Blind-Tasting-Challenge No 13 von FOSM und ein paar Gedanken zu Blind Tastings und Objektivität.
Blind Tastings erfreuen sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Aber sind sie wirklich so objektiv, wie immer behauptet wird? Die 13. Blind-Tasting-Challenge von FOSM hat mich dazu angeregt, mir ein paar Gedanken zu machen darüber, wie unser Gehirn sich so Gedanken macht.
Blind Tastings können sehr lustig sein, und oft ist die Auflösung mit großen Überraschungen verbunden. Dennoch haben Blind Tastings auch ihre Tücken. Wir alle kennen solche Situationen: man ist auf einer Messe, hat schon fünf, sechs, sieben Whiskys getrunken, und dann kommt irgend ein guter Kumpel, füllt einem was in Glas, hält dabei das Etikett verdeckt und sagt voller Erwartungen: "Probier mal". Puh. Manchmal ist meine Nase in so einem Moment noch fit genug. Manchmal aber auch nicht.
Sind Blind Tastings wirklich "objektiv"?
Doch wie sieht es mit Blind Tastings aus, die unter optimalen Bedingungen durchgeführt werden? Ist das Ergebnis tatsächlich "objektiv" und "wertfrei", ohne von Etiketten und Marketing beeinflußt zu werden? Vor fünf Jahren hätte ich die Frage noch sofort mit einem klaren "Ja" beantwortet. Doch inzwischen bin ich mir da gar nicht mehr so sicher.
Ein Schlüsselerlebnis hatte ich vor einiger Zeit bei dem C2C-Spirits Cup, den Julia Nurnay einige Jahre lang durchgeführt hatte. Bei diesem Wettbewerb konnten sich Konsumenten anmelden, um neue Whisky- und Gin-Abfüllungen "blind" zu verkosten und zu bewerten. Der Wettbewerb war eine tolle Sache, und ich finde es eigentlich sehr schade, dass er derzeit nicht mehr stattfindet. Aber ich verstehe auch, dass Julia die Zeit dazu schlichtweg fehlt.
Bei den Whiskys, die einem besonders gut gefallen hatten, wurde dann nach dem Wettbewerb der Name der Abfüllung bekannt gegeben. Einer der Teilnehmer hatte damals einen Whisky besonders hoch bepunktet, weil er ihn für einen irischen Whisky hielt. Als er erfuhr, dass es sich in Wirklichkeit um einen deutschen Whisky handelte, war er regelrecht geschockt.
Nun könnte man daraus natürlich ableiten, dass deutscher Whisky genauso gut wie irischer Whisky sein kann. Oder auch umgekehrt, dass die Iren auch nicht besser destillieren als die Deutschen - je nachdem, wie sarkastisch oder wohlwollend man die Szene betrachtet.
Ich vermute jedoch, dass keines von beiden zutrifft. Sondern dass der Kern des Problems in unserer "Vorstellung", also in unserer "Einbildung", liegt. Denn wenn es um Whisky geht, wird unsere Vorstellungskraft in ganz besonderer Weise gefordert.
Die Gefahr der Einbildung - Wie unser Gehirn uns narren kann
Die Fruchtaromen, die wir in einem Whisky wahrnehmen, existieren ja in realer Form nicht wirklich. Im Whisky sind keine Orangen, Brombeeren oder Zitronen enthalten. Auch keine Himbeeren oder Erdbeeren. Und erst recht keine Schokolade. Auch wenn so manche Verkostungs-Notiz das suggerieren könnte. Es handelt sich vielmehr um chemische Verbindungen, deren Geruch uns an Himbeeren, Erdbeeren oder weiß der Kuckuck was sonst noch erinnert. Die Palette kann locker von frisch gemähtem Gras, Teer und Kuhstall bis hin zu Baby-Kotze reichen. Was man halt so alles an Aromen kennt. Dann gibt es natürlich noch Gerüche, die tatsächlich real sind: Aromen von Holz, karamelisierter Zucker und Weinnoten enstehen aus Holz, Holz-Zucker und Wein oder Süßwein.
Das entscheidende Wort ist hier jedoch "Erinnert". Es erinnert mich an etwas. Und diese Erinnerung setzt Bilder im Kopf frei und schafft Assoziationen.
Die Frage bei Whisky-Verkostungen sollte also nicht lauten: "Was rieche ich", sondern die Frage sollte vielmehr heißen "Was glaubst du, was du hier riechen kannst"? oder noch besser "An was erinnert dich das, was du hier riechen kannst?" Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.
Bei Blind Tastings kommt nun noch ein zweiter Aspekt hinzu. Denn jetzt wird mein Gehirn nicht nur überlegen, an welche Aromen mich das erinnert, was ich rieche, sondern es wird sich auch sofort und unverzüglich Gedanken machen, um welche Brennerei es sich handeln könnte.
Und genau an dieser Stelle steht die Falle, in die man dann tappt. Wenn ich glaube, dass mich der Geruch an irischen Whisky erinnert, dann rieche ich plötzlich irischen Whisky. Und dann entdecke ich all die feinen Aromen, von denen ich glaube, dass sie im irischen Whisky enthalten sind. Andere Aromen, die an dieser Stelle nicht ins Bild passen, können wir in diesem Moment wunderbar verdrängen oder auch schlichtweg übersehen. Whisky ist viel zu komplex, um ihn auf einen Schlag in all seinen Fassetten erfassen zu können.
Kurz gesagt, wenn ich bei einem Blind Tasting denke, dass es ein irischer Whisky ist, dann bewerte ich ihn auch, wie ich einen irischen Whisky bewerten würde. Das ist aber nicht mehr objektiv, sondern subjektiv. Natürlich hilft die Erfahrung. Je mehr Whiskys ich kenne, desto besser gelingt mir die Zuordnung. Aber dann bin ich erst recht nicht mehr objektiv. Wenn ich einen Springbank erkannt habe, bewerte ich ihn nicht mehr blind, sondern so, wie ich einen Springbank bewerten würde. Mit Wohlwollen oder mit Ablehnung, je nach Vorliebe.
Deshalb bin ich sicher: Es gibt keine wertfreie Bewertung. Wir sind immer unseren eigenen Vorstellungen und Einbildungen unterworfen. Unsere Bewertungen sind immer subjektiv. Auch in einem Blind Tasting.
Die 13. Challenge von FOSM
Aber das sollte uns den Spaß an Blind Tastings nicht vermiesen. Peter Moser von FOSM führt seit längerem eine Blind Tasting Challenge durch, die immer mit bestimmten Aufgaben verknüpft ist und die bei Bloggern sehr beliebt ist. Ich selbst bin zwar kein allzu großer Fan davon, weil ich für Blind Tastings immer drei mal so lange brauche wie normalerweise, aber der Peter Moser hatte mich so lieb gefragt, ob ich bei der 13. Blind Tasting Challenge nicht mitmachen möchte, und da ich dem Peter nur schwer einen Wunsch abschlagen kann, habe ich mich diesmal aufgerafft, und mich durch die Samples gearbeitet, die er mir gesandt hat.
Dann wollen wir also mal sehen, was sich die Margarete so vorgestellt hat, was sie in ihrem Glas gehabt hat. Hier meine subjektiven Eindrücke:
13. Blind Tasting Challenge, FOSM:
Sample #1:
Farbe: dunkles Gold.
Aroma: weinige Noten, tiefgründige Süße, dunkler Sirup, leicht nussig, im Untergrund auch Zitrusnoten.
Geschmack: sanft und satt, cremig, mit vollem Mundgefühl, würzige Röstaromen
Nachklang: mittelang, angenehm
Sample #2:
Farbe: goldener Weißwein
Aroma: viel Vanille, Holz, Karamell, frische und saftige Zitrusfrüchte, vor allem Mandarinen,
Geschmack: kräftig, würzig, mit einer prägnanten Holznote, dennoch sehr ausgewogen und elegant.
Nachklang: mittellang, angenehm
Sample #3:
Farbe: sattes Gold
Aroma: pudrige Süße, Sirup, Orangen, Schokolade, Citrusfrüchte, Kumquats, Rosinen, Haselnüsse,
Geschmack: Orangenschalen, elegante Würze, leicht trocken,
Nachklang: lang und warm
Auswertung:
Die drei Samples gefallen mir alle ausgesprochen gut. Sie stammen aus der gleichen Brennerei, und zeichnen sich alle drei durch eine elegante Finesse, große Aromendichte und ausgewogene Rundheit aus. Dennoch unterscheiden sie sich in ihrer Ausprägung.
Sample No 1 hat für mich deutlich weinige Noten, aber ich würde keine Vollreifung vermuten, sondern eher ein Finish erwarten. Bezüglich des Alkoholgehaltes vertue ich mich oft. Aufgrund der hohen Aromendichte einerseits und angenehmer Milde andererseits schätze ich 46%.
Sample No 2 zeigt starke Vanille- und Karamell-Aromen, so dass ich hier von First-Fill-American Oak ausgehe. Die starke Würzigkeit im Geschmack könnte auch auf kleine Fässer oder eine Reifung in Virgin-Oak-Fässern deuten. Der Alkoholgehalt erscheint mir hier höher zu sein, vermutlich um die 50%.
Sample No3 ist mein persönlicher Favorit, ich mag diese pudrige Süßheit und überbordende Fülle, die diese Abfüllung charakteriesiert. Hier würde ich eher eine Reifung in PX- oder Süßweinfässern, z.B. Portwein oder Madeira, erwarten. Alkoholgehalt ähnlich wie Sample No 1, also wahrscheinlich ca. 46%.
Was mir besonders gefällt, ist die "Standhaftigkeit": die Whiskys brechen auch nach zwei Stunden rumstehen im Glas nicht zusammen, sondern sind immer noch wunderbar rund und komplex.
Würde ich diese Whiskys empfehlen? Unbedingt ja! Man sollte sie jedoch nicht in einer wilden Whisky-Nacht verheizen. Obwohl diese Whiskys sehr dicht und vollmundig sind, sind sie zu schade fürs laute Getöse. Sie kommen am besten zur Geltung, wenn man sie abends in gemütlicher Stimmung und kleinem Kreis genießt.
Kommen wir nun zur wichtigsten Frage in jedem Blind Tasting: Welche Brennerei ist es?
Peter hat es uns diesmal nicht leicht gemacht. Ich habe nichts gefunden, was prägnant heraussticht und auf eine bestimmte Brennerei hindeuten würde, wie beispielsweise eine ganz besondere Art der Rauchnote, eine bestimmte Wachsigkeit, eine besonders schräge Note, oder ähnlich markante Anhaltspunkte.
Stattdessen sind mir immer wieder Begriffe wie "rund", "vollmundig", "dicht", "elegant", "harmonisch", und "perfekt ausbalanciert" in den Sinn. Theoretisch könnten das also ganz viele Brennereien sein, und in Gedanken bin ich eine ganze Reihe von Brennerei-Namen durchgegangen, die in Frage kommen könnten.
Doch in der Praxis kenne ich nur eine Brennerei, die es immer wieder mit ihren Sondereditionen schafft, diese perfekte Mischung aus Leichtigkeit, Eleganz und Fülle zu kreieren, die ich in allen drei Samples gefunden habe, und dabei gleichzeitig frei von jeglichen schrägen Aromen ist, und das ist Glenmorangie.
Nachdem meine Überlegungen dann an diesem Punkt angekommen waren, habe ich mich auch auf Glenmorangie festgelegt und bin zu folgendem Schluss gekommen: Sample 1 könnte ein Sherry-Finish oder auch der Companta sein, Sample 2 eine American-Oak-Reifung wie der Astar, und Sample 3 ein Milsean sein.
Leider habe ich bei mir zuhause derzeit nur die alte Sherry-Wood-Finish-Abfüllung von Glenmorangie offen, so dass ich keine Vergleichs-Samples ziehen kann. Und ich habe auch kein Elefanten-Gehirn, das sich selbst nach Jahren noch an jedes Detail erinnern kann.
Die Auflösung:
Natürlich war ich sehr gespannt, ob ich so halbwegs richtig liege oder mich meine Nase doch genarrt hat. Und ich muss gestehen, ich war schon etwas erleichtert, als ich die Auflösung gelesen hatte.
100% hatte ich nicht getroffen, aber mit Glenmorangie und Milsean lag ich tatsächlich richtig. Der Milsean gehört zu meinen absoluten Lieblingen, und es hat mich beruhigt, dass ich "Blind" die gleichen Präferenzen und Einschätzungen habe wie "mit offenen Augen". Nummer eins war eine Abfüllung aus dem Travel Retail, die ich gar nicht kannte (Tayne), und bei Nummer zwei (Tusail) habe ich zuwenig nachgedacht.
Die komplette Auflösung könnt ihr dann bei FOSM nachlesen. Mich würde jetzt aber doch interessieren, wie eure Erfahrungen mit Blind Tastings sind.
Und hier der link für die Auflösung der 13. Challenge bei FOSM.
Sind Blind Tastings wirklich "objektiv"?
Doch wie sieht es mit Blind Tastings aus, die unter optimalen Bedingungen durchgeführt werden? Ist das Ergebnis tatsächlich "objektiv" und "wertfrei", ohne von Etiketten und Marketing beeinflußt zu werden? Vor fünf Jahren hätte ich die Frage noch sofort mit einem klaren "Ja" beantwortet. Doch inzwischen bin ich mir da gar nicht mehr so sicher.
Ein Schlüsselerlebnis hatte ich vor einiger Zeit bei dem C2C-Spirits Cup, den Julia Nurnay einige Jahre lang durchgeführt hatte. Bei diesem Wettbewerb konnten sich Konsumenten anmelden, um neue Whisky- und Gin-Abfüllungen "blind" zu verkosten und zu bewerten. Der Wettbewerb war eine tolle Sache, und ich finde es eigentlich sehr schade, dass er derzeit nicht mehr stattfindet. Aber ich verstehe auch, dass Julia die Zeit dazu schlichtweg fehlt.
Bei den Whiskys, die einem besonders gut gefallen hatten, wurde dann nach dem Wettbewerb der Name der Abfüllung bekannt gegeben. Einer der Teilnehmer hatte damals einen Whisky besonders hoch bepunktet, weil er ihn für einen irischen Whisky hielt. Als er erfuhr, dass es sich in Wirklichkeit um einen deutschen Whisky handelte, war er regelrecht geschockt.
Nun könnte man daraus natürlich ableiten, dass deutscher Whisky genauso gut wie irischer Whisky sein kann. Oder auch umgekehrt, dass die Iren auch nicht besser destillieren als die Deutschen - je nachdem, wie sarkastisch oder wohlwollend man die Szene betrachtet.
Ich vermute jedoch, dass keines von beiden zutrifft. Sondern dass der Kern des Problems in unserer "Vorstellung", also in unserer "Einbildung", liegt. Denn wenn es um Whisky geht, wird unsere Vorstellungskraft in ganz besonderer Weise gefordert.
Die Gefahr der Einbildung - Wie unser Gehirn uns narren kann
Die Fruchtaromen, die wir in einem Whisky wahrnehmen, existieren ja in realer Form nicht wirklich. Im Whisky sind keine Orangen, Brombeeren oder Zitronen enthalten. Auch keine Himbeeren oder Erdbeeren. Und erst recht keine Schokolade. Auch wenn so manche Verkostungs-Notiz das suggerieren könnte. Es handelt sich vielmehr um chemische Verbindungen, deren Geruch uns an Himbeeren, Erdbeeren oder weiß der Kuckuck was sonst noch erinnert. Die Palette kann locker von frisch gemähtem Gras, Teer und Kuhstall bis hin zu Baby-Kotze reichen. Was man halt so alles an Aromen kennt. Dann gibt es natürlich noch Gerüche, die tatsächlich real sind: Aromen von Holz, karamelisierter Zucker und Weinnoten enstehen aus Holz, Holz-Zucker und Wein oder Süßwein.
Das entscheidende Wort ist hier jedoch "Erinnert". Es erinnert mich an etwas. Und diese Erinnerung setzt Bilder im Kopf frei und schafft Assoziationen.
Die Frage bei Whisky-Verkostungen sollte also nicht lauten: "Was rieche ich", sondern die Frage sollte vielmehr heißen "Was glaubst du, was du hier riechen kannst"? oder noch besser "An was erinnert dich das, was du hier riechen kannst?" Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.
Bei Blind Tastings kommt nun noch ein zweiter Aspekt hinzu. Denn jetzt wird mein Gehirn nicht nur überlegen, an welche Aromen mich das erinnert, was ich rieche, sondern es wird sich auch sofort und unverzüglich Gedanken machen, um welche Brennerei es sich handeln könnte.
Und genau an dieser Stelle steht die Falle, in die man dann tappt. Wenn ich glaube, dass mich der Geruch an irischen Whisky erinnert, dann rieche ich plötzlich irischen Whisky. Und dann entdecke ich all die feinen Aromen, von denen ich glaube, dass sie im irischen Whisky enthalten sind. Andere Aromen, die an dieser Stelle nicht ins Bild passen, können wir in diesem Moment wunderbar verdrängen oder auch schlichtweg übersehen. Whisky ist viel zu komplex, um ihn auf einen Schlag in all seinen Fassetten erfassen zu können.
Kurz gesagt, wenn ich bei einem Blind Tasting denke, dass es ein irischer Whisky ist, dann bewerte ich ihn auch, wie ich einen irischen Whisky bewerten würde. Das ist aber nicht mehr objektiv, sondern subjektiv. Natürlich hilft die Erfahrung. Je mehr Whiskys ich kenne, desto besser gelingt mir die Zuordnung. Aber dann bin ich erst recht nicht mehr objektiv. Wenn ich einen Springbank erkannt habe, bewerte ich ihn nicht mehr blind, sondern so, wie ich einen Springbank bewerten würde. Mit Wohlwollen oder mit Ablehnung, je nach Vorliebe.
Deshalb bin ich sicher: Es gibt keine wertfreie Bewertung. Wir sind immer unseren eigenen Vorstellungen und Einbildungen unterworfen. Unsere Bewertungen sind immer subjektiv. Auch in einem Blind Tasting.
Die 13. Challenge von FOSM
Aber das sollte uns den Spaß an Blind Tastings nicht vermiesen. Peter Moser von FOSM führt seit längerem eine Blind Tasting Challenge durch, die immer mit bestimmten Aufgaben verknüpft ist und die bei Bloggern sehr beliebt ist. Ich selbst bin zwar kein allzu großer Fan davon, weil ich für Blind Tastings immer drei mal so lange brauche wie normalerweise, aber der Peter Moser hatte mich so lieb gefragt, ob ich bei der 13. Blind Tasting Challenge nicht mitmachen möchte, und da ich dem Peter nur schwer einen Wunsch abschlagen kann, habe ich mich diesmal aufgerafft, und mich durch die Samples gearbeitet, die er mir gesandt hat.
Dann wollen wir also mal sehen, was sich die Margarete so vorgestellt hat, was sie in ihrem Glas gehabt hat. Hier meine subjektiven Eindrücke:
13. Blind Tasting Challenge, FOSM:
Sample #1:
Farbe: dunkles Gold.
Aroma: weinige Noten, tiefgründige Süße, dunkler Sirup, leicht nussig, im Untergrund auch Zitrusnoten.
Geschmack: sanft und satt, cremig, mit vollem Mundgefühl, würzige Röstaromen
Nachklang: mittelang, angenehm
Sample #2:
Farbe: goldener Weißwein
Aroma: viel Vanille, Holz, Karamell, frische und saftige Zitrusfrüchte, vor allem Mandarinen,
Geschmack: kräftig, würzig, mit einer prägnanten Holznote, dennoch sehr ausgewogen und elegant.
Nachklang: mittellang, angenehm
Sample #3:
Farbe: sattes Gold
Aroma: pudrige Süße, Sirup, Orangen, Schokolade, Citrusfrüchte, Kumquats, Rosinen, Haselnüsse,
Geschmack: Orangenschalen, elegante Würze, leicht trocken,
Nachklang: lang und warm
Auswertung:
Die drei Samples gefallen mir alle ausgesprochen gut. Sie stammen aus der gleichen Brennerei, und zeichnen sich alle drei durch eine elegante Finesse, große Aromendichte und ausgewogene Rundheit aus. Dennoch unterscheiden sie sich in ihrer Ausprägung.
Sample No 1 hat für mich deutlich weinige Noten, aber ich würde keine Vollreifung vermuten, sondern eher ein Finish erwarten. Bezüglich des Alkoholgehaltes vertue ich mich oft. Aufgrund der hohen Aromendichte einerseits und angenehmer Milde andererseits schätze ich 46%.
Sample No 2 zeigt starke Vanille- und Karamell-Aromen, so dass ich hier von First-Fill-American Oak ausgehe. Die starke Würzigkeit im Geschmack könnte auch auf kleine Fässer oder eine Reifung in Virgin-Oak-Fässern deuten. Der Alkoholgehalt erscheint mir hier höher zu sein, vermutlich um die 50%.
Sample No3 ist mein persönlicher Favorit, ich mag diese pudrige Süßheit und überbordende Fülle, die diese Abfüllung charakteriesiert. Hier würde ich eher eine Reifung in PX- oder Süßweinfässern, z.B. Portwein oder Madeira, erwarten. Alkoholgehalt ähnlich wie Sample No 1, also wahrscheinlich ca. 46%.
Was mir besonders gefällt, ist die "Standhaftigkeit": die Whiskys brechen auch nach zwei Stunden rumstehen im Glas nicht zusammen, sondern sind immer noch wunderbar rund und komplex.
Würde ich diese Whiskys empfehlen? Unbedingt ja! Man sollte sie jedoch nicht in einer wilden Whisky-Nacht verheizen. Obwohl diese Whiskys sehr dicht und vollmundig sind, sind sie zu schade fürs laute Getöse. Sie kommen am besten zur Geltung, wenn man sie abends in gemütlicher Stimmung und kleinem Kreis genießt.
Kommen wir nun zur wichtigsten Frage in jedem Blind Tasting: Welche Brennerei ist es?
Peter hat es uns diesmal nicht leicht gemacht. Ich habe nichts gefunden, was prägnant heraussticht und auf eine bestimmte Brennerei hindeuten würde, wie beispielsweise eine ganz besondere Art der Rauchnote, eine bestimmte Wachsigkeit, eine besonders schräge Note, oder ähnlich markante Anhaltspunkte.
Stattdessen sind mir immer wieder Begriffe wie "rund", "vollmundig", "dicht", "elegant", "harmonisch", und "perfekt ausbalanciert" in den Sinn. Theoretisch könnten das also ganz viele Brennereien sein, und in Gedanken bin ich eine ganze Reihe von Brennerei-Namen durchgegangen, die in Frage kommen könnten.
Doch in der Praxis kenne ich nur eine Brennerei, die es immer wieder mit ihren Sondereditionen schafft, diese perfekte Mischung aus Leichtigkeit, Eleganz und Fülle zu kreieren, die ich in allen drei Samples gefunden habe, und dabei gleichzeitig frei von jeglichen schrägen Aromen ist, und das ist Glenmorangie.
Nachdem meine Überlegungen dann an diesem Punkt angekommen waren, habe ich mich auch auf Glenmorangie festgelegt und bin zu folgendem Schluss gekommen: Sample 1 könnte ein Sherry-Finish oder auch der Companta sein, Sample 2 eine American-Oak-Reifung wie der Astar, und Sample 3 ein Milsean sein.
Leider habe ich bei mir zuhause derzeit nur die alte Sherry-Wood-Finish-Abfüllung von Glenmorangie offen, so dass ich keine Vergleichs-Samples ziehen kann. Und ich habe auch kein Elefanten-Gehirn, das sich selbst nach Jahren noch an jedes Detail erinnern kann.
Die Auflösung:
Natürlich war ich sehr gespannt, ob ich so halbwegs richtig liege oder mich meine Nase doch genarrt hat. Und ich muss gestehen, ich war schon etwas erleichtert, als ich die Auflösung gelesen hatte.
100% hatte ich nicht getroffen, aber mit Glenmorangie und Milsean lag ich tatsächlich richtig. Der Milsean gehört zu meinen absoluten Lieblingen, und es hat mich beruhigt, dass ich "Blind" die gleichen Präferenzen und Einschätzungen habe wie "mit offenen Augen". Nummer eins war eine Abfüllung aus dem Travel Retail, die ich gar nicht kannte (Tayne), und bei Nummer zwei (Tusail) habe ich zuwenig nachgedacht.
Die komplette Auflösung könnt ihr dann bei FOSM nachlesen. Mich würde jetzt aber doch interessieren, wie eure Erfahrungen mit Blind Tastings sind.
Und hier der link für die Auflösung der 13. Challenge bei FOSM.
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