Interview: Der neue Glenfiddich IPA

Eine der interessantesten Neu-Erscheinungen in dieser Saison ist für mich die Glenfiddich IPA-Abfüllung. In Großbritannien sind  "India Pale Ale"-Biere, oder IPA-Biere, wie sie kurz genannt werden,  derzeit sehr angesagt. Vielleicht war es nur eine Frage der Zeit, wann die Whisky-Produktion das Bier entdeckt. Mit dem Markenbotschafter von Glenfiddich, Markus Heinze, habe ich mich deshalb über die neue Bedeutung eines alten Produktes unterhalten.



MM: Bierfaß-Finish gab es zwar schon gelegentlich, z.B. bei Säntis Malt, aber es ist doch noch eher ungewöhnlich. 


Markus: Das stimmt, Bierfass-Finishings gab es bereits einige, auch Grant's konnte man bereits mit einem Ale Finishing kaufen. Dennoch ist das Thema IPA noch gänzlich unangetastet, insbesondere in Hinsicht der Kooperation mit einer Craft Beer Brauerei. Hinzu kommt, dass für unser IPA Cask Finish extra ein Bier kreiert wurde, welches durch frische, teilweise auch fruchtig - florale Noten überrascht. Die Verwendung des Challenger Hopfen prägt den Geschmack dieses IPAs.

MM: Ist also das Hopfen-Aroma das Besondere an dieser neuen Glenfiddich IPA Abfüllung? 

Markus: Das besondere an dieser Abfüllung ist die Story dahinter. Das heißt, wir haben mit der Experimental Series einen neuen innovativen und gleichzeitig auch kreativen Maßstab gesetzt, welcher sich auch zukünftig wie ein Faden durch die Produktpalette von Glenfiddich ziehen wird. Momentan gibt es zwei überaus interessante Destillate, welche sowohl optisch als auch geschmacklich überzeugen  - Glenfiddich IPA Cask Finish & Project XX (gesprochen twenty).

Die erstgenannte Abfüllung, der Glenfiddich IPA Cask beruht auf einer Zusammenarbeit mit einem Craft Beer-Brauer aus der Speyside, der zusammen mit Brian Kinsman die Leidenschaft zu innovativen Aromen teilt. Dieses Destillat begeistert mit außergewöhnlich intensiven Noten von reifen Früchten, frischem Hopfen, zarten Vanillenoten und einem Hauch Zitrus.


Für die Herstellung des GF IPA Cask Finish wurde zuerst ein Sud entwickelt, auf dessen Grundlage die Weiterführung des Prozesses beruhte. Anhand der bildlichen Darstellung kann der interessierte Leser den Herstellungsprozess wunderbar nachverfolgen. Die Aromen des IPA, kombiniert mit unserem Whisky, harmonieren einzigartig miteinander. Bei der Verkostung hatte ich mitunter das Gefühl einer feinen Perlage auf der Zunge.

MM: India-Pale-Ale-Biere gibt es ja schon sehr lange, sie wurden speziell für die Kolonien des Britischen Empires entwickelt. Eine Weile waren sie etwas aus der Mode gekommen, aber derzeit sind sie in der britischen Craft-Beer-Szene sehr angesagt. In Deutschland sind sie vielleicht noch nicht so bekannt. Kannst du kurz erklären, was genau ein IPA-Bier ist und durch welche Aromen es sich auszeichnet? 

Markus: Ein klassisches IPA überzeugt durch seinen eher kräftig-intensiven Geschmack und einen leicht erhöhten Alkoholgehalt, gepaart mit einer stilechten und durchaus sehr gut wahrnehmbaren Frucht- und Hopfencharakteristik. Insbesondere die Vielzahl an Hopfensorten, welche sich durch unterschiedlichste Aromen definieren, prägt das geschmackliche Bild eines jeden IPAs.

MM: Lass uns mal über die Fässer reden. Bierfässer sind keine neue Erfindung. Warum wurden Bierfässer traditionell in der schottischen Whisky-Industrie kaum oder gar nicht benutzt, obwohl es doch massenweise Bierfässer gab? 

Markus: Diese Frage ist schwer zu beantworten. Ich denke, dass hierbei viele Gründe eine Rolle spielen. Die Intensität des Biercharakters im Fass würde sich auch im Hinblick auf den Hopfen inklusive  seiner Bitteraromatik bei einer längeren Reifezeit bemerkbar machen. Für ein Finish sehe ich eher weniger Probleme, da mit den fruchtigen Biernoten durchaus gespielt werden kann.

MM: Warum müssen IPA-Fässer nicht mit Faß-Pech ausgekleidet werden, wie es früher bei Bierfässern üblich war? Das Pech wieder auszukratzen, ehe der Whisky reinkommt, wäre doch nicht sehr sinnig, oder?

Markus: Das ist eine interessante Frage, aber sie übersteigt meine Kompetenzen. Ich kann darauf nur mit Vermutungen antworten. Das Fass-Pech dient dazu, dass Fassinnere zu glätten, damit es keimfrei bleibt und leicht zu reinigen ist. Außerdem wird dadurch der Sauerstoffaustausch unterbrochen, was die Entwicklung des Whisky bei einer Reifung in diesen Fässern stark einschränken würde. Da die für unser Destillat verwendeten Fässer - in diesem Fall klassische Whiskyfässer aus amerikanischer Weißeiche - aus unserem Bestand stammen, wissen wir, was wir zu erwarten haben.

MM: Wie lange durften denn Bier und Whisky für die neue Glenfiddich IPA-Abfüllung in diesen Fässern reifen? 

Markus: Das IPA reift anfänglich für circa 4 Wochen in unseren Fässern, welche wir der Speyside Brewery für diesen Prozess zur Verfügung stellen. Anschließend befüllen wir diese Fässer mit unserem Glenfiddich Whisky für ungefähr 12 Wochen.

MM: Sind auch andere Bierarten-Finish geplant? Auf was können wir uns in Zukunft noch freuen?

Markus: Auch in Zukunft werden wir mit weiteren innovativen Kreationen zu überzeugen wissen. Für das Jahr 2017 ist eine weitere Neuerscheinung geplant, welche sich bereits in der finalen Produktionsphase befindet. Man darf also gespannt sein.

 MM: Dann lassen wir uns mal überraschen. Vielen Dank für diese Informationen.

(PS: Verkostungsnotizen folgen noch.) 

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