat Ian Chang aber nicht: "Everybody should find his or her favorite Kavalan - jederman sollte seinen Lieblings-Kavalan finden", meinte der Meister lächelnd.
Inzwischen hat man bei Kavalan eine zweite Brennerei gebaut, um der hohen Nachfrage gerecht werden zu können, und die Anzahl der Brennblasen dadurch von 10 auf 20 erhöht. Die Jahresproduktion beträgt mittlerweile über 9 Millionen Liter Alkohol nur für Single Malt.
Kavalan Solist
Das Highlight sind natürlich immer die Einzelfass-Abfüllungen von Kavalan, die unter dem Namen "Solist" auf den Markt kommen, und die in Fassstärke abgefüllt werden. Und wie es sich für anständige Einzelfass-Abfüllungen gehört, wählt Kavalan hierfür die besten Fässer der Brennerei aus.
Die Einfüll-Stärke bei Kavalan liegt übrigens bei 59.9% ABV, (im Gegensatz zu Schottland, wo sie meist bei um die 63% liegt).
Das Angebot an verschiedenen Fass-Varianten ist inzwischen beachtlich: neben den Standards Solist Ex-Bourbon und Solist Sherry Cask gibt es noch den Solist Peaty Cask, den Solist Vino Barrique, den Solist Fino, den Solist Moscatel, den Solist Manzanilla, den Solist Amontillado, den Solist PX, den Solist Port und es gab auch mal einen Solist aus einem Brandyfass.
Kavalan Solist Rum
Was bisher fehlt, ist ein Rumfass-Solist. Die nötigen Fässer hat Ian Chang bereits in Nicaragua eingekauft, doch noch ist die verfügbare Anzahl so gering, dass es den "Solist Rum" bisher nur in der Brennerei gab. In naher Zukunft werden wir jedoch mehr davon sehen.
Kavalan Solist Mizunara
Ebenfalls geplant sind Solist-Abfüllungen aus dem Mizunara-Fass. Wie uns Ian Chang erklärt, hat die Brennerei auch Mizunara-Fässer erworben und wird sie im Laufe diesen Jahres befüllen. Ab 2022 können wir uns dann auf den Kavalan Solist Mizunara freuen.
Der Schlüssel zum Erfolg
Womit wir beim nächsten Thema wären. Die Reifezeit. Vier Jahre ist nicht unbedingt viel, wenn man schottische Maßstäbe anlegt. Doch in Taiwan ist es eine enorm lange Zeit. Je nach Fassgröße reifen die Solisten im Schnitt 5-7 Jahre. Mehr geht kaum, denn in Taiwan herrscht ein tropisches Klima, mit hohem Temperatur-Maximum und einer Luftfeuchtigkeit von 88%. Ja, die Engel sind hier verdammt durstig, die Verdunstungsrate ist gewaltig. Andererseits reift der Whisky dadurch auch besonders schnell.
Es war vor allem das Klima, das dem Besitzer der 2006 gegründeten Brennerei große Probleme bereitete. Die Temperatur-Kontrolle ist von enormer Bedeutung während der Fermentation, und die ersten Ergebnisse waren wenig erfreulich. Erst nachdem der schottische Whisky-Experte Dr. Jim Swan als Berater gewonnen werden konnte, konnte der vermeintliche Standort-Nachteil in einen Vorteil verwandelt werden.
Mit der Hilfe von Dr. Swan gelang es, einen reichhaltigen Whisky zu produzieren, der durch überbordende subtropische Fruchtigkeit sowie starken Floral-Noten geprägt ist. "Alte" Whiskys sind jedoch aufgrund der hohen Temperaturen in der Region Yilan nicht möglich. Zu Ians Bedauern wird sich daran auch in Zukunft nicht viel ändern, eine Verlagerung der Lagerhäuser in das kühlere Bergland ist aufgrund nationaler Vorschriften nicht möglich, und der Untergrund in der Nähe der Brennerei ist geologisch nicht stabil genug, um sogenannte Untergrund-Lagerhallen bauen zu können.
Kavalan wird also auch in Zukunft auf die Fass-Variationen setzen müssen.
Das Tasting:
Die "Solisten" sind inzwischen über alle Zweifel erhaben, da muss man eigentlich kaum noch Worte verlieren. Doch zum wiederholten Mal hat mir ein Whisky aus dem Einstiegsbereich besonders gut gefallen: der Kavalan Concertmaster. Drei Jahre reift er in einer Mischung aus frischen und mehrfach verwendeten Ex-Bourbon-Fässern, ehe er dann für ein Jahr ein Finish in Port-Wein-Fässern erhält. Die Rezeptur finde ich absolut gelungen, der Concert Master ist ein empfehlenswerter Einstieg in die Welt von Kavalan.
Leider hat mir der Kavalan Solist Port Cask an diesem Abend weniger gut geschmeckt. Er war deutlich von einer Schwefel-Note geprägt, die vom Ausschwefeln des Fasses herrührt. Die Geister scheiden sich an dieser Stelle immer, manche Leute - vor allem Weintrinker, die schwefelige Fässer gewöhnt sind - mögen das, mir hingegen verleidet es immer den Genuss.
Besonders gut hat mir wieder einmal der Vinho Barrique gefallen. Bei seinen Wein-Fässern wendet Kavalan ein besonderes Verfahren an, das sogenannte STR-Verfahren: um zu verhindern, dass der Whisky einen säuerlichen Unterton bekommt, werden die Fässer erst innen dünn ausgeschabt, dann getoasted und anschließend ausgebrannt (Shaving-Toasting-Recharring).
Diese Technik, die zusammen mit Dr. Swan entwickelt wurde, wird auch bei anderen Brennereien angewandt, die eng mit dem Whisky-Experten zusammen gearbeitet haben, wie beispielsweise Glenmorangie.
Ursprünglich wurden für den Vinho Barrique die Fässer in Portugal erworben, inzwischen werden überwiegend Fässer aus kalifornischen Weinbaugebieten eingesetzt.
Kavalan Concertmaster, 40%
wird drei Jahre in frischen und refill Bourbon Fässern gereift, danach noch ein Jahr in Port Wein Fässern. Wunderbar reichhaltig und süß, mit viel Zimt und Schokolade. Gefällt mir wieder einmal richtig gut.
Kavalan King Car Conductor, 46%
Reift in refill Fässern, die zuvor für den Solist benutzt wurden. Für mich etwas zu grob und kratzig. Der Kapellmeister und ich werden auch diesmal keine Freunde.
Kavalan Sherry Oak, 46%
Reift überwiegend in Oloroso Sherry Fässern. Von der Qualität eines Solisten ist er noch ein gutes Stück entfernt, die vorliegende Abfüllung hat leider deutliche Schwefel-Noten und ist auf der Zunge sehr trocken. Trifft nicht mein Beuteschema, für etwa 80 Euro gibt es besseres.
Kavalan Solist Sherry, 57.1%
Sehr geradlinige Sherry-Abfüllung, mit vielen Trockenfrüchten und einer kräutrigen Würze, ein "typischer" Oloroso. Sehr schöne Einzelfass-Abfüllung in bewährter Manier.
Kavalan Solist Ex-Bouron, 57.1%
Die Ex-Bourbon Fässer stammen überwiegend aus Missouri und Kentucky. Die Abfüllung ist nicht ganz billig, aber preislich noch im vertretbaren Rahmen. Im Aroma viel süße Vanille, saftige, helle Fruchtnoten und schwerer Blütenduft. Üppig. Im Geschmack kräftige Eichenoten, rund und harmonisch. Gefällt mir auch diesmal sehr gut.
Kavalan Solist Vinho Barrique, 57.1%
Der Vinho Barrique ist seit seinem internationalen Super-Sieg längere Zeit nur schwer erhältlich gewesen. Inzwischen ist man von portugisischen auf kalifornische Weinfässer (rot und weiß) umgestiegen, und die Verfügbarkeit wird sich in Zukunft bessern. Ab 2019 soll er regelmäßig verfügbar sein.
Mein Liebling des Abends. Schon die rotgoldene Farbe lacht mich an. Im Duft dann dunkel, schwer, und sehr elegant. Mit viel Kakao, süßem Karamell und Leder. Auf der Zunge kräftige Würze. Bitte mehr davon.
Kavalan Solist Port Cask, 58.6%
Ups. Eigentlich mag ich Port Cask Abfüllungen. Den aber nicht. Schrecklich viel Schwefel. Was soll ich sagen...
Kavalan Solist Manzanilla, 57.8%
Das Highlight des Abends. Die Salzigkeit des Manzanilla-Sherry gibt diesem Kavalan eine aparte Grazie, die man so kaum von diesem üppigen Tropenkind kennt. Die mitunter überbordende Süße ist verschwunden, stattdessen betört diese Abfüllung mit einer raffinierten, reifen Eleganz, die mich an dunklen Samt und Seide denken läßt. Dunkle, eingekochte Früchte, kombiniert mit dezenten Zitrusnoten und einem subtilen Sommer-Parfum. Ein Dream Dram und eine Nacht im Casino. Der Blick auf den Preis erdet mich dann wieder.
Derzeit erhältliche Abfüllungen:
Single Malt / Podium / Concertmaster / King Car Conductor / Sherry Oak / Ex-Bourbon Oak / Solist Ex-Bourbon / Solist Sherry Cask / Solist Peaty Cask / Solist Vino Barrique / Solist Fino / Solist Moscatel / Solist Manzanilla / Solist Amontillado / Solist PX / Solist Port / Solist Brandy / Solist A&M Set
Mehr zum Thema:
Kavalan - neu entdeckt
Kavalan - Ian Chang in Frankfurt
Kavalan - Peaty Cask
Vielen Dank an Andrea Caminneci für diesen fantastischen Abend
Ah, Kavalan, der Shooting Star am Whisky-Himmel! 2015 hatte ich schon einmal Gelegenheit, Master Blender Ian Chang live zu erleben und mit ihm über das Erfolgsgeheimnis von Kavalan zu reden. Damals war der "Kavalan Solist Vinho Barrique" zum besten Whisky der Welt gewählt worden, und die Brennerei hatte diesen riesigen Überraschungs-Sieg mit einer gigantischen Party im Frankfurter Zenzakan gefeiert. Wer sich für die Hintergründe und Details über die Brennerei-Gründung interessiert, kann das [hier] noch mal nachlesen.
Kavalan bei Schlumberger
Inzwischen sind die Zeiten längst vorbei, als Silvia und Jana auf Messen mühsam dem Publikum erklären mussten, wo Kavalan liegt, die Brennerei ist in der Weltspitze angekommen. In Deutschland befindet sich Kavalan seit kurzem im Vertrieb von Schlumberger, und die haben es sich nicht nehmen lassen, Ian Chang zu einem Tasting zur Wein- und Getränkewelt Weiser nach Heppenheim und anschließend zur Messe nach Nürnberg zu holen.
Dieser geballten Frauenpower konnte sich Ian unmöglich entziehen... |
Souverän und mit asiatischer Zurückhaltung hat uns Ian dann durch einen wunderbaren Abend geführt. Insgesamt 8 verschiedene Abfüllungen gab es zu probieren, und in der Pause sorgten üppig gefüllte Wurst- und Schinkenteller dafür, dass bei niemandem der Magen knurrte.
Seit 2015 hat sich das Angebot von Kavalan kontinuierlich erweitert, 18 verschiedene Variationen gibt es inzwischen, wie uns Ian Chang erklärt, und es ist noch immer nicht genug: zwei weitere Variationen sollen noch in diesem Jahr dazu kommen, und nächstes Jahr dann noch einmal zwei. Das Portfolio würde dann auf stolze 22 verschiedene Abfüllungen anwachsen.
Angst, dass es vielleicht irgendwann zuviel Kavalan geben könnte, hat Ian Chang aber nicht: "Everybody should find his or her favorite Kavalan - jederman sollte seinen Lieblings-Kavalan finden", meinte der Meister lächelnd.
Inzwischen hat man bei Kavalan eine zweite Brennerei gebaut, um der hohen Nachfrage gerecht werden zu können, und die Anzahl der Brennblasen dadurch von 10 auf 20 erhöht. Die Jahresproduktion beträgt mittlerweile über 9 Millionen Liter Alkohol nur für Single Malt.
Kavalan Solist
Das Highlight sind natürlich immer die Einzelfass-Abfüllungen von Kavalan, die unter dem Namen "Solist" auf den Markt kommen, und die in Fassstärke abgefüllt werden. Und wie es sich für anständige Einzelfass-Abfüllungen gehört, wählt Kavalan hierfür die besten Fässer der Brennerei aus.
Die Einfüll-Stärke bei Kavalan liegt übrigens bei 59.9% ABV, (im Gegensatz zu Schottland, wo sie meist bei um die 63% liegt).
Das Angebot an verschiedenen Fass-Varianten ist inzwischen beachtlich: neben den Standards Solist Ex-Bourbon und Solist Sherry Cask gibt es noch den Solist Peaty Cask, den Solist Vino Barrique, den Solist Fino, den Solist Moscatel, den Solist Manzanilla, den Solist Amontillado, den Solist PX, den Solist Port und es gab auch mal einen Solist aus einem Brandyfass.
Kavalan Solist Rum
Was bisher fehlt, ist ein Rumfass-Solist. Die nötigen Fässer hat Ian Chang bereits in Nicaragua eingekauft, doch noch ist die verfügbare Anzahl so gering, dass es den "Solist Rum" bisher nur in der Brennerei gab. In naher Zukunft werden wir jedoch mehr davon sehen.
Kavalan Solist Mizunara
Ebenfalls geplant sind Solist-Abfüllungen aus dem Mizunara-Fass. Wie uns Ian Chang erklärt, hat die Brennerei auch Mizunara-Fässer erworben und wird sie im Laufe diesen Jahres befüllen. Ab 2022 können wir uns dann auf den Kavalan Solist Mizunara freuen.
Der Schlüssel zum Erfolg
Womit wir beim nächsten Thema wären. Die Reifezeit. Vier Jahre ist nicht unbedingt viel, wenn man schottische Maßstäbe anlegt. Doch in Taiwan ist es eine enorm lange Zeit. Je nach Fassgröße reifen die Solisten im Schnitt 5-7 Jahre. Mehr geht kaum, denn in Taiwan herrscht ein tropisches Klima, mit hohem Temperatur-Maximum und einer Luftfeuchtigkeit von 88%. Ja, die Engel sind hier verdammt durstig, die Verdunstungsrate ist gewaltig. Andererseits reift der Whisky dadurch auch besonders schnell.
Es war vor allem das Klima, das dem Besitzer der 2006 gegründeten Brennerei große Probleme bereitete. Die Temperatur-Kontrolle ist von enormer Bedeutung während der Fermentation, und die ersten Ergebnisse waren wenig erfreulich. Erst nachdem der schottische Whisky-Experte Dr. Jim Swan als Berater gewonnen werden konnte, konnte der vermeintliche Standort-Nachteil in einen Vorteil verwandelt werden.
Mit der Hilfe von Dr. Swan gelang es, einen reichhaltigen Whisky zu produzieren, der durch überbordende subtropische Fruchtigkeit sowie starken Floral-Noten geprägt ist. "Alte" Whiskys sind jedoch aufgrund der hohen Temperaturen in der Region Yilan nicht möglich. Zu Ians Bedauern wird sich daran auch in Zukunft nicht viel ändern, eine Verlagerung der Lagerhäuser in das kühlere Bergland ist aufgrund nationaler Vorschriften nicht möglich, und der Untergrund in der Nähe der Brennerei ist geologisch nicht stabil genug, um sogenannte Untergrund-Lagerhallen bauen zu können.
Kavalan wird also auch in Zukunft auf die Fass-Variationen setzen müssen.
Das Tasting:
Die "Solisten" sind inzwischen über alle Zweifel erhaben, da muss man eigentlich kaum noch Worte verlieren. Doch zum wiederholten Mal hat mir ein Whisky aus dem Einstiegsbereich besonders gut gefallen: der Kavalan Concertmaster. Drei Jahre reift er in einer Mischung aus frischen und mehrfach verwendeten Ex-Bourbon-Fässern, ehe er dann für ein Jahr ein Finish in Port-Wein-Fässern erhält. Die Rezeptur finde ich absolut gelungen, der Concert Master ist ein empfehlenswerter Einstieg in die Welt von Kavalan.
Leider hat mir der Kavalan Solist Port Cask an diesem Abend weniger gut geschmeckt. Er war deutlich von einer Schwefel-Note geprägt, die vom Ausschwefeln des Fasses herrührt. Die Geister scheiden sich an dieser Stelle immer, manche Leute - vor allem Weintrinker, die schwefelige Fässer gewöhnt sind - mögen das, mir hingegen verleidet es immer den Genuss.
Besonders gut hat mir wieder einmal der Vinho Barrique gefallen. Bei seinen Wein-Fässern wendet Kavalan ein besonderes Verfahren an, das sogenannte STR-Verfahren: um zu verhindern, dass der Whisky einen säuerlichen Unterton bekommt, werden die Fässer erst innen dünn ausgeschabt, dann getoasted und anschließend ausgebrannt (Shaving-Toasting-Recharring).
Diese Technik, die zusammen mit Dr. Swan entwickelt wurde, wird auch bei anderen Brennereien angewandt, die eng mit dem Whisky-Experten zusammen gearbeitet haben, wie beispielsweise Glenmorangie.
Ursprünglich wurden für den Vinho Barrique die Fässer in Portugal erworben, inzwischen werden überwiegend Fässer aus kalifornischen Weinbaugebieten eingesetzt.
Und das waren die Abfüllungen, die es an diesem Abend gab:
Kavalan Concertmaster, 40%
wird drei Jahre in frischen und refill Bourbon Fässern gereift, danach noch ein Jahr in Port Wein Fässern. Wunderbar reichhaltig und süß, mit viel Zimt und Schokolade. Gefällt mir wieder einmal richtig gut.
Kavalan King Car Conductor, 46%
Reift in refill Fässern, die zuvor für den Solist benutzt wurden. Für mich etwas zu grob und kratzig. Der Kapellmeister und ich werden auch diesmal keine Freunde.
Kavalan Sherry Oak, 46%
Reift überwiegend in Oloroso Sherry Fässern. Von der Qualität eines Solisten ist er noch ein gutes Stück entfernt, die vorliegende Abfüllung hat leider deutliche Schwefel-Noten und ist auf der Zunge sehr trocken. Trifft nicht mein Beuteschema, für etwa 80 Euro gibt es besseres.
Kavalan Solist Sherry, 57.1%
Sehr geradlinige Sherry-Abfüllung, mit vielen Trockenfrüchten und einer kräutrigen Würze, ein "typischer" Oloroso. Sehr schöne Einzelfass-Abfüllung in bewährter Manier.
Kavalan Solist Ex-Bouron, 57.1%
Die Ex-Bourbon Fässer stammen überwiegend aus Missouri und Kentucky. Die Abfüllung ist nicht ganz billig, aber preislich noch im vertretbaren Rahmen. Im Aroma viel süße Vanille, saftige, helle Fruchtnoten und schwerer Blütenduft. Üppig. Im Geschmack kräftige Eichenoten, rund und harmonisch. Gefällt mir auch diesmal sehr gut.
Kavalan Solist Vinho Barrique, 57.1%
Der Vinho Barrique ist seit seinem internationalen Super-Sieg längere Zeit nur schwer erhältlich gewesen. Inzwischen ist man von portugisischen auf kalifornische Weinfässer (rot und weiß) umgestiegen, und die Verfügbarkeit wird sich in Zukunft bessern. Ab 2019 soll er regelmäßig verfügbar sein.
Mein Liebling des Abends. Schon die rotgoldene Farbe lacht mich an. Im Duft dann dunkel, schwer, und sehr elegant. Mit viel Kakao, süßem Karamell und Leder. Auf der Zunge kräftige Würze. Bitte mehr davon.
Kavalan Solist Port Cask, 58.6%
Ups. Eigentlich mag ich Port Cask Abfüllungen. Den aber nicht. Schrecklich viel Schwefel. Was soll ich sagen...
Kavalan Solist Manzanilla, 57.8%
Das Highlight des Abends. Die Salzigkeit des Manzanilla-Sherry gibt diesem Kavalan eine aparte Grazie, die man so kaum von diesem üppigen Tropenkind kennt. Die mitunter überbordende Süße ist verschwunden, stattdessen betört diese Abfüllung mit einer raffinierten, reifen Eleganz, die mich an dunklen Samt und Seide denken läßt. Dunkle, eingekochte Früchte, kombiniert mit dezenten Zitrusnoten und einem subtilen Sommer-Parfum. Ein Dream Dram und eine Nacht im Casino. Der Blick auf den Preis erdet mich dann wieder.
Derzeit erhältliche Abfüllungen:
Single Malt / Podium / Concertmaster / King Car Conductor / Sherry Oak / Ex-Bourbon Oak / Solist Ex-Bourbon / Solist Sherry Cask / Solist Peaty Cask / Solist Vino Barrique / Solist Fino / Solist Moscatel / Solist Manzanilla / Solist Amontillado / Solist PX / Solist Port / Solist Brandy / Solist A&M Set
Kavalan - neu entdeckt
Kavalan - Ian Chang in Frankfurt
Kavalan - Peaty Cask
Vielen Dank an Andrea Caminneci für diesen fantastischen Abend
... und noch ein bißchen Nostalgie fürs Herz: Silvia und Andrea 2014 am Kavalan-Stand in München. Wer hätte damals gedacht, wo der Weg noch hinführen würde... |
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