Im Glas: Neue Single-Malt-Abfüllungen von West Cork Distillers, Irland


Mit einer Jahresproduktion von über drei Millionen Liter Alkohol sind die West Cork Distillers nicht unbedingt klein. Dennoch ist die Brennerei aus Skibbereen im irischen County Cork bei uns kaum bekannt. Das soll sich jetzt ändern: nachdem die Brennerei vor kurzem mit dem "The Pogues-Whiskey" für Aufmerksamkeit sorgte, folgt jetzt eine komplette Range ihres Single Malt Whiskeys. 


Bei meinen Recherchen zu West Cork Distillers fiel mir vor allem eines auf: die Informationen sind spärlich, wenig verlässlich und oft widersprüchlich. Mal ist von vier Brennblasen die Rede, mal von fünf, aber manchmal auch nur von drei; es gibt unterschiedliche Angaben zum Gründungsjahr und gelegentlich findet sich auch ein Hinweis darauf, dass West Cork gar nicht selbst destilliere sondern Whiskey von Cooley unter eigenem Label in die Flasche bringe.

So viele Widersprüche haben mich doch überrascht, denn die Firma ist bereits seit 2003 am Markt und produziert nicht gerade wenig. Vielleicht liegt es daran, dass West Cork Distillers sich in der Anfangszeit vor allem mit likörartigen Getränken und Blends wie "Kennedy" oder "Drombeg" einen Namen machte. Ihre Single Malt Produktion hat bisher eher ein Schattendasein gefristet.

Höchste Zeit also, den Whiskey von West Cork ans Licht zu zerren. Um verlässliche Informationen zu bekommen, habe ich mich deshalb an den Importeur gewandt. Was oder wer verbirgt sich hinter dem Single Malt der West Cork Distillers?

Die Brennerei


Gegründet wurden West Cork Distillers 2003 von dem Lebensmitteltechnologen  John O'Connell und den Brüdern Denis und Gerard McCarthy. O'Connel brachte durch seine vorherigen Tätigkeiten bei Unilever und Kerry Gold  die nötige Expertise mit und mit neuartigen Produkten wie "Kennedy" und "Drombeg" fielen die Firmengründer  vor allem durch ihre Experimentierfreudigkeit auf.  2013 zogen sie von Union Hall an ihren derzeitigen Standort in Skibbereen, wo sie Blended, Pot Still und Single Malt Whiskey produzieren, sowie Poitin, Vodka und Gin. Seit 2015 werden sie von Frank McHardy unterstützt, dem ehemaligen Produktionsmanager der schottischen Springbank-Brennerei.

West Cork ist stolz darauf, nur irische Zutaten für ihren Whiskey zu verarbeiten. Ein kleiner Teil des nötigen Malzes wird von der Brennerei selbst hergestellt, den Rest bezieht man von der Malting Company of Ireland in Cork.

Foto: Pascal Penderak


Die Brennerei ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Standen ursprünglich nur zwei Brennblasen zur Verfügung, mit denen zweifach gebrannt wurde, erhöhte sich die Anzahl der Brennblasen schon bald auf vier, und schließlich kam mit der sogenannten "Rocket Still" noch eine fünfte Brennblase dazu.

Laut Auskunft des Importeurs wird mittlerweile dreifach gebrannt. Die sieben Meter hohe  "Rocket Still" schafft 1.000 Liter Würze in 7 Minuten und erhöht den Alkoholgehalt dabei von 13% auf 30-35%. Die beiden Stills der schwedischen Firma Setterstrom sind langsamer, hier wird im Verlauf von etwa 6 Stunden auf 60% gebrannt.  In den beiden 1.2000 Liter fassenden deutschen Spirit Stills der Firma Holstein entsteht dann im Laufe von zwei weiteren Stunden der New Make mit einer Alkoholkonzentration von 72%. Anschließend wird der Alkoholgehalt mit eigenem Quellwasser wieder auf ca. 63% herabgesetzt und ins Fass gefüllt.

Fasslager


Die Reifung erfolgt in Ex-Bourbon Fässern der  amerikanischen Four Roses Brennerei. Für die neue Range wurde der Single Malt zusätzlich in verschiedenen Fässern 6 Monate lang nachgereift. Das Fasslager von West Cork Distillers ist üppig: neben den eigenen Fässern liegen in den Lagerhäusern auch Fässer aus der Cooley Brennerei bzw. Fässer von Bushmills, die über Teeling bezogen wurden. Wie mir Jason Stubbs neulich im Interview verriet, gibt West Cork Distillers diese Fässer auch an Unabhängige Abfüller weiter.

In naher Zukunft soll auch ein eigener Single Grain der West Cork Distillers auf den Markt kommen, der aus Gerste und Weizen gebrannt wurde.

Meine Tasting Notes:


Irish Single Malt Whisky,  10 Jahre, Ex-Bourbon Fässer, 40 %,

Aroma: dominant sind frische, knackige Granny-Smith-Äpfel, dazu kommen Limetten, Birne, Banane, Pfirsich, süße Vanille, auch ein bißchen belgischer Nougat, insgesamt sehr leicht und süß

Geschmack: ölig, leicht wachsig, etwas grasig

Nachklang: mittellang

 

Irish Single Malt Whisky,  12 Jahre,  43%, 6monatiges Finish im East India Rumfass

Aroma:  leicht und süß, ähnlich wie WCD 10, doch die Früchte werden reifer, Rosinen gesellen sich hinzu, Toffee und Nougat-Schokolade

Geschmack: schärfer, öliger und trockener als der 10er, leicht wachsig

Nachklang: mittellang

 

Irish Single Malt Whisky,  12 Jahre,  43%, 6monatiges Finish im Duoro Portweinfass

Aroma: leicht und süß, ähnlich wie WCD 10, aber erdiger, mit frischen Pilzen, frischen Kräutern, Milchschokolade und leichten Eichearomen

Geschmack: deutliche Holznoten, sehr trocken

Nachklang: mittellang

 

Irish Single Malt Whisky,  12 Jahre,  43%, 6monatiges Finish im PX Sherryfass

Aroma: sehr leicht und süß, die frischen Obstaromen des 10jährigen werden durch das Finish im Sherryfass dumpfer und werden überlagert von Apfelkompott, gekochten Birnen und getrockneten Cranberries

Geschmack: würzig, wachsig, ölig,

Nachklang: mittellang


MargareteMarie meint:

Die Single Malts von West Cork sind allesamt im Aroma sehr leicht, liefern auf der Zunge aber dennoch einen beachtlichen Auftritt. Mir haben der 10jährige und der 12jährige mit Rumfass-Finish wegen ihrer frisch-fruchtigen Aromen am besten gefallen, die so typisch für Irischen Whisky sind. Wer einen "echten" irischen Whisky sucht, ist hier gut bedient, denn bei West Cork stammt rundum alles von der grünen Insel, sogar die Gerste.

Liebhabern von schweren Islay-Whiskys würde ich ihn nicht unbedingt empfehlen, aber für einen stimmungsvollen Abend mit guten Freunden und irischer Musik ist er ein sehr schöner Begleiter. Und auch das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.






Kommentare

  1. Leider hat der undurchsichtige Informationsfluss bei irischen Whiskeys offenbar Methode... Die wenigsten der ganzen neuen irischen "Destillerien" produzieren selber eigenen Whiskey, sondern fungieren quasi als Abfüller, ohne darauf wirklich hinzuweisen. Ich finde es verständlich und auch sehr gut, dass Irland nach vielen Jahren der Repression nun auch wieder mitspielen möchte auf dem Whiskymarkt, nur leider stoßen mir dabei persönlich die ganzen Fehl- und Falschinformationen ziemlich bitter auf. Warum die mangelnde Ehrlichkeit? In den meisten Flaschen der neu auf dem Markt erscheinenden "Destillerien" scheint Cooleys zu stecken. Die Vielfalt ist also offenbar leider doch mehr Schein als Sein.

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    1. Das wird sich gewiß in den nächsten Jahren ändern, wenn die neu gegründeten Brennereien ihren ersten fertigen Whisky abfüllen dürfen. Es dauert halt seine Zeit. Etwas mehr Transparenz würde ich mir allerdings auch wünschen.

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