Glenmorangie Bacalta. Von der Sonne verwöhnt.
Vor kurzem hatte ich mal wieder Glück, und konnte bei der Markteinführung des neuen Glenmorangie Bacalta in München dabei sein. Das Event war wie immer erstklassig. Aber hat mich der Bacalta auch überzeugen können?
Wenn Glenmorangie einlädt, ist es immer ein besonderes Fest, vor allem, wenn es um die Private Edition geht. Auch für die achte Auflage dieser limitierten Sonderabfüllung hat sich die Marketing-Abteilung mächtig ins Zeug gelegt und eine illustre Gruppe von Journalisten und Bloggern zur Deutschland-Premiere des neuen Glenmorangie Bacalta nach München eingeladen.
Der eigentlich spannende Teil sind die Fässer selbst, und wie erhofft, hat Dr. Bill an diesem Abend auch einige Informationen darüber preisgegeben. Für den Bacalta hat Glenmorangie die nötigen Fässer nach eigener Spezifikation herstellen lassen: luftgetrocknete, festkörnige amerikanische Weißeiche wurde zu 250 Liter großen Hogsheads verarbeitet.
Diese Fässer wurden nicht, wie sonst üblich, stark ausgebrannt (charred), sondern stark geröstet (toasted), was zu einem veränderten Aromaprofil und auch zu einer helleren Farbe führt. Ich will mich hier nicht weiter darüber auslassen, wenn es euch interessiert, findet ihr in diesem Artikel von WhiskeyWash ein paar interessante Anmerkungen. Die Details (Dauer und Grad der Toastung) gibt man bei Glenmorangie natürlich nicht so gerne bekannt, denn genau darin liegt ja eines der Geheimnisse der Aromabildung. Anschließend wurden die Fässer nach Madeira verschifft, wo sie mit Malvasia-Wein belegt wurden.
Der Malvasia, auch Malmsey genannt, reifte dann 2 Jahre lang auf traditionelle Canteiro-Art in der prallen Sonne. Auf dem 32. Breitengrad, kurz vor der Küste von Afrika, können schon gewaltige Temperaturen auf den Wein einwirken. Diese "sonnengebackenen" Fässer waren auch die Inspirationsquelle für die Namensgebung - Bacalta heißt wohl übersetzt "der Gebackene". Naja. Oder so ähnlich.
Dann wurden die entleerten Fässer nach Schottland geschickt. Dort war es mit der Sonnenreifung wieder vorbei. Es wurden ca. 10jährige first-fill Ex-bourbon Fässer ausgewählt, deren Inhalt in die Madeira-Hogsheads umgefüllt wurde und weitere zwei Jahre in den kühl-feuchten Lagerhallen am Dornoch Firth nachreifen konnte, ehe der Whisky mit 46% nicht-kühlgefiltert abgefüllt wurde.
Um eine regelmäßige Kontrolle der Fässer zu ermöglichen, werden die Fässer für die Private Edition in den traditionellen Dunnage-Lagerhäusern auf dem Gelände der Brennerei aufbewahrt. Im Durchschnitt wird alle drei Monate eine Probe entnommen, in der Endphase sogar wöchentlich.
Dr. Lumsden hat uns viel verraten, aber noch lange nicht alles, den Namen des Wein-Produzenten auf Madeira blieb er ebenso schuldig wie die Auflagenzahl dieser limitierten Abfüllung. Für die Zahlen-Freaks unter euch sei noch erwähnt, dass die Private Edition nur etwa ein bis zwei Prozent der gesamten Jahresproduktion ausmacht. Erfahrungsgemäß reichen die Flaschen der Private Edition aber immer mindestens ein Jahr, bis die neue Ausgabe herauskommt.
Was uns nächstes Jahr erwartet, hat Dr. Bill auch nicht verraten. Aber es soll etwas ganz anderes sein als das, was er bisher bei der Private Edition gemacht hat. Falls ihr diesbezüglich irgendwelche Ideen oder Spekulationen loswerden wollt, könnt ihr das gerne in der Kommentarfunktion tun.
Am Ende gab's dann noch ein super tolles Essen, und einen 10 Jahre alten Madeira Malmsey Wein von Henriques.
Und damit komme ich jetzt endlich zur wichtigsten Frage: Wie hat mir der Bacalta geschmeckt?
Hier meine Tasting Notes:
Aroma: im ersten Anflug viel Haselnuss, Honig, dann süße, getrocknete Orangenscheiben, Aprikosenmarmelade, ein paar Feigen und Datteln. Unter dieser üppigen Fruchtnote verbergen sich frischer Ton und nasse Kieselsteine.
Geschmack: sehr malzig, mit starken Röstaromen, Bitter-Marmelade, Kakao-Butter, leicht nussig und ölig
Nachklang: angenehm lang, leicht trocken, mit einer minzigen Frische am Ende
MargareteMarie meint:
ein wunderbar süffiger, fruchtiger und fast nussiger Glenmorangie. Er bietet alles, was einen guten Whisky auszeichnet: er ist komplex, rund, und wunderbar ausgewogen. Er bietet auch eine deutliche Steigerung im Vergleich zum etwa gleich alten Lasanta, der an diesem Abend ebenfalls ausgeschenkt wurde. Eigentlich gibt es nichts zu meckern. Und trotzdem. Irgend etwas fehlt mir.
Die Private Edition soll Glenmorangie immer wieder von einer besonderen, einer ungewöhnlichen Seite zeigen. Diesem Anspruch wird der Bacalta durchaus gerecht. Für den ganz großen Wurf fehlt es ihm jedoch an der Dichte, wie man sie bei alten Abfüllungen aus den 90er Jahren noch finden kann. Und das kann nicht an den Fässern liegen. Denn die waren wie immer superb.
Preis: UVP 85 €
Punkte: 86 (von 100)
Wenn Glenmorangie einlädt, ist es immer ein besonderes Fest, vor allem, wenn es um die Private Edition geht. Auch für die achte Auflage dieser limitierten Sonderabfüllung hat sich die Marketing-Abteilung mächtig ins Zeug gelegt und eine illustre Gruppe von Journalisten und Bloggern zur Deutschland-Premiere des neuen Glenmorangie Bacalta nach München eingeladen.
Come together
Netterweise habe ich auch einige bekannte Gesichter getroffen, Petra von MeinWhisky.com war da, sowie Bernhard von den WhiskyExperts.de und die beiden Podcaster Max und Tobias von Newspiritcasters.de, die auch eine ganze Menge von Wein verstehen. Besonders gefreut habe ich mich, dass ich endlich die Münchner Food-Bloggerin Claudia von DinnerumAcht.de kennengelernt habe. Wenn Ihr Lust auf fremde Kochtöpfe habt, solltet ihr unbedingt in Claudias Blog vorbeischauen.
Dr. Bill Lumsen und Brendan McCarron, verantwortlich für die Whiskys von
Glenmorangie, wurden während des Abends live aus Edinburgh
dazugeschaltet und führten uns virtuell durch das Tasting. Zum Glück war
der Whisky, der uns dazu serviert wurde, dann aber sehr real. Zusammen
mit Bloggern aus Paris und London hatten wir auch die Gelegenheit,
Fragen zur neuen Abfüllung zu stellen.
Live-Show mit Dr. Bill Lumsden (links) und Brendan Mc Carron von Glenmorangie. Foto: MM |
Madeira Wood Finish
Dr. Bill hat es sich nicht nehmen lassen, auf seine humorvoll-joviale Art uns alle Vorzüge und Besonderheiten des Bacalta zu schildern, dessen Hauptmerkmal ein Finish in Madeira-Fässern ist. Bereits vor 20 Jahren hatte man bei Glenmorangie einen Whisky mit Madeira-Fass-Finish herausgebracht - damals das erste Madeira-Finish überhaupt. Bis heute sind Whiskys mit Madeira-Finish eher selten, und Madeira-Fässer sind sehr gesucht. Vor etwa 7 oder 8 Jahren entstand die Idee bei Glenmorangie, noch einmal ein Madeira Finish anzuwenden.
Getoasted, nicht gecharred: der neue Glenmorangie Bacalta. Rechts daneben ein 10 Jahre alter Madeira-Wein. Foto: MM |
Die Fässer
Der eigentlich spannende Teil sind die Fässer selbst, und wie erhofft, hat Dr. Bill an diesem Abend auch einige Informationen darüber preisgegeben. Für den Bacalta hat Glenmorangie die nötigen Fässer nach eigener Spezifikation herstellen lassen: luftgetrocknete, festkörnige amerikanische Weißeiche wurde zu 250 Liter großen Hogsheads verarbeitet.
Diese Fässer wurden nicht, wie sonst üblich, stark ausgebrannt (charred), sondern stark geröstet (toasted), was zu einem veränderten Aromaprofil und auch zu einer helleren Farbe führt. Ich will mich hier nicht weiter darüber auslassen, wenn es euch interessiert, findet ihr in diesem Artikel von WhiskeyWash ein paar interessante Anmerkungen. Die Details (Dauer und Grad der Toastung) gibt man bei Glenmorangie natürlich nicht so gerne bekannt, denn genau darin liegt ja eines der Geheimnisse der Aromabildung. Anschließend wurden die Fässer nach Madeira verschifft, wo sie mit Malvasia-Wein belegt wurden.
Der Malvasia, auch Malmsey genannt, reifte dann 2 Jahre lang auf traditionelle Canteiro-Art in der prallen Sonne. Auf dem 32. Breitengrad, kurz vor der Küste von Afrika, können schon gewaltige Temperaturen auf den Wein einwirken. Diese "sonnengebackenen" Fässer waren auch die Inspirationsquelle für die Namensgebung - Bacalta heißt wohl übersetzt "der Gebackene". Naja. Oder so ähnlich.
Um eine regelmäßige Kontrolle der Fässer zu ermöglichen, werden die Fässer für die Private Edition in den traditionellen Dunnage-Lagerhäusern auf dem Gelände der Brennerei aufbewahrt. Im Durchschnitt wird alle drei Monate eine Probe entnommen, in der Endphase sogar wöchentlich.
Dr. Lumsden hat uns viel verraten, aber noch lange nicht alles, den Namen des Wein-Produzenten auf Madeira blieb er ebenso schuldig wie die Auflagenzahl dieser limitierten Abfüllung. Für die Zahlen-Freaks unter euch sei noch erwähnt, dass die Private Edition nur etwa ein bis zwei Prozent der gesamten Jahresproduktion ausmacht. Erfahrungsgemäß reichen die Flaschen der Private Edition aber immer mindestens ein Jahr, bis die neue Ausgabe herauskommt.
Was uns nächstes Jahr erwartet, hat Dr. Bill auch nicht verraten. Aber es soll etwas ganz anderes sein als das, was er bisher bei der Private Edition gemacht hat. Falls ihr diesbezüglich irgendwelche Ideen oder Spekulationen loswerden wollt, könnt ihr das gerne in der Kommentarfunktion tun.
Am Ende gab's dann noch ein super tolles Essen, und einen 10 Jahre alten Madeira Malmsey Wein von Henriques.
Und damit komme ich jetzt endlich zur wichtigsten Frage: Wie hat mir der Bacalta geschmeckt?
Hier meine Tasting Notes:
Glenmorangie Bacalta, Private Edition No 8, 46%, nicht-kühlgefiltert, limitierte Auflage
Aroma: im ersten Anflug viel Haselnuss, Honig, dann süße, getrocknete Orangenscheiben, Aprikosenmarmelade, ein paar Feigen und Datteln. Unter dieser üppigen Fruchtnote verbergen sich frischer Ton und nasse Kieselsteine.
Geschmack: sehr malzig, mit starken Röstaromen, Bitter-Marmelade, Kakao-Butter, leicht nussig und ölig
Nachklang: angenehm lang, leicht trocken, mit einer minzigen Frische am Ende
MargareteMarie meint:
ein wunderbar süffiger, fruchtiger und fast nussiger Glenmorangie. Er bietet alles, was einen guten Whisky auszeichnet: er ist komplex, rund, und wunderbar ausgewogen. Er bietet auch eine deutliche Steigerung im Vergleich zum etwa gleich alten Lasanta, der an diesem Abend ebenfalls ausgeschenkt wurde. Eigentlich gibt es nichts zu meckern. Und trotzdem. Irgend etwas fehlt mir.
Die Private Edition soll Glenmorangie immer wieder von einer besonderen, einer ungewöhnlichen Seite zeigen. Diesem Anspruch wird der Bacalta durchaus gerecht. Für den ganz großen Wurf fehlt es ihm jedoch an der Dichte, wie man sie bei alten Abfüllungen aus den 90er Jahren noch finden kann. Und das kann nicht an den Fässern liegen. Denn die waren wie immer superb.
Preis: UVP 85 €
Punkte: 86 (von 100)
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